Filmspiegel 14/1986, Juli 1986

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Dean Reed 22.9.1938-13.6.1986

Wer ihn sah, war angenehm berührt von seinem sympathischen Gesicht und seinem natürlichen Auftreten. Wer ihn hörte, war betroffen, viele seiner Lieder rührten ans Herz. Wer ihn kannte und sich Freund nennen durfte, hatte einen Freund fürs Leben. Sein Leben hat sich nun vollendet. Mit 47 Jahren starb Dean Reed, mitten aus den Arbeiten zu seinem Film "Bloody Heart" gerissen, ein tragischer Unglücksfall.

Dean war ein Mensch, für den Arbeit viel bedeutete. Aber Arbeit war für ihn nicht allein Aufgabe, nicht allein Selbstverwirklichung. Arbeit hieß für ihn Engagement für den Frieden, für den Fortschritt, für die internationale Solidarität. So verstand er sein Wirken als Sänger, Komponist, Schauspieler und Filmregisseur. Anfangs, noch zu seiner Zeit als berühmter Rock-Sänger, war er Pazifist. Je mehr er kennenlernte und vom Leben lernte, desto stärker prägte sich seine Aktivität als Kämpfer gegen soziales Unrecht. Und er riss, wo immer er auftrat, die Massen mit, sei es in den Ländern Südamerikas, besonders im Chile Salvador Allendes und Pablo Nerudas, sei es in der Sowjetunion oder in der DDR, die seit 1972 seine Wahlheimat war.

Sein erster DEFA-Film: die Hauptrolle in "Aus dem Leben eines Taugenichts". Im Westen als Schauspieler vorwiegend als Italo-Western-Held bekannt, profilierte er sich in einer Reihe von DEFA-Filmen wie "Kid und Co", "Blutsbrüder", "El Cantor" zum Charakterdarsteller. In "Sing, Cowboy, sing", der über eine Million Zuschaer erreichte, war er gleichzeitig Hauptdarsteller, Regisseur und Komponist.

Eins war für ihn Lebensinhalt: internationale Solidarität. Er gab unzählige Konzertgastspiele, vor allem in Solidaritätsveranstaltungen in 21 Ländern - auf sein Honorar verzichtete er zumeist zugunsten der Hungernden und um ihre Freiheit Kämpfenden. Fünfmal wurde er in Nord- und Südamerika für seine politische Aktivität eingekerkert. Immer hat daran die Weltöffentlichkeit mit Protestaktionen teilgenommen.

Dean Reed war besonders beliebt in den sozialistischen Ländern. Als erster Ausländer wurde er mit dem Leninpreis des sowjetischen Komsomel ausgezeichnet. Er war Träger der Friedensmedaille der DDR und anderer Auszeichnungen. Eine Veranstaltung mit Dean Reed war immer gleichzeitig auch eine Massenkundgebung. Er war nie einfach Vortragender, er war Mittelpunkt von Zuschauer-Leidenschaft für ihn und sein Anliegen. Wenn er das berühmte Lied "We shall overcome" sang, dann entfesselte er einen Choral, in den jeder Zuschauer einstimmte.

Als er 1972 Wiebke, um derentwillen er in die DDR kam, heiratete und die Trauung ganz im Stillen in einer kleinen Stadt vollziehen wollte, da barst der Marktplatz vor seinen Fans. Die beiden trennten sich nach einigen Jahren, sie haben ein Kind miteinander. Dean heiratete die Schauspielerin Renate Blume.

So ungekünstelt, offen und herzlich, wie er seinem Publikum gegenübertrat, war er auch im Privatleben. Sein Begrüßungslächeln war nie Höflichkeit, sondern Freundlichkeit. Seine Frage "Wie gehts" war nicht Floskel, sondern Interesse. Er liebte Gespräche. Er suchte seinen Gesprächspartner zu ergründen, er achtete Meinungen. Er erwartete aber auch, dass man die seine akzeptierte. Sein Denken war ohne Arglist, aber er schied streng zwischen Gut und Böse. Er konnte leidenschaftlich Partei ergreifen. Seine Sorge galt nicht nur den internationalen Konflikten, sondern auch und vor allem dem Gedeihen des Sozialismus. Widersprüche beschäftigten ihn, für Probleme engagierte er sich, Menschen half er.

Auf welcher Ebene er auch immer auftrat, ob in der großen Öffentlichkeit oder im kleinen Freundeskreis, wirkte er, der nie auf bloße Wirkung aus war, als außergewöhnlicher Charakter. Er lebte nicht einfach in seiner Umwelt, er eroberte sie durch seine Impulsivität, seinen Charme, seinen Humor, seine Ernsthaftigkeit. Er wird uns fehlen, als Künstler, als Mensch. Aber er hat Spuren hinterlassen.


Gisela Harkenthal

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Letzte Änderung: 2010-06-04