Wiebke Reed |
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Wiebke Reed, geb. am 29. August 1941, war Deans zweite Ehefrau und lebt heute in Berlin (BRD). Wiebke Reed, born August 29, 1941, Dean's second wife, today living in Berlin (Germany). Вибке Рид |
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Den Anstoß, dass ich in die DDR gekommen bin und nun seit mehr als sechs Jahren hier wohne, hat eine Frau gegeben: Wiebke. Als ich im Herbst 1971 zum ersten Mal in der DDR war - ich hatte auf der Leipziger Dokumentarfilmwoche einen Film über meine Begegnungen mit Arbeitern und Bauern im Chile der Unidad Popular vorgestellt -, habe ich diese Frau buchstäblich in den letzten Stunden meines Aufenthalts kennengelernt. Das geschah auf einem Empfang für die Gäste des Filmfestivals. Ich stieß mit Freunden und Bekannten an, und plötzlich war da auch ein blondes, grünäugiges Mädchen, das mir ihr Glas entgegenhielt. Wir sahen uns an, und wir wussten: Es wird ein Wiedersehen geben. Im Sommer 1973 haben Wiebke und ich in einer kleinen Stadt in der Nähe von Leipzig geheiratet. Drei Jahre später kam unsere Tochter Natascha zur Welt. Viele wissen, dass sich Wiebke und ich wieder getrennt haben: Die Frage zu beantworten, was und wer Schuld daran war, ist mir unmöglich. Und wie es unmöglich ist, zu ergründen, was Liebe ist und warum man gerade einen bestimmten Menschen liebt, so ist es wohl auch unmöglich, zu erklären, warum Liebe vergeht. Bevor wir heirateten, war ich ein paar Wochen in meiner Heimat. Ich war damals sehr froh und dachte Tag und Nacht an Wiebke. Auf dem Flug über den Atlantik habe ich versucht zu ergründen, warum ich diese Frau liebe, ja was Liebe überhaupt ist, und ich habe niedergeschrieben, was ich über die Liebe denke. Das war am 6. Juni 1973 - das Datum weiß ich noch genau. Vielleicht beantwortet das Gedicht die Frage nach Werden und Vergehen der Liebe gerade deshalb, weil es keine Antwort weiß. [...] Viereinhalb Jahre später habe ich ein anderes Gedicht geschrieben. Das war mein Abschiedsgruß an Wiebke. Viele werden sicher meinen, es sei banal, wenn ich sage, dass mich diese Frau verändert hat. Aber ich meine, dass einen jede Begegnung mit einem anderen Menschen verändert. Es kann eine hervorragende Persönlichkeit sein, ein Freund, eine Frau, ein Kind, die ihre Spuren in einem hinterlassen, wenn man selber seine Spuren in ihnen hinterlässt. Deshalb habe ich im November 1977 dieses Lied geschrieben. Ich erzähle das alles, weil es meine Liebe zu Wiebke war, die mich in die DDR gebracht hat. Wäre Wiebke eine Polin gewesen, eine Russin, eine Bulgarin oder eine Ungarin, ich wär in Warschau oder Moskau, Sofia oder Budapest geblieben. Das ist das eine, das andere ist, dass ich froh darüber war, dass die geliebte Frau in einem sozialistischen Land lebte. Denn ich war neugierig darauf, wie die Menschen im Sozialismus leben. Gewiss, ich war damals schon oft in der Sowjetunion gewesen und auch in anderen sozialistischen Ländern, aber stets als Gast. Ich lebte in Hotels, aß in Gaststätten, blieb trotz aller herzlichen Gastfreundschaft doch ein Ausländer. Ich aber war neugierig auf den sozialistischen Alltag. Heute kann ich sagen, dass ich ihn kennen- und liebengelernt habe, mit all seinen Freuden und all seinen Problemen. Und abgesehen davon, dass ich natürlich oft Sehnsucht nach meinem Heimatland, den Vereinigten Staaten, habe, bin ich froh, dass ich in der sozialistischen DDR ein Zuhause gefunden habe. Dean Reed erzählt aus seinem Leben. Aufgeschrieben von Hans-Dieter Bräuer. Verlag Neues Leben, Berlin 1980; S. 133 ff The imputus for my choice to live in the GDR, which incidently is over six years now, is given to a woman: Wiebke. In the Autumn of 1971 I made my first visit to the GDR. During the Leipzig Documentary Film Week I was presenting a film about my encounters with workers and farmers in the Unidad Popular's Chile. At a reception for guests of the Film Festivals, in the very last hours of my stay, I got to know Wiebke. During a toast with friends and acquaintances there stood, a blond, grey eyed woman, holding her glass up to me. We saw each other and knew that we would see each other again. In the summer of 1973 Wiebke and I married in a small town near to Leipzig and three years later our daughter Natascha was born. Many know that Wiebke and I have separated: The question why and who is responsible is for me impossible to answer. And as it is impossible to fathom what is love and why one loves just a certain person, it is probably also impossible to explain, why love passes. Before we married I spent a few weeks in my homeland. I was very happy and thought day and night about Wiebke. During my flight over the Atlantic I tried to fathom out why I love this woman, what love is, then I wrote down what I think about love. That was on the 6th June 1973, I still remember the exact date. Maybe the poem answers the question on the coming and passing of love just, precisely because it knows no answer. [...] Now four and half years later I wrote another poem, it was my farewell to Wiebke. Many will certainly think it is trivial when I say that this woman changed me. What I actually mean is that changes occur from encounters with other people. It can be an excellent personality, a friend, a woman or a child who leave their tracks in one, as one leaves their tracks with them. That's why I wrote the song in November 1977. I'm telling all of this because it was my love to Wiebke which brought me to the GDR. If Wiebke was Polish, Russian, Bulgarian or even Hungarian, I would have stayed in Warsaw, Moscow, Sofia or Budapest. That is one side, the other is that I was glad about the fact that this beloved woman lived in a socialist land since I was curious of how people live with socialism. Sure, at that time I had often been in the Soviet Union and also in other socialist lands, but always as a guest. I lived in hotels, ate in restaurants, but remained in spite of all hearty hospitality, nevertheless, a foreigner. However, I was curious of the socialist everyday life. Today I can say that I know it and learnt to love it, with all it's joys and all it's problems. And apart from the fact that I, of course often, naturally have a longing for my homeland, the United States of America, I am glad that I have found a home in the socialist GDR. translated by Stephen Morris |
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