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American Rebel

International online newspaper about the singer, actor, director and fighter for peace Dean Reed

Internationale Online-Zeitung über den Sänger, Schauspieler, Regisseur und Friedenskämpfer Dean Reed

Publicación electrónica internacional sobre el cantante, actor, director y defensor de la paz Dean Reed

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Zu den Beiträgen: 2007 · 2006 · 2005 · 2004 · 2003 · 2002 · 2001

24. Dezember 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Jahresrückblick 2008

Liebe Freundinnen und Freunde,

Wieder ist ein Jahr vergangen und wir alle haben uns gefreut, dass Dean nicht nur in unseren Herzen weiterlebt, sondern dass auch immer mehr Buchautoren, Filmemacher und Songschreiber Dean entdecken und dazu beitragen, ihn und seine Weltanschauung bei Menschen, die Dean bisher noch nicht kannten, bekannt zu machen.

Der rote Elvis

Am herausragendsten war die DVD-Premiere des Films "Der Rote Elvis", welche in Deutschland am 20.02.2008 in Berlin stattfand. Nach wie vor ist "Der Rote Elvis" in den alten und neuen Bundesländern in einigen Kinos zu sehen und sorgt für eine gute Zuschauerresonanz und dies bereits seit August 2007 bundesweit. Desweiteren lief "Der Rote Elvis" auf Festivals in den USA und in Chile. Die Filmvorführungen im In- und Ausland fanden teilweise in Anwesenheit des Regisseurs Leopold Grün statt.

In folgenden Neuerscheinungen wurde Dean erwähnt:

Mehrere DVD wurden von der ICESTORM Entertainment GmbH veröffentlicht:

Es fanden diverse Buchlesungen von F.-B. Habel und Thomas Grossman zu ihrem Buch "Dean Reed - Die wahre Geschichte" in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern statt.

Unser 2. Dean-Reed-Treffen anlässlich Deans 70. Geburtstages am 27.09.2008 fand in Berlin statt. Der Kreis der Freunde und Fans bei diesem Treffen war wesentlich größer als im letzten Jahr. Dies bestätigt uns, dass Dean unvergessen in den Herzen vieler Menschen weiterlebt, die ihn persönlich kannten oder auch nur von ihm und über ihn etwas gehört haben. Wir werden Dean stets in Ehren halten und anlässlich seines Geburtstages jährlich mit allen feiern, die den Kreis der Dean-Reed-Freunde immer größer werden lassen.

Alles das macht uns Mut weiter über Dean, sein Schaffen und seinen Kampf für Frieden und Sozialismus zu berichten. Es reicht aber nicht nur davon zu berichten und in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen. Angesichts der weltweiten kapitalistischen Krise, Kriege auf fast allen Kontinenten, der Situation, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, der Hungersnöte und zunehmender Verelendung der Bevölkerung sollten wir uns fragen "wo würde Dean heute stehen" und was tun wir?

Der Feddajin mit der Gitarre

Wo Dean stehen würde, ist leicht gesagt, denn er hat sein ganzes Leben an der Seite der Armen, Unterdrückten und Benachteiligten gestanden. Vielleicht hätte er in diesem Jahr für die deutschen Milchbauern gesungen und so ihren Kampf um ihre Existenz unterstützt. Oder er hätte die indischen Arbeiter des Schweizer Konzens OC Oerlikon im Kampf gegen die Massenentlassungen unterstützt. Er würde garantiert auch seine Stimme gegen die Kriege in Afghanistan, am Horn von Afrika und im Irak erheben. Ein Protestsong über den Stundenlohn des Chefs der Deutschen Bank, Josef Ackermann, in Höhe von 4.660 Euro wäre sicherlich auch ein Thema für Dean gewesen.

Wo wir stehen, ist nicht so leicht zu definieren. Im Herzen natürlich, dort wo Dean auch stand - in der Tat sieht es aber meist anders aus! Heute stehen wir weltweit an der Schwelle der größten kapitalistischen Krise seit der Befreiung vom Faschismus. Das kapitalistische System hat abgewirtschaftet, ist gescheitert und hat dem Volk nichts mehr zu bieten. Sogar bürgerliche deutsche Politiker wie Geißler, Blüm und Lafontaine sprechen vom Ausverkauf der sogenannten "freien" Marktwirtschaft. Wie wir in den letzten Wochen gehört und gelesen haben, kann das System nur noch mit extrem hohen Finanzspritzen aus dem Steuersack gerettet werden. Dazu muss nun der letzte Cent aus dem Volk herausgepresst werden. So wird der Exodus noch etwas hinausgezögert. Aber was kommt danach? Krieg? Währungsreform? - Das Steuer muss herumgerissen werden! Jeder von uns kann etwas dazu beitragen: Weigert Euch Kriegsmaschinen zu produzieren und weigert Euch zur Armee zu gehen! Beteiligt Euch an den weltweiten Aktivitäten der Friedensbewegungen! Kämpft mit Eurer Gewerkschaft für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne und Gehälter! Erhebt Eure Stimme, wenn Neonazis durch die Straßen marschieren und ihre Hasspropaganda verbreiten! Wählt keine Parteien, die das marode bürgerliche Ausbeutersystem am Leben erhalten wollen! Organisiert Euch immer dann, wenn es um Ungerechtigkeit, Fremdenhass, Benachteiligung und Unterdrückung geht - wartet nicht, dass andere etwas tun, sondern ergreift selbst die Initiative!

Oder anders gesagt: Denkt und handelt wie Dean!

In diesem Sinne wünschen wir euch allen erholsame Feiertage und ein kämpferisches neues Jahr.

Frieden

Frieden, in den Häusern überall, Frieden,
in den Städten, in den vielen Dörfern,
wir erzwingen ihn vereint, reiht euch ein, es wird Zeit,
wir brauchen Frieden, für die Arbeit überall, Frieden,
für das Lernen, Frieden für die Liebe,
alle Völker dieser Welt, sind die Kraft, die die Welt zusammenhält.

Kampf denen, die wehrlose Menschen im Schlaf bombardieren,
Kampf denen, die gegen die Frauen und Kinder marschieren,
Kampf denen, die immer noch weiter am Krieg profitieren.

Frieden, ...

Kampf allen, die täglich für Lügen und Mord propagieren,
Kampf allen, die heute noch Elend und Tod finanzieren,
Kampf allen, die gegen den Willen des Volkes regieren.

Frieden, ...

Frieden, in den Häusern überall, Frieden,
in den Städten und Dörfern, Frieden, überall Frieden,
wir erzwingen ihn vereint.

Frieden, ...

Ja die Kraft, die die Welt zusammenhält!

(von Ralf Petersen und Dieter Schneider, gesungen von Dean Reed)


Review 2008

Dear friends,

Der rote Elvis

The year 2008 is over and all of us were very happy to see that Dean is not only present in our hearts but that a lot of authors, filmproducers and composers are discovering him now make his views on life known all over the world.

A top event was the DVD premiere of film "The Red Elvis" in Berlin, which could been watched in many German cinemas attracting a large crowd. Shown on festivals in the United States and Chile. The director Leopold Grün sometimes was present.

New books mentioning Dean Reed:

DVD's published by ICESTORM Entertainment GmbH:

F.-B. Habel and Thomas Grossmann held different lectures of their book "Dean Reed - Die wahre Geschichte" (The Real Story) in Berlin, Brandenburg and Mecklenburg-Vorpommern.

On the occasion of Dean's 70th birthday, more fans and friends than last year attended our 2nd Dean Reed meeting which took place in Berlin on 27th of September 2008, meaning that we will never forget Dean who is still in the hearts of those who had known him or his music and films. Let's pay hommage to him celebrating together his birthday every year, to keep his memory alive forever.

To see that so many people know and love Dean, encourages us to inform you about him, his artistic heritage, his fight for peace freedom and socialism. Yet, it is not enough to talk about him and indulge in romantic memory in the face of global financial crisis, wars employment and the fact of a widening gap between rich and poor, people starving and dying. Therefore, we must ask ourselves: Where would stand Dean today and what shall we do?

Der Feddajin mit der Gitarre

Dean's point of view is very clear because during all of his life, he took the part of the poor and the oppressed and the underprivileged. Today, he would probably sing for the German Dairy farmers and stand by them fighting for a better situation, or support the Indian workers of the Swiss OC Oerlikon company against mass dismissals. He would certainly raise his voice against wars in Afghanistan, Africa and Iraq. He'd further have written a song protesting against the German Bank Director Josef Ackermann's 4600 € hourly salary.

Our point of view is not so clear. In our hearts, we always stand on Dean's side, but the reality is more desperate. We now stand on the treshold of the most important financial crisis since the liberation from fascism. The capitalistic system has failed and is ruined, unable to support the people. Even German politicians like Mr. Geißler, Mr. Blüm and Mr. Lafontaine speak of the near end of the free market economy. As we have heard and read during the last weeks, this system can only be saved by means of a lot of fresh money from us, the taxpayers. Thus, we are forced to contribute to a system whose ruin can only be delayed. Everyone of is compelled to alter the course. Refuse producing war mashinery and be drafted for the army! Take part in worldwide peace activities! Help your unions fight for better working conditions, wages and salary! Don't shut your eyes when nazis march through the streets venting out their hate! Don't vote for parties who want to keep alive the ruined bourgeois exploiters' system! Stand side by side, fighting injustice, hatred and violence and discriminating foreigners! Don't wait, until others react, but take the initiative by yourselves!

In this spirit, we wish you relaxing holidays and a good morale for the New Year.

Frieden/Peace

Peace, in all houses, everywhere, peace
In all towns, all villages
It's time to bring it about, together
We all need peace, to live and work
Everywhere, peace to learn and peace to love
People around the world are the power to keep mankind alive.

Fight against those who bomb unarmed people in their sleep
Fight against those who kill women and children
Fight against those who cash in on wars.

Peace, ...

Fight against those who propagate lies and murders
Fight against those who still finance death and misery
Fight against those who govern without the people's vote

Peace, ...

Peace, in all houses, everywhere, peace
In all towns, all villages, peace,
Everywhere, let's unite to achieve it

Peace, ...

Peace is the power to keep mankind alive.

(by Ralf Petersen/Dieter Schneider, singer: Dean Reed)

Translation by Ilga@deanreed.de

5. Dezember 2008
The But, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Kalender 2009 "Kaboul, Mon Amour"

Kalender 2009

Benjamin Weinkauf, Foto-Reporter aus Leipzig, engagiert sich seit mehreren Jahren für die "Kinderhilfe Afghanistan". Nicht zuletzt rührt dieses Engagement daraus, dass er einige Male dienstlich "vor Ort" gewesen ist und dabei sogar Gelegenheit hatte, ein bisschen Land und Leute kennen zu lernen.

Dabei sind viele Fotos entstanden, sowohl berückende als auch bedrückende. Auf jeden Fall immer Bilder, die uns das Gefühl vermitteln, selbst ein wenig dabei gewesen zu sein. Ganz sicher ein wichtiger Beitrag zu unserer Sensibilisierung für das "Thema Afghanistan", das gar nicht so weit weg von uns ist, wie wir meist vermuten möchten.

Wir unterstützen das Engagement Benjamin Weinkaufs von Herzen und weisen deshalb hier auf seinen Kalender für das kommende Jahr hin:

Nach Bildern aus Mazar-e-Sharif und dem Marmalgebirge (2008) vereint der Kalender "KABOUL, MON AMOUR" in diesem Jahr dreizehn farbige Bilder, unter anderem eine Aufnahme der beiden Löwen aus dem Kabuler Zoo. Eingeleitet wird das Kalenderjahr mit einem Luftbild von Kabul.

Zusammengeklappt ist der Kalender A4 groß, aufgeklappt befindet sich OBEN das Foto, in der Mitte die Spiralbindung und unten ein großzügiges Kalendarium, das Raum für Eintragungen bietet.

Eine kleine Auswahl an Motiven findet ihr in seiner Fotosammlung (Album: 'AFG-Kalender 2009') auf der MySpace-Seite www.myspace.com/benjamin_weinkauf.

Wer Interesse an "KABOUL, MON AMOUR" hat, kann den Kalender für 12,- € incl. Versandkosten erwerben. Hierfür einfach über MySpace eine Nachricht an Benjamin Weinkauf schreiben.

Wir empfehlen Euch weiterhin die Foto-Slide-Show auf der MySpace-Seite von Benjamin Weinkauf, seine Homepage www.bildersindnachrichten.de und die Seite des KONZERTES FÜR AFGHANISTAN, das am 2. November 2008 auf seine Initiative hin unter Beteiligung vieler Freunden und Kollegen erstmalig im Leipziger Klubhaus "Anker" stattgefunden hat (u.a. mit THE BUT feat. Bernd Römer & Ali Zieme): www.myspace.com/konzertfuerafghanistan

Informationen über die "Kinderhilfe Afghanistan"“, einer inzwischen zehn Jahre währenden privaten Initiative von Dr. Reinhard Erös, bekommt Ihr in aller Ausführlichkeit hier: www.kinderhilfe-afghanistan.de.

Und nicht zuletzt wünschen wir Euch Freude an dem Kalender! Bei uns wird er natürlich auch hängen...

29. November 2008
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Regisseur Celino Bleiweiß wird 70 Jahre alt

Celino Bleiweiß 2004

In einem Interview sagte Celino Bleiweiß: "Antifaschistische Tradition war für mich eigentlich der Schlüssel, in der DDR arbeiten zu können. Ich habe ihr vieles nachgesehen, vieles respektiert und die DDR in ihrer Existenz geachtet aufgrund der antifaschistischen Tradition." Er wusste, wovon er sprach.

Er war ein sehr kleines jüdisches Kind in Polen, als die deutschen Faschisten kamen. Im Ghetto, wo er von seinen Eltern getrennt wurde, rettete ihn der Deutsche Richard Bleiweiß, der ihm die Papiere seiner verlorenen Tochter Celina gab. So wurde Celino Bleiweiß aus dem Jungen, dem das Konzentrationslager doch nicht erspart blieb. Nach dem Krieg wuchs er in Dresden auf und begann Ende der fünfziger Jahre das Regie-Studium in Babelsberg. Damals war er der erste Student, der einen Mentor hatte, denn er bat den von ihm bewunderten Konrad Wolf, ihm zur Seite zu stehen. Dass Wolf ihm später riet, zum Fernsehen zu gehen, sah er jedoch als Fehler an. DVD Immerhin wurde er bald Chefregisseur beim Fernsehtheater Moritzburg, und als er nach Berlin wechseln konnte, begann eine Zeit der erfüllenden Arbeiten. Da waren Literaturadaptionen, wie "Aus dem Leben eines Taugenichts" nach Eichendorff mit Dean Reed und Hannelore Elsner, "Zauber mit Zinnober" nach Hoffmann, zu dem Bleiweiß' damalige Frau Monika Woytowicz das Drehbuch schrieb, und der Zweiteiler "Wilhelm Meisters theatralische Sendung", der wohl auch Goethes strengem Urteil standgehalten hätte. Celino Bleiweiß verfilmte unter dem Titel "Die schwarze Mühle" erstmals den "Krabat"-Stoff und bekam den Nationalpreis dafür. Es erfüllte ihn mit besonderem Stolz, dass er diesen Preis für seine Kinderfilmarbeit erhielt.

Mit seiner eigenen Vergangenheit setzte er sich in "Mein blauer Vogel fliegt" auseinander, einem DEFA-Film, der Kinder und Jugendliche mit den lebensgefährlichen Erlebnissen Gleichaltriger vertraut machen wollte, die in einem KZ gefangengehalten wurden. Für seine Gegenwartsfilme, darunter "Die eigene Haut" und "Ich will nach Hause", fand er viel Zuspruch beim Publikum und Kritik bei Funktionären. Vom Sozialismus in der DDR desillusioniert nutzte er 1983 die Chance, in den Westen zu gehen. Es spricht für die Qualität seiner Arbeit, dass er hier noch einige anspruchsvolle Fernseharbeiten drehen konnte, bevor er den Niedergang der Fernsehkunst miterlebte. Anfangs glaubte er noch an das neuartige Konzept der "Lindenstraße", aber als er sich von dieser Serie löste, blieb ihm nur, andere, wie "Der Bergdoktor" oder "Aus aller Freundschaft" so anständig wie möglich zu machen. Wenn Celino Bleiweiß an seinem 70. Geburtstag Bilanz zieht, wird ihm, dem immer die ethisch-moralische Seite seines Schaffens wichtig war, die Arbeit in der DDR bei allem oft ärgerlichen Streit doch als die produktivste Zeit in Erinnerung bleiben.

November 25, 2008
Free Leonard Peltier, Contact: Redaktion@DeanReed.de

Leonard Peltier and The New Indian Wars

Free Leonard Peltier

The Oglala Lakota of the Pine Ridge reservation commonly refer to the three years following the 1973 armed standoff at the village of Wounded Knee as the "Reign of Terror."

By some estimates, about 60 supporters of the American Indian Movement insurrection were murdered or disappeared during that period, most of them at the hands of Bureau of Indian Affairs (BIA) tribal police and a private security force organized by tribal President Dick Wilson.

Wilson was a prototypical colonial dictator who despised traditional Lakota culture and renounced century-old claims to tribal land and sovereignty reserved under unfulfilled treaties with the United States government. His enforcers proudly accepted the derogatory label of goons, adopting the term as an abbreviation for Guardians of the Oglala Nation.

The blustering Wilson answered to no one but the U.S. government, which, according to former FBI regional director Joseph Trimbach, felt compelled on occasion to restrain its client from acting out his bloody fantasy of crushing all resistance to his regime. The FBI was anything but a neutral party.

One of the victims of Wilson's security apparatus was 15-year-old Sandra Wounded Foot, whose body was found in the summer of 1976, naked and bound to a barbed wire fence with two gunshot wounds to her head. Before she was killed, she was raped and apparently tortured.

Her assailant was Paul Duane Herman, a Bureau of Indian Affairs law enforcement officer. Herman was charged with manslaughter and served less than four years of a 10-year federal sentence.

But most of the deaths of AIM activists and supporters were never fully investigated by the FBI and remain unsolved to this day.

Pedro Bissonnette was among the most prominent victims. Bissonnette was a leader of the Oglala Sioux Civil Rights Organization, which had invited AIM to the reservation to defend the Oglala from the abuses and treachery of the Wilson regime.

There is no mystery about the cause of Bissonette's 1973 death; he was killed by a shotgun blast to the chest fired by a BIA officer who stopped him on a fugitive warrant for his role in the Wounded Knee occupation.

While there is considerable reason to doubt that Bissonette was armed, as claimed by the BIA, a grand jury declined to indict officer Joe Clifford on civil rights charges.

Even more disturbing is the case of Jancita Eagle Deer and her aunt Delphine Crow Dog, also the sister of a leading Oglala spiritual leader of AIM, Leonard Crow Dog.

As a 15-year-old student at an Indian boarding school on the Rosebud reservation, Eagle Deer had reported that she was raped by then-tribal attorney William Janklow. Although a BIA investigator had recommended Janklow’s prosecution, the FBI failed to act on the charge.

Seven years later, in September of 1974, when Janklow was serving as an assistant attorney general for South Dakota, AIM activist Dennis Banks and his assistant Douglass Durham, who turned out to be an FBI informant, tracked down Eagle Deer to testify against Janklow in Rosebud tribal court.

Although the tribal court lacked criminal jurisdiction over Janklow as a non-Indian under the racist dictates of federal Indian law, the court upheld the validity of the charges by disbarring Janklow from the reservation court.

On Nov. 16, 1974, Eagle Deer's aunt was beaten unconscious by BIA police and left to die in a field.

Less than six months later, Eagle Deer herself, last seen by AIM members in the company of Durham as he fled from the emerging revelation that he was an FBI informant, was killed by a car she had apparently tried to flag down. Eagle Deer was reportedly in a semiconscious state, possibly from a severe beating. Neither Eagle Deer's death, nor that of Crow Dog, was investigated by the FBI.

Janklow, who went on to be elected attorney general and then governor of South Dakota as an inveterate Indian fighter, sued noted author Peter Matthiessen for airing the allegations against him in what remains the definitive account of the period in his book, "In the Spirit of Crazy Horse."

While Janklow failed to win a single judgment in his favor in state or federal court, his lawsuit, along with a separate suit by FBI agent David Price, blocked publication of the book for nine years and cost the publisher more than $2 million in legal fees.

Toward the end of President Clinton's second term, the FBI sought to clear its name of inaction on the 64 suspicious Pine Ridge deaths claimed by AIM supporters.

The agency produced a report on the deaths that, if anything, accentuates the need for a comprehensive, independent investigation of the cases and of the role of the FBI and BIA in the reservation violence.

By the FBI's own accounting, at least 17 of the deaths remain unsolved or uninvestigated.

There were five murder convictions, 13 manslaughter convictions, three acquittals, and 15 cases in which there was (allegedly) insufficient evidence of foul play or of the suspects' culpability. In a number of the latter cases, in particular, the findings raise questions on their face.

For instance, 81-year-old Hilda Good Buffalo was found dead in her home from carbon monoxide poisoning from a fire, with a stab wound to her neck. A federal grand jury found the crime "nonfelonious," returning no indictment.

Several of the deaths were attributed to exposure, although some of the subjects were reportedly beaten, a finding which may be technically accurate but far from satisfactory.

The FBI's report on the Pine Ridge murders of the 1970s was part of an ultimately successful campaign by past and present FBI agents to prevent Clinton from issuing a pardon of Leonard Peltier.

Peltier was an AIM activist from the Turtle Mountain reservation in North Dakota convicted of first-degree murder for the death of two FBI agents after a shootout with AIM members on Pine Ridge in 1975.

AIM member Joe Stuntz was also killed in the June 26, 1975 gunfight.

Peltier, one of four Natives charged in the case, escaped to Canada on the basis of what proved to be a well-founded suspicion that he would not receive a fair trial.

After two of his codefendants, Bob Robideau and Dino Butler, were acquitted in 1976 on grounds of self-defense, the government dropped charges against the fourth defendant, Eagle, "so that the full prosecutive weight of the Federal Government could be directed against Leonard Peltier," according to an FBI memo of Aug. 9, 1976.

Peltier was extradited from Canada based on testimony, subsequently retracted, by an allegedly mentally unstable woman, Myrtle Poor Bear. Poor Bear initially claimed not to have been present during the shootout, but she subsequently claimed to have been Peltier's girlfriend and to have witnessed him shoot the agents at close range.

Like several other actual and potential witnesses, Poor Bear later asserted that she had been threatened by FBI investigators. At the last minute, Poor Bear was withdrawn as a government witness in the Robideau-Butler trial, lending credence to claims that the government knew her testimony was false from the start.

For unexplained reasons, federal judge Alfred Nichol, who had dismissed charges against AIM leaders in the 1974 Wounded Knee trial, withdrew from the Peltier case and it was reassigned to Judge Paul Benson.

Benson, a former attorney general of North Dakota, transferred the case from Sioux Falls to Fargo. Defense attorneys in the case have asserted that the government had maneuvered to find a more sympathetic judge and that the Fargo venue was selected due to its reputation for anti-Indian prejudice.

Benson quickly showed his partiality by forbidding any discussion of the false evidence used to secure Peltier's extradition, of the acquittal of Peltier's codefendants, of FBI efforts to neutralize AIM through harassment and intimidation, or of the rampant violence on Pine Ridge that would have at least provided a context for the 1975 shootout.

Unlike his codefendants, Peltier would not be allowed to present an argument based on self-defense.

In a climate of fear and intimidation, the all-white jury convicted Peltier, and Benson sentenced him to two consecutive life terms in prison.

I contacted two jurors from the Peltier trial, but neither would discuss the case. One said she had never talked about the trial with anyone for the last 31 years, admitting that she was afraid to do so.

Another juror refused rather brusquely to discuss the case, which she viewed as "water under the bridge." The latter hung up on me when I asked if she ever had any doubts about the verdict.

Peltier's conviction was controversial from the start, attracting support for his defense effort from individuals and groups around the world.

But his defense effort gained real momentum after his Freedom of Information request revealed in 1981 that the government had suppressed an Oct. 2, 1975 teletype stating in part that Peltier's rifle "contains different firing pin than that in rifle used at resmurs (reservation murders) scene."

Religious leaders including the Archbishop of Canterbury, Desmond Tutu, Rev. Jesse Jackson, the Dalai Lama, and 8 Episcopal Bishops (including the bishops of North and South Dakota) joined 55 members of Congress, 26 members of the Canadian parliament, Amnesty International and many others in calling for a new trial for Leonard Peltier.

By 1985 federal prosecutor Lynn Crooks was conceding that the government did not know who fired the close-range shots that claimed the lives of agents Jack Coler and Ron Williams.

But there was to be no new trial.

While finding evidence of misconduct on the part of the government, the appeals court said it was insufficient to overturn Judge Benson's ruling sustaining the guilty verdict.

"We recognize that there is evidence in this record of improper conduct on the part of some FBI agents, but we are reluctant to impute even further improprieties to them," the 8th Circuit Court of Appeals wrote.

The judge who wrote the opinion, Gerald Heaney, later expressed regret for a decision he said was required by Supreme Court precedent.

In calling for Peltier's release as a gesture of reconciliation with Native peoples, Heaney admitted the "possibility that the jury would have acquitted Leonard Peltier had the records and data improperly withheld been available to him in order to better exploit and reinforce the inconsistences casting strong doubts upon the government's case."

The U.S. Supreme Court has nevertheless refused to hear the case.

Today, Leonard Peltier is a 64-year-old great-grandfather who has spent more than half his life in a federal cell.

He probably could have been paroled long ago if he had confessed to the crime, a gesture that would not only exonerate the government but also be perceived as the psychological conquest of a man who is a hero in the Native community, a symbol of Native resistance and American oppression.

As Peltier wrote recently to his attorney, "A full admission of guilt would not only discredit me, but the whole Native American struggle across this continent would be compromised in a sense, because we are of the same race and share the same struggles in our quest for true sovereignty and freedom. This is simply not acceptable to me or my associates."

DAY OF JUSTICE NOVEMBER 28, 2008

On Friday November 28th, the Leonard Peltier Defense Offense Committee will hold a demonstration called "Day of Justice" at the Fargo Federal Courthouse 110 Quentin N Burdick, 655 First Avenue North, Fargo North Dakota.

The "Day of Justice" will increase awareness about the case of Leonard Peltier and the fact that he has been imprisoned for 33 years. Not only was he convicted based on coerced statements, and false evidence Peltier has spent more time in prison for aiding and abetting than any reasonable person can justify. The "Day of Justice" is a call to action for concerned citizens to question why Peltier is serving two life sentences and has been imprisoned for more than half of his life.

The "Day of Justice" is about how laws designed for everyone are not equally applied. The US Bureau of Prisons is not following the law in regard to releasing Leonard Peltier on parole. Legally Peltier should have been released after serving 20 years; at the most he should have served 30 years, under United States Code Title 18 Sections 4205 and 4206 respectively. If justice is blind then the "Day of Justice" asks why Leonard Peltier is still in prison today. All people should be aware of the ability of this bureaucracy to ignore laws and hold model citizens long after the law states a release is due. Public Law 98-473 further states prison resources are, first and foremost, reserved for those violent and serious criminal offenders who pose the most dangerous threat to society of which Leonard Peltier is neither violent nor dangerous.

Featured speaker for the "Day of Justice" is Russell Means, a member of the Lakota Oglala Nation. Means has been on the forefront of organizing for the American Indian Movement since the early 1970’s. Means has acted in a number of movies produced in Hollywood, written an autobiography and led a delegation from the Republic of Lakotah to secede from the United States in December 2007.

More information about Means can be found at his official websites of www.russellmeans.com and www.russellmeansfreedom.com.

Participants at the "Day of Justice" will hear from other speakers on the subject of Leonard Peltier's case and how they can help seek justice for all political prisoners. Drum groups and musicians are also invited to be part of the program which is still growing. The "Day of Justice" will also include an event at Pine Ridge Reservation in South Dakota and possibly more locations worldwide. The Turtle Mountain Tribal Council recently passed a resolution demanding the release of Leonard Peltier to their custody immediately. The "Day of Justice" calls for the US Bureau of Prisons to recognize the sovereignty of Turtle Mountain and let Leonard Peltier go home now.

www.WhoIsLeonardPeltier.info

8. November 2008
Dean-Reed-Websiteteam, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Приветственный текст

27. September 2008

Здравствуйте, дорогие читатели российского Дин Рида сайта!

Мы очень благодарны Вам за Ваше сообщение на нашей встрече по случаю 70-ия со дня рождения Дин Рида. Мы все были очень рады.

27. September 2008

Это был замечательный праздник с поклонниками, бывшими коллегами и близкими друзьями. Семья Дина также отправила свои поздравления. После просмотра фильмов "Певец другой Америки" и "Эль Кантор" в кинотеатре "Вавилон" в Берлине, мы продолжили наше празднование в "Ackerkeller" - это небольшой клуб в центре Берлина. Некоторые бывшие коллеги Дин Рида, например певица Регина Тосс и музыкант Дитер Яник, рассказали о своей встрече с Дином. А также Сюзанна, дочь Дина по сценарю в фильме 27. September 2008 "Пой, ковбой, пой" (Керстин Яммрат), очень много рассказала нам о съемках и о дружбе с Дином. В процессе беседы каждый из присутствующих поклонников и друзей Дина поделился с нами с собственными впечатлениями и воспоминания о Дине.

Но также, как и в прошлом году, в центре внимания был не только Дин, но и наши интересы, личные истории, события и проблемы. Ведь именно этого хотел Дин: друзья помогают друг другу. Такая праздничная встреча требует достаточно много работы и подготовки заранее, но совместными усилиями у нас всё получилось, потому что почти каждый из присутствующих внёс свой вклад. В результате это была очень замечательная встреча и наверняка в духе Дина. У многих из присутствующих сложилось впечатление, "Если бы Дин мог это сейчас видеть, он был бы безусловно рад".

27. September 2008

Это удивительно, что даже после стольких лет Дин Рид всё ещё держит нашу компанию вместе, в сердцах которой ещё продолжают жить его идеалы. На нашием сайте www.DeanReed.de мы преданно чтим наследие Дина Рида, что он по-прежнему незабыт и его стремления к миру, свободе и равенстве для всех жителей Земли актуальны.

Мы высоко ценим работу Вашего веб-сайта и благодарны Вам за вашу инициативу. На Вашей встрече в ноябре желаем Вам много хороших впечатлений с коллегами и друзьями Дин Рида. Замечательного праздника Вам, мы думаем о вас!

Сердечный привет из Германии шлёт Вам
команда www.DeanReed.de


Grußbotschaft

27. September 2008

Hallo liebe Leser der russischen Dean Reed Website,

wir danken Euch sehr herzlich für Eure Grußbotschaft zu unserem Treffen anlässlich des 70. Geburtstages von Dean. Wir alle haben uns sehr darüber gefreut.

27. September 2008

Es war eine sehr schöne Geburtstagsfeier mit vielen Fans, ehemaligen Kollegen und privaten Freunden. Auch Deans Familie schickte Grüße. Nachdem wir zunächst im Kino "Babylon" in Berlin die Filme "Dean Reed - Sänger des anderen Amerika" sowie "El Cantor" gesehen haben, die beide sehr bewegend für die Zuschauer waren, setzten wir unsere Feier im "Ackerkeller", einem kleinen Club in Berlin-Mitte, fort. Einige von Deans ehemaligen Kollegen, z.B. die Sängerin Regina Thoss und der Musiker Dieter Janik, erzählten von ihren Begegnungen mit Dean. Auch Deans Filmtochter Susan aus 27. September 2008 "Sing, Cowboy, sing" (Kerstin Jammrath) hat uns sehr viel von den Dreharbeiten und der Freundschaft mit Dean erzählt. Und so hatte jeder der anwesenden Fans und Freunde von Dean seine eigenen Erinnerungen an Dean mitgeteilt.

Aber genau wie im letzten Jahr drehte sich nicht alles um Dean, denn wir unterhielten uns auch über unsere persönlichen Interessen, Begebenheiten und Probleme. Denn genau das wollte Dean: Freunde helfen sich untereinander. So eine Feier erfordert viel Arbeit und Vorbereitungen im Vorfeld, aber gemeinsam haben wir es geschafft, denn fast jeder der Anwesenden hat etwas zur Feier beigetragen. Das Ergebnis war sehr schön und bestimmt in Deans Sinn. Viele der Anwesenden hatten den Eindruck: "Das müsste Dean jetzt sehen, er würde sich bestimmt darüber freuen".

27. September 2008

Es ist immer wieder faszinierend, wie noch nach so vielen Jahren Dean Reed über Grenzen hinweg die Bande zusammenhält und seine Ideale in unseren Herzen weiterleben lässt. Mit unserer Webseite www.DeanReed.de halten wir respektvoll Deans Vermächtnis in Ehren, dass er unvergessen bleibt und der Wunsch nach Frieden, Freiheit und Gleichheit für alle Bürger der Erde permanent gegenwärtig bleibt.

Wir schätzen die Arbeit Eurer Webseite sehr und danken Euch für Euer liebevolles Engagement. Für Euer Treffen im November wünschen wir Euch viel Freude beim Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten, Freunden und Wegbegleitern Deans. Möget Ihr ein schönes Fest haben, wir werden in Gedanken bei Euch sein.

Herzliche Grüße aus Deutschland sendet Euch allen
das Team von www.DeanReed.de

29. Oktober 2008
Volker Freystedt, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Filmbesprechung von "Let's Make Money"

Dokumentarfilm von Erwin Wagenhofer ("We feed the world"). Österreich 2008, 110 Min., mehrsprachig mit dt. UT. Kinostart: 30.10.2008. Delphi-Filmverleih Berlin

Deutsche Bank Indien Chennai (c) Allegro Film

In seinem neuen Film bleibt Erwin Wagenhofer seinem aus "We feed the world" bewährten Arbeitsprinzip treu: Als Laie traut er sich, Kinderfragen zu stellen – ganz so, wie Peter Kafka es vorgemacht hat: "Es gibt sehr viel Geld, aber es ist nicht da – doch wo ist es dann?" Diesem unschuldig fragenden Kind (das in Bild und Ton selbst nicht in Erscheinung tritt) erzählen die großen Männer der Hochfinanz dann in erstaunlicher Offenheit Dinge, die sowohl das System Stück für Stück entlarven, als auch ihre eigene Verstrickung dokumentieren. Man erkennt: Die wissen, was sie tun!

Der zuschauende Laie versteht durch die Verdichtung ähnlicher Aussagen von unterschiedlichen Akteuren: Erst wurde der Moloch "Globalisierung" bzw. "Neoliberalismus" erschaffen, dann versteckt man hinter seinem Rücken die eigene Verantwortung: "der Wettbewerb" oder "der Druck der Globalisierung" zwingt zu Rücksichtslosigkeit gegenüber allen und allem. Es gibt keine Ethik, der Profit für die Investoren ist die einzige Handlungsmaxime.

Ein Londoner Finanzökonom erklärt kurz und prägnant die vier Grundschritte des Neoliberalismus, wie er unter Reagan und Thatcher und mit tatkräftigem Einsatz von Weltbank und IWF über die Welt kam:

  1. Deregulierung, d.h. Freiheit für das Kapital.
  2. Liberalisierung der Handelsströme, d.h. Abbau der Schutzbarrieren der Entwicklungsländer.
  3. Abschaffung des Staatseinflusses, indem man seine Steuerbasis erodiert.
  4. Privatisierung der staatlichen Industrien.

So wird es möglich, immer neue Spielräume für das Kapital im Bereich der Realwirtschaft zu finden. Darauf aufbauend wurden noch größere Spielwiesen im virtuellen Sektor erfunden, wo es nicht mehr um greifbare (und begreifbare) Dinge geht, sondern um immer verzwicktere Finanzwetten.

Der Film zeigt die Macher der Globalisierung, aber auch die Opfer an verschiedenen weltweiten Schauplätzen. Ob Goldgewinnung in Ghana, wo die Natur zerstört wird und letztlich nur 3 % des Verkaufspreises hängen bleibt; ob Baumwoll-Monokulturen in Burkina Faso, die den Bauern nicht aus der Armut geholfen haben, aber ausgelaugte Böden hinterlassen; ob Billiglöhner in Indien, die westlichen Firmen Höchstgewinne ermöglichen und selbst in Slums hausen; ob die Bauwut an Spaniens Küsten, wo drei Millionen leerstehende Häuser und 800 unnötige Golfplätze rein zur Spekulation entstanden – immer wird klar: es ist Irrsinn, aber jemand profitiert von diesem Irrsinn.

Nur möchte offenbar keiner der Globalisierungsgewinner, dass man die Herkunft seines Vermögens erkennen kann. Diesem Wunsch sind die Steuerparadiese zu verdanken; der Film zeigt das Beispiel Jersey, wo ca. 500 Milliarden Dollar Privatvermögen "verdunkelt" werden. Dieses Geld kommt ja nicht wirklich hier an; es werden hier nur die Privatvermögen von Frau Schmidt und Mister Miller im Computer in einen Trust umgewandelt, der z.B. eine Firma in Luxemburg besitzt mit einem Konto in London ... So ist die Spur zum Eigentümer verwischt, so funktioniert Kapital- und Steuerflucht.

Das wohl erstaunlichste Kapitel im Film ist das Bekenntnis des ehemaligen "Economic Hit Man" John Perkins, der erklärt, wie Länder von Geheimdienstspezialisten gefügig gemacht werden. Erst wird den Machthabern ein Großkredit für riesige Infrastrukturmaßnahmen aufgedrängt; dann geht das Geld direkt an die US-Firmen, die die Projekte ausführen. Im Land profitieren nur wenige Reiche. Die arme Bevölkerung aber muss nun jahrzehntelang die hohen Zinsen erwirtschaften, was oft genug nicht möglich ist. So wird das Land er- und auspressbar: das Gläubigerland diktiert die Preise der begehrten Ressourcen wie Erdöl, Gold, Holz etc. Widersteht ein Herrscher der Bestechung, werden Killer auf ihn angesetzt. Kommen auch die nicht zum Zuge (wie bei Saddam Hussein), wird das Militär geschickt.

The World Bank Washington (c) Allegro Film

Dass auch in Europa noch etwas zu holen ist, haben die "Private Equity Fonds" gezeigt: Gemeinden verkaufen Verkehrsbetriebe oder Stadtwerke an US-Fonds; die Gemeinden bekommen dafür heute Geld und leasen in Zukunft ihr ehemaliges Eigentum – Kommentar von Hermann Scheer dazu: "Privatisierung ... ist eine Beraubung der Gemeinschaft. ... Dieses radikale Kurzzeitdenken ... ist typisch für das gesamte Neoliberale Zeitalter. ... Alles ist verkürzt auf die aktuelle Erzielung einer höchstmöglichen Rendite, koste es was es wolle."

Den Zuschauer kostet dieser Film allerdings auch einiges – selbst als jemand, der seit längerem mit dem Thema intensiv befasst ist (siehe dazu www.equilibrismus.de) musste ich mich beim Anblick von soviel selbstzerstörerischem Fehlverhalten auf eine Meta-Ebene flüchten: Ich betrachtete diesen geballten Wahnsinn aus der Perspektive eines Außerirdischen und konnte nur zu einer Lösung kommen: die Menschheit gehört für einige Jahrzehnte weggesperrt!

Da das aber nicht möglich ist, benötigen wir dringend Alternativen, die sich an der Begrenztheit dieses Globus orientieren; die das Ideal von Gleichheit und Gerechtigkeit wenigstens anstreben; die die Werteskala wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Solche alternativen Konzepte gibt es – sie wachsen leider bisher nur im Verborgenen.

Deshalb braucht es als nächsten Schritt nach dem Zeigen dessen, was verkehrt läuft, einen Film, der genauso engagiert und pointiert solche Alternativen vorstellt – Erwin Wagenhofer, übernehmen Sie!

Let's Make Money

Volker Freystedt, Equilibrismus e.V.

Mit freundlicher Genehmigung von hinter-den-schlagzeilen.info

13. Oktober 2008
Thoralf Haß, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Ein Lied für Susan

1981

Sing, Cowboy, sing

Während der "Sommerfilmtage" in der DDR strömen Zehntausende in die Kinos der Republik. Doch diesmal lockt nicht der sonst übliche neueste DEFA-Indianerfilm mit Publikumsliebling Gojko Mitic die Besucher. Und auch der zwölfte Versuch der "Olsenbande", einen "Franz Jäger, Berlin"-Tresor zu knacken, interessiert kaum jemanden. Das Publikum ist neugierig auf die groß angekündigte Westernparodie "Sing, Cowboy, sing" mit dem in der DDR lebenden US-Amerikaner Dean Reed und Schlagerstar Václav Neckář aus der ČSSR in den Hauptrollen. Beide haben, jeder für sich, mehr oder weniger große Erfolge zu verzeichnen und treten nun erstmals gemeinsam vor die Kamera. Auch der beliebte Blues-Musiker Stefan Diestelmann gehört zu den Mitwirkenden, ebenso wie die rumänischen Superstars Violeta Andrei und Jurie Darie. Ein Jahr später durchbricht der Film die magische Grenze von 1 Millionen Zuschauern.

Sing, Cowboy, sing

Dean Reed persönlich interpretiert den Titelsong des Filmes. "Susan" entwickelt sich schnell zum Ohrwurm und wird im Radio und im Fernsehen rauf- und runtergedudelt. Im Film ist Susann ein kleines Mädchen, das von zu Hause ausbüxt und das Leben der beiden Filmhelden mächtig durcheinanderbringt. Eine bis dahin unbekannte Berliner Schülerin namens Kerstin Beyer erobert als Susan nicht nur das Herz ihres "Papa Joe" (Dean Reed), sondern auch die Herzen der Zuschauer. Dean Reed beschert der Titel einen weiteren Popularitätsschub. Eine englische Fassung des Liedes erscheint auf LP bei Amiga. Susan und ihr "Papa Joe" treten gemeinsam im Schlagerstudio und bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Und bald kann jeder den Refrain mitsingen: "Susan, Susan..."

September 2008

In einem kleinen Club irgendwo in Berlin-Mitte treffen sich Freunde, Kollegen, ehemalige Nachbarn, vor allem aber viele Fans von Dean Reed, und feiern seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar allerdings fehlt. Dean Reed starb 1986 unter tragischen Umständen. Jeder der Anwesenden hat seine eigene Erinnerung an ihn und verehrt Dean Reed auf seine Weise. Man tauscht sich aus, zeigt Fotos und hört seine Lieder. Und plötzlich ist sie da. Sie wurde eingeladen, aber niemand wusste, ob sie auch wirklich kommen würde. Aber sie kam. Wie sang "Papa Joe" damals? "Heut kam ich zu euch und bleibe da, Susan..."

27. September 2008

Aus der kleinen Susan von damals ist längst eine erwachsene Frau geworden. Ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen haben sich nicht verändert. Wer sie so sieht, erkennt sofort jene Susan wieder. Da der Film "Sing, Cowboy, sing" mittlerweile auf DVD erschienen ist, muss man sich nicht mal 25 Jahre zurückerinnern. Sofort ist "Susan", bürgerlich Kerstin, umringt und beantwortet geduldig die Fragen der Anwesenden zu den Dreharbeiten, zu ihrem Verhältnis zu Dean Reed und wie es damals mit der Schule funktionierte. Kein "Ich-war-mal-berühmt"-Gehabe, keine Berührungsängste, aber auch kein mitleidsuchendes Bedauern, dass es mit der ganz großen Film-Karriere nicht geklappt hat. Das mit dem Ruhm war ohnehin nur von kurzer Dauer, lediglich eine weitere Rolle in der beliebten Fernseh-Serie "Das unsichtbare Visier" folgte noch. So blieb dem Duo Reed/Beyer auch erspart, als ostdeutsche Roy-Black-und-Anita-Version in den Medien verheizt zu werden.

Die Film-"Susan" gerät ins Schwärmen, als sie von den Dreharbeiten berichtet. Sie zeigt stolz Fotoalben herum mit seltenen Aufnahmen, entstanden hinter den Kulissen und während der Drehpausen. Auch ein Original-Drehbuch erweckt die Aufmerksamkeit der Leute, die da gespannt lauschen. Dean Reed war nicht nur Schauspiel-Kollege, sondern ihr Ersatz-Papa während der Dreharbeiten. Und so verwundert es auch nicht, dass Susan ihren "Papa Joe" als den Menschen bezeichnet, der sie nach ihren Eltern am meisten geprägt hat.

Kerstin "Susan"

Ein Handy klingelt. Nein, es klingelt nicht, es furzt nicht, keine besoffenen Elche, keine dummen Sprüche. Stattdessen eine vertraute Stimme. "Tomorrow I shall come to you and stay, Susan..." singt Dean aus dem Handy. Echte Fans haben eben besondere Einfälle, ihrem Idol zu huldigen. Und so bekommt der Abend ganz plötzlich etwas Mystisches. Die Original-Susan aus dem Film und der dazugehörende Song, beide wieder vereint. "Mein absolutes Lieblingslied!" erklärt Susan, nachdem sich die erste Überraschung gelegt hat. Sofort macht sich bei ihr Begeisterung breit. "Das muss ich unbedingt auch haben!" Schnell ist man sich einig und klärt die technischen Details des Datenaustausches...

Es gibt unzählige Lieder auf dieser Welt, es gibt wenige Lieder, die man einem Menschen zuordnet. Elton Johns "Candle in the Wind" und Prinzessin Diana gehören zusammen, "Time to say goodbye" wird immer mit Henry Maske in Verbindung gebracht werden. Und es gibt Lieder, die gehören einem Menschen ganz alleine! Egal, wieviele Menschen dieses Lied auch hören, nur für diese eine Person, die dieses eine Lied "besitzt", hat ein Musikstück den gleichen unbezahlbaren Wert wie Gold und Diamanten oder teure Gemälde für Andere. Susan darf sich glücklich schätzen, so ein Lied zu besitzen. Nur um sicher zu gehen hat der Verfasser dieser Zeilen ein paar Tage nach dem Treffen noch einmal bei Susan nachgefragt. "Es bedeutet mir doch sehr viel, das habe ich am Samstag gemerkt. Das Lied wurde erst komponiert, als Dean mich schon kannte und daher würde ich schon sagen, es ist nur für mich entstanden," bestätigt Susan. Ob Komponist Karel Svoboda und Interpret Dean Reed damals wussten, welche Langzeitwirkung so ein Lied auf ein kleines elfjähriges Mädchen haben könnte?

Es wird Nacht in Berlin, die Feier neigt sich ihrem Ende entgegen. Susan verabschiedet sich, nicht ohne sich noch einmal für die Einladung zu bedanken. Als sie in die Nacht heraus tritt, wird aus Susan wieder Kerstin mit einem bürgerlichen Leben, mit eigener Familie. Susan bleibt als Erinnerung in der Vergangenheit zurück. Drinnen im Club lauscht man den Hits von Dean Reed, macht Pläne fürs nächste Treffen. Wer weiß, vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit Susan. Wie heißt es doch im Lied?

"...Träum davon,
was man erleben kann,
Susan.
Morgen fangen wir schon damit an,
Susan.
Uns soll nie ein Spaß entgehen,
alles wollen wir sehn..."

27. September 2008
Roxana Gonzales, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Deans Filmtochter aus "El Cantor"

Liebe Dean-Reed-Freunde!

1977 El Cantor

Es freut mich sehr, dass es Euch gibt. Vielleicht hätte ich auch nicht so viel an Dean gedacht, wie ich es jetzt tue, da ich Kontakt mit Euch habe. Doch so ist er immer in meinen Erinnerungen.

Das erste Bild, welches ich sehe, wenn ich an ihn denke, ist sein Lächeln. Er war so schön für mich, und er hat immer ein Lächeln um den Mund gehabt. Das war, als ob alles strahlte, als ob nichts mehr existierte, nur sein süßes, großes und unglaubliches Lächeln. Seine grünen Augen wurden heller und grüner... Es ist merkwürdig, dass ich alles, auch wenn ich nur 9 Jahre alt war, alles, was ich mit ihm erlebt habe, noch sehr frisch in der Erinnerung habe.

Roxana + Mama 2007

Obwohl ich sehr in ihn "verliebt" war - wie man jemanden in diesem Alter lieben kann..., meine Mutter war noch mehr verliebt. Sie hatte ihn, als sie jung war, in Chile in einem seiner Konzerte kennen gelernt. Obwohl ihre Mutter es ihr verboten hatte hinzugehen, ist sie nach der Schule ausgerissen. Sie musste ihn einfach kennen lernen, sie war sein Super-Fan, seit er in Chile angekommen war. Sie erzählte mir, dass sie seine Hände angefasst hat, und sich noch erinnerte, dass sie seine Haare an den Händen so gespürt hat, als ob sie ihn umarmte... Als dann in Potsdam die Proben für den Film gemacht wurden und zwei Mädchen für die Rollen seiner Tochter gesucht wurden, konnte sie es nicht glauben, dass sie ihn vielleicht nach so vielen Jahren wiedersehen könnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ich einmal eine Tochter im Film von ihm sein könnte. Sie ist natürlich zu der Probe mitgekommen, in der wir mit ihm und dem Hund, mit dem wir spielen mussten, zusammen waren. Meine Schwester Carola und ich sind zusammen hin gegangen. Aber sie hatte vor dem Hund ein wenig Angst, und daher war sie nicht so natürlich wie ich. Dean war mit einem schwarzen Pulli mit langen Armen und Rollkragen bekleidet, welchen er dann auch im Film trug. Vielleicht war es Winter. Wir haben die ganze Probe lang mit ihm und dem Hund gespielt, manchmal zusammen mit Carola und dann jeder allein. Ich weiß noch, dass ich mich so gut mit ihm fühlte und auch mit dem Hund, so dass ich vergessen habe, dass uns eine Kamera beobachtete. Er hat immer nur gelacht. Meine Mutti war sehr bewegt, ihn mit ihren Töchtern so spielen zusehen...

1977 El Cantor

Nach einiger Zeit wussten wir, dass ich eine seiner Töchter sein würde, die kleine, und ein anderes Mädchen (Anna Maria aus Berlin) die andere. Zuerst wurde eigentlich an Carola und mich gedacht, sie sollte die kleine und ich die größere Tochter sein. Alles fing "schnell" an. Ich ging weniger zur Schule und mehr zur DEFA. Meine "Film-Mutter" habe ich dort kennen gelernt. Sie war auch sehr nett, aber mehr auf ihre Arbeit konzentriert. Dean, den ich gleich "Papa" genannt habe, kümmerte sich mehr darum, wie es uns (Anna Maria und mir) ging, wie wir uns fühlten...

Es gab eine Szene, in der wir Musik machen mussten, ohne dass unsere Eltern es merkten, weil es verboten war und dann uns in den Betten verstecken mussten. Sie kamen in unser Zimmer herein und erwischten uns. Ich versteckte mich unter der Decke. Ich war immer so aufgeregt, weil ich wusste, dass Dean uns die Decke wegziehen und uns dann einen Kuss schicken würde mit seiner Hand. Ich empfand, dass er das so süß machte.

Wir waren auch in Sofia in Bulgarien, um dort einige Aufnahmen zu machen. Für mich war es einerseits sehr bewegend. Anderseits musste ich allein fliegen (ohne Eltern) mit 9 Jahren. Da war ich ein wenig gespannt, wie ich das aushalten könnte. Ich weiß nicht genau, wie lange wir dort waren, aber für mich war das sehr lange. Nach einigen Tagen fing ich an, Heimweh zu haben, und jedes Mal, wenn ich mit meinen Eltern telefonierte, musste ich weinen. Ich weiß nicht, ob jemand es Dean erzählte, oder ob er mir es ansehen konnte, aber beim Essen hat er mich öfter auf seinen Schoß gesetzt und mit mir gesprochen und Witze gemacht. Er hat mich wie ein echter Vater behandelt, der sich um seine Tochter kümmert. Das war für mich sehr wichtig, und er hat mir immer viel Ruhe und Sicherheit vermittelt.

Je mehr ich an ihn denke, um so mehr Erinnerungen kommen wieder zurück. An eines kann ich mich noch sehr gut erinnern: er hat mir immer gesagt, dass, wenn ich größer werde, er mich heiraten würde. Natürlich habe ich es geglaubt, und so wollte ich schnell wachsen. Er sagte immer meiner Mutter, dass ich ein gutes und hübsches Mädchen wäre. Meine Mutti musste nur lachen. Sie hatte ihm die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend erzählt. Mein Vater war ganz schön eifersüchtig, nicht nur wegen meiner Mutter, sondern weil ich ihm sagte, dass Dean mein zweiter Papa wäre.

1977 El Cantor

Jetzt habe ich eben den Film wieder gesehen. Ich sah mich in meiner ersten Szene auf seinen Schultern und kann mich noch so gut erinnern, dass ich so spielen musste, als ob ich fast hinunter fallen würde. So musste ich mich richtig an ihm festhalten, damit ich nicht hinfalle. Und er sagte mir immer: "Keine Angst, du wirst nicht fallen, ich halte dich schon fest..." Obwohl es mich beruhigte, war ich noch nervös, und das sieht man im Film meinem Gesicht an. Die paar Mal, die ich eine Hand los lasse, habe ich gleich wieder mit beiden Händen Deans Hals umgefasst. Jetzt muss ich darüber lachen...

Beim Ballett-Tanz habe ich mich auch von seinem Hals gelöst. Das gefiel mir, auch als er mich ganz deutlich kritisieren musste. Aber beim Laufen - ich fand, dass ich fliege - das haben wir (wie fast alles) mehrmals gemacht, und ich fand mich richtig groß da oben, dieses Mal habe ich richtig auf Dean gesessen. Als wir die Proben gemacht haben für die Tanz-Szenen, da musste er immer lachen und hat uns motiviert, es immer besser zu machen.

Leider kann ich mich nicht mehr so gut auf Deutsch ausdrücken. Daher fällt es mir schwer, mehr Erlebnisse zu erzählen oder Euch das zu übermitteln, was ich fühlte. Eines ist sicher: Dean Reed war für mich eine sehr gute und wichtige Persönlichkeit in meinem Leben, seit ich ihn kennen gelernt hatte. Und als mir meine Mutter eines Tages gesagt hat, dass er gestorben ist, da konnte ich es nicht glauben. Ich verstand es einfach nicht und verstehe es immer noch nicht, warum ein so guter Mensch auf einmal nicht mehr da ist und was auch wirklich passiert ist.

Roxana 2008

In der Premiere des Films waren wir alle. Ich hatte nicht den ganzen Film gesehen, nur den Teil, in dem ich mitspielte. Als ich den Schluss des Filmes gesehen habe, als er stirbt, habe ich mich so schlecht gefühlt als ob es echt wäre und habe gleich zu ihm geschaut, um mich zu vergewissern, dass er auch da war. Er war da, und so habe ich wieder geatmet.

Ich danke Euch sehr, da wegen Euch meine Erinnerungen an ihn viel frischer und präsent bleiben, und so will ich es auch. Und er ist es wert.

Nochmals vielen Dank, so kann ich in Gedanken auch beim Treffen sein.
Viele liebe Grüße an alle... Roxana

27. September 2008
Mariana Ziegler, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Meine Zeit mit Dean (2008)

1972 Rumänien

Wie ich Dean kennen lernte wisst ihr bereits aus Deans Website (Meine Zeit mit Dean, 2002). Ab diesem Zeitpunkt konnte ich die wunderschöne Erscheinung nicht mehr vergessen. Ich spürte sofort, dass er außer seiner prinzenähnlichen Erscheinung auch ein sehr großes Herz besaß. Dies war auch der Grund, wieso ich statt beängstigt zu sein, da es 2 mir damals unbekannte Männer (Dean Reed und sein Dolmetscher Victor Grossman) waren, eher glücklich darüber war, dass wir uns so gut verstanden haben.

Seit ich ihn kennen lernte, wollte ich ihn immer wieder sehen. An manchen Tagen wartete ich geduldig von morgens bis abends auf ihn bis er von seiner Arbeit zurück in sein Hotel in Bran kam. Aufgrund meiner Freundschaft mit Dean waren die Leute in meinem Dorf und sogar mein eigener Vater neidisch auf mich, doch mir war dies egal, da Dean mir die Wärme gab, die ich von meinem Vater niemals erhielt. Dean und ich lachten sehr viel gemeinsam. Wir konnten uns unterhalten, da Dean italienisch beherrschte und diese Sprache dem Rumänischen sehr ähnelt.

Einmal waren wir in einem Raum als Dean sich zurecht machte. In diesem Raum waren viele Perücken in verschiedenen Farben und Formen. Er setzte mir eine nach der anderen auf meinen Kopf und lachte über mein Aussehen, bis er bei einer Perücke inne hielt und zufrieden lächelte. Er hatte die Perücke gefunden die seiner Meinung nach zu mir passte. Diese Perücke hatte meine Haarfarbe und war hoch gesteckt. Er nahm mich an seiner Hand und brachte mich zu dem Spiegel um mir zu zeigen, dass sie mir steht. Dean sagte immer "Bella Mariana".

Es war wunderschön mit Dean unterwegs zu sein und seine Präsenz zu spüren. Ich fühlte mich wie eine kleine Prinzessin als er bei mir war. Das ist und wird immer eine Erinnerung an ihn sein.

Ich war sehr traurig als Dean ging ohne sich zu verabschieden. Ich weiß bis heute nicht wieso er dies nicht tat. Vermutlich wollte er mich nicht weinen sehen. Ja, ich weinte sehr viel und ich suchte Monate lang nach Dean. Vergeblich.

Ich erinnere mich daran, dass er ein paar Tage, nachdem er das letzte Mal ging, in den Hof von Bran kam und ich ihn und seinen Regisseur Gimmy traf. Er fragte mich durch die Übersetzung von Gimmy ob ich ihn lieb habe. Ohne Zögern antwortet ich "ja, wie einen Vater." Dann sagte er: "Lerne deutsch und suche nach mir." Sein Abschiedsgeschenk war eine Postkarte auf der seine Adresse stand, unter der ich ihn hätte finden können.

Die zweite Begegnung mit Dean war unbeschreiblich schön. Als er nach Bran kam bat er die Hotelrezeption, mir dies mitzuteilen. Da diese Frau aber nicht sehr nett war, kümmerte sie sich erst nach einigen Wochen um seine Bitte. Sie benachrichtigte meine Mutter, dass Dean wieder da ist und dass ich in Kürze im Hotel erscheinen soll. Als ich dies von meiner Mutter erfuhr, bin ich sofort zu dem Hotel gegangen wo er übernachtete. Ich wartete den ganzen Abend auf ihn, bis er von der Arbeit kam. Er hat so getan als ob er mich nicht gesehen hat, lief an mir vorbei, drehte sich um und schloss mich in seine Arme. Ich war glücklich. Er schenkte mir ein Buch namens "Die Zaubertruhe" und eine dunkelrote Tasche. Dann sang er ein Lied, in dem er im Refrain meinen Namen nannte.

2 Tage nach diesem Ereignis kam unser Schuldirektor und befreite mich und ein paar andere Kinder vom Unterricht, da wir in dem Film "Blutsbrüder" als Statisten mitwirken sollten. Ich empfand das Mitspielen nicht als Arbeit, da es mir Spaß machte. Ich konnte Dean sehen, also war ich immer glücklich.

Einmal hat er nach den Dreharbeiten das Lied, was er sonst mir vorsang, einem anderen Mädchen vorgesungen. Als ich dies hörte, war ich sehr traurig und rannte von Dean weg. Ich wollte zu Fuß nach Hause gehen, doch etwas später sah ich Dean mit seinem weißen Pferd hinter mir. Im Ritt hat er mich an seinem Arm hinter sich auf das Pferd gesetzt und gab mir zu verstehen, dass ich nicht alleine nach Hause darf, da der Weg zu lang ist. Er wusste jedoch nicht den Grund wieso ich weglief. Deswegen war er sauer auf mich und gestikulierte und sagte etwas auf Italienisch. Er konnte schon immer gut mit Kindern umgehen. Nach kurzer Zeit brachte er mich wieder zum Lachen.

Viele Jahre vergingen, und im November 1992 reiste ich in Deutschland ein. Mein erster Gedanke galt ihm. Ich wollte ihn finden. Ich wohnte in Bayreuth bei einer netten Dame. Ich fragte sie, ob sie Dean Reed kennt und sie sagte, dass sie sich bei einer Nachbarin, die im Sommer Freunde aus Berlin empfängt, die Urlaub bei ihr machten, erkundigen würde. 2 Tage später erhielt ich eine Antwort: Dean Reed ist seit 6 Jahren tot.

Mariana 2007

Diese grausame Antwort löste einen immensen Schock in mir aus. Ich weinte bitterlich und konnte mehrere Tage nicht aufhören zu weinen. Mein damaliger Mann hatte kein Verständnis für mich. Es war sehr schlimm.

2002 gab ich bei Google "Dean Reed" ein und fand seine Webseite, bei der ich mich direkt anmeldete und mich durch Norbert mit Victor Grossman in Verbindung setzte, um mehr über Dean zu erfahren, denn als ich jung war habe ich nur erfahren wo er wohnt, dass er singt, dass er ein Schauspieler ist und dass er eine Tochter hat. Damals wusste ich noch nichts von seinem politischen Engagement und auch nur sehr wenig über sein Privatleben. Seit damals hat Dean einen Platz in meinem Herzen und wird diesen auch für immer haben.

Mariana 2008

Nun bin ich 46 Jahre alt geworden und leider ist Dean nicht mehr da. Doch die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, wird für immer in meinen Gedanken bleiben, denn es war eine traumhafte Zeit. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich tat und werde ihm dies niemals vergessen.

Liebe Grüße an alle Dean-Fans. Ich hoffe, dass Deans 70. Geburtstag ihm angemessen gefeiert wird und dass ich auch ein wenig dazu beitragen durfte.

22. September 2008
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Mr. Simpatico und roter Rebell

Der Sänger, Schauspieler und Regisseur Dean Reed wäre heute 70 Jahre alt

Dieser Tage wären zwei ganz unterschiedliche Künstler 70 Jahre alt geworden, die unsterblich wurden, weil sie jung starben: Romy Schneider wurde nur 43, Dean Reed starb im 48. Lebensjahr. So viel sie auch künstlerisch und politisch getrennt haben mag, beide wurden durch ihren Tod, aber mehr noch durch das Leben, das sie führten, legendär und geben Stoff für zahlreiche Bücher und Filme. Während die Österreicherin Romy Schneider in den fünfziger Jahren der Bundesdeutschen liebstes Kind war, wurde Dean Reed in den Siebzigern in der DDR ein Idol. Beide zerbrachen aber am Ruhm.

Dean Reed hätte bei seinem großen Talent eine bequeme Karriere im amerikanischen Showbiz machen können. Er konnte mitreißend singen, leidlich tanzen, hatte als Schauspieler Ausstrahlungskraft und genügend Talent, sich auch die Berufe des Regisseurs und Drehbuchautors anzueignen. Nur eines stand ihm im Wege: seine Weltanschauung. Er war ein roter Rebell.

In einem kleinen Ort in Colorado wurde Dean 1938 in eine politisch interessierte Familie geboren. Der Vater war allerdings erzkonservativ, die Mutter eher linksliberal. Dean nutzte zunächst sein sportliches Talent - er hatte immerhin Aussichten, an den Ringen bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 dabeizusein. Doch sein musikalisches Talent war stärker. Schon mit 20 erhielt er seinen ersten Plattenvertrag. Er besuchte die Warner-Schauspielschule in Hollywood, wo sein politisches Engagement erwachte. Sein Lehrer Paton Price (den er viele Jahre später zur DEFA holte) war Pazifist, hatte einst während des II. Weltkrieges den Wehrdienst verweigert und musste deshalb ins Gefängnis. Er war in engem Kontakt zu den verfolgten linken "Hollywood Ten". Zum Ärger seines Vaters übernahm Dean die politischen Ansichten von Price und wurde Pazifist - bald besucht er auch Versammlungen der friedliebenden Quäker.

Seine Platten verkauften sich gut - in den USA erreichte Dean Reed Achtungserfolge in den Hitparaden verschiedener Staaten, aber in Lateinamerika wird er schnell zum unumschränkten Star. "Our Summer Romance" ist ein Nr.1-Titel, mit dem er sogar Elvis entthront. Hier, speziell in Mexiko und Argentinien, ist Dean Reed auch beim jungen Publikum ein gefeierter Schauspieler in Unterhaltungsfilmen. In Argentinien erobert er als Soap-Star die Titelseiten und erhält schließlich eine eigene Fernseh-Show, in der er auch Interviews führt.

Seine Tourneen führten ihn auch in die Industriegebiete, wo er den Ausgebeuteten und Unterdrückten begegnete. Dean gibt in Argentinien - wie auch in anderen Ländern Südamerikas - eintrittsfreie Konzerte in Armenvierteln, Fabriken, Gefängnissen und für Gewerkschafter und bekommt deshalb den Spitznamen "Mr. Simpatico". Er beginnt abenteuerliche Aktionen, verbrüdert sich mit den Indios am Amazonas oder schaltet Anzeigen gegen Atomtests - sowohl der USA wie der Sowjetunion. Der amerikanische Botschafter in Chile schrieb nach einer Begegnung mit Dean Reed nach Washington: "Meine Einschätzung des jungen Mannes ist, dass er sehr egozentrisch und eingebildet und nicht sehr intelligent ist. Er ist sehr beeindruckt von seiner Anhängerschaft, die er hier unter den lateinamerikanischen Teenagern hat und glaubt, dass er großen Einfluss auf sie hat. Ich vermute, dass er mit den kommunistischen Elementen der Unterhaltungsszene zu tun hat, den Zeitungen usw. Ich bin nicht sicher, wie viel Schaden er wirklich anrichtet, aber ich bin sicher, dass er nichts Gutes tut."

Durch seine Gewerkschaftskontakte bekommt Dean Reed Verbindung zum argentinischen Friedensrat, nimmt an der Weltfriedensratstagung in Helsinki teil und hier wiederum ergibt es sich, dass er als zweiter Amerikaner (nach Pete Seeger) zu einer Tournee durch die Sowjetunion eingeladen wird. Diese Aktivitäten mitten im Kalten Krieg bringen die argentinische Geheimpolizei auf den Plan. Es kommt zu Festnahmen, Verhören, Drohungen, Anschlägen, so dass Dean und seine Frau Patricia sich entschließen, für einige Zeit nach Europa zu gehen. Dean kann Fuß in italienischen Action-Komödien fassen und setzt von Italien aus seine politische Arbeit fort. Als in Argentinien ein Generalstreik blutig niedergeschlagen wird, gibt er in Buenos Aires eine Pressekonferenz, in deren Anschluss Dean Reed für drei Wochen in einer Einzelzelle eingekerkert wird. Bald darauf unterstützt er Salvador Allende in seinem Wahlkampf für die Unidad Popular in Chile. Legendär wird seine Aktion, in der er aus Protest gegen den Vietnam-Krieg vor dem amerikanischen Konsulat in Santiago die amerikanische Fahne wäscht. Er ist stolz auf seine Idee, die Fahne nicht zu verbrennen, wie es viele machen, sondern sie zu säubern. Denn Dean Reed bleibt ein amerikanischer Patriot, der bis an sein Lebensende die Hoffnung nicht aufgibt, in seinem Heimatland zu leben und dort seinen Idealen nachzugehen.

Als Dean in Italien die Aufenthaltsbewilligung ohne Begründung entzogen wird, kommt es ihm gelegen, dass in Moskau Kurt Hälker vom Friedensrat der DDR an ihn herantrat und ihm einen Besuch in der DDR vorschlug. Im November 1971 kommt Dean Reed (sinnigerweise mit der S-Bahn) zum ersten Mal nach (Ost-)Berlin und in die DDR, wo ihm nicht nur von den Offiziellen, sondern besonders vom Publikum ein überwältigender Empfang bereitet wird. Der Fernsehfunk bringt ein Porträt des Künstlers, die DEFA gibt ihm die Hauptrolle in "Aus dem Leben eines Taugenichts". Dean gefällt es hier, und er verliebt sich in eine schöne Frau - Wiebke, aber trotzdem sehnt er sich in seine Heimat. Ein Artikel aus dem "Hollywood Reporter" von 1972 beweist, dass Dean gern zurückgekehrt wäre, er aber in den USA höchst unerwünscht blieb: "Vor zwei Wochen kam er zurück, um in den USA zu leben.(...) Seine Agenten haben ihn für die 'Tonight Show' in New York gebucht. Johnny Carson war daran persönlich beteiligt und erfreut, Reed in der Show zu haben. Wie ein Sprecher von Reed erklärte, hat NBC die Buchung rückgängig gemacht und erklärt, dass er zu kontrovers sei und eventuell Amerika attackieren würde, wie ja auch schon über seine 'radikalen politischen Ansichten' in Newsweek berichtet worden war. Carson hat Einspruch eingelegt, aber NBC blieb dabei."

Nun startete Dean von der DDR aus seine überwältigend erfolgreichen Tourneen (vorrangig in den sozialistischen Staaten) und auch neue politische Aktionen. Er unterstützte die Palästinenser in ihrem Befreiungskampf (und war mit Arafat, der ihn als Filmschauspieler liebte, befreundet), und eine seiner wichtigsten Aktionen führte ihn 1983 nach Chile, wo er die im Untergrund kämpfenden Genossen gegen Pinochets Militärdiktatur unterstützte. Es gehörte Mut dazu, hier zweimal öffentlich das Widerstandslied "Venceremos", zu singen. Nur seine Prominenz bewahrte ihn vor erneuter Einkerkerung. Er wurde festgenommen und abgeschoben.

In der DDR drehte Dean Reed Filme, trat in vielen Fernsehshows auf, und war sich nicht zu schade, auch vor kleinem Publikum zu singen und seine Erfahrungen mitzuteilen. So, wie er sich im Großen für mehr Menschlichkeit einsetzte, tat er es auch im kleinen. So berichtete ein Berliner Vater, dass er einmal seine beiden Kinder im Wagen hatte, als er kurz etwas besorgen musste und sie im Auto allein ließ. Bei seiner Rückkehr saß Dean Reed im Auto. Eines der Kinder hatte gerade geweint, als Dean vorbeikam. Er setzte sich dazu, tröstete das Kind und half, auf den Vater zu warten.

Woher die Depressionen und Selbstzweifel kamen, die Dean schon gelegentlich in der Jugend zu schaffen machten, ist schwer zu analysieren. Auch wenn es schwer fällt, sich den mitreißenden Helden schwach vorzustellen - dem für viele noch mysteriösen Tod im Zeuthener See im Sommer 1986 waren mehrere Suizidversuche vorausgegangen. Wir müssen uns damit abfinden, dass Dean Reed mit seinem aufregenden Leben nicht immer zurechtkam.

Buch von F.-B. Habel und Thomas Grossman

Einige der attraktivsten Frauen der Welt säumten seinen Lebensweg: Jean Seberg, Valentina Tereschkowa, Anita Ekberg, Hannelore Elsner, Renate Blume ... Schade, dass er die vielfach zweifelnde Romy Schneider nie getroffen hat. Beide hätten voneinander vielleicht das Überleben lernen können!

Eine gekürzte Fassung dieses Artikels erschien in der Jungen Welt am 22.09.2008.

F.-B. Habel schrieb 2007 mit Thomas Grossman eine Biografie über Dean Reed.

22. September 2008
Dale R. Reed, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Greetings from Dale and Katy

Thank you for inviting us to Dean's 70th Birthday Party. We in Seattle, and you in Germany, are remembering the happy times we experienced with Dean many years ago.

Dean and I enjoyed hiking and trout fishing in the Colorado mountains and Katy appreciates the treasured memories we have of our family times together with Dean. We miss him and we are grateful that he was able to live an enjoyable and interesting life working with and entertaining millions of people all over the world.

On Dean's 70th birthday we are together in spirit celebrating his enthusiastic encouragement for each of us to live prosperous and peaceful lives in freedom.

Dale and Katherine Reed
Seattle, Washington, USA


Grüße von Dale und Katy

Danke, dass Ihr uns zu Deans 70. Geburtstag eingeladen habt. Wir in Seattle und Ihr in Deutschland erinnern uns an die schönen Zeiten, die wir vor vielen Jahren mit Dean erlebt haben.

Dean und ich hatten in den Bergen von Colorado viel Spaß beim Wandern und beim Forellen fischen und Katy denkt noch immer gern an die Zeit zurück, in der unsere Familie mit Dean zusammen war. Wir vermissen ihn und wir sind dankbar dafür, dass er ein angenehmes und interessantes Leben führen konnte und dabei Millionen von Menschen in der ganzen Welt unterhalten konnte.

An Deans 70. Geburtstag sind wir im Geiste zusammen und feiern seine enthusiastische Ermutigung, damit jeder von uns ein reiches und friedliches Leben in Freiheit führen kann.

Dale und Katherine Reed
Seattle, Bundesstaat Washington, USA

Übersetzt von Thomas Grossman

22. September 2008
Ramona Reed, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Papa's Birthday

Hello all,

I wanted to place something on the web in tribute to Papa for his birthday... I have also included some pictures, as a loan... Thank you!

Papa's 70th birthday is a special time for reflections and celebrations... I am thrilled to see all your support and enthusiasm. Thank you from my heart for keeping his experiences, his music and his films alive for all the next generations to come.

My Papa is, and will always be, a warrior of peace and a humanitarian. He does not see borders, skin color, classes, social rights or wrongs, but he sees truth and us as one family. He has always been my hero. He gives me the courage everyday to stand up for what I believe is right and fair.

I have so many memories of Papa twirling me around or dancing with me or picking me up and sitting on his shoulders... I miss you, Papa... You have a lot of wonderful people around the world celebrating your birthday... Papa, I love you!

Happy Birthday

Hugs to all and thank you from our family
Ramona Reed

Ramona Reed Ramona Reed in Alaska, 2005 Ramona Reed in Afrika

Papas Geburtstag

Hallo Ihr Alle,

Ich wollte etwas für Eure Webseite zu Ehren von Papas Geburtstag schreiben... Ich schicke auch ein paar Fotos (als Leihgabe)... Danke!

Papas 70. Geburtstag ist eine besondere Zeit der Reflektionen und des Feierns... Ich bin ergriffen über Eure Hilfe und Euren Enthusiasmus. Ich danke Euch von Herzen dafür, dass Ihr seine Erfahrungen, seine Musik und seine Filme für eine spätere Generation lebendig haltet.

Mein Vater ist ein Kämpfer für Frieden und Humanität und wird es für immer bleiben. Er sieht keine Grenzen, Hautfarben, Klassen, soziales Recht oder Unrecht, doch er sieht die Wahrheit und uns als eine Familie. Er war immer mein Held. Er gibt mir jeden Tag die Kraft für das einzutreten, was ich für richtig und fair halte. Ich habe so viel Erinnerungen daran, wie Papa mich herumwirbelte oder mit mir tanzte oder mich auf seine Schultern nahm... Ich vermisse Dich, Papa... Du hast auf der ganzen Welt so viele wundervolle Menschen, die Deinen Geburtstag feiern... Papa, ich liebe Dich!

Happy Birthday - Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Umarmungen an Euch Alle und Danke von meiner Familie
Ramona Reed

Übersetzt von Thomas Grossman

22. September 2008
Tony Williams, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

His Inspiration Will Live On

Dear Friends,

I would like to be present with you during this very important time but, unfortunately, work committments make this impossible.

However, I have the DeanReed.de. Web Site to monitor this very important celebration.

Over twenty years ago, I saw Dean on the CBS 60 Minutes Program. Despite the way his appearance was edited by this American corporate broadcasting company, I was very impressed by his sincerity and dedication to the causes of social justice and world peace. I wanted to travel to East Germany and meet him. However, by the time this became possible for me, it was too late. I very much regret the opportunity of not meeting him personally.

But thanks to the efforts of DeanReed.de, Will Roberts's documentary AMERICAN REBEL and Leopold Grun's recent DER ROTE ELVIS, his legacy is very much alive and I feel that his presence will always be with us.

Since making contact with Andrea and the members of this very special group, I've been able to acquire several of Dean's films, especially BLOOD BROTHERS and EL CANTOR (which I regard as his most accomplished work). Johnny Rose also sent me a DVD of Dean's poignant Colorado concert at his home. Viewing this never fails to touch me in several ways. It often brings tears to my eyes but it is also a document revealing much of Dean's personality that I'm sure several of you were privileged to know first-hand.

After writing two articles on Dean, I feel more confirmed in the belief that his inspiration will live on, despite attempts made to deny and distort the progressive beliefs that influenced him during his lifetime.

He was a very honest and professional artist, one who attempted to build bridges between East and West, and whose dedication to the cause of world peace will endure when more and more people begin to learn about him and respect what he did.

I feel that had Dean lived he would have come to terms with the collapse of a system that he would have regretted in certain ways. I believe that he would have got over his grief and, struggled on in the same way that he did during his various periods of imprisonment and the death of his closest friends by overcoming the changes of history and being a much needed advocate for the principles he blieved in, principles we still need more than than ever today.

However, his 70th birthday is not a cause for regret but celebration. He achieved much in his lifetime and his influence will continue in decades to come.

In Friendship and Solidarity (but with Deep Regret that I can't be with you all),
Tony Williams.


Seine Inspiration wird weiterleben

Liebe Freunde,

ich wäre zu diesem doch so wichtigen Anlass sehr gern bei Euch, doch leider machen Arbeitsverpflichtungen dies unmöglich.

Dennoch kann ich die Feier durch die Dean-Reed-Website miterleben.

Vor mehr als zwanzig Jahren sah ich Dean im Programm "60 Minutes" von CBS. Trotz der Art, wie diese amerikanische Rundfunk- und Fernsehgesellschaft seinen Auftritt redigierte, hat mich seine Aufrichtigkeit und Hingabe für die Sache der sozialen Gerechtigkeit und des Weltfriedens sehr beeindruckt. Ich wollte sogar nach Ostdeutschland reisen, um ihn kennen zu lernen. Als das für mich dann möglich wurde, war es schon zu spät. Ich bereue sehr, dass ich nie die Gelegenheit hatte, ihn persönlich zu treffen.

Aber wegen der Bemühungen von DeanReed.de, von Will Roberts Dokumentarfilm "American Rebel" und neuerlich von Leopold Grüns "Der Rote Elvis" bleibt seine Hinterlassenschaft sehr lebendig, und ich bin überzeugt, dass seine Gegenwart immer mit uns sein wird.

Seitdem ich mit Andrea und den Mitgliedern dieser sehr speziellen Gruppe Kontakt bekam, konnte ich einige von Deans Filmen bekommen, besonders "Blutsbrüder" und "El Cantor" (den ich als sein fähigstes Werk ansehe). Johnny Rose hat mir auch eine DVD von Deans ergreifendem Konzert bei ihm zu Hause in Colorado geschickt. Niemals sehe ich es an, ohne auf verschiedene Weise ganz gerührt zu sein. Oft bringt es sogar Tränen, doch ist es auch ein Dokument, das sehr viel von Deans Persönlichkeit zeigt, die, da bin ich überzeugt, einige von Euch das Privileg hatten, aus eigener Erfahrung erlebt zu haben.

Nachdem ich zwei Artikel über Dean geschrieben habe, fühle ich mich noch mehr in dem Glauben gefestigt, dass seine Inspiration weiterleben wird, trotz aller Versuche, die fortschrittlichen Überzeugungen, die ihn während seines Lebens beeinflusst haben, zu leugnen und zu verdrehen.

Er war ein sehr ehrlicher und professioneller Künstler, einer der versucht hat, Brücken zwischen dem Osten und dem Westen zu bauen, und dessen Hingabe zur Sache des Weltfriedens weiter anhalten wird, während immer mehr Menschen beginnen, von ihm zu erfahren und das, was er geleistet hat, zu respektieren.

Ich glaube, hätte Dean länger gelebt, hätte er sich auch mit dem Kollaps eines Systems abgefunden, allerdings mit Bedauern. Ich denke, er hätte seinen Schmerz überwunden und auf die gleiche Art weitergekämpft, wie in den Zeiten, als er eingesperrt wurde oder bei dem Tod seiner engsten Freunde. Er hätte den Wechsel der Geschichte überwunden und wäre weiterhin für die Prinzipien aufgetreten, an die er glaubte, Prinzipien, die wir heute mehr denn je brauchen.

Sein 70. Geburtstag ist also kein Anlass zum Trauern, sondern zum Feiern. In seinem Leben hat er Vieles erreicht, und sein Einfluss wird in kommenden Jahrzehnten weiter wachsen.

In Freundschaft und Solidarität mit Euch, aber mit Bedauern, dass ich nicht bei Euch allen sein kann,
Tony Williams

Übersetzt von Thomas Grossman

22. September 2008
Мария Малышева/Maria Malyschewa, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Приветственный текст

Дорогие друзья!

Позвольте вас поздравить от имени создателей русскоязычного интернет-ресурса, посвященного Дину Риду, www.dean-reed.ru, и от имени всех россиян, которые его помнят и которым он по-прежнему дорог, с его 70-летним юбилеем!

1 июня 1986 г. Дин Рид написал: "Главное - не сосредотачиваться на том, что разделяет людей, на различных вероисповеданиях, религиях, политических убеждениях, а сосредоточиться на том, что объединяет нас всех".

Пусть день его 70-летия станет днем объединения для нас, говорящих на разных языках, имеющих порой разные убеждения. Но действительно давайте искать то, что нас объединяет, а не то, что разъединяет. Ведь мы собрались ради человека, которому эти идеи были дороги и реализации которых он посвятил жизнь. Это был Человек Мира во всех отношениях.

Поздравляем вас с этой знаменательной датой, надеемся на дружбу и сотрудничество в будущем. Вы создали замечательный сайт, нам есть на кого равняться! Желаем вам успехов в дальнейшей деятельности!

Коллектив сайта www.dean-reed.ru


Grußbotschaft

Liebe Freunde!

Gestattet, Euch im Namen der Begründer der russischen Dean Reed gewidmeten Internetseite www.Dean-Reed.ru und im Namen aller Russen, die sich an ihn erinnern und denen er nach wie vor teuer ist, zu seinem 70jährigen Jubiläum zu beglückwünschen.

Dean Reed schrieb am 1. Juni 1986: "Das wichtigste ist, sich nicht darauf zu konzentrieren, was die Leute in verschiedene Konfessionen, Religionen, politische Überzeugungen einteilt, sondern sich darauf zu konzentrieren, was uns alle vereinigt."

Möge der Tag seines 70. Geburtstages ein Tag der Vereinigung für uns werden, die wir verschiedene Sprachen sprechen und manchmal verschiedene Überzeugungen haben. Aber lasst uns wirklich danach suchen, was uns vereinigt und nicht danach, was uns trennt. Wir versammelten uns doch wegen eines Menschen, dem diese Ideen teuer waren, und deren Realisierung er sein Leben widmete. Er war ein Mann des Friedens und ein Weltbürger (was im Russischen dasselbe Wort ist) in jeglicher Hinsicht.

Wir beglückwünschen Euch zu diesem wichtigen Datum, in der Hoffnung auf Freundschaft und Zusammenarbeit in der Zukunft. Ihr habt eine großartige Seite geschaffen, nach der wir uns richten. Wir wünschen Euch Erfolge bei der weiteren Tätigkeit!

Das Kollektiv der Seite www.Dean-Reed.ru

22. September 2008
Ilga Röder, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Hommage an Dean Reed

Dean wurde am 22. September 1938 Lakewood/USA geboren und starb am 13. Juni 1986 in der Nähe Ostberlins.

Der amerikanische Sänger, Komponist und Schauspieler fand sehr große Anerkennung in Süd-Amerika, aber auch in Ost-Deutschland. Zu Zeiten des "Eisernen Vorhangs" während des so genannten Kalten Krieges war der beliebte Star als "Roter Elvis" bekannt.

Er begann ein Studium der Meteorologie, zog aber dann nach Kalifornien, wo er Schallplatten wie z.B. "Our Summer Romance" aufnahm, die auch in Argentinien und Chile sehr erfolgreich waren. Er lernte spanisch, beschäftigte sich mit verschiedenen Kulturen und solidarisierte sich mit den Armen, indem er sich der politischen Linken anschloss, kostenlose Konzerte in den Armenvierteln gab, und offen die Politik der USA kritisierte. Sein Herz schlug für die Revolution und den ermordeten Sänger Victor Jara (Film: El Cantor).

In Buenos Aires hatte der "Sänger des anderen Amerika" seine eigene Fernsehsendung. Dadurch lernte er viele Politiker und Friedensaktivisten kennen, die sich für Frieden, Freiheit und Gleichheit einsetzten ("Venceremos").

Nachdem er einige Filme in Italien gedreht hatte, wurde er durch die Friedensbewegung nach Russland zu einer Tournee eingeladen, er lernte russisch und später deutsch, als er sich in Ostberlin niederließ, wo er mit seiner 2. und dritten Frau lebte.

In den 20 Jahren seiner außergewöhnlichen Karriere schrieb der Ausnahmekünstler, der sich im "Ostblock" großer Beliebtheit erfreute, Gedichte, Songs und Drehbücher.

Als er in den USA ein Comeback plante, wurde er in seiner Heimat als Verräter angesehen. Gerade sollten die Filmaufnahmen zu seinem Drehbuch beginnen, da verschwand er und wurde Tage später tot in einem See bei Berlin gefunden...

Dieses Jahr am 22. September 2008 wäre Dean Reed 70 Jahre geworden. Auch über 20 Jahre nach seinem Tod bleiben Kreativität und Talent des Künstlers für alle Zeiten unvergesslich in unserem Gedächtnis.

19. September 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Zehn Forderungen an eine neue Weltordnung

IPPNW-Kongress

"Eine Kultur des Friedens erfordert unseres Erachtens die Globalisierung der Erkenntnis, dass alle auf alle anderen in dieser Welt angewiesen sind, dass es also nur eine gemeinsame Sicherheit geben kann", hieß es im Geleitwort des Verhaltensforschers und Psychologen Horst-Eberhard Richter an den IPPNW-Kongress vom Wochenende in Berlin. Vor diesem Zusammenschluss der Internationalen Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges hat Daniela Dahn um "Nachsicht für Utopisten gebeten" und ihre zehn Forderungen an eine Neue Weltordnung formuliert, die wir vollständig dokumentieren.

Daniela Dahn: Haben Sie Nachsicht mit uns Utopisten!

I. Aus gegebenem Anlass gehört eine Kopie des Guernica-Bildes zur obligatorischen Ausstattung aller öffentlichen Räume, in denen Verhandlungen über Krieg und Frieden stattfinden. Wer Glauben machen will, Picasso habe sich mit seiner anklagenden Mahnung nicht auch an ihn gewandt, irrt. Krieg muss immer wieder neu geächtet werden.

II. Krieg ist die exzessivste Form von Terrorismus. Er verschlimmert alles und löst nichts. Militarisierung der Außenpolitik muss und kann abgewählt werden. Stell dir vor, es ist Wahl und keiner wählt Krieg. Keiner wählt Raketenstationierung und Einkesselung einer neu oder erneut zum Feind erkorenen Macht. Eine kritische Öffentlichkeit hinterfragt durchsichtige Kampagnen, die Feinde, Schurken und Diktatoren installieren, um dann selbst gewaltsam draufschlagen zu können. Verteidigungsbündnisse, die zu Angriffsbündnissen mutieren, gehören abgeschafft.

Misstrauen gebührt kriegerischen Überfällen, die "humanitäre Katastrophen" verhindern wollen. Humanitäre, also menschenfreundliche, wohltätige Katastrophen gibt es nicht. Es gibt nur humanitäre Politiker und Politiker, die Katastrophen sind. Diese sind abwählbar.

Misstrauen gebührt auch kriegerischen Überfällen, die sich friedenschaffendes Mandat nennen. Die Mandatshoheit liegt bei der UNO. Ansonsten sieht man sich in Den Haag. Ein Staat, der sich diesem Gericht nicht unterwirft, verliert den Ehrentitel Rechtsstaat. Ohne globale Rechtsordnung wird sich eine globale Unrechtsordnung verfestigen. Das Moralische muss den Maßgaben des Juristischen untergeordnet werden. Denn die Moral ist ein Ding, das per Definitionshoheit immer auf der eigenen Seite ist. Ausnahmslos alle Kriege haben mit einer moralischen Argumentation begonnen. Und dieser voraus ging immer eine propagandistische Aufrüstung: die publikumswirksame Installation eines Sündenbocks.

Individuelle Verantwortlichkeit von Politikern funktioniert nur, wenn sich alle dem Völkerrecht beugen. Den selbst ernannten Vorzeigedemokraten wird nicht gestattet, auch noch die Gerichte zu dominieren, denen sie selbst sich entziehen. Niemand darf die Macht haben, neben dem Recht zu leben, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen werden zu können.

III. Fundamentalisten, die vorgeben, in Gottes Auftrag zu handeln, müssen verraten, welchem Gott sie zu Diensten sind. Und den Auftrag vorweisen. Aus keiner Schrift abzuleitender, religiöser Fundamentalismus ist genauso wenig sakrosankt, wie der Über-Vater des Kapitals. IN MONEY WE TRUST wird als Weltreligion nicht akzeptiert. Weil von der vorgeblichen Weltbeglückung doch meist nur die Kapitalbeglückung übrig bleibt. Beispiele sind im Bewusstsein zu halten.

Etwa wie sich 1951 im Iran aus eigenen Kräften Parteien und eine plurale Presse herausbildeten und - erstmalig in der Geschichte des Landes - eine demokratisch gewählte Regierung. Präsident Mohammed Mossadegh nahm sich die Freiheit, die bis dahin von Großbritannien beherrschte Ölindustrie nationalisieren zu wollen. Nach zwei Jahren war er von einer angloamerikanischen Allianz nach CIA-Konzept gestürzt, der vom Volk gehasste Schah wurde an seine Stelle gesetzt und die begonnene Demokratisierung der Region für Jahrzehnte zurückgeworfen.

Oder wie heute drei Viertel der einst jugoslawischen Zeitungen der W.A.Z.-Gruppe gehören. Darin seitenweise Privatisierungsanzeigen. Siemens wirbt ganzseitig auf Deutsch, Übersetzung für die Eingeborenen nicht mehr nötig.

Zu erinnern wäre hartnäckig auch an die offenbar unergründliche Frage, warum in der Woche vor dem 11. September der Umsatz mit Aktien von Finanzinstituten aus 22 Stockwerken des World Trade Center und der beiden betroffenen Fluggesellschaften um 1.200 Prozent stieg? Inspektoren in die Börse!

IV. Kriegsbereitschaft darf keine Ware sein, die man auf dem Basar kaufen kann. Um dieser Gefahr nicht ohnmünzig ausgesetzt zu sein, darf nicht länger hingenommen werden, dass die Hälfte der Menschheit in Armut lebt. Das Weltgewissen - eine noch zu entwickelnde Instanz - findet sich nicht länger mit dem neokolonialen Sinn für Gerechtigkeit ab, der die ärmsten Länder die Summe der erhaltenen Entwicklungshilfe jährlich sechsfach durch Zinsen und Schuldentilgung zurückzahlen lässt.

Eine neue Weltordnung lässt nicht zu, dass jährlich 50 Millionen Menschen an Unterernährung, Seuchen und heilbaren Krankheiten sterben. Während ein Zwanzigstel der Rüstungsausgaben ausreichen würde, um die schlimmste Armut zu beseitigen. Sie lässt nicht zu, dass dieser Frieden die Menschheit jedes Jahr soviel Opfer kostet, wie der Zweite Weltkrieg in sechs Jahren. Dass in einer Welt von so gottloser Ungerechtigkeit die Wut wächst, ist nicht verwunderlich. Terrorismus ist ein Schrei, der gehört werden will. Eine neue Weltordnung muss die Armut und Demütigung bekämpfen, die den Terrorismus gebiert.

V. Ein ziemlich sicheres Mittel, Massenvernichtungswaffen nicht in Terroristenhände gelangen zu lassen, ist, sie ihnen nicht zu verkaufen. Ein sehr sicheres Mittel, Massenvernichtungswaffen nicht in Terroristenhände gelangen zu lassen, wäre, wenn sich alle 138 Vertragsstaaten, darunter die USA, an die unterzeichneten Abkommen über das generelle Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer und chemischer Waffen halten würden. Glasnost in die Waffenproduktion! Uran zur Hölle! Rüstung ist Energieverschwendung und Energieverschwendung heizt das Klima auf.

Wer es wagt, mit dem möglichen Einsatz von Atombomben zu drohen, wird gezwungen, öffentlich die UN-Resolution 1653 zu verlesen, in der es heißt, "dass jeder Staat, der nukleare Waffen einsetzt, ... ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Zivilisation begeht".

Die himmelschreiende Ungerechtigkeit, wonach der Profit aus dem internationalen Waffenhandel so hoch ist wie das Einkommen der Hälfte der Weltbevölkerung, wird nicht länger hingenommen. Eine UNO-Genehmigungspflicht ist die Vorstufe zu einem Verbot aller Waffenexporte. Zur Überprüfung sind Waffen vor dem Verkauf ab sofort satellitenkenntlich zu markieren, damit ihre Herkunft und ihr Verbleib jederzeit ersichtlich sind.

VI. Westliche Werte verteidigt man am besten, indem man sie selbst einhält. Wer sich unter Verzicht auf den Kern des Völkerrechts an die Weltherrschaft bomben will, darf sich über die Wiederbelebung des Begriffs Imperialismus nicht allzu sehr wundern. Auch das Schüren einen Kalten Krieges ist ein Kriegsverbrechen. Die Weltöffentlichkeit sieht nicht zu, wie Konflikte aufgerüstet werden, um sie dann militärisch einzubrennen. Zum diplomatischen Verhandeln gibt es keine Alternative. Auch nicht die der diplomatischen Erpressung à la Rambouillet, wie 1999 kurz vor dem Kosovo-Krieg.

Konfliktverhütung ist die sinnvollste Investition. Sie ist billiger als friedenserhaltende Maßnahmen und diese sind wiederum preiswerter als Krieg. Doch, wie Brecht warnte: Krieg wird sein, solange auch nur ein Mensch am Krieg verdient. Am Krieg und am Frieden verdienen nicht die selben. Deshalb ist es eine politische Aufgabe dafür zu sorgen, dass Frieden ein besseres Geschäft ist als Krieg.

Für das Geld, was der Jugoslawienkrieg gekostet hat, hätte man jeder Familie im Kosovo ein Haus mit Swimmingpool bauen können. Das wäre ein tauglicheres Mittel gewesen gegen Separierungswünsche und gegen so genannte ethnische Konflikte, die meist religiöse sind. Die Büchse der Pandora ist im Kosovo ausgegraben und geöffnet worden. Im Widerspruch zur UN-Resolution 1244, die nach wie vor gilt und die territoriale Integrität Serbiens festschreibt. Die Büchse zu schließen, könnte der Zerstückelung der Welt vorbeugen.

VII. Geheimdienste haben sich ebenso an Straf- und Menschenrechte zu halten wie Wirtschaftsunternehmen. Nicht nur weil später bekämpfte Diktatoren von Sicherheitsapparaten wie KGB, CIA und BND ausgebildet wurden, stellt sich immer wieder die Frage nach der Legitimität dieser Dienste.

Westliche Geheimdienste haben 2004 die "gesicherte Erwartung" bekundet, dass der nächste Anschlag des Al-Qaida-Netzwerkes mit nuklearen Mitteln geführt wird. Beweise zu erbringen, ist nicht üblich. Doch eigene Urteilskraft ist die Basis der Demokratie. So viel ist bekannt: Die neue Runde atomaren Wettrüstens geht eher nicht von Al-Qaida aus.

Dem Islam wurde vom Westen nachgesagt, er sei im Mittelalter stehen geblieben und habe die Aufklärung noch vor sich. Doch die im Irak bewiesene Gewalttätigkeit der Achse des Guten fällt noch zurück hinter das Alte Testament, das mit seinem Auge um Auge und Zahn um Zahn immerhin ein Maß setzte, das nicht überschritten werden durfte.

Gegen die Waffe Selbstmordattentäter gibt es keinen militärischen Schutz. Jede Bombe rekrutiert hundert neue Attentäter. Da hilft nur, was die Mächtigen am wenigsten mögen: ein politisches, soziales und kulturelles Entgegenkommen. Zum Dialog der Kulturen gibt es keine Alternative.

Unsere Waffe ist die friedliche Demokratie. Einen anderen Schutz vor Terrorismus gibt es nicht. Wir sind auf dieser Erde verdammt, uns zu vertragen. Und das geschieht uns recht.

VIII. Das Jüngste Gericht der Weltöffentlichkeit, in dem wir alle einen Sitz haben, darf sich nicht an die Lüge gewöhnen. Die gefährlichste, bereits im Einsatz befindliche Massenvernichtungswaffe ist die der Desinformation. Wenn eine irrationale Massenpsychose um sich greift, welche Akzeptanz hat dann noch Völkerrecht? Mit Gasmaske hinter verklebten Fenstern auf Impfstoff hoffend - dieses Thriller-Szenario ist nicht das Leben, auf das zu hoffen sich lohnt. Auch geistige Mobilmachung, also bewusste Manipulationen und Fälschungen, die den Ausbruch eines Krieges legitimieren helfen, müssen zu Straftatbeständen werden. Mindeststrafe ist die öffentliche Verleihung der Orwell-Medaille mit der Inschrift, die an die Front des Wahrheitsministeriums gemeißelt ist:

KRIEG BEDEUTET FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE

Wer die Verblödungsapparate satt hat, unterstützt den Ruf: Fernsehgedemütigte aller Länder vereinigt Euch! Desinformation, Propaganda, Verdunklung und Bestechlichkeit müssen ans Tageslicht. Gründet einen linken Weltsender, ein CNN von unten! Kennwort: Eine andere Welt ist möglich.

IX. Was kann der kleine Bürger für den großen Frieden tun? Regierungen, die den Mut aufbringen, sich völkerrechtskonform zu verhalten, indem sie sich nicht an einem Angriffskrieg beteiligen, verdienen Respekt. Reicht ihr Männer- und Frauenstolz vor Königsthronen nicht bis zur letzten Konsequenz, unterstützt die couragierte Bevölkerung das gemeinsame Ziel durch Protestdemonstrationen, durch Sitzblockaden an Militärbasen, durch Streiks des Hilfspersonals, durch Kriegsdienstverweigerung und Desertion. Aber auch mit konstruktiven Vorschlägen zu einer Kultur des Friedens über Appelle und Kongresse, über Internet-Netzwerke und Selbstorganisation im open space. Diese Kultur des Friedens kann jeder im Kleinen mitprägen und fürs Große Mitsprache verlangen.

Demokratie darf sich künftig nur das System nennen, das dem herrschenden Volk in der Frage aller Fragen, in der Frage über Leben und Tod, über Krieg und Frieden, ein Vetorecht einräumt.

X. Utopisten werden mit Nachsicht behandelt.

3. September 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Aufruf zum Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg

Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg

am Sonntag, den 14. September 2008, 13 bis 18 Uhr
Marx-Engels-Forum neben dem Roten Rathaus in Berlin

Vor 75 Jahren

paralysierten die Nazis gemeinsam mit konservativen Eliten und unterstützt von der Großindustrie in wenigen Wochen die Weimarer Demokratie. Millionen ließen sich gleichschalten, die Mehrheit der Deutschen schaute zu, als jüdische Geschäfte boykottiert, Juden, Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Sozialisten, Liberale und andere ihre Arbeit verloren, aus Deutschland verjagt und ins Exil getrieben, Zehntausende verhaftet und Hunderte ermordet wurden. Inmitten Berliner Wohnviertel errichtete die SA in Kellern und Lokalen wilde Konzentrationslager. Protest regte sich vor allem aus der Arbeiterschaft. Antifaschisten leisteten vielfältigen Widerstand. An sie alle wollen wir erinnern, an die Unbeugsamen, die Verfolgten und Ermordeten. Doch wir müssen auch die Täter benennen und fragen, warum so viele Menschen zusahen und den Verfolgten nicht beistanden.

Wir treten ein

für eine lebendige Erinnerung an die Millionen Opfer des Faschismus und ein Gedenken, das jede Relativierung und Gleichsetzung mit der Zeit nach 1945 ausschließt. Die Verbrechen des Naziregimes bleiben für alle Generationen ein immerwährender Stolperstein.

75 Jahre danach

sitzt die NPD, deren rassistische und antisemitische Kontinuität zur NSDAP unübersehbar ist, in zahlreichen Kommunalparlamenten und sogar in Landtagen. Neonazis überfallen Andersdenkende und Andersaussehende, Obdachlose und alle, die nicht in ihr Weltbild passen. Auch heute ist es oft eine schweigende Mehrheit, die tatenlos zusieht, wenn Menschen entrechtet, entwürdigt und ausgegrenzt, wenn Flüchtlinge abgeschoben werden. Dennoch wenden sich immer mehr Menschen gegen Nazi-Aufmärsche und gegen Läden mit Nazi-Klamotten. Oftmals attackiert die Polizei Gegendemonstranten, die die Straßen nicht den Nazis überlassen wollen, überwacht sie per Video, nimmt ihre Personalien auf und belegt sie mit Bußgeldbescheiden. Wir fordern ein Ende dieser Kriminalisierung antifaschistischen Protestes. Nazistische Organisationen sind zu verbieten.

Am Tag der Erinnerung und Mahnung

streiten wir für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Sprache, Religion und Hautfarbe, mit verschiedenen Lebensentwürfen und Überzeugungen. Damit wissen wir uns in Übereinstimmung mit den Überlebenden der Zuchthäuser und Konzentrationslager. Sie begründeten die Tradition, den zweiten Sonntag im September als Gedenktag für die Opfer des Faschismus zu begehen.

Kontaktbüro:
c/o Berliner VVN-BdA
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Tel: 030 29 78 41 78/74
Fax: 030 29 78 43 78
E-Mail: info [AT] tag-der-mahnung.de

Spendenkonto:
VVN-BdA Berlin
Postbank Berlin
Kto-Nr: 315904105
BLZ: 10010010
Stichwort: 14. September 2008

27. August 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Offener Brief zur Kriminalisierung ehemaliger jüdischer Partisanen in Litauen

Uns erreichte folgender offener Brief, den wir mit der Bitte um Unterstützung weiterverbreiten:

Wir fordern die Einstellung der Ermittlungen gegen ehemalige jüdische Partisanen in Litauen

Seit Anfang dieses Jahres ermittelt die Staatsanwaltschaft in Litauen gegen ehemalige jüdische Partisaninnen und Partisanen, die während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutsche Besatzungsmacht gekämpft haben. Die Behauptung der Staatsanwaltschaft, dass "Hunderte Zeugen befragt wurden", täuscht über die Tatsache hinweg, dass ausschließlich jüdische Namen in den Medien auftauchen, vor allem die von Yitzhak Arad, Fania Brantsovsky und Rachel Margolis. Sie werden in Zusammenhang mit Partisanenaktionen genannt, bei denen litauische Zivilisten umgekommen sind und als deren Urheber die Justizbehörden "Terroristen" und "Mörder" ausgemacht haben. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Ermittlungen darauf ausgerichtet sind, die öffentliche Meinung in Litauen dahingehend zu beeinflussen, dass primär Juden für die litauischen Opfer von Partisanenaktionen verantwortlich sind. Auf diese Weise soll die antisowjetische bzw. antirussische Stimmung in Litauen eine antijüdische Stoßrichtung erhalten.

Es sei daran erinnert, dass die jüdischen Anti-Nazi Partisanen zuvor Gefangene in den Ghettos waren, die von den deutschen Besatzern und ihren litauischen Kollaborateuren eingerichtet wurden; sie kämpften bewaffnet gegen die nationalsozialistische Herrschaft in autonomen jüdischen Gruppen oder sowjetischen Partisaneneinheiten und trugen damit zum Sieg der alliierten Streitkräfte gegen Nazi-Deutschland bei.

Aktuell wird in den Massenmedien bewusst das negative Image jüdischer Partisanen konstruiert. Medien und Justiz bedienen sich dabei des gleichen Stereotyps, das in den Jahren der deutschen Besatzung der massenhaften Beteiligung von Litauern am Massenmord an der jüdischen Bevölkerung zugrunde lag: Juden werden mit Kommunismus, dem sowjetischen System und sowjetischen Partisanen identifiziert.

Demgegenüber wird gegen die litauischen Kollaborateure der deutschen Besatzer, die für die Ermordung von 220.000 Juden in den Jahren 1941 bis 1944 mitverantwortlich sind, nicht ermittelt. In den 18 Jahren der Unabhängigkeit Litauens ist kein einziger Nazi-Kollaborateur belangt worden.

Die litauische Staatsanwaltschaft steht offenbar unter politischem Druck. So wurde Fania Brantsovsky aufgrund der Anfrage eines Abgeordneten der Vaterlands-Partei zur Ermittlungsbehörde vorgeladen. Die Tatsache, dass die vom Präsidenten der Republik Litauen gegründete "Internationale Kommission zur Ermittlung von Verbrechen des nationalsozialistischen und des sowjetischen Okkupationsregimes in Litauen" ihr eigenes Mitglied Yitzhak Arad und die anderen jüdischen Anti-Nazi-Partisanen nicht öffentlich verteidigte, ist äußerst befremdlich.

Offensichtlich wird derzeit in Litauen in einer antisemitischen Stimmungsmache die Geschichte des Holocaust umgeschrieben und die ehemals Verfolgten werden als Täter verdächtigt.

Wir fordern, die Verfolgung ehemaliger jüdischer Partisanen sofort einzustellen!

Die Europäische Kommission sollte ihren Entschluss, Vilnius, die Hauptstadt Litauens, zur Kulturhauptstadt 2009 zu erklären, überdenken. Einem Land, in dem antisemitische Stimmungsmache in Politik, Justiz und Medien derart breiten Raum einnehmen kann, steht eine solche Auszeichnung nicht zu.

Berlin, den 31. Juli 2008

Erstunterzeichnerinnen/-unterzeichner:
Gudrun Schroeter
Susanne Heim
Dagi Knellessen
Franziska Bruder

Bitte schickt die Zusage für eure Unterstützungsunterschrift an: Offener-Brief.Litauen@gmx.de

25. August 2008
Thoralf Haß, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Peking 2008 - (M)ein Fazit

Olympiaringe

Das waren sie also - die Olympischen Spiele von Peking sind Geschichte, die Spiele der Jugend sind vorüber!

Was wurde im Vorfeld nicht alles prognostiziert und befürchtet. Terroranschläge auf die Spiele blieben aber glücklicherweise aus, Protestaktionen gegen die Tibet-Politik Chinas allerdings leider auch. Die Zahl der Dopingsünder hielt sich in Grenzen, Träume gingen in Erfüllung oder zerplatzten wie Seifenblasen. Die Chinesen gewannen überlegen die Medaillenwertung, aber die ganz große Dominanz der scheinbar unter Laborbedingungen hochgezüchteten Staatssportler blieb vor allem in den Kernsportarten dann doch aus. Der US-Schwimmer Michael Phelps machte seine Ankündigung war und schwamm sich mit 8 Siegen bei 8 Starts in die Rekordbücher. Weltrekorde purzelten wie nie zuvor in der Olympia-Geschichte.

Aber war wirklich alles Gold, was da glänzte? Und was zeigte das deutsche Team? Es schlug sich überraschend gut. Mit 41 Medaillen (16 Gold, 10 Silber, 15 Bronze) gewann man zwar weniger Medaillen als in Sydney und Athen, dafür holte man mehr Olympiasiege als bei den vorangegangenen Spielen. Am Ende steht Platz 5 in der Medaillenwertung zu Buche. Es wird jetzt wieder Leute geben, die die Medaillenflut nach landsmannschaftlichen Gesichtspunkten aufteilen. Also gut, wen es interessiert: Allein die Region Berlin/Brandenburg hätte als eigenständige Mannschaft immerhin Platz 15 in der Medaillenwertung geholt, noch vor solch großen Sportnationen wie Polen, Kanada, Norwegen oder Tschechien!

Sicher, man drückt den Athleten aus der Heimat etwas fester die Daumen, aber der Norddeutsche leidet gesamtdeutsch mit und jubelt genauso über Medaillen, die nach Bayern gehen wie der West-Zuschauer dem Sportler aus einem Ostverein den Sieg gönnt. Außerdem schaut man sich alle vier Jahre Sportarten an, wo man nicht mal die Regeln versteht. Ja, man lernt sogar die Namen der mitgereisten Pferde auswendig, obwohl man sich gar nicht für Pferdesport interessiert. So etwas schafft nur Olympia.

Nicht wenige Fachleute hatten ja vorab einen Abrutsch in die Bedeutungslosigkeit bzw. auf den bundesdeutschen Stand von vor der Wiedervereinigung vorhergesagt. Damals holte die BRD 40 Medaillen (11 Gold, 14 Silber, 15 Bronze). Zum Vergleich: die DDR gewann 102 Medaillen (37 Gold, 35 Silber, 30 Bronze). Inzwischen ist aber das ins gesamtdeutsche Vermögen eingebrachte DDR-Erbe aufgebraucht, auf das sich in den letzten 2 Jahrzehnten gut aufbauen ließ.

Britta Steffen, © SUPERillu

Und die Fachleute schienen auch zunächst Recht zu behalten. Die Schwimm-Mannschaft ließ es sich am Pool gutgehen und staunte Bauklötze über die Leistungen der anderen Nationen. Schnell hatte man auch den Hauptschuldigen ausgemacht: den "Superanzug", den die Deutschen nicht hatten und der völlig neue Schwimmeigenschaften vermitteln soll. Immerhin kann man froh sein, dass kein deutscher Teilnehmer ertrunken ist und alle heil ins Ziel gekommen sind. Wer aber zum Saisonhöhepunkt Zeiten 2-3 Sekunden über der eigenen Bestleistung anbietet, sollte sich zuerst an die eigene Nase fassen und hat eigentlich bei Olympia nichts zu suchen. Dank Deutschlands Vorzeigeschwimmerin Britta Steffen konnte man am Ende doch noch ein Happy End feiern. Erst gewann sie über ihre Paradestrecke 100 m Freistil Gold und anschließend das Heulduell gegen ihre Freundin Franziska van Almsick. Und Deutschland heulte vor Rührung mit.

Zum Heulen waren auch die Leistungen der Ruderer. Früher eine sichere Medaillenbank, ging die Ruderflotte diesmal unter. Neben Pech und krankheitsbedingten Ausfällen waren vor allem verbandsinterne Querelen Schuld am Kentern. Einige Bootsbesatzungen wurden sogar kurz vor Olympia komplett ausgewechselt, weil es ja leichter ist, mit einem nicht eingespielten Team an den Start zu gehen... Logisch, dass anschließend Köpfe rollten. Und - man lese und staune - man sehnt sich im Ruderverband nach einem neuen Chef-Trainer, möglichst mit DDR-Erfahrung! Wie bitte? Hat man dort etwa endlich gemerkt, dass die Erfolge der DDR-Sportler nicht nur durch Doping erzielt wurden, sondern auch durch bessere Trainingsmethodik und ein präzises Sichtungssystem, um frühzeitig Talente an den Sport heranzuführen?

Bloß gut, dass sich manche Dinge scheinbar nie ändern. Die Reiter und Kanuten holten wieder die fest eingeplanten Medaillen. Zwar gingen auch hier nicht alle Träume in Erfüllung, aber das Gesamtergebnis stimmt. Und wahrscheinlich wurde gleichzeitig eine neue Ära eingeleitet. Der Name "Fischer" findet auch diesmal wieder Eintrag in die Annalen der Kanuten. Nach Birgit Fischer, der erfolgreichsten deutschen Olympiateilnehmerin aller Zeiten, macht es jetzt Fanny Fischer ihrer Tante nach und holt sich ihre erste Goldmedaille ab.

Die Ballsportarten scheiterten frühzeitig, aber eine Mannschaft kommt immer durch. Diesmal waren es eben die Hockeyherren, die Gold holten. Hinzu kommt (wieder mal) Bronze für die Fußballfrauen und Silber für das Tischtennis-Team um Timo Boll.

In manchen Sportarten verlor Deutschland leider den Anschluss an die Weltspitze, wie die Leistungen der Leichtathleten, Boxer oder Ringer verdeutlichten. Die Leichtathleten brachten es sogar fertig, das schlechteste Ergebnis seit 104 (!) Jahren abzuliefern!

Ansonsten überwogen aber aus deutscher Sicht die Überraschungen. Der stärkste Mann der Welt heißt Matthias Steiner und ist eigentlich Österreicher. Weil er sich aber mit dem dortigen Verband überworfen hatte, zog er erst die Konsequenzen und dann nach Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Sein Jubel über Gold gehörte zu den emotionalsten Momenten dieser Spiele, auch weil der Zuschauer Anteil an seinem persönlichen Schicksalsschlag nahm, der immer wieder in den Reportagen erwähnt wurde. Danke Österreich für diese Medaille!

Jan Frodeno hat bis vor Olympia nie etwas gewonnen, jetzt darf sich der Triathlet plötzlich Olympiasieger nennen. Genau wie die vielen anderen deutschen Sieger und Platzierten aus den Randsportarten, die meist nur Insidern bekannt waren und ganz sicher in spätestens 14 Tagen wieder aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwinden werden. Im Gedächtnis bleiben dann wieder nur die üblichen Verdächtigen, die ihren Marktwert durch lukrative Werbeverträge noch weiter steigern werden. Die Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf, Lena Schöneborn aus Berlin, kann da wahrscheinlich nur mithalten, wenn sie für viel Geld die Hüllen fallen lässt. So ungerecht kann Olympia auch sein.

Viele 4. Plätze für deutsche Athleten runden das Gesamtergebnis für Deutschland ab. Das klingt im Moment zwar nach einer Niederlage, aber positiv (im doppeldeutigen Sinne) betrachtet ist man damit der erste Nachrücker für den Fall, dass besser platzierte Medaillengewinner nachträglich des Dopings überführt werden. Die Erfahrungen der jüngeren Geschichte lassen darauf schließen, dass es auch diesmal wieder so kommt!

Was bleibt sonst noch in Erinnerung von Peking 2008? Ein 100-m-Sprintfinale der Männer, das schon jetzt eine Legende ist, aber eigentlich eine Zirkusvorstellung war. Kopfschüttelnd und sprachlos waren alle, die dieses Rennen live im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgt haben. Schon nach 70 Metern stellte der Sieger Usain Bolt aus Jamaika die Arbeit ein und trudelte locker in neuer Weltrekordzeit ins Ziel. Gefühlte 5 Minuten später kamen die anderen Läufer ins Ziel, so groß war am Ende der Vorsprung.

Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa aus Russland, bisher immer ein wenig kühl und unnahbar wirkend, hat eine neue Motivation gefunden und springt nicht mehr nur wegen des Geldes, sondern um den Zuschauern Sport vom Feinsten zu bieten. Ihren Weltrekord von 5,05 m hat sie sich nach zwei deutlichen Fehlversuchen über diese Höhe regelrecht erzwungen. Die Belohnung waren für den Zuschauer anschließend die schönsten Tränen bei einer Siegerehrung.

Und noch eine kleine Randepisode. Während sich die Armeen ihrer beiden Nationen kriegerisch gegenüberstanden, umarmten sich die georgische Sportschützin Nino Salukwadse und ihre russische Konkurrentin Natalja Paderina demonstrativ während der Siegerehrung und schrieben ihren Politikern symbolisch eine Lektion in Sachen Völkerverständigung und gegenseitige Toleranz ins Stammbuch.

Bei der Eröffnungsfeier wurde zwar ein wenig geschummelt, es fiel aber keinem auf, bis ein paar Tage die Auflösung kam. Auch sonst waren die Spiele ein wenig zu perfekt organisert. Gigantische Menschenmassen und Inszenierungen prägten das Bild der offiziellen Zeremonien zu Beginn und am Ende der Spiele. IOC-Präsident Jacques Rogge würdigte die Spiele als "außergewöhnliche Spiele". Zu einem Satz wie "die besten Spiele aller Zeiten" reichte es auch diesmal wieder nicht für die Ausrichter. Zuviele Unstimmigkeiten im Vorfeld der Spiele, leere Zuschauerränge und eine Pressezensur sorgten für Verstimmung. Die Athleten und Betreuer fühlten sich zwar wohl in Peking, aber es erinnerte alles an einen ungeliebten Pflichtbesuch bei Bekannten: man wird während des Besuches gut behandelt, aber man möchte auch so schnell nicht wiederkommen müssen...

Wir sagen also artig "Danke, Peking 2008!", freuen uns noch ein paar Tage über die gezeigten Leistungen und richten dann unseren Blick nach London 2012. Denn bekanntlich ist nach den Spielen vor den Spielen.

18. Juli 2008
Thoralf Haß, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Filmbesprechung: "12 heißt: Ich liebe dich"

Man kann der ARD und dem produzierenden MDR für den Mut und die Courage, den Film "12 heißt: Ich liebe dich" auszustrahlen, nur gratulieren. Bereits im Vorfeld gab es heftige Diskussionen um die Verfilmung einer wahren Geschichte, in deren Verlauf sich zwischen einem Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und einer Verhafteten eine zarte Liebesbeziehung anbahnt. Opferverbände und sogenannte Bürgerrechtler sahen in der Verfilmung eine Verharmlosung der Tätigkeit der Staatssicherheit sowie die Verhöhnung der Opfer des DDR-Systems. Der Intendant des MDR wurde sogar aufgefordert, zu der Ausstrahlung Stellung zu nehmen. Diejenigen, die immer die fehlende Meinungs- und Pressefreiheit in der DDR beklagt hatten, versuchten nun selbst, dieses Gut einer Demokratie zu missbrauchen. Und es wird oft vergessen, dass mit "12 heißt: Ich liebe dich" lediglich ein einziges Schicksal von mehreren Tausenden verfilmt wurde. Dass Regisseurin Connie Walther nun ausgerechnet eine - wenn auch ungewöhnliche - Liebesgeschichte verfilmt hat, nennt man wohl künstlerische Freiheit.

Devid Striesow und Claudia Michelsen

Zum empörten Aufschrei kommt hinzu, dass Jan (gespielt von Devid Striesow) weder ins Klischeebild des ständig rumkommandierenden und brüllenden machtbesessenen und einschüchternden Stasioffiziers passt, noch dass er sich im Verlaufe der Story zum Helden entwickelt und irgendwann seine Gesinnung in Frage stellt. Er hat sich eingerichtet in seinem spießigen Leben, hat Frau und Tochter, trägt jeden Tag den letzten modischen Schrei von Vorgestern und "ist zufrieden, wenn sein Chef zufrieden ist." Und - oh Schreck - er hat etwas Sympathisches in sich, er schmuggelt "seine" Gefangene schon mal aufs Personalklo, lässt sie im Büro ausruhen, während er das Vernehmungsprotokoll schreibt und bietet ihr auch mal eine Zigarette an.

Für Bettina (Claudia Michelsen) ist Jan in den acht Monaten ihrer Untersuchungshaft wegen angeblicher "Landesverräterischer Agententätigkeit" die einzige Kontakt- und Bezugsperson. Für sie sind die Vernehmungen Abwechslung im tristen U-Haft-Alltag, und die einzige Möglichkeit, mit jemandem zu reden. Zaghaft öffnet sie sich und lässt Gefühle zu, die in ihrer Situation undenkbar sein müssten. Und während sie darauf wartet, dass Jan sein Protokoll beendet, malt sie und entwickelt dabei einen Zahlencode, mit dem sie heimlich und unerkannt ihre Gefühle ausdrücken kann - 11 heißt: Du bist schön (weil der Satz aus 11 Buchstaben besteht), 12 heißt: Ich liebe Dich. Und beide wissen, dass diese Liebe keinen Bestand haben wird, denn auf Bettina warten drei Jahre Knast im Frauengefängnis Hoheneck.

13 Jahre später haben sich die Zeiten geändert. Das MfS gibt es nicht mehr, Jans ehemalige Dienststelle ist inzwischen eine Gedenkstätte und Bettina führt Touristen hindurch. Nur der Spießer Jan hat sich nicht verändert, ist immer noch mit der gleichen langweiligen Frau verheiratet und arbeitet mittlerweile als Buchhalter. Als Bettina Jan aufspürt und sich beide treffen, stellen sie fest, dass die Gefühle für den Anderen immer noch da sind. Und endlich findet auch Jan den Mut, aus seinem Leben auszubrechen.

12 heißt: Ich liebe dich

Wer jetzt eine rührselige Lovestory-Verfilmung erwartet, wird enttäuscht werden. Der Film ist alles andere als rührselig und hat seine stärksten Momente in den Szenen in Jans Büro. Genauso schockierend werden die Haftbedingungen gezeigt, angefangen von der Zwangshaltung beim Schlafen bis hin zu der Tatsache, dass frau sich selbst für so banale Dinge wie Damenbinden vorher erniedrigen muss.

Die Filmemacher erheben nicht den Anspruch, DDR-Unrecht aufarbeiten zu wollen. Ebensowenig ergreifen sie Partei für eine der beiden Hauptrollen. Und die Wertung der Ereignisse überlassen sie geschickt ihrer weiblichen Hauptfigur, nämlich immer dann, wenn sie in ihren Führungen durch die Gedenkstätte Fragen der Touristen nach ihrer Vergangenheit beantwortet. Da kommt auch schon mal das eine oder andere versöhnende Wort aus ihren Lippen.

"12 heißt: Ich liebe dich" lebt vor allem vom Spiel der beiden Hauptdarsteller Devid Striesow und Claudia Michelsen. Besonders Claudia Michelsen spielt ihre Figur mit solch einer Intensität und solch einer Wucht, dass es fast schon beängstigend ist. Auch wenn ihr eingefallenes Gesicht und ihre ständig verheulten Augen zum Großteil den Maskenbildnern zu verdanken sind, so spielt sie mit einer Authentizität, dass man sich noch Tage später fragt, wieviel Schauspielerei und wieviel eigene Erfahrung in der Rolle stecken. Ohne Zweifel setzt Claudia Michelsen mit dieser Rollendarstellung neue Maßstäbe für sich und für andere, spielte vielleicht sogar die Rolle ihres Lebens. Und sie ist sich auch nicht zu schade einzugestehen, dass sie durch die Beschäftigung mit ihrer Filmfigur und der realen Person dahinter eine andere Sicht- und Denkweise auf ihr eigenes Leben und bestimmte Vorgänge in der DDR gewonnen hat.

Devid Striesow hat ebenfalls eine DDR-Vergangenheit. Dadurch nimmt man ihm den Jan eher ab als einem möglicherweise gecasteten "West"-Schauspieler. Manche Ost-Rollen können eben nur von Darstellern mit Ost-Vergangenheit gespielt werden. Die anderen Nebenrollen sind zwar durchgehend gut besetzt, aber lediglich Nina Franoszek als Leiterin der Gedenkstätte ragt noch etwas heraus, der Rest geht im Spiel der beiden Hauptdarsteller völlig unter.

Wenn es einen Grund gibt, an dem Film rumzumäkeln, dann ist es eher ein kleiner Schönheitsfehler: Alle Uniformträger im Film, egal ob jung oder alt, ob männlich oder weiblich, tragen den gleichen Dienstgrad (erkennbar an den Schulterstücken!). So einheitlich war nun selbst die DDR nicht organisiert.

Es wird wahrscheinlich auch in Zukunft unterschiedliche Meinungen über die Notwendigkeit einer Verfilmung dieser Geschichte geben. Aber wenn damit, wie u.a. auch bei Claudia Michelsen, ein Denkprozess bei den Menschen in Gang gesetzt wird, kann man diesen Schritt eigentlich nur befürworten. Dass dabei nicht alle der gleichen Meinung sein müssen, ist im Nachhinein auch Menschen wie Bettina zu verdanken. Und das sollte doch auch den Nörglern nicht entgangen sein.

27. Februar 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Fidel tritt ab

Der bisherige kubanische Präsident Fidel Castro hat am 18. Februar angekündigt, dass er sich nicht mehr zur Wiederwahl als Präsident des Staatsrates stellen wird. Am 24. Februar hat die kubanische Nationalversammlung Raúl Castro Ruz, den Bruder Fidels, zum neuen Staatschef gewählt.

Fidel und Raúl Castro

Fidel Castro ist seit langem krank. Raúl Castro Ruz führte schon seit 18 Monaten provisorisch die Amtsgeschäfte. "Ich würde mein Gewissen verraten, wenn ich eine Verantwortung annehmen würde, die Mobilität und völligen Einsatz verlangt, wozu ich physisch nicht in der Lage bin", schreibt Fidel in seiner Erklärung.

Fidels Widersacher in den Chefetagen und Aufsichtsräten multinationaler Konzerne, die in den Startlöchern stehen um über Kuba herzufallen und ein neues Billiglohnland vor den Toren der USA zu errichten, jubeln und hoffen auf einen Umschwung, wenn Fidel Castro kein Amt mehr bekleidet. Die bürgerliche Presse, auch in Deutschland, hat seine Erklärung nur in Auszügen, teilweise verfälscht oder durchtränkt mit eigenen Spekulationen, wiedergegeben.

Fidel Castro

Deshalb anbei der übersetzte Originaltext, damit sich jeder Leser ein eigenes Bild machen kann:

Fidel Castros Botschaft an das kubanische Volk

Liebe Mitbürger!

Ich habe am vergangenen Freitag, dem 15. Februar, versprochen, dass ich bei meiner folgenden Reflexion ein Thema behandeln werde, das viele Mitbürger interessieren wird. Dieselbe erfolgt dieses Mal als Botschaft.

Der Augenblick zur Aufstellung der Kandidaten und Wahl des Staatsrats, seines Vorsitzenden, der Stellvertreter und des Sekretärs ist gekommen.

Ich habe das ehrenhafte Amt des Vorsitzenden über viele Jahre ausgeübt. Am 15. Februar 1976 wurde die Sozialistische Verfassung durch freie, direkte und geheime Abstimmung von über 95 % der wahlberechtigten Bürger angenommen. Die erste Nationalversammlung trat am 2. Dezember jenes Jahres zusammen und wählte den Staatsrat und dessen Vorsitz. Vorher hatte ich über knapp 18 Jahre das Amt des Ministerpräsidenten ausgeübt. Ich habe immer über die notwendigen Prärogativen verfügt, um das revolutionäre Werk mit Unterstützung der immensen Mehrheit des Volkes voranzubringen.

In Kenntnis meines kritischen Gesundheitszustandes dachten viele im Ausland, dass der vorübergehende Rücktritt vom Amt des Staatsratsvorsitzenden am 31. Juli 2006, das ich in die Hände des ersten Vizepräsidenten Raúl Castro Ruz gelegt habe, endgültig war. Raúl selbst, der zusätzlich aus eigenem Verdienst das Amt des Ministers der Streitkräfte bekleidet, und die anderen Genossen der Partei- und Staatsführung waren überhaupt nicht damit einverstanden, mich trotz meines ungewissen Gesundheitszustandes von meinen Ämtern befreit zu sehen.

Meine Lage war unbequem gegenüber einem Feind, der alles nur erdenklich Mögliche zu meiner Beseitigung getan hat und dem ich absolut nicht den Gefallen tun wollte.

Später konnte ich erneut die volle Beherrschung meines Geistes erreichen, die Möglichkeit, viel zu lesen und zu überlegen, da ich zum Ausruhen gezwungen war. Ich hatte genügend körperliche Kraft, um viele Stunden lang zu schreiben, und teilte diese Tätigkeit mit der Rehabilitation und den entsprechenden Programmen zur Genesung. Ein elementarer gesunder Menschenverstand sagte mir, dass diese Tätigkeit für mich möglich war. Andererseits war ich im Gespräch um meinen Gesundheitszustand immer darauf bedacht, Illusionen zu verhindern, die bei einem ungünstigen Ausgang traumatische Nachrichten für unser Volk inmitten des Kampfes bedeuten würden. Es auf meine Abwesenheit vorzubereiten, psychologisch und politisch, das war meine Hauptpflicht nach so vielen Kampfjahren. Ich habe nie aufgehört aufzuzeigen, dass es sich um eine Genesung handelte, die "nicht risikofrei" war.

Es ist immer mein Wunsch gewesen, die Pflicht bis zum letzten Atemzug zu erfüllen. Das ist es, was ich bieten kann.

Meinen lieben Mitbürgern, die mir vor Kurzem die hohe Ehre erwiesen haben, mich als Abgeordneten in das Parlament zu wählen, in dessen Schoße wichtige Vereinbarungen für das Schicksal unserer Revolution getroffen werden müssen, teile ich mit, dass ich weder das Amt des Staatsratsvorsitzenden erstreben noch annehmen werde - ich wiederhole -, ich werde weder die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und Comandante en Jefe erstreben noch annehmen.

In kurzen Schreiben an Randy Alfonso, Direktor des Programms Mesa Redonda (Podiumsgespräch) des Landesfernsehens, die auf meine Bitte veröffentlicht wurden, waren auf diskrete Art und Weise Teile dieser Botschaft eingearbeitet, die ich heute schreibe, und nicht einmal der Empfänger der Mitteilungen kannte meine Absicht. Ich vertraute in Randy, da ich ihn gut aus seiner Zeit als Universitätsstudent in der Fachrichtung Journalismus kannte, als ich fast wöchentlich Zusammenkünfte mit den wichtigsten Vertretern der Universitätsstudenten hatte, die aus dem schon als Landesinneres bezeichneten Gebiet waren, und zwar in der Bibliothek des weitläufigen Hauses von Kohly, wo sie untergebracht waren. Heutzutage ist das gesamte Land eine riesige Universität.

Absätze aus dem am 17. Dezember 2007 an Randy gesendeten Schreiben:

"Es ist meine tiefste Überzeugung, dass die Antworten auf die heutigen Probleme der kubanischen Gesellschaft, die ein durchschnittliches Bildungsniveau von 12 Schuljahren, knapp eine Million Hochschulabgänger und die reale Studienmöglichkeit für alle seine Bürger ohne jegliche Diskriminierung aufweist, mehr Antwortvarianten für jedes konkrete Problem benötigen, als die auf einem Schachbrett enthaltenen. Kein einzelnes Detail kann unberücksichtigt bleiben und es ist kein leichter Weg, wenn die Intelligenz des menschlichen Wesens in einer revolutionären Gesellschaft über seine Instinkte herrschen soll."

"Es ist meine elementare Pflicht, mich nicht an Ämter zu klammern und erst recht nicht den Weg für jüngere Menschen zu versperren, sondern Erfahrungen und Ideen beizutragen, deren bescheidener Wert aus dem außerordentlichen Zeitabschnitt stammt, der meinem Leben entsprach."

"Ich denke so wie Niemeyer, dass man bis zum Schluss konsequent sein muss."

Schreiben vom 8. Januar 2008:

"...Ich bin ein entschlossener Verfechter der als voto unido (im Block für alle abstimmen) bezeichneten Stimmenabgabe (ein Prinzip, welches das nicht bekannte Verdienst bewahrt). Das war es, was es uns ermöglicht hat, die Neigung zum Kopieren dessen, was aus den Ländern des ehemaligen sozialistischen Lagers kam, zu verhindern, darunter das Bildnis eines einzigen Kandidaten, so einsam wie gleichzeitig so solidarisch mit Kuba. Ich achte jenen ersten Versuch zum Aufbau des Sozialismus sehr, dank dessen wir den erwählten Weg fortsetzen konnten."

"Ich hatte immer vor Augen, dass der ganze Ruhm der Welt in einem einzigen Maiskorn Platz hat", betonte ich erneut in jenem Schreiben.

Also würde ich mein eigenes Gewissen verraten, wenn ich eine Verantwortung übernehmen würde, die Mobilität und vollkommene Hingabe erfordert, was ich aufgrund meiner körperlichen Verfassung nicht bieten kann. Ich erläutere dies ohne Dramatik.

Zum Glück verfügt unser Prozess noch über Kader der alten Garde, zusammen mit anderen, die sehr jung waren, als die erste Etappe unserer Revolution eingeleitet wurde. Manche haben sich fast als Kinder den Kämpfern in den Bergen angeschlossen und haben anschließ,end mit ihrem Heldentum und ihren internationalistischen Missionen das Land mit Ruhm bedeckt. Sie besitzen die Autorität und Erfahrung, um den Ersatz abzusichern. Unser Prozess verfügt ebenfalls über die mittlere Generation, die gemeinsam mit uns die Elemente der schwierigen und fast unerreichbaren Kunst zur Organisation und Führung einer Revolution erlernt hat.

Der Weg wird immer schwierig sein und der intelligenten Anstrengungen aller bedürfen. Ich misstraue den scheinbar leichten Pfaden der Apologetik oder der Selbstgeißelung als Antithese. Man muss sich immer auf die Schlimmste der Varianten vorbereiten. So bedacht im Erfolg als standfest gegenüber Widrigkeiten zu sein, ist ein Prinzip, das man nicht vergessen darf. Der zu besiegende Gegner ist außerordentlich stark, aber wir haben ihn ein halbes Jahrhundert in Schranken gehalten.

Ich verabschiede mich nicht von euch. Ich möM;chte nur als ein Soldat der Ideen kämpfen. Ich werde weiter schreiben, und zwar unter dem Titel "Reflexionen des Genossen Fidel". Es wird eine weitere Waffe des Arsenals sein, mit der man rechnen kann. Vielleicht wird meine Stimme erhört. Ich werde behutsam sein.

Danke,
Fidel Castro Ruz
18. Februar 2008, 17:30 Uhr

Quelle: cuba.cu/RedGlobe

18. Februar 2008
Norbert Diener, Kontakt: Norbert@DeanReed.de

15 Jahre JUMP UP-Schallplattenversand

Die bestehenden Verhältnisse zum Tanzen bringen - hier kommt die Musik dazu!

Der Schallplattenversand JUMP UP wird 15 Jahre alt! Die Gründung erfolgte 1993, weil nach der sog. "Wende" die linke Musik bzw. linke Kultur "verschwunden" war. Es gab zwar noch einiges, aber das musste man sich mühsam zusammensuchen. Der Versand fing mit Platten von Ton Steine Scherben, Slime und Mimmi's an. Im Laufe der Zeit wurde das Programm ergänzt mit Schallplatten und CDs von Ernst Busch, Arbeiterliedern in Originalaufnahmen, Brecht und Eisler, Gisela May, Degenhardt und Süverkrüp, die lange Zeit verschollen waren. Nach einiger Zeit kam Matthias Henk, der Begründer von JUMP UP, zu der Erkenntnis, dass es nicht ausreicht nur deutsche Aufnahmen zu verbreiten, sondern dass auch internationale Arbeiterlieder und fortschrittliche Musik verbreitet werden müssen. Es wurden verschiedene Kontakte in die USA, nach Italien, Irland und ins Baskenland aufgenommen, wo Arbeiterlieder und andere fortschrittliche Musik bezogen wurde.

Im Laufe der Zeit hat der JUMP UP Versand sehr gute Kontakte in die USA zu dem Label "Folkways" geknüpft, die dort eine Ausnahme darstellen. Sie "verwalten" das amerikanische komplette Liedgut der nordamerikanischen Arbeiterbewegung. Der Verlag wurde in den 40er Jahren gegründet und er verlegt z.B. die CDs von Pete Seeger und Woody Guthrie. Der Folkways Verlag stellt für JUMP UP alle vergriffenen Platten (die seit den 40er Jahren erschienen sind) als Einzel CDs her. In Deutschland ist der JUMP UP Versand der einzige Versand, der das komplette Programm vertreibt. Dort findet man u.a. auch Originalaufnahmen von Che, Fidel, Angela Davis und Aufnahmen von dem Befreiungskampf in Vietnam und den Philippinen. Aufnahmen von Brecht vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuss während der McCarthy-Ära oder eine CD mit Originalaufnahmen aus den 20er Jahren aus der sozialistischen Sowjetunion runden das Programm ab. Dieses sind wahre Schätze. Insgesamt hat der JUMP UP Versand jetzt ca. 4.000 Titel im Programm. Es sind aber nicht nur rein politische CDs und LPs im Angebot sind, sondern auch sehr schöne Titel aus dem Bereich "Weltmusik", Blues, Jazz.

Der JUMP UP Versand gibt auch selbst CDs heraus. Das Angebot reicht von dem Solidaritätssampler für Mumia Abu-Jamal bis hin zu den Aufnahmen von Cochise. Die letzte Produktion von JUMP UP war die Solo-CD von Bernd Köhler (Schlauch) "die neue welt", die seit sieben Monaten in der Liederbestenliste vertreten ist und im Dezember 2007 auch die CD des Monats war. Eine andere Neuerscheinung ist von ewo2 "Avanti Popolo". Der Titel ist Programm. Arbeiterlieder neu eingespielt.

Der ganze JUMP UP Versand wird nach Feierabend gemacht (vom Packen, Internet-Seite gestalten, Kataloge erstellen und versenden). Der Versand wirft leider immer noch keinen Gewinn ab, sondern macht seit der Gründung nur Verluste.

Dagegen kann man etwas tun! Bestellt eure CDs und LPs bei www.jump-up.de, denkt an eure Freunde und Verwandten, empfehlt JUMP UP weiter und kauft eure Geschenke bei JUMP UP!

Die Widersprüche in diesem kapitalistischen System nehmen ständig zu und die Ausgebeuteten suchen nach Alternativen. So wird auch die Kultur der Unterdrückten weiter Verbreitung finden.

4. Februar 2008
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Deans 70. Geburtstag wird in Berlin gefeiert

Freunde und Fans von Dean Reed haben mit den Vorbereitungen zum nächsten Fantreffen begonnen. Es wird am Samstag, 27. September 2008 in Berlin stattfinden. Ermuntert vom Erfolg des letzten Treffens wurde nun ein Planungsforum eingerichtet, in dem sich all diejenigen, die an der Vorbereitung des nächsten Treffens teilnehmen wollen oder auch nur einmal ihre Meinung zum Stand der Vorbereitungen äußern wollen, miteinander verständigen können. Alle, die Lust haben zu helfen, können sich an thori00@compuserve.de wenden. Sie bekommen dann einen Link zum Planungsforum und werden regelmäßig über neue Einträge informiert.

23. Januar 2008
Norbert Diener, Kontakt: Norbert@DeanReed.de

Das Palästinensertuch wieder voll im Trend

Erst trug es Johnny Depp, dann Ricky Martin und nun läuft schon fast jeder zweite Jugendliche mit einer Kufiya, dem sogenannten Palästinensertuch herum. Wer es sich um den Hals oder Kopf schlingt, sollte allerdings wissen was es damit auf sich hat.

Dean Reed und Yasser Arafat

Die Kufiya, auch Hatta und bei uns PLO-Tuch genannt, ist ein viereckiges Stück Baumwollstoff, das zum Dreieck gefaltet um den Kopf gelegt wird, wobei die Zipfel auf Schultern und Nacken herabfallen. Das Tuch gehörte zur traditionellen Tracht der männlichen Landbevölkerung in verschiedenen arabischen Ländern. Die Farbe der Tücher gibt Auskunft über seinen Träger: Schwarzweiß: Palästinenser, rotweiß: Jordanier, weiß: Golfstaaten. Die Araber tragen das Tuch im Sommer zum Schutz vor der Sonne. Im Winter schützt das Tuch seinen Träger vor der Kälte.

Während der britischen Mandatszeit über Palästina (1922-1948) kämpften die Palästinenser um ihr Selbstbestimmungsrecht und die Bildung eines palästinensischen Staates. Die Freiheitskämpfer trugen das Tuch, um ihre Identität zu verdecken. Die britische Armee nahm jeden fest, der das Tuch trug. Daraufhin trugen alle Palästinenser das Tuch als Protest gegen die Mandatsmacht, nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen, damit die Freiheitskämpfer weniger auffielen. So ist das Tuch ein Symbol für die Selbstbestimmung und gegen den Kolonialismus sowie gegen die jüdische Besiedlung geworden.

1948 wurde der Staat Israel gegründet, über 750 Tausend Palästinenser wurden aus ihrer Heimat vertrieben und wurden zu Flüchtlingen. Heute leben mehr als 4,5 Millionen Palästinenser in Flüchtlingslagern. Das große Ziel der Palästinenser nach 1948 war es, ihre palästinensische Identität unter der Bedrohung Israels zu bewahren. Die palästinensischen Flüchtlinge trugen das Tuch als Symbol der Rückkehr in ihre Heimat Palästina. Andere Palästinenser weisen mit dem Tragen des Tuches auf ihre palästinensische Identität hin.

Yasser Arafat applaudiert Dean Reed

1965 begannen die Palästinenser ihren mutigen Befreiungskampf unter der Leitung der PLO (engl.: Palestine Libaration Organisation). Die palästinensischen Freiheitskämpfer trugen das Tuch und machten es ungewollt durch die Fernsehreportagen auf der ganzen Welt bekannt.

Am 13. November 1974 hielt Jassir Arafat als Vorsitzender der PLO und Vertreter des palästinensischen Volkes auf Einladung der Vereinten Nationen (UN), mit Kufiya, als erster eine Rede vor der UN-Vollversammlung. Die Rede Arafats fand weltweite Beachtung. Er legt die Probleme seines Volkes dar und streckte die Hand zur friedlichen Koexistenz aus. Mehr als 100 Staaten erkannten die PLO an als legitime Vertretung des palästinensischen Volkes an.

Der Feddajin mit der Gitarre

Nach und nach kam das Tuch nicht nur nach Deutschland, sondern in alle Länder der Welt. Es wurde zum Symbol der Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Dean trug es, als er im Libanon war und bei manchen andern Gelegenheiten.

Das PLO-Tuch hat mit dem Beginn der Friedensverhandlungen zwischen Palästinensern und Israel an Bedeutung gewonnen. 1994 erhielt Arafat den Friedens-Nobelpreis für seine Rolle im Nahost-Friedensprozess. In den 70er bis 90iger Jahren wurde das Tuch weltweit als Symbol des Friedens angesehen.

Ich als "linker Wessi" habe in den 70er und 80er Jahren auch ein schwarzweißes PLO-Tuch getragen. In linken Kreisen der BRD war es eine Selbstverständlichkeit, aber auch schon in der Zeit gab es Träger/innen die sich der Bedeutung nicht bewusst waren und es einfach nachgemacht haben. In der DDR waren die Tücher erheblich schwerer zu bekommen. Auf mp3 Veranstaltungen mit palästinensischen Studenten wie z.B. das Festival des politischen Liedes in Berlin, Parteiveranstaltungen etc. gab es ab und zu mal das schwarzweiße Tuch. Wie auch im Westen wurde es überwiegend aus modischen Gründen, also weil es cool war, und weniger aus Solidarität mit Palästina getragen.

Yassir Arafat

Angestoßen von der neuen Modeerscheinung habe ich mir nun ein neues gekauft, was bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen gute Dienste leistet. Palästina ist immer noch nicht frei und der Kampf für einen eigenen Staat wird auch nach Arafats Tod unvermindert weitergeführt. Ich hoffe, dass die Befreiungsbewegungen Hamas und Fatah sich einigen und den Kampf gemeinsam weiterführen.

Wir können etwas dazu tun:

Übt Solidarität mit dem palästinensischen Volk - tragt PLO-Tücher!
Klärt jeden Träger und jede Trägerin über die Bedeutung des PLO-Tuches auf!


Anhang:
Die Tücher gibt es in unterschiedlichen Qualitäten. In Europa findet man oft Billigprodukte, die nur als Halstuch geeignet sind. Hochwertige Tücher erkennt man am eingewebten oder durchgewebten Muster und an der Qualität des Gewebes. Diese sind in Spezialläden für islamische Bekleidung erhältlich und oft nicht teurer als die Billigprodukte. Heute kann man in Deutschland für rund fünfzehn Euro unter dem Etikett "Palästinensertuch" schöne neue Tücher mit Fransen in verschiedenen Farben kaufen.


Leserbriefe

Ich will einmal meine Erinnerungen zum Thema Palituch mitteilen, vielleicht deckt es sich ja mit anderen Meinungen.

Kurze Vorgeschichte zum besseren Verständnis: Nach dem NATO-Doppelbeschluss entwickelte sich in der DDR vor allem in der Jugend eine Art Friedensbewegung. Es war nicht die Art Friedensbewegung, aus der dann später unter Obhut der Kirche die Bürgerbewegungen entstanden, es war aber auch keine "von oben" verordnete Friedensbewegung, obwohl vieles von oben agitiert wurde. Es war eher aus dem Bewusstsein und der Sorge gewachsen, dass ein Atomkrieg in Europa Realität werden könnte.

Etwa Anfang der 80er Jahre (ca. 1984) tauchten dann die ersten Palitücher auf. Ich glaube sogar, in einigen Läden wie der JUGENDMODE gab es sie zu kaufen. Jedenfalls wurden die Tücher als symbolisches Zeichen der Friedensbewegung von einigen Jugendlichen getragen, allerdings als Halstuch. Meistens wurde es bei FDJ-Festivals oder -Veranstaltungen getragen, also immer in Verbindung mit der FDJ-Bluse. Das Dreieck lag dabei auf den Schulterblättern und die Zipfel hingen vor dem Körper herunter, evtl. noch mit einem Knoten gesichert oder durch die Schulterklappen der Bluse gezogen. Diese Erscheinung dauerte allerdings nur ein paar Monate, dann verschwand sie wieder und tauchte urplötzlich etwa 1986/87 wieder auf, als auch in der DDR die Popper das Licht der Welt erblickten. Diese trugen das Palituch (so wurde es übrigens nie genannt, sondern immer Palästinensertuch oder PLO-Tuch) dann als Schal. Das Dreieck bedeckte von vorn den Hals, die Zipfel wurden im Nacken gekreuzt und hingen dann ebenfalls wieder vor dem Körper herunter (vorstellbar etwa wie bei Motorradfahrern, wenn sie sich gegen den Fahrtwind schützen wollen). Eine politische Botschaft hatte zu diesem Zeitpunkt das Tuch jedenfalls nicht mehr. Mit dem Verschwinden der Popper verschwanden auch die Tücher wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.

Soweit meine Erfahrungen mit den Tüchern aus eigenem Erleben. Aber schön, dass ich durch den Artikel wieder mal alte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten aufrufen durfte. Ich hatte fast schon vergessen, was es für Trends in der DDR gab.

Viele Grüße
Thoralf


Es gab auch ein Lied über das PLO-Tuch: "Mädchen mit dem Tuch aus Palästina" ist von Wolfgang Protze und wurde am 16. und 17.07.1983 in Berlin im AMIGA-Studio aufgenommen. Es ist enthalten in der Schallplatte "Liedermacher Wolfgang Protze" von AMIGA. Das Lied selbst war in der DDR leider nicht verbreitet und wurde auf Grund der sehr individuellen Interpretation des Künstlers fast nicht nachgesungen. Unser Singeclub "Ernesto Che Guevara" aus Dresden hat sich schon zu seiner Gründung 1974 auf die Fahne geschrieben, vorhandenes Liedgut zu bewahren und in die Breite zu singen. Wohl deshalb waren und sind wir immer auf der Suche nach Liedern, die den Nerv der Zeit treffen und politisch natürlich mit unserer Meinung übereinstimmen. Das ist auch ein Manko, weil speziell zu DDR-Zeiten nur solche Gruppen publiziert wurden, die eigene Lieder und gestaltete Programme anzubieten hatten. Uns entschädigte und entschädigt bis heute die Tatsache, dass unsere Zuschauer zumindest mp3 Teile unseres Programms mitsingen und eben dies möchten wir und dies lag auch im Gründungsgedanken unseres Clubs. "Mädchen mit dem Tuch aus Palästina" gehört dazu.

Was nun das Palästinatuch selbst angeht, war es meiner Meinung nach in der DDR bei der Jugend doch weit verbreitet. Die Sache des palästinensischen Volkes und sein Kampf stimmte mit dem Gedanken des Internationalismus der DDR-Gesellschaft ja überein. Viele Jugendliche kauften die Tücher jedoch auch nur aus modischen Aspekten und trugen sie nicht bewusst als Unterstützung für die Sache des palästinensischen Volkes. Dahin zielte ja auch der Text von Wolfgang Protze zur damaligen Zeit. Er wollte diesen Zusammenhang deutlicher machen. Kaufen konnte man es in Jugendmodeläden und natürlich zu solchen Veranstaltungen wie das Festival des Politischen Liedes, Treffen der DDR-Jugend oder Treffen mit Organisationen der Weltjugend oder die Weltfestspiele. Allerdings war das Angebot, wie auch bei anderen Waren, nicht so riesig und es war schon ein Erfolg, wenn man eines "besorgen" konnte. Übrigens war es auch ein sehr beliebtes und begehrtes Geschenk, ich glaube es reichen 20 Stück nicht aus, die ich seinerzeit selbst verschenkt habe.

Anbei den Text des Liedes.

In diesem Sinne grüßen wir alle Freunde des Politischen Liedes und unseres Singeclubs "Ernesto Che Guevara" e.V.
mit roten Singegrüßen
sehr herzlich
Euer Wolle Klötzer, Clubleiter

Mädchen mit dem Tuch aus Palästina

Sag was du fühlst, sag was du denkst,
Mädchen mit dem Tuch aus Palästina,
wenn du es dir um die Schultern hängst.
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.

Passt es zu Jeans, zu den Haaren, zum Kleid,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina
ist es nur Mode modernerer Zeit,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.

Trägst es als Stola, als Turban zum Spaß,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.
Und wenn es regnet, wirst du nicht nass,
Mädchen mit dem Tuch aus Palästina.

Wärmt dir den Rücken, wärmt dir den Bauch,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.
Ja gegen Kälte ist es ja auch,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.

Wieg deine Hüften, fließt schulterwärts
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.
Wärmt es nicht manchmal dir auch das Herz,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.

Sag was du fühlst, sag was du denkst,
Mädchen mit dem Tuch aus Palästina,
sag, dass du es nun nie wieder verschenkst,
Mädchen, dein Tuch aus Palästina.


Meiner Meinung nach war ein PLO-Tuch in de DDR sehr schwer zu beschaffen und war im normalen Handel der DDR überhaupt nicht vertreten (Konsum oder HO). Wer eins hatte, trug es, weil es extrem cool war! Ich hab es, glaub ich, mal auf dem Festival des Politischen Liedes in Berlin, im Februar jeden Jahres, gesehen, dort gab es immer Stände von ausländischen Anbietern. Ich habe es mir aber nicht gekauft, weil es mir zu teuer war. An den genauen Preis kann ich mich nicht erinnern.

Gleich nach der Wende habe ich es in Westberlin am Kudamm entdeckt und es mir wiederum nicht gekauft, da dachte ich, ich wäre jetzt zu alt dafür. Es gab dort immer einen Laden, wo man es kaufen konnte. Vor drei Jahren hat meine Tochter sich eins gekauft und mir stolz gezeigt. Ich habe ihr gesagt, dass es mehr als okay ist, wenn sie es trägt, denn damit ist sie immer auf der richtigen Seite. Mir war auch schon zu "Ostzeiten" die Bedeutung des Tuches im Sinne von Links, Frieden und Solidarität mit der PLO bekannt. Nun habe ich auch davon gehört, dass es zum anderen auch von der rechten Szene missbraucht wird, ich habe aber noch keine so rum rennen sehen, und hier in Berlin rennen genug von denen rum.

LG Dorin


Sehr verbreitet war das Tuch nach meiner Erinnerung nicht, kaufen konnte man es zumindest in meiner Gegend, ich komme ursprünglich aus Jena, einer Gegend mit schlechter Versorgungslage, in den achtziger Jahren nicht. Ich hatte eines aus dem Westen. Im November 1989 habe ich mir dann noch eines auf dem Kudamm in Berlin gekauft. Getragen wurde es natürlich von Jugendlichen, aber ich denke, ohne politischen Hintergrund. Es war eben eine Zeiterscheinung, vermutlich ein West-Import. Auch später als Studentin habe ich es noch getragen. Im Studium hatten, glaube ich, einige so ein Tuch. Es war warm und schön groß, da habe ich es im Winter auch mal richtig um den ganzen Kopf gewickelt. Sozusagen wie ein normales Kopftuch und dann in beiden Richtungen um den Hals. Irgendwoher habe ich noch ein drittes Tuch bekommen. Jedes sieht anders aus.

Herzliche Grüße
Annette


Ich bin Jahrgang '66 und ich kann mich auch erinnern, dass dieses Tuch getragen wurde, wo die Leute es her hatten, weiß ich nicht. Es gab bei uns Studenten aus Palästina, diese brachten es aus ihrer Heimat als Tauschgeschenk mit. Dabei vermute ich mal, dass sie die Tücher in Westberlin billig erworben hatten, denn die meisten trugen nur die billige Variation. Die gab es in Rot und Schwarz. Obwohl ich Hala El Katib kannte, hatte ich nie solch ein Tuch. Man fand es oft bei Parteiveranstaltungen fürs Jugendfernsehen z.B. Ich glaube es war bei uns eher Trend, wie Jesuslatschen, Fleischerhemd, Parkakutte, Jeans von Levis oder Wrangler und dazu das Tuch und fertig war der proletarische Student. So rannten dann auch Mädels und Jungen herum, die sich nicht anpassen wollten oder in keine andere Schublade wollten. Da gabs ja auch Punks, Popper und die Stinos, die dann so aussahen, weil zum Schluss fast jeder so rumlief. Ich hielt das für Mode und weil ich nie Beziehung zum Westen hatte, also auch keine Markenjeans besaß oder jemanden betteln wollte mir aus Ungarn oder Polen, da gab es nämlich die Kopien der Tücher, ein Tuch mitzubringen. Ich war bloß graue Masse und trug das, was so die "Jugendmode" herstellte. Ein wirklich echtes Tuch aus Palästina hatten die allerwenigsten oder nur Parteifunktionäre, die bei so einer Propagandaveranstaltung dabei waren. Manchem war gar nicht bewusst, wo dieses Tuch eigentlich herstammte. Man sah es nur bei Jasar Arafat. Ich denke, dass das Tuch Mitte der 70er bis 89 bei uns üblich war. Natürlich ist das meine Sichtweise und ich erhebe nicht den Anspruch auf alleinige Wahrheit. So habe ich es jedenfalls erlebt.

Gruß
Silvia aus Dresden

22. Januar 2008
Diethard Möller, Kontakt: DiethardMoeller@web.de

Filmbesprechung: "Es geht nicht nur um unsere Haut"

Der Streik der Belegschaft des Bosch-Siemens-Hausgerätewerks in Berlin gegen die Schließung

Selten habe ich eine Dokumentation gesehen, die mich so gefesselt, ja geradezu elektrisiert hat. Dokumentationen sind ja selten spannend. Das ist bei diesem Film anders. Hier wird der Arbeitskampf gegen die geplante Schließung des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Werks in Berlin-Spandau begleitet.

Der Film zeigt Ausschnitte aus Betriebsversammlungen und Protestaktionen, vom Streik, vom "Marsch der Solidarität". Immer wieder kommen die Kolleginnen und Kollegen selbst zu Wort. Und das macht den Film so spannend, für alle die heute in der Arbeiterklasse kämpfen, die sich mit ihr beschäftigen, die sich auf sie stützen wollen. Hier sieht man die Stärken aber auch die Schwächen dieser Klasse offen. Da kämpft z.B. der türkische Betriebsratsvorsitzende für "den Erhalt aller deutschen Arbeitsplätze". Oder die Kollegen eines Tochterunternehmens von Bosch-Siemens-Hausgeräte in den neuen Bundesländern verweigern jede Solidarität. Die Kollegen aus Berlin sind enttäuscht, erfahren dann aber von einem Betriebsrat dieses Werkes, dass die Kollegen dort für knapp über 5 Euro die Stunde arbeiten müssen, ohne je Solidarität von den besser verdienenden Kollegen im Westen erfahren zu haben, und dass sie Angst um ihre Arbeitsplätze haben.

Ein Kollege vom Bosch-Siemens-Hausgeräte Berlin-Spandau meint kurz darauf im Film: "Solidarität ist keine Einbahnstraße". Richtig! Mit dem Kampf entwickelt sich das Bewusstsein und verändert sich. Das kann man voll Spannung in dem Film mitverfolgen. Immer wieder gibt es in dem Arbeitskampf Konflikte zwischen Kollegen, die kompromisslos kämpfen wollen und beginnen, ihre Kraft zu erkennen, und denen, die Angst vor einer Zuspitzung haben.

Natürlich ist ein Streik eine besondere Situation und insofern kein Maßstab für das Bewusstsein der Arbeiterklasse insgesamt. Wer sich aber mit dem Bewusstsein der Arbeiterklasse in diesem Land beschäftigen will, der sollte diesen Film in sein Pflichtprogramm aufnehmen und ihn unbedingt anschauen. Man kann eine Menge lernen.

Auf der Homepage der www.videowerkstatt.de heißt es zum Inhalt des Films:

Am 6. September 2006 kommt die Belegschaft des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Werks in Berlin-Spandau zu einer Betriebsversammlung zusammen, die bis zum 22. September dauern wird. Mit 16 Tagen wird sie zur bis dato längsten Betriebsversammlung der Bundesrepublik Deutschland.

Dem vorausgegangen ist die Ankündigung der Konzernleitung, das Spandauer Werk zum Jahresende 2006 zu schließen. Die Betriebsversammlung ist der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen, die bis Ende Oktober dauern und weit über Berlins Grenzen hinaus ein Echo finden. So besetzt die Belegschaft schon während der Betriebsversammlung die Werkstore als die Betriebsleitung versucht, Betriebmittel aus dem Werk zu schaffen. Beim "Marsch der Solidarität" besuchen die BSH'ler andere Betriebe, auch die der "Konkurrenz" von Miele und AEG, rufen zu einer gemeinsamen Kundgebung vor der Siemenszentrale in München auf.

Am 19. September stimmen mehr als 94 Prozent der BSH-Belegschaft für Streik. Die weiteren Verhandlungen führen zum Kompromiss: Keine Schließung des Werkes, Erhalt von 400 Arbeitsplätzen von vormals rund 600 bis ins Jahr 2010, eine durchschnittliche Lohnkürzung von 20 Prozent, keine Neuinvestitionen in die Produktion.

Am 20. Oktober wird über das Verhandlungsergebnis abgestimmt. Nur ein Drittel der Belegschaft stimmt dafür, doch nach IG-Metall-Satzung ist das Verhandlungsergebnis damit angenommen und der Streik beendet. Ein großer Teil der Belegschaft fühlt sich verraten. Die IG Metall und weite Teile der Presse jedoch werten den Abschluss als Sieg einer kampfbereiten Arbeiterschaft.

Der Film zeigt das Innere des Arbeitskampfes bei BSH/Berlin: Er begleitet die streikenden Mitarbeiter Tag für Tag. Die Kamera dokumentiert Auseinandersetzungen auf Betriebsversammlungen, Demonstrationen und hitzige Diskussionen. Er zeichnet die politischen und menschlichen Konflikte und Stimmungsschwankungen innerhalb der Belegschaft nach. Nicht zuletzt liegt der Fokus dabei auf dem Konflikt zwischen "offizieller" Gewerkschaftspolitik und den Interessen und Anliegen der von Arbeitslosigkeit Bedrohten.

BRD, 2007 (81 min.)

Bestelladresse: www.videowerkstatt.de
Kaufpreis: 19,26 € incl. Versandkosten



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Letzte Änderung: 2009-11-11