Als Dolmetscherin und Übersetzerin für Spanisch nahm ich zwischen 1971
und 1989 an mehreren Festivals teil. Wir Dolmetscherstudenten der Uni
Leipzig wurden regelmäßig im 3.und 4. Studienjahr als Betreuer für die
Filmschaffenden aus aller Welt und in den Simultankabinen eingesetzt,
ebenso unsere Dozenten, die u.a. für Jane Fonda und Santiago Alvarez dolmetschten.
Später wurde ich als freischaffende Dolmetscherin und Übersetzerin
für das Fernsehen der DDR regelmäßig zur Dokfilmwoche engagiert
und arbeitete vor allem für die Gäste vom kubanischen Fernsehen und dem
kubanischen Filminstitut ICAIC. Als "Fenster zur Welt" waren die Festivals
stets ein Höhepunkt des Jahres und anders als zu den Leipziger Messen
traf man hier auf die Gäste aus aller Welt auf engstem Raum. Von
früh bis weit nach Mitternacht eilte man von einem Höhepunkt zum anderen:
Filmvorführungen, Diskussionen, Pressekonferenzen und nicht zu vergessen
die geselligen Abende zum Tagesausklang in der Moritzbastei.
Auch die Festivalgaststätte "Thüringer Hof" wurde gern für Begegnungen
sowie offizielle und nichtoffizielle Gespräche genutzt. Wo sonst konnte
man schon als DDR-Bürger ein paar persönliche Worte mit dem damaligen
Intendanten des ZDF, Herrn Prof. Dieter Stolte wechseln. Unvergesslich
bleibt die Fanfare des Festivals, wenn sich langsam der Vorhang öffnete
und die Erdkugel mit der Picasso-Taube erschien. An filmischen Höhepunkten
beeindruckte mich stark: "Aufstehen und Widersetzen"(BRD 1984) mit der
Aussage: "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren".
Begeistert waren wir als Studenten auch 1971 von Dean Reed, der
uns (in spanisch) von seinen Chile-Aktivitäten berichtete und spontan
in einem Hinterraum des damaligen Restaurants Kiew ein privates Konzert gab.
Ich bin froh, dass die Dokfilmwoche bis heute erhalten geblieben ist und
hoffentlich die Leipziger Kulturlandschaft noch viele Jahre bereichern kann.
Maria Lämmel, Dolmetscherin 1971 bis 1989,
dok-leipzig.de pdf
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