Neue Welt für die Frau 08/2003 (12.02.2003)

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Dean Reed

Dean Reed

Wird endlich das Geheimnis um seinen Tod gelüftet?

Bis heute sind die Umstände des mysteriösen Todes des Countrysängers nicht aufgeklärt. Niemand leidet darunter mehr als seine Witwe Renate Blume. Jetzt kommt Hilfe von Weltstar Tom Hanks.

An einem schönen Junivormittag des Jahres 1986 findet die Wasserschutzpolizei einen Toten. Der Mann treibt im Zeuthener See bei Berlin. Es ist Dean Reed. Seit fünf Tagen wird er vermisst. Der Countrysänger und Schauspieler, einer der großen Stars der DDR, starb unter rätselhaften Umständen. Seine Witwe Renate Blume glaubt bis heute nicht an die offizielle Version vom Selbstmord. "Eigentlich habe ich nie daran geglaubt", stellte die Schauspielerin vor zwei Jahren in einem Interview klar. Nur wenige Tage nach dem angeblichen Freitod sollten die Dreharbeiten zu einem neuen Film beginnen, für den er gekämpft hatte.

Das Rätsel um den Tod des gebürtigen Amerikaners mit dem gewinnenden Lächeln könnte bald gelöst sein. Denn nun macht sich Hollywood-Star Tom Hanks auf Spurensuche. Er plant einen Film über Dean Reed. In Berlin traf er sich mit Renate Blume. Nach dem fünfstündigen Gespräch, in dem die Witwe ihm Einzelheiten aus dem Leben von Dean Reed berichtete, folgte ein zweites privates Treffen bei ihr zu Hause. Der Oscar-Preisträger, der die Hauptrolle spielen soll, recherchiert vor Ort für das Filmprojekt. Dafür sprach er auch mit Egon Krenz, dem letzten Staatsratsvorsitzenden der DDR.

"Tom Hanks nimmt das Vorhaben ernst", erklärt die Witwe des US-Sängers, der 1972 aus politischer Überzeugung in die DDR übergesiedelt war, gegenüber NEUE WELT. "Ich stehe dem Projekt positiv gegenüber", lautet Renate Blumes Fazit.

"Der Autor des Films hat sich auch mit mir unterhalten", erläutert Wiebke Reed, die erste Ehefrau des Countrysängers, im Gespräch mit NEUE WELT. Auch nach ihrem Eindruck wird sorgfältig recherchiert. Das Drehbuch für den Kinofilm soll offenbar erst geschrieben werden, wenn alle offenen Fragen geklärt sind.

Bis heute ranken sich viele Fragen um den Tod von Dean Reed. Laut Obduktionsbericht hatte der als singender Cowboy berühmt gewordene Star eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt. "Es fanden sich keine Anhaltspunkte für Gewalteinwirkung von fremder Hand", hieß es. Tod durch Ertrinken, urteilten die Ärzte.

Dennoch konnte bis zum heutigen Tag der Verdacht nicht entkräftet werden, die Stasi habe Dean Reed umgebracht und seinen Selbstmord vorgetäuscht. Immer noch lagert brisantes Material zu dem geheimnisvollen Fall in den Archiven der Staatssicherheit. Warum sind die Akten unter Verschluss? Erst nach vier Tagen gab die Volkspolizei seinen Tod als "tragischen Unglücksfall" bekannt.

Skeptisch stimmt auch, dass Dean Reed sich ausgerechnet fünf Tage vor dem Start der Dreharbeiten zu einem neuen Film ertränkt haben soll. Nach langem Hickhack hatte er die Zustimmung für seinen Indianerfilm "Bloody Heart" ("Blutiges Herz") erhalten, für den er das Drehbuch schrieb. In ihm sollte auch Renate Blume vor die Kamera treten.

Rauchfangswerder

Andererseits kriselte es in der Ehe. Renate Blume drohte angeblich mit Scheidung. Sie hatte mitbekommen, dass er sie mit anderen Frauen betrog. Dean Reed litt unter Depressionen, seit sein Stern in den 80er Jahren sank. Seine Songs wurden kaum noch im Radio gespielt, die Plattenverkäufe gingen zurück.

Er hinterließ einen Abschiedsbrief, der seiner Frau die Schuld am Freitod gibt. "Renate quält und foltert mich seit Wochen, weil sie krankhaft eifersüchtig ist auf alle Leute, die ich liebe", schrieb er. "Ich liebe sie trotzdem, aber ich finde keinen Ausweg." Und: "Alles wäre besser geworden, wenn sie mich nicht wieder Feigling genannt hätte."

In den 70er Jahren

Wer war der Künstler, der in der DDR zum Superstar aufstieg? Im Westen kannte kaum einer den Sänger aus Denver/Colorado. Hinter der Mauer dagegen verkauften sich seine Schallplatten millionenfach. Filme wie "Sing, Cowboy, sing" oder "Blutsbrüder" brachen alle Besucherrekorde. Zu Konzerten kamen bis zu 60.000 Fans. Als einziger Amerikaner wurde er mit dem Lenin-Preis für Kunst und Kultur geehrt.

Die Leute liebten ihn - vor allem die Frauen. Und die Funktionäre lasen Dean Reed jeden Wunsch von den Lippen ab. Schließlich bekannte sich der smarte Country-Star offen zum Kampf gegen den Kapitalismus. In der DDR wurde aus dem freiheitsliebenden Sänger ein glühender Anhänger des Sozialismus. Dass sich viele Menschen unfrei fühlten, verdrängte er. Ebenso die Mauer-Toten und das Spitzelunwesen. In einem TV-Interview behauptete er wenige Wochen vor seinem Tod, die Mauer sei ein Bollwerk gegen die Faschisten und Imperialisten des Westens und der damalige US-Präsident Reagan sei schlimmer als Stalin.

Wie Dean Reed wirklich starb, bleibt rätselhaft. Der Kinofilm mit Tom Hanks könnte dieses Geheimnis lüften.

Thomas Borowski

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