Super Illu 30/1993 |
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Der mysteriöse Tod des Show-IdolsWarum mußtest du sterben, Dean Reed?Er war Amerikaner. Er kam freiwillig in die DDR. 14 Jahre später wurde er tot aus dem Zeuthener See gezogen. Die Wasserschutzpolizei findet den Toten. Er treibt im Zeuthener See bei Berlin. Er ist groß und athletisch. Er trägt Jeans, Jeansjacke, hellgraue Sportschuhe. In den Hosentaschen hat er noch seine Brieftasche und diverse Schlüssel. Es ist der 17. Juni 1986, vormittags gegen elf. Der Tote ist Dean Reed. Seit fünf Tagen galt er als vermisst. Er hatte mit Ehefrau Renate Blume gestritten, anschließend das gemeinsame Haus in Rauchfangswerder verlassen. Er war mit seinem Lada davongebraust. Jetzt liegt er da. Keine Wunden sind zu erkennen. Selbstmord? Es gab keinen Tod, über den soviel spekuliert wurde wie über den von Dean Reed. Er war eine der bizarrsten Figuren in der ehemaligen DDR. Amerikaner, übergesiedelt. Sänger, Schauspieler, Regisseur. Ja, die Leute liebten ihn. Vor allem die Frauen. Hat die Stasi ihn doch umgebracht und einen Selbstmord vorgetäuscht? (Die häufigste These). Angeblich wollte er die DDR verlassen. Brachte er sich aus Kummer um? Er soll unter Depressionen gelitten haben, weil seine Karriere einen Knick bekommen hatte. Oder ganz etwas anderes? Turtelte seine schöne Frau mit einem anderen? Er war sehr eifersüchtig. Es gibt neue Erkenntnisse. Der gebürtige Berliner Peter Schrenk (50), Krimi-Autor, hat recherchiert. Zwei Jahre lang. Stasi-Unterlagen gesichtet, Polizeiakten studiert, Reed-Freunde getroffen. Er sagt: "Ich glaube, die Wahrheit jetzt zu kennen..." Er sprach mit SUPER ILLU darüber. Man muss wohl die ganze Dean-Reed-Story kennen, um zu begreifen, was geschehen ist. Wer ist der Typ, der im Sommer 1972 dasteht und beschließt, fortan in der DDR leben zu wollen? Er stammt aus Denver, Lehrerssohn. Musiker. Hat schon in den 60er Jahren gigantische Erfolge in Lateinamerika gefeiert. Es gibt Leute, die behaupten, er sei zeitweise sogar populärer gewesen als Elvis Presley. Okay... Die Zeit dort unten hat ihn völlig umgekrempelt. Reed wird zum Polit-Kämpfer, zum Revolutionär. Er, der glühende Patriot, kämpft gegen die amerikanische Politik. Er engagiert sich im Weltfriedensrat. Mehrmals sitzt er für kurze Zeit im Gefängnis (Chile, Argentinien, USA). 1966 wird er aus Argentinien ausgewiesen. Er geht nach Italien, verdient dort sein Geld mit seichten Unterhaltungsfilmen. Nun will er in die DDR. Nicht nur, um auszuprobieren, wie das Leben im realen Sozialismus wirklich funktioniert. Sondern auch, weil er verliebt ist. Sie heißt Wiebke, ist Lehrerin in Leipzig, blond. Sie haben sich im Jahr zuvor auf der Dokumentarfilmwoche kennengelernt. Sein kometenhafter Aufstieg. Er macht als Sänger Furore und als Schauspieler. Der DEFA-Film "Blutsbrüder" mit Reed in der Hauptrolle wird zum populärsten Film 1975. Zwei Jahre später, in "El Cantor", spielt er den chilenischen Sänger Victor Jara. Sogar im Westen wird der Film gelobt, für den Reed auch das Drehbuch schrieb, Regie führte. Glück auch privat. Er lebt mit Wiebke, die er 1973 geheiratet hat, in Berlin. 1976 kommt Tochter Natascha zur Welt. Reed ist in seiner neuen Heimat ein Held geworden. Die Politikfunktionäre sehen es mit Wohlwollen. Ein Amerikaner, der aus freien Stücken zum Sozialismus übergelaufen ist. Ein perfektes Aushängeschild, als habe es der KGB höchstpersönlich eingefädelt. Natürlich interessiert sich die Stasi für Dean Reed. Am 20.4.1976 nehmen Mitarbeiter der Hauptabteilung II/3 (Spionageabwehr) Kontakt zu ihm auf. Sie schreiben später: "Der Kontakt war ausgesprochen gut und sehr herzlich. Wir stellten uns als Mitarbeiter des MfS vor und baten um eine Aussprache. Dean Reed führte uns ins Haus und war sehr freundlich." Sicher hätte Dean Reed ein verkappter CIA-Agent sein können. Aber das wäre irgendwie zuviel der sonderbaren Verwicklungen gewesen. Immerhin musste er immer wieder in die amerikanische Botschaft, um seinen Pass zu verlängern (er behielt die US-Staatsbürgerschaft). Reed wehrte sich gegen die Aufdringlichkeit der Stasi. Nach drei Jahren (ergebnisloser) Anwerbungsversuche beschwerte er sich auf höchster Ebene, im Honecker-Büro. Honecker selbst gab den Befehl, ihn in Ruhe zu lassen. (Peter Schrenk: "Das zeigt Reeds Einfluss.") Anfang der 80er. Reeds Ehe mit Wiebke zerbricht. Er hat eine andere Frau kennengelernt. Renate Blume, Schauspielerin. Sie ist sehr schön. Sie ist schon ein Star. Er kennt sie aus dem gemeinsamen Film "Kit und Co". Am 22.9.81, seinem 43. Geburtstag, heiraten sie. Welche Rolle spielt die dunkelhaarige Schöne im tragischen Todesfall Reed? Nächste Woche: Dean Reed, 2. Teil. Der Abschiedsbrief. Der Obduktionsbericht. Was macht eigentlich Renate Blume heute? |
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www.DeanReed.de
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