Kongress der Weltfriedensbewegung |
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10.-15. Juli 1965 in Helsinki World Congress on Peace, National Independence and General Disarmament Congres Mondial Pour La Paix, L'Independance Nationale Et Le Desarmement General |
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"We shall overcome"Im Jahre 1965, Dean ist noch in Argentinien zu Hause, macht ihm eines Tages sein Freund, der Schriftsteller und Journalist Alfredo Varela, eine überraschende Eröffnung. "Unser Friedensrat hat beschlossen, dich zu bitten, als Mitglied unserer Delegation zum Kongress der Weltfriedensbewegung nach Helsinki zu fahren. Wir kennen dich jetzt lange genug, um zu wissen, dass wir damit eine gute Wahl getroffen haben. Du bist zwar Bürger der USA, aber du bist in Argentinien zu Hause, unser Volk mag dich - und überhaupt: Der Frieden kennt keine Grenzen." Der Patriot Varela denkt internationalistisch. Schon 1951 schrieb er in einem Buch über eine Reise in die Sowjetunion, dass dieses große Land eine Hoffnung für die ganze Menschheit sei. Und 1960 begrüßte er in dem Reisebericht "Kuba mit vollem Bart" mit begeisterten Worten, dass der Sozialismus auch auf dem amerikanischen Kontinent Fuß gefasst hat. Alfredo Varela, 24 Jahre älter als Dean, weiß, dass der knapp 27jährige Sänger und Schauspieler viele seiner Auffassungen teilt. Dean ist ein Mann, der an den Problemen dieser Welt nicht vorbeigeht und der sich nie scheut, gegen soziale Ungerechtigkeit in den Ländern des Kapitals und gegen Kriegshetzer öffentlich Stellung zu nehmen. Das soll er nun auch vor dem internationalen Forum des Weltfriedenskongresses 1965 tun. Varela hat sich nicht getäuscht. Dean ist zwar überrascht, aber er sagt sofort zu. Dennoch fährt er mit Herzklopfen in die finnische Hauptstadt. Der erfolggewohnte Star sieht sich plötzlich auf einer für ihn ungewohnten Bühne. Er lernt prominente Persönlichkeiten kennen, die er wegen ihres Eintretens für den Fortschritt verehrt. Der mexikanische Maler David Alfaro Siqueiros gehöhrt dazu, der chilenische Dichter Pablo Neruda, die sowjetische Kosmonautin Valentina Tereschkowa, der Politiker Albert Norden aus der DDR, der Pastor Martin Niemöller aus der BRD. Dean, der in seinem bisherigen Leben wahrlich nie darüber zu klagen hatte, keine gleichgesinnten Freunde zu haben, fühlt zum erstenmal, welche Kraft das ist: eine Organisation von Menschen aus aller Welt, die einer Idee verpflichtet sind. Und er fühlt, dass er dazugehört. Am letzten Tag des Kongresses fühlt er das ganz persönlich, ganz direkt, ganz unmittelbar. In einem der größten Säle von Helsinki haben sich die Delegierten des Kongresses zu einer Manifestation versammelt. Sie kommen aus fast allen Ländern der Welt, auch aus der Volksrepublik China. Keiner weiß, und kaum einer ahnt, dass es der vorletzte Friedenskongress ist, an dem die Abgesandten Maos teilnehmen werden. Keiner weiß und kaum einer ahnt, dass die Meinungen, die von den Sprachrohren des "großen Steuermanns" an diesem Abend vertreten werden, Ausdruck einer Ideologie sind, die aufkeimen wird wie Unkraut. Keiner weiß das, und keiner glaubt es, obwohl an diesem Abend wie selten zuvor offenbar wird, dass Peking zu dieser Zeit versucht, die Bedeutung des Kampfes für den Weltfrieden in Abrede zu stellen. Solange noch nicht die Weltrevolution gesiegt habe, sei es müßig, über den Frieden in der Welt zu reden. Das ist eine unverblümte Absage an die Ideen der friedlichen Koexistenz. Im Saal kommt es zu Tumulten, denn einige Delegierte billigen diese Meinung. Fast scheint es, dass die Provokation ihren Zweck, den Kongress zu spalten, erreicht. Dean ist bestürzt. Das darf nicht sein, denkt er. Später sagt er, dass er nie zuvor aufgeregter war als in jenem Augenblick, da er von seinem Platz im Präsidium aufgestanden und hinunter ins Parkett gegangen ist. Dean ergreift die Hände zweier Delegierter und beginnt zu singen. "We shall overcome", singt er, "Wir werden siegen", und diese schöne Hymne von der Kraft des Menschen, die Berge versetzen und das Böse besiegen kann, erfasst die Herzen der Anwesenden. Einer nach dem anderen stimmt ein, singt mit. Erst sind es zehn, dann hundert, dann singt der ganze Saal: "We shall overcome". Alle fassen sich an den Händen, und in diesem Moment zeigt sich, dass sie alle, welch politischer Anschauung sie auch sein mögen, ihren Glauben an den Sinn des Kampfes für den Frieden bewahrt haben. Nur die chinesischen Delegierten schweigen und starren verkniffen vor sich hin. Pablo Neruda, der mit Dean im Präsidium sitzt, drückt dem Sänger die Hand. "Das kam zur rechten Zeit, Dean", sagt er, "ich habe schon befürchtet, dass der Kongress mit einem Missklang enden würde. Das hätte unserer Bewegung sehr geschadet, hätte unseren Feinden Auftrieb gegeben." Dean hat eine politische Heimat gefunden. Jahre später wird er Mitglied des Weltfriedensrates, dem er bis heute angehört. Dean Reed, Aus meinem Leben. Aufgeschrieben von Hans-Dieter Bräuer; 2. aktualisierte und erweiterte Auflage; Edition Peters, Leipzig/Dresden 1984; S. 51 f. |
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1965 Dean Reed ist einer von 2000 Delegierten, die aus 128 Ländern zum Weltfriedenskongress nach Helsinki kommen. Er vertritt die progessiven argentinischen Künstler. Entscheidend für ihn werden die ersten Kontakte mit sowjetischen Persönlichkeiten der Friedensbewegung. Für seinen politischen Reifungsprozess werden neue Akzente gesetzt. Dean Reed gelangt zu festen, progessiven weltanschaulichen Standpunkten. Nach einem Fernsehinterview, das Dean Reed mit Valentina Tereschkowa auf dem Weltfriedenskongress in Helsinki macht und das anschließend vom argentinischen Fernsehen ausgestrahlt wird, beschießt man seine Wohnung in Buenos Aires und schickt Drohbriefe and die Fernseh- und Funkdirektion. Er wird nicht mehr beschäftigt und muss Argentinien verlassen. |
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World Congress for Peace,
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World Congress for Peace,
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Aus den Archiven |
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DIE ZEIT #29, 16.07.1965 Krach um ein FestivalWas wird aus den kommunistischen Welt Jugendfestspielen?Auf finnischem Boden trafen am vergangenen Wochenende Chinesen und Sowjets zu einer neuen Runde in der Schlacht der Agitatoren zusammen. Kampfplätze waren die Weltfriedenskonferenz in Helsinki und die Zusammenkunft des vorbereitenden Komitees für die Weltjugendfestspiele in Tampere. In die Auseinandersetzung gerieten aber auch "Neutrale" und westeuropäische Kommunisten, die wiederum in etliche Gruppen aufgespalten waren. Besonders verwirrend war das Tauziehen um die Weltjugendfestspiele. Delegierte aus 36 Ländern — darunter auch der Bundesrepublik — hatten zu entscheiden, was aus dem ursprünglich für September in Algier geplanten Festival werden sollte. Der algerische Revolutionsrat hatte sofort nach seiner Machtübernahme die Initiatoren der Festspiele verhaften lassen. Dennoch erschien in Finnland — mit dreitägiger Verspätung — eine Delegation der FLN-Jugend, die mitteilte, dass das neue Regime bereit scheine, das Festival zu einem späteren Zeitpunkt in Algerien stattfinden zu lassen. Die Südamerikaner unter Führung der Kubaner allerdings wollten nichts von einem Arrangement mit Boumedienne wissen. In einer Resolution forderten sie die Verurteilung des "imperialistischen, neokolonialistischen Putsches". Aber sie fanden keine Unterstützung. Die Pekinger Abgesandten bezeichneten die Resolution als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Algeriens" und forderten, das Festival zum vorgesehenen Termin in Algier zu organisieren. Die Mehrzahl der "Neutralen" verlangte dagegen die Verschiebung der Festspiele um ein Jahr. Die Sowjets machten die Verwirrung komplett, als sie mit einem eigenen Antrag eine Entscheidung über die Zukunft der Veranstaltung auf unbestimmte Zeit verschieben wollten. Ihr Interesse an dem früher perfekt organisierten Massentreffen schien erlahmt zu sein, nachdem ihnen die Führung offenbar aus der Hand geglitten war. Sie mussten in Tampere ebenso wie die Chinesen eine Abstimmungsniederlage hinnehmen. Die "Blockfreien" setzten sich durch. Das Festival soll nun im nächsten Sommer stattfinden — nach Möglichkeit in Algerien. Die Sowjets gingen notgedrungen mit der Mehrheit. Die Chinesen protestierten lautstark und fanden sich schließlich vollständig isoliert. Selbst die Indonesier wollten nicht mit ihren Pekinger Freunden auf Biegen und Brechen zusammengehen. Sie behielten sich eine Entscheidung für später vor. In einer Nacht des Traktierens und Agitierens um Verfahrens- und Organisationsfragen demonstrierten Jugendfunktionäre, die ihre Rollen exakt gelernt hatten, die Frontenstellung im "anti-imperialistischen Lager". Die Weltjugendfestspiele gelten in der Bundesrepublik als "kommunistisch gelenkt". Gewiss sind auch heute noch die Mehrheit der Organisatoren des Festivals Kommunisten. Von "Lenkung" freilich kann längst keine Rede mehr sein. K. H. DIE ZEIT #30, 23.07.1965 Dialog der GegnerGemeinsame Interessen Moskaus und Washingtons[...] Nach vielerlei vergeblichen Freundschaftsgeplänkeln haben sich Chruschtschows Nachfolger offenbar resignierend darein gefunden, dass Chruschtschows Politik, die von einem unversöhnlichen Gegensatz zwischen Moskau und Peking ausging, so unrealistisch nicht war. Die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen den beiden großen kommunistischen Mächten reißen nicht mehr ab. Die Weltfriedenskonferenz von Helsinki war der letzte Beweis für den virulenten Unfrieden zwischen Peking und Moskau. [...] International Affairs No. 8, Vol. 11, 1965 Peace ForumTHE sharply stepped-up aggressiveness of U.S. imperialism marks the present international situation. The invaders' bombs are exploding on the territory of North Viet-Nam, and in the Congo, Angola and Kalimantan the colonialists are committing their crimes, in an effort to suppress the peoples' just struggle for national liberation and a new life. The United States has intervened in the affairs of the Dominican people. The clouds of war are thickening over Laos. Tensions are mounting in Europe, where the Bonn militarists are clamouring for nuclear weapons. For all these reasons there is today a greater need than ever before to strengthen the unity of all the peace-loving forces in the struggle for peace, normalisation of relations between all nations, and the freedom and national independence of peoples still under the colonial yoke. That was the idea uppermost at the last World Congress for Peace, National Independence and General Disarmament, which met in Helsinki in July. It was convened at a time when there was a real possibility and need for launching concrete joint action by the various political forces, sections of progressive world opinion, and representatives of the peoples of all peace-loving countries in the struggle for peace and disarmament, and against the gambles of international imperialism. "Peace, national independence and disarmament," says a message sent to the Congress by Soviet Prime Minister A. Kosygin, "are problems for whose solution no efforts should be spared." The Congress opened at the Helsinki House of Culture on July 10. Nearly 1,500 delegates and many guests from the four corners of the world gathered at this representative forum. Chairman of the Finnish Preparatory Committee of the World Congress, Deputy of the Finnish Parliament, V. Svinhuvud, welcomed the assembly on behalf of Finnish peace fighters. He said: "Finnish peace fighters are happy that the World Peace Council has chosen Helsinki for the peace forum. Finland's peace-loving course, which is expressive of the aspirations of the broadest circles of the Finnish people, is reflected in every aspect of her domestic and foreign policy, notably in the practice of the principles of peaceful co-existence in relations with the Soviet Union." The World Peace Congress continued for six days. Apart from plenary meetings, work was in progress in a number of committees, including the committees on Viet-Nam, the problems of liberation of the peoples from colonial domination, the struggle for national sovereignty and its protection from aggressors, etc. The first day of the Congress was proclaimed "Viet-Nam Day". The outstanding peace fighter, Prof. John Bernai, International Lenin Peace Prize winner, said in his speech at the forum in Helsinki: "Our first and most important task will clearly be concerned with Viet-Nam where a particularly brutal war of aggression is being waged by American forces against the people of both South and North Viet-Nam, one which threatens to escalate into a nuclear world war. The first principles of the World Council of Peace is to stop wars in being. The second is to deal with war situations likely to occur. Both these situations are joined together in the case of Viet-Nam." The speeches at the forum in Helsinki showed that the masses of the whole world connect the struggle of the heroic Vietnamese people with the general struggle of the oppressed peoples for their liberation, and that solidarity with Viet-Nam and assistance to its people strengthen the resistance to the offensive of the reactionaries — resistance to imperialism and colonialism — and are an important contribution to world peace. Peace is indivisible, and so is the struggle for peace. It demands action for international security on all continents and in all countries. The 1,500 delegates at the Congress set themselves the task of carrying home this truth to hundreds of millions of men in every corner of the globe. The people have been intensifying their resistance to U.S. aggression in Viet-Nam, the Dominican Republic and the Congo, and are keeping a vigilant watch over imperialist schemes in other areas of the globe. Millions still vividly remember the tragic events of the Second World War, which the German militarists started in Europe. It took tens of millions of lives, a high price the peoples paid for the experience. The conclusion arrived at by the participants in the World Congress is that the anti-imperialist forces must close their ranks and expose and thwart the aggressors' plans. The writer A. E. Korneichuk, head of the Soviet delegation at the Congress, devoted his report to the consequences of the arms drive [...] dlib.eastview.com/browse/doc/19465871 |
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