Berliner Zeitung 15.10.2002

Die Talentsucher aus dem Holzhaus

Wiebke Reed führt ihre Schauspieler-Agentur wie eine Familie

Von Torsten Wahl

Das Holzhaus im ruhigen Karolinenhof wirkt von außen wie ein verwunschenes Märchenhaus. Drinnen aber herrscht Betriebsamkeit. [...]

Schon von Beginn an hatte sich Wiebke Reed um junge Schauspieler gekümmert. Sie war Ende der achtziger Jahre Englisch-Dozentin an der Schauspielschule "Ernst Busch", [...]

In die idyllische Siedlung war Wiebke Reed nach der Trennung von ihrem Mann gezogen - Dean Reed. Ein Foto von Dean mit Gitarre steckt an ihrem Arbeitsplatz zwischen den Fotos ihrer Schützlinge. Die zierliche blonde Frau war der Grund, warum sich der amerikanische Sänger, Schauspieler und Friedenskämpfer Anfang der Siebziger in der DDR niederließ. Sie hatte ihn in Leipzig auf der Bühne des Dokumentarfilmfestivals gesehen, bei einem Empfang einfach angesprochen - und 1973 geheiratet. Drei Jahre später wurde Tochter Natalie geboren.

Wiebke Reeds Liebe bescherte der DDR unverhoffte Werbung: Wenn sich sogar ein US-Star für den Sozialismus begeisterte, konnte das System nicht so schlecht sein. Doch die Schwärmerei des Publikums ließ rasch nach, während Reed sich in seinem Idealismus weiter für die Propaganda einspannen ließ.

Beim Start ihrer Agentur war Wiebke Reed die Vergangenheit eher hinderlich: Viele DDR-Schauspieler hatten Vorbehalte gegen die "Ex" dieses seltsamen Vorzeige-Amis. [...]

Die tragisch endende Geschichte von Dean Reed, der sich 1986 das Leben nahm, holt Wiebke Reed immer wieder ein - erst recht, seit Tom Hanks Deans Leben verfilmen und sogar selbst die Hauptrolle spielen will. "Vielleicht sprechen ja die Hollywood-Rechercheure auch mit mir und lassen sich erzählen, wie es wirklich war", hofft Wiebke Reed.

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