SWR2 Zeitwort 17.06.2008 |
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17.06.1986: Der Popstar Dean Reed wird im Zeuthener See tot aufgefundenDean Reed,Von Peter Schubert Berlin am 16. Juni 1986. Dean Reed ist seit Tagen verschwunden. Der letzte Mensch, der Kontakt zu dem Popstar hatte, war Filmproduzent Gerrit List. Reed hatte ihn am Abend des 12. Juni aus seinem Haus am Zeuthener See angerufen. Obwohl er schon Schlaftabletten genommen hatte, wollte der Star an diesem Abend noch nach Babelsberg fahren, erinnert sich List. Dort ist Reed nie angekommen. Nun endlich, drei Tage nach seinem Verschwinden, findet die Polizei den weißen Lada des Stars. – Leer. Wenige Stunden später, am Morgen des 17. Juni 1986, heute vor 22 Jahren, wird Reeds Leiche entdeckt. Mit aufgeschnittenen Pulsadern und vollgepumpt mit Schlaftabletten treibt er im Zeuthener See. Es ist das Ende eines Idols. Das Ende einer Aufsehen erregenden Karriere. Sommer 1959: In Amerika stürmt ein Lied mit dem Titel "Our Summer Romance" die Charts. Es ist der erste kommerzielle Erfolg des gerade einmal 21jährigen Studienabbrechers Dean Reed. Der Sohn eines erzkonservativen Lehrers war auf einer Hühnerfarm am Fuße der Rocky Mountains auf die Welt gekommen. Schon früh hatte er begonnen zu singen und Gitarre zu spielen. Ein Star zu werden, ist für ihn die Chance, der engen Welt seiner Herkunft zu entfliehen. Als ihn seine Plattenfirma 1961 auf eine Südamerika-Tournee schickt, erwarten ihn allein in Buenos Aires über 100.000 Fans am Flughafen. Der singende Gringo wird schnell zum gefeierten Star in Lateinamerika, seine Tour ein sensationeller Erfolg. Als Reed sich zunehmend politisiert, amerikanischen Imperialismus anprangert und kostenlose Konzerte für Arme gibt, nennen ihn die Argentinier "Mr. Simpatico". Bald siedelt Reed nach Europa über, dreht Italowestern mit Yul Brynner in Rom, nimmt als Delegierter am Weltfriedensrat teil und gibt fast vierzig ausverkaufte Konzerte in der UdSSR. Zurück aus Moskau fährt Reed zur Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche. Dort begegnet ihm die junge ostdeutsche Lehrerin Wiebke Dorndeck: O-Ton: "Da wurde angekündigt, es käme ein amerikanischer arbeitsloser Schauspieler am Nachmittag. Wir sollten uns besonders Mühe geben. Und das war Dean, der also weder arbeitslos noch irgendwie runtergekommen aussah." Wenige Monate später hat sich Dean Reed von seiner Lebensgefährtin getrennt, Wiebke Dorndeck geheiratet und ist in die DDR gezogen. Und natürlich, wie schon in Südamerika und der Sowjetunion, liegt auch das kleine sozialistische Land zu Füßen. Reed dreht Filme für die DEFA und nimmt Platten für die Amiga auf. Der "rote Elvis" passt perfekt ins Kulturkonzept Honeckers. Ein bisschen Glamour, ein bisschen internationales Flair und ein bisschen Amerika, aber immer politisch auf der richtigen Seite. Selbst für die Stasi hört sich Reed gern mal auf internationalen Empfängen um und berichtet bereitwillig. In den frühen 80er Jahren verliert seine Karriere an Schwung. Die Fernsehshow "Sing, Cowboy, sing" floppt ebenso wie seine Schallplatten- und Filmprojekte. Privat gehen Wiebke und er bald getrennte Wege. Der rote Elvis träumt von einem Comeback in Amerika und einem Plattenvertrag in Westberlin. Den plötzlichen Tod des ehemaligen Stars erklären die DDR-Nachrichten mit "einem tragischen Unfall". Schnell verbreiten sich Gerüchte, die Stasi stecke hinter dem Ableben, um eine Rückkehr in die USA zu verhindern. Andere meinen, die CIA hätte sich eines unliebsamen Kritikers entledigt. Was die offiziellen Medien verschweigen: Auf dem Beifahrersitz des weißen Ladas am Zeuthener See lag ein Brief adressiert an "den Abteilungsleiter im SED-Zentralkomitee Eberhard Fensch". Erich Honecker lässt sich das 15seitige Schreiben persönlich kommen und ordnet dessen Geheimhaltung an. Der Frauenschwarm Dean Reed litt unter seinen gescheiterten Beziehungen und dem verblassten Ruhm. Von schweren Depressionen geplagt, hat Reed seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Vier Jahre und eine Revolution später wird die Welt die wahren Gründe von Reeds Ableben erfahren: Die Zeitung "Das Blatt" veröffentlicht seinen Abschiedbrief. |
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www.DeanReed.de
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