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American Rebel

Internationale Online-Zeitung für Frieden, Humanismus, Völkerverständigung und Kultur

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22. Dezember 2015
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Nekrologe 2015

Friedhofsengel

Ein Jahr geht zu Ende, an dessen Anfang noch Menschen unter uns waren, die uns verlassen haben. Es ist eine Binsenweisheit, und doch wird man erstaunt sein, welche Künstler, einst gefeiert und hochgeehrt, nun fehlen, ohne dass die Öffentlichkeit größere Notiz davon nahm. Leider trifft es besonders diejenigen, die in der DDR bekannt waren. An einige von ihnen soll hier erinnert werden.

Im Ferienprogramm wird sicherlich auch das DEFA-Märchen "Der Prinz hinter den sieben Meeren" von 1981 wieder gezeigt. Darin kann man sich über den herrlich komischen Elegius amüsieren. Ihn gestaltete der Berliner Tim Hoffmann, der 1943 zur Welt kam. Obwohl beide Eltern Schauspieler waren (der Vater A.P. Hoffmann spielte beispielsweise alternierend mit Winterstein den "Nathan" am Deutschen Theater), konnte sich Tim nicht für einen Beruf entscheiden und arbeitete zunächst als Requisiteur. Als er in einem Stück die Requisiten für Klaus Piontek bereithalten musste, war er vom Spiel des jungen Schauspielers so fasziniert, dass er versuchen wollte, es ihm gleichzutun. Nach der Schauspielschule ging er ans Maxim Gorki Theater, dessen Ensemblemitglied er für 43 Jahre lang (!) blieb. Bis vor wenigen Jahren noch trat er als Gast dort auf. Er hatte für sich entdeckt, dass er besonders den kleinen Rollen ein markantes Profil verleihen konnte, gerade auch in komischen Rollen. Öfter als im Kinofilm spielte er im Fernsehen. Schon in seinem ersten Fernsehspiel "Es war nicht der Eismann" (1964) sah man ihn an der Seite seiner Eltern A.P. Hoffmann und Gaby Jäh. Hoffmanns Mutter, eine Schauspielerin des Jahrgangs 1912, stand in den sechziger und siebziger Jahren beispielsweise in den Reihen "Blaulicht", "Polizeiruf 110" und "Der Staatsanwalt hat das Wort" mehrfach vor der Kamera. Tim Hoffmann, dessen Tochter Danne Hoffmann aus der Verbindung mit Uta Schorn in Halle Theater spielt, wohnte im selben Haus wie seine Mutter und betreute sie, auch wenn er selbst krebskrank war, liebevoll. Als er am 31. Januar unerwartet starb, überlebte ihn die alte Dame nur um Wochen.

"Wunderbar" nannte Manfred Krug seine Partnerin Cipe Lincovski, mit der er 1959 in der Westberliner Kongresshalle das Stück "Ich selbst und kein Engel - Chronik aus dem Warschauer Ghetto" aufführte, und vermerkt in seinem "MK Bilderbuch": "Diese Schauspielerin war am Jüdischen Theater in Buenos Aires engagiert und sprach jiddisch, aber auch deutsch." Sie lebte eine Zeitlang in Berlin, weil sie von dem aufregenden Theaterleben hier fasziniert war, arbeitete am Berliner Ensemble und spielte 1961 unter Gerhard Klingenbergs Regie im Adlershofer Fernsehen die Titelrolle in "Die heilige Johanna von Amerika" ihres argentinischen Landsmannes Andrés Lizarraga. In den siebziger Jahren musste sie ins spanische Exil gehen, weil sie von der Antikommunistischen Allianz Argentiniens verfolgt wurde. Nach ihrer Rückkehr wurde sie gefeiert, spielte große Rollen, darunter Brechts Mutter Courage und gastierte mit einem Brecht-Programm 1998 auch in Israel. Jeanine Meerapfel holte sie für eine Rolle in dem Film "Der deutsche Freund" 2012 ein letztes Mal vor die Kamera. Im August ist Cipe Lincovski drei Wochen vor ihrem 86. Geburtstag in Buenos Aires gestorben.

Die Gedenksendung "Abschied ist ein leises Wort" des MDR, jährlich am Jahresende ausgestrahlt, wirkte besonders durch die Stimme des Sprechers Hans Teuscher. 2013 ließ er sich krankheitshalber von Otto Mellies vertreten, aber 2014 sprach er wieder selbst. Man hoffte, er hätte seine Krankheit überstanden. Im Oktober diesen Jahres ist er aber für immer gegangen. Obwohl oder auch weil er ein großartiger Schauspieler war, lag ihm der Umgang mit der Sprache besonders. Er war Synchron- und Hörspielsprecher, und als Vater Findig in der Serie "Was ist denn heut bei Findigs los?" erreichte er im Berliner Rundfunk ein riesiges Publikum. Er spielte lange an der Volksbühne, gastierte auch am Theater im Palast, und nach der Wende wurde er gar Musical-Star im Theater des Westens. Vor der Kamera spielte er in über 140 Filmen markante Nebenrollen. Im Mittelpunkt stand er 1994 in der Serie "Der Nelkenkönig".

Erst, als plötzlich das Sterbedatum 30. Mai 2015 bei den Lebensdaten auf seinem Wikipedia-Eintrag stand, erfuhr man, dass mit Jürgen Günther einer der erfolgreichsten Comic-Künstler der DDR gestorben war. Vor zwei Jahren war zu seinem 75. Geburtstag im Dresdner Holzhof-Verlag der Sonderband "Otto und Alwins großes Fest für Jürgen Günther" erschienen, in dem heutige Comic-Zeichner, die in der DDR sozialisiert worden waren, Günthers Geschichten adaptierten, unter ihnen Andreas Pasda und Steffen Jähde ("Abrafaxe"), Ulf S. Graupner und Sascha Wüstefeld ("Das UPgrade"), Thomas Schmitt ("Die Matufflis"), Achim Purwin ("Knote und Karli") und Schwarwel ("Schweinevogel"). Sie alle haben von ihm gelernt und liebten seine lange laufende Serie "Otto und Alwin" aus dem Magazin FRÖSI um die Erlebnisse eines Affen und eines Pinguins. Auch sie sind im Holzhof-Verlag wiederaufgelegt worden. Günther hatte Ende der fünfziger Jahre als Trickfilmzeichner in Dresden erste Bildgeschichten an Atze geschickt und bald darauf Angebote von Fröhlich sein und singen (so der ursprüngliche Name von FRÖSI). Hier schuf er u.a. Weihnachtskalender, Bastelbögen und die beliebten Wimmelbilder (oft gemeinsam mit seiner Frau Herta, einer anerkannten Malerin). Er arbeitete auch für die Illustrierten Freie Welt, NBI und das sorbische Blatt Plomjo. Als Besonderheit in seinem Werk hat er als einziger DDR-Zeichner ab 1979 über 50 Kaugummibilder für die Firma "OK Big Babaloo" geschaffen. Bis vor wenigen Jahren zeichnete er noch für die Sächsische und die Berliner Zeitung.

Ein Grafiker, der gelegentlich als Karikaturist arbeitete, ist im April am Tag nach seinem 82. Geburtstag gestorben. Jo Fritsche war lange Jahre dafür zuständig, wie die Illustrierte für dich aussah, war für das Layout zuständig. Heute dürfte er sich "Art Director" nennen. Aber er zeichnete auch Witze und Vignetten für das Magazin, seltener für den Eulenspiegel. Seine produktive Zeit endete, als in den neunziger Jahren alle Partner "verschwanden". Die Journalistin Jutta Voigt hatte ihn schon als jungen Mann gekannt: "Jo hatte sich viel vorgenommen. Weg mit den Schnörkeln und den Blümchentapeten, her mit weißen Tassen und weißen Wänden. Auf seinem Gebiet war er ein Stürmer und Dränger gewesen, ein Weltverbesserer dazu. Über die Gestaltung einer Kaffeemühlenverpackung redeten er und seine Freunde ganze Nächte lang." Manchmal besuchten ihn und seine Frau - sie noch immer mit der Grazie einer Tänzerin - einige alte Freunde. "Später holte Jo seine Mappen", berichtete Jutta Voigt. "Wir sahen uns mit Hingabe seine Entwürfe und Zeichnungen an, Design im Bauhausstil, alles aus Zeiten, als er ein gefragter Mann war. Wir hatten nicht mehr gewusst, wie gut er gewesen ist!"

Ahornblatt

Bei Jo Fritsches Beerdigung konnte Jutta Voigt ihren Text nicht selbst vortragen, denn zu nah lag für sie noch der Abschied von ihrem Mann, dem DEFA-Regisseur Peter Voigt, der im gleichen Alter wie der Freund gestorben war. Auch er war grafisch begabt, arbeitete zwei Jahre lang als Phasenzeichner beim DEFA-Trickfilmstudio, nachdem er zuvor einige Jahre an Brechts Berliner Ensemble als Regieassistent seine wohl wichtigsten Lehrjahre verbracht hatte. Über diese Zeit drehte er die Filme "Dämmerung - Ostberliner Bohème der 50er Jahre" (1993) sowie in "Der Zögling" (1998). In seinen Jahren beim Studio H&S hatte er seinen ganz besonderen Stil entwickelt, der den assoziativ mitdenkenden Zuschauer forderte. Gemeinsam mit Konrad Wolf und Erwin Burkert prägte er die Jahrhundert-Serie "Busch singt" (1982). Voigt, der immer wieder die Verstrickungen einzelner im Hitler-Deutschland thematisierte, fehlt schon jetzt.

"Rotfuchs" mit Angelika Waller, "Ein Kolumbus auf der Havel" mit Ursula Werner, "Komm mit mir nach Chicago" mit Ulrike Krumbiegel waren beliebte Filme, deren Vorlagen Peter Abraham schrieb. Seine wohl größte literarische Erfindung war jedoch die phantasiebegabte Schülerin Carola Huflattich, Heldin aus "Das Schulgespenst", bei der DEFA durch Rolf Losansky verfilmt. Um Carola herum schrieb Abraham noch weitere herrliche Kinderbücher. Dass er selbst in den Jahren des Faschismus keine schöne Kindheit hatte, erfuhren seine Leser erst spät, in der 2011 erschienenen Autobiografie "Als ich das Spielen verlernte". Mit 79 Jahren ist Peter Abraham im März gestorben.

In einem seiner Sketche begegnet der Rostocker Kapitänssohn Heinz Kahlow dem eigenen Denkmal, mit dem sich ein Dialog entspinnt. "Geben Sie sich keine Mühe", sagt die Skulptur, "von Ihnen wird nirgendwo ein Denkmal künden! Ich bin eine Fiktion!" Nun ist es an der Zeit, Kahlow (vielleicht in Wustrow, wo er lebte) ein Denkmal zu setzen, denn er ist nur mehr Erinnerung. Am 2. Dezember ist der reiselustige Satiriker und Librettist 91jährig gestorben. Magazin-Leser schätzten seine Reiseberichte mit Kleo, dem klugen Kind. Das war Ev Schwarz, seine Frau und Bühnenpartnerin. Aus Kahlows Filmmusical "Nicht schummeln, Liebling!" wurde 2008 ein Bühnenstück, und auch seine musikalische Fernsehreihe "ABC der Liebe" kam als "Decameronical" auf die Bühne. Schön, wenn es mal wieder aufgeführt würde.

Der Komponist dieses Werks, Gerd Natschinski, ist im August im Alter von 87 Jahren gestorben und auch öffentlich gewürdigt worden. Er war Ehrenmitglied der Europäischen Kulturwerkstatt, wie auch ein Komponist, von dem viel weniger ins Bewusstsein drang, dass im November auch er im 102. Lebensjahr von uns ging. Guido Masanetz war der wohl letzte deutsche Operettenkomponist. Noch im Sommer sah man ihn beim Classic Open Air auf dem Berliner Gendarmenmarkt, aber als im Frühjahr Masanetz' erfolgreichstes Musical "In Frisco ist der Teufel los" in Leipzig neuinszeniert wurde, war ihm die Reise dorthin zu beschwerlich. Im vergangenen Jahr hatte ihm das Zittauer Theater zum 100. Geburtstag einen großen Blumenstrauß geschickt und wollte ihn zu einer Matinee einladen, aber auch das konnte er nicht mehr wahrnehmen.

In Zittau wirkte Masanetz in den Nachkriegsjahren als Kapellmeister, ehe er nach Berlin ging. Aufgewachsen war er an der schlesisch-mährischen Grenze und hatte in Brünn seine erste Operette "Barbara" zur Uraufführung gebracht. Zwei weitere folgten. Masanetz, der auch Opern und Schlager (z.B. für Rudi Schuricke) schrieb, stand für den Wechsel zwischen Operette und Musical. Sein letztes, "Vasantasena", brachte er 1978 am Metropol-Theater heraus.

Am Schluss sei an einen Kirchenmann gedacht, der im November 85jährig starb. Klaus-Peter Hertzsch war Studentenpfarrer und ab 1968 jahrzehntelang Professor für Praktische Theologie in Jena. Seine Doktorarbeit schrieb er übrigens über Brecht. Ihm ist zu danken, dass er mit seinen in Knittelreimen gehaltenen "Biblischen Balladen" auch Kindern die biblischen Geschichten leicht fasslich nahebrachte. So sei mit einem Vers aus seinem 1967 erschienenen Buch "Wie schön war die Stadt Ninive" geendet, wo es heißt: "Es scholl ihr Ruf. ,Gott hat entschieden. / Zieht heim! Zieht heim! Und geht in Frieden.'"

Gekürzte Fassung veröffentlicht in Das Blättchen, Nummer 26, 21. Dezember 2015

Fotos © Andrea Witte 2015

19. Dezember 2015
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Hinter "& Co." versteckte sich die KPD

Kleiner Einblick in die Unsterblichkeit der Weltbühne aus Anlass des 80. Todestags von Kurt Tucholsky

Weltbühne

"Solange die Weltbühne die Weltbühne bleibt, solange wird hier gegeben, was wir haben. Und was gegeben wird, soll der guten Sache dienen: dem von keiner Macht zu beeinflussenden Drang, aus Teutschland Deutschland zu machen und zu zeigen, dass es außer Hitler, Hugenberg und dem fischkalten Universitätstypus des Jahres 1930 noch andre Deutsche gibt."

Kurt Tucholsky, "Fünfundzwanzig Jahre", 1930

Als kulturpolitische Wochenschrift, die von 1905 bis 1993 das geistige Leben im deutschsprachigen Raum prägte (mit einer Unterbrechung von sechs Jahrgängen während des Zweiten Weltkriegs), ist die Weltbühne (vormals Schaubühne) ein schier unerschöpfliches Feld für Forschungen von Historikern, Literatur- und Kunstwissenschaftlern. Allerdings wurde die ab 1946 erst in der SBZ und dann in der DDR erschienene Weltbühne nur gelegentlich und punktuell einer kritischen Betrachtung unterzogen, und da auch meist nur als Darstellung eines Niedergangs. Dabei nahm die Zeitschrift in der nicht sehr lebendigen Presselandschaft der DDR einen besonderen Platz ein, der mit ihrer Tradition zusammenhing.

Dem Gründer des Periodikums, Siegfried Jacobsohn, genügte die reine Kunstbetrachtung schon vor Beginn des Ersten Weltkriegs nicht mehr. Behutsam erweiterte er den Begriff der Kultur über Theater und bildende Kunst hinaus und wandelte, wohl auch unter Einfluss von Kurt Tucholsky, die Schaubühne in die Weltbühne um. Als der Namenswechsel im Frühjahr 1918 vollzogen wurde, war der Wandel längst erfolgt. Auch als Jacobsohn 1926 starb, ging es ohne spürbaren Bruch weiter. Dafür sorgten Tucholsky und der von ihm herangezogene Carl von Ossietzky, der kurz vorm Ende der Weimarer Republik erklärte: "Die Weltbühne hat in langen Jahren für deutsche Angelegenheiten oft die schärfsten und schroffsten Formulierungen gefunden. Sie hat dafür von rechts den Vorwurf der Verräterei, von links den des verantwortungslos krittelnden Ästhetentums einstecken müssen. Die Weltbühne wird auch weiterhin das sagen, was sie für nötig befindet; sie wird so unabhängig bleiben wie bisher, sie wird so höflich oder frech sein, wie der jeweilige Gegenstand es erfordert. Sie wird auch in diesem unter dem Elefantentritt des Faschismus zitternden Lande den Mut zur eignen Meinung behalten."

Während Ossietzkys Inhaftierung und Verfolgung wurde das Blatt in seinem Sinne weitergeführt. Nach der Maßgabe Tucholskys, "dass es nämlich für den Wert einer Zeitschrift nicht entscheidend ist, ob sie, gedruckt im Jahre 1932, auch noch im Jahre 1989 lesbar ist, sondern dass es darauf ankommt, seine Zeitgenossen zu packen, aufzuwühlen, zu bilden und zu fassen".

Wer die Inhaber des 1946 gegründeten Betreiberverlags Ossietzky & Co. waren, blieb lange unklar. Inzwischen scheint geklärt, dass die Witwe Maud von Ossietzky, die sich als gebürtige Engländerin 1945 zunächst in der britischen Zone um eine Lizenz bemühte, Die Weltbühne in der sowjetischen Zone neu gründen konnte. Hinter "& Co." versteckte sich die KPD. Später übernahm der SED-eigene Berliner Verlag die Hauptanteile. Somit war die Weltbühne ein SED-Blatt geworden, das freilich häufig "an der langen Leine" gehalten wurde. Der politischen Führung im Osten war es wichtig, Linksintellektuelle in beiden deutschen Staaten anzusprechen, über den Faschismus aufzuklären und die Aktivitäten der Alt- und Neonazis in der BRD aufzudecken. Die feuilletonistischen Betrachtungen von Kunst und Literatur fielen oft polemisch aus. Gern wurde mit Nachdrucken von Texten ehemaliger Autoren, besonders von Ossietzky und Tucholsky, an die Traditionen des Blattes angeknüpft.

"Anstelle der negativen Aufgabe des Verteidigungskampfes der alten Weltbühne gegen die in den letzten Jahren vor 1933 von allen Seiten mächtig angreifende Reaktion übernehmen wir heute die positive Aufgabe des Kampfes für den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands für den Frieden unter den Nationen", schrieb Maud von Ossietzky im Geleitwort der ersten Nachkriegsnummer vom 4. Juli 1946. (Bis in die 50er Jahre schrieb sie gelegentlich über antifaschistische Themen oder das Bild der Frau in der neuen Gesellschaft.) An zweiter Stelle folgt in diesem Heft ein Carl von Ossietzky gewidmetes Gedicht von Erich Weinert, einem schon zu Jacobsohns Zeiten in der Weltbühne vertretenen Autor, der ihr bis zu seinem Tod 1953 verbunden bleiben sollte. Es endet mit der Strophe: "Der Platz, wo er gewirkt, ist nun verwaist / Doch lebt sein Vorbild, das Verpflichtung heißt / Wie könnten besser wir sein Werk verwalten / Als dass wir sein Vermächtnis heilig halten / In seinem Namen und in seinem Geist!"

Als Vorabdruck erschien in dieser ersten Nachkriegsnummer ein Vorwort Erich Kästners zu einer Zusammenstellung von Tucholsky-Texten. Kästner, seit 1926 Weltbühne-Autor, erteilte bis 1949 noch Abdruckrechte für Kabarettsongs und -Sketche. Später wurden vor allem seine Invektiven gegen die (atomare) Wiederbewaffnung der BRD immer wieder gern zitiert.

Der wohl langjährigste Autor der roten Hefte war Arnold Zweig. Von 1913 bis 1966 war er in Abständen für Schau- und Weltbühne tätig. Im Jahr 1914 begann seine kollegiale Freundschaft zu Tucholsky, der Zweigs Roman "Der Streit um den Sergeanten Grischa" 1927 unter dem Pseudonym Peter Panter rezensierte, als ein Buch "voll wärmster Güte und voller Mitgefühl, voller Skeptizismus und voller Anständigkeit, voller Verständnis und oft voller Humor". Im Dezember 1935 schickte Tucholsky Zweig einen seiner letzten Briefe. Zweigs Antwort an den am 21. Dezember verstorbenen "Tucho" druckte 1936 Die neue Weltbühne im Prager Exil. Die ersten Beiträge von Zweig in der Nachkriegs-Weltbühne waren seine 1950 in Fortsetzungen erschienenen Erinnerungen "Gestern, heute, morgen". Es war das Jahr, in dem der aus dem Exil in Palästina zurückgekehrte Dichter den Nationalpreis der DDR erhielt.

Andere große Namen kehrten zurück. Das letzte Heft des ersten Nachkriegsjahrgangs enthielt Auszüge aus einem Buch von Lion Feuchtwanger, zu dem Tucholsky in Schaubühnen-Zeiten kaum aufzublicken wagte: "Welche Grazie! Welche Leichtigkeit noch im wuchtigen Schlag! Welche Melodie! – Alles Eigenschaften, die den Schreibenden bei dem schlechten Typus des Deutschen höchst verdächtig machen." Feuchtwanger blieb bis zu seinem Tode 1958 einer der kontinuierlichsten Autoren des Blättchens, wenn auch einige seiner Beiträge Nachdrucke waren, etwa aus dem New Yorker Aufbau seine Polemik zu dem perfiden Nazifilm "Jud Süß" ("Sonderbarerweise verlumpt gleichzeitig mit der Seele auch die Kunst. Sonderbarerweise kann ein guter Schauspieler nicht gegen seine Überzeugung spielen, ohne ein weniger guter Schauspieler zu werden.")

Schließlich sei noch Walther Victor (1895–1971) erwähnt, in der Weimarer Republik sozialdemokratischer Zeitungsredakteur, ab 1933 in der Illegalität. Tucholsky kannte und schätzte ihn: "Es gibt heute schon eine Reihe vernünftiger und mutiger Provinzredakteure, unter denen ich Walther Victor in Zwickau einmal obenan nennen möchte, sie fangen nicht ohne eignes Risiko die Bälle auf, die von hier aus geschleudert werden, und geben sie weiter." Victor war kurzzeitig inhaftiert, wurde dann wie so viele Weltbühne-Autoren ein Flüchtling. Aus der Schweiz ausgewiesen, gelangte er über Luxemburg, Frankreich und Portugal 1940 in die USA. Seit seiner Rückkehr 1947 schrieb er verstärkt für das Wochenblatt, das dann auch Thema seines ersten 1947 in Fortsetzungen veröffentlichten Aufsatzes "Die Drei von der Weltbühne" wurde. Victor würdigte die drei großen Herausgeber so: "Wenn ich Siegfried Jacobsohn verehrte, Ossietzky bewunderte, so habe ich 'Tucho', den ich nie sehen sollte, geliebt. Er schrieb die angriffigste Prosa und die schmissigsten Verse dem deutschen Spießer mitten ins Gesicht." Victor war 1922 Weltbühne-Autor geworden und blieb es bis 1963. Er lebte als Publizist in der DDR, wo er dankenswerterweise den Band "Tucholsky. Ein Lesebuch für unsere Zeit" herausgab, der 1953 in Weimar erschien und mehrere Auflagen erlebte.

Zuerst veröffentlicht in: junge Welt 19.12.2015

18. Dezember 2015
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Würze und Verdruss

Sportfilm mit Sowjettapete: Der finnische Oscar-Kandidat "Die Kinder des Fechters"

Die Kinder des Fechters

Anfang der 50er Jahre kommt der junge Lehrer Endel in den Kurort Haapsalu in der estnischen Sowjetrepublik. Vom Schuldirektor wird er fast feindselig empfangen. Einer, der aus Leningrad in die Provinz zieht, ist verdächtig. Und tatsächlich hat Endel einiges zu verbergen. Als Fechter gehörte er zur Sportelite, in Leningrad war ihm die Geheimpolizei auf den Fersen. Er ist - wahrscheinlich nicht zu Unrecht, aber der Film thematisiert das nicht - verdächtig, im Krieg mit den deutschen Besatzern kollaboriert zu haben, und hofft nun, unter falschem Namen in der Provinz davonzukommen.

Verdrossen unterrichtet er armselig gekleidete, unterernährte Kinder, deren Väter in der Mehrheit im Krieg blieben oder unter Stalin in den Gulag kamen. Gezwungen, eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben zu rufen, lehrt er schließlich dann doch das Fechten, mit äußerst unzulänglichen Mitteln, versteht sich. Der Direktor sieht in diesem Sport ein Überbleibsel der Aristokratie, kann aber Lernerfolge nicht verhindern, und schließlich werden die Schüler zum Allunionsturnier nach Leningrad eingeladen. Endel ist in der Zwickmühle. Wenn er die Mannschaft begleitet, ist seine Festnahme wahrscheinlich. Er entschließt sich dennoch dazu, für die Kinder, wird verhaftet, nach Stalins Tod aber begnadigt.

Der neue Film des vielfach ausgezeichneten finnischen Regisseurs Klaus Härö basiert auf der Lebensgeschichte des Fechters Endel Nelis, der 1993 kurz vor seinem 70. Geburtstag in Haapsalu starb. Die Nominierung für den sogenannten Auslands-Oscar verdankt das Biopic sicherlich auch dem Drehbuch von Anna Heinämaa, das sich an Hollywood-Gepflogenheiten orientiert: Eine Gruppe von Außenseitern stellt sich unter Leitung eines anfangs unwilligen Lehrers oder Trainers einer fast nicht zu bewältigenden Herausforderung, überwindet alle Hindernisse und triumphiert. Die Würze soll in diesem Fall der politische Hintergrund liefern.

Märt Avandi spielt die Hauptfigur anfangs starr und unnahbar, aber mit einer sonst überflüssigen Liebesgeschichte taut er auf und kann sich auch für seine Schüler begeistern. Hendrik Toompere hat als Schulleiter den undankbaren Part, nur böse zu sein. Erst ganz am Schluss deutet er menschliche Regungen an. Das eindrucksvolle Psychogramm eines Großvaters liefert Lembit Ulfsak, der älteren Zuschauern noch als stürmischer Til in der sowjetischen "Ulenspiegel"-Verfilmung von 1977 in Erinnerung sein könnte.

Die finnisch-deutsch-estnische Koproduktion deutet historische Hintergründe nur an. Sicher, ein Unterhaltungsfilm ist kein Bildungsfernsehen, aber die Geschichte der nach wie vor virulenten Probleme von Minderheiten in Estland etwas näher zu beleuchten, wäre gut gewesen.

"Die Kinder des Fechters", Regie: Klaus Härö, Finnland/Estland/BRD 2015, 90 min, Kinostart 17.12.2015

Zuerst veröffentlicht in: junge Welt 17.12.2015

Filmplakat: Zorro Filmverleih

17. Dezember 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Das Buch zum Baum - statt Krawatten für den Gatten

Rebel Girls von Victor Grossman

Buchtipp: "Rebel Girls" von Victor Grossman

(...) Dieses Mal zu Weihnachten bitte keine Krawatten für den Gatten (Sohn, Schwiegersohn, Enkel, und so fort). In diesem Jahr sollten "Rebel Girls", rebellische Mädels, unter den Baum. So heißt das Buch von Victor Grossman, dem einzigen Menschen, der sowohl an der Harvard Universität als auch an der Karl-Marx-Uni in Leipzig studiert hat. Grossman schreibt über 34 widerständige Frauen, die allesamt in den USA gelebt haben oder noch leben. Eine solche geballte Ladung an Frauen-Power hätte man den USA nie und nimmer zugetraut. (...) heißt es in einer Kundenrezensionen auf Amazon.

Victor Grossman stellt in lebendigen Porträts 34 amerikanische Frauen vor, die in den großen Kämpfen um Selbstbestimmung und Menschenrechte, Gleichberechtigung und Frieden von der Kolonialzeit bis in unsere Tage eine prominente Rolle gespielt haben. Neben Berühmten wie Jane Fonda, Angela Davis oder Billie Holliday finden sich andere, die weniger bekannt, aber nicht weniger faszinierend sind. Zum Beispiel: Fannie Wright und Margret Fuller, die dem Patriarchat getrotzt und die Frauenbewegung initiiert haben; Harriet Tubman, die als entflohene Sklavin anderen bei der gefährlichen Flucht half; Victoria Woodhull, die die Spießermoral verlacht, für das Präsidentenamt kandidiert - und Karl Marx geärgert hat; Elizabeth Gurley Flynn, das "rebel girl", das an der Spitze von 25.000 streikenden Textilarbeiterinnen "Brot und Rosen" forderte; Lillian Hellman, die auch auf die Drohung hin, selbst eingesperrt zu werden, dem berüchtigten Senator McCarthy und seinem Ausschuss die Stirn geboten hat.

December 14, 2015
Victor Grossman, Editorial Contact: Redaktion@DeanReed.de

IMMIGRANTS AND MENACES (REVISED AND UPDATED)

Berlin Bulletin No. 104

Victor Grossman

Like the rising sea level endangering the Maledives, Marshalls and other islands, the immigrant question is changing political geography in Germany. But it is not the refugees who are posing the threat, despite their number; it is instead those forces, never eliminated, whose goals and methods all too vividly recall events here 85 years ago. (May I make a US comparison: It's not the Syrians but Trump or Cruz?)

An estimated one million will have arrived in Germany by the end of the year. The government is sending back those from Africa, Eastern Europe and other areas, no matter what the consequences in many cases. Those from Syria, Afghanistan and Iraq are generally accepted; it is ironic that the cause of chaos, desperation and flight in those three countries was military interference by the western powers and their hugely well-armed allies from Riadh, the Gulf Coast or Ankara. Hardly anyone outside the small left-wing press even mentions this basic matter.

Deeply affected by pictures of drowned children, of vans with suffocated corpses, constant scenes of grandmothers, the handicapped, mothers and fathers with bewildered toddlers or tiny babies tramping through fields of mud, climbing through barbed wire barriers or being herded from one spot to the other, approximately half the German population said: These are human beings, they are our brothers and sisters and must be treated as such. Countless people held up "Welcome" signs, contributed what they could and helped care for the refugees often to the point of exhaustion. It was they who said "Our country can adjust to the new-comers. There is room for them. We must help those wishing only temporary refuge and those hoping to integrate into our society. They must get the chance to learn German and a trade or gain permission to work at those they already know."

Refugees Welcome

But the other half of the population reacted with scowls, sullen remarks and scorn for "do-gooders" – among whom, correctly or not, they included various parties, the whole German government, Angela Merkel or any other scapegoat they could add to the tired immigrants themselves. They repeated, "The boat is full!" and their views on Muslims recalled those on Jews in the last century.

Many switched allegiance to the rising Alternative for Germany party (AfD), whose poll results first reached the five percent needed to enter state legislatures in 2016 and the Bundestag in 2017 and then kept climbing to a current level of eight or ten percent, like that of the Greens and the Linke (Left) party. If the climb continues they could become the third strongest party.

Their main leader, the very attractive Frauke Petry, 40, originally from Dresden, is a skilled pharmacologist but an even more skilled spellbinder, on a soapbox or on TV talk shows, where she beats opponents, seemingly with the aid of moderators, in what could be called a suspiciously easy fashion. Despite all disavowals, media publicity has helped her greatly.

Some AfD leaders are openly racist, like Björn Höcke, top man in Thuringia, who rants about "too fertile" Africans who must be barred by "not fertile enough" Europeans. Petry is more subtle; some refugees should be welcome, others not. But nationalists and racists easily understand her coded messages and, despite the usual "socially conscious" demands she shows her colors by attacking homosexual marriage or adoption of children as well as abortions: good, "normal" German families should stay on top with no less than three children!

Separate but allied to the AfD is the PEGIDA movement, marching every Monday in Dresden and other cities. Obvious Nazi types are often part of the crowd and the number of attacks on journalists and opponents of the marches is on the increase. So, alarmingly, is the number of scorched or wrecked buildings for immigrants and violent racist attacks on people of color or wearing "other" clothing.

There is always opposition to such marches. Some involves pious condemnation by officials, with occasional speeches or rallies located far away from the hate crowd, whose marches are usually barred from the city centers but officially allowed. Such protest is admirable – but nearly useless.

Herz statt Hetze

Then there are the largely youthful countermarches, often attempting to block the path of the racists and keep their actions close to the rail stations where they arrive, thus trying to discourage them from showing up again. The police usually keep the two groups apart so there is usually not much violence, while the cops frequently favor those "disciplined" marching right wingers.

But alongside the determined but peaceful opponents to the "anti-Islamist", anti-immigrant marchers or in the later evening hours there is almost always a group of "militants", dressed in black and often masked (despite legal taboos), who throw cobblestones, bottles and firecrackers at the police, smash windows or cars, set tires and dumpsters on fire and wreck bus stop shelters. They gather in Berlin every year on May Day evening and went on a violent wrecking rampage during the "Blockupy" demonstration against the European Central Bank last March in Frankfurt, and now again on Saturday in Leipzig. After the peaceful demonstration against the racists had ended a mob of 1000-2500 went into action: their projectiles were soon answered by water cannon and pepper gas, there were mounted cops and helicopters in a small war which left 69 policemen injured and 50 police vehicles damaged.

Who are these militants? In my view they consist of several related groups. Some of those in these "black blocs" are puerile "anarchists" or "autonomes", so violently anti-capitalist that they want, as one of their leaflets declared, "not to demonstrate but to destroy". With them are some, vaguer (or alcoholic) in their views, who simply want "action", much like their opposite numbers, the hooligan mobs at football games, out to get cops or anybody else. But third of all - in the lead, I would bet, but rarely caught in the act - there are the agents provocateurs who egg on the others, providing headlines for the media and a rationale for proper, upstanding citizens to condemn and avoid any and all rallies against war or discrimination. And often to blame it all on the immigrants.

Some month ago Angela Merkel opened her arms – figuratively, of course – in a surprising welcome gesture to all refugees, stressing that Germany always offers asylum to those in need of it. The high popularity points for her and her party dipped in a worrisome way, causing her party, the Christian Democrats, to almost split apart with a threatened mutiny against her leadership for the very first time. This weekend at their congress she cautiously backed down to a weaker compromise position: Yes, you're welcome from Syria, but no more of you, if you please, and we will pay off Turkey to keep the rest on the other side of the troubled waters. She won a giant ovation from her reunited party as the growing threat from immigrant-haters and xenophobes pushed her party further to the right; there were even whispers that it might consider a coalition with the hitherto ostracized AfD after the spring elections in the important state of Baden-Wurttemberg, now headed by the first Green minister-president in Germany, a wobbly character who has been two-faced on immigrants. His party, in general, seems to enjoy wobbling in many directions all over the political scene.

PARADE AGAINST TTIP

The Social Democrats, a part of the coalition government on a federal level, have also upheld the wobbling trend – or rather kept to it by long tradition. Their leader, Sigmar Gabriel, Vice-Chancellor is all too comfortable in his position under Merkel (again meant figuratively) and has backed both the military intervention in Syria and the TTIP trade treaty with the USA (like its TIP clone for Asians). This has caused dissatisfaction in party ranks, especially from younger members, on these issues and the general cave-in as part of the government. There was even open opposition and a first result at last week's party congress was the lowest result Gabriel has ever gotten for reelection as party leader – just under 75 percent. This hard blow turned him visibly sour but defiant as well, and his success in pushing through approval of TTIP – with various weak caveats – squelched all further active opposition. But it did nothing to alter stagnant opinion poll figures for his party at about 25 percent (as against the CDU's 38-40).

Germany is not an island. Merkel had hopes for an ever stronger, ever broader European Union – with Germany its strongest member and a sentinel for austerity measures (in Germany's favor). Such hopes are eroding. The member countries split on the number of immigrants they would take in, with Eastern European countries shutting their borders completely. There is a split about accepting Turkish membership. Britain is moving closer to a referendum which may spell secession from the union, and France, a co-founder, may be ruled after 2017 by a woman who decidedly wants out. There is a growing rejection of the EU in nearly every member country. For those who know the basically reactionary goal and role of this institution this trend might be viewed favorably - but the loudest opposition to the European Union is for Flüchtlinge willkommen! the wrong reasons and has been taken up by vicious, mostly fascistic parties now rapidly gaining strength across the continent – indeed in every country except, we may still hope, in Spain, Portugal, Britain (at least in its Labour opposition) and perhaps Russia. As for its central bastion, Germany, who knows what successes may be ahead for the rightists?

The main opposition here to military forays to Syria, Mali or elsewhere has been and still is from the Left party. Though sometimes active in this or the other action, including demonstrations for peace, and always bold in the brief Bundestag speeches allotted to it, it has looked all too sluggish thus far in demonstrating a clearly visible fighting spirit and achieving a breakthrough from its static 8-10 percent approval on the national level. Possible actions in 2016, with three state elections ahead in the spring and a Berlin election in the fall, demand a far louder activity splash - on the streets, at the workshops, job centers and universities, all desperately needed to oppose the ongoing far-right trend! Maybe next year!

And, in closing, I wish you all a good holiday season and a much better 2016!

9. Dezember 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Buchbesprechung: "Der Dschihad und der Nihilismus des Westens"

Jürgen Manemann

Im FREITAG 48/2015 bespricht Michael Jäger das Buch "Der Dschihad und der Nihilismus des Westens. Warum ziehen junge Europäer in den Krieg?" von Jürgen Manemann und zieht am Ende seiner Rezension das Fazit: "Der Dschihad braucht nicht importiert zu werden, wir selbst bringen ihn hervor."

Bitte folgt dem Link und lest den ganzen Artikel im FREITAG:

Ode an den Tod

IS Seine Jünger im Westen sind "aktive Nihilisten", schreibt Jürgen Manemann. Parallelen zum klassischen Faschismus sind unübersehbar

Jürgen Manemanns Büchlein "Der Dschihad und der Nihilismus des Westens" erscheint zum rechten Zeitpunkt. "Warum ziehen junge Europäer in den Krieg?" lautet der Untertitel. Die Attentäter von Paris waren kein Nahostimport. Was Manemann zeigen will und mit Zahlen und Fakten untermauert: Solche Männer sind nicht etwa einer extremistischen Religion erlegen. Im Gegenteil, Religion spielt in ihren Erwägungen kaum eine Rolle, und sie kennen sich wenig in ihr aus.

Innerhalb Europas werden die meisten IS-Kämpfer in Belgien rekrutiert: 400 Muslime von 400.000. In Ägypten aber zum Beispiel, wo es 70 Millionen Muslime gibt, sind maximal 3.000 Menschen beigetreten. Die Ägypter werden über den Islam Bescheid wissen, die Teilnehmer der terroristischen "Sauerland-Gruppe" berichten aber, dass es religiöse Unterweisung im Ausbildungslager kaum gegeben habe.

Weiterlesen im FREITAG 48/2015

Jürgen Manemann: Der Dschihad und der Nihilismus des Westens.
transcript Verlag 2015, 136 Seiten, kart., ISBN 978-3-8376-3324-5, 14,99 €

8. Dezember 2015
Nico, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Ein Licht zum Chanukkafest

Das Fenster der Familie Posner mit ihrem Chanukkaleuchter

Vom 7. bis 14. Dezember feiern in diesem Jahr viele jüdische Menschen das jährliche Lichterfest. Vor 83 Jahren entstand in Kiel ein Foto das um die Welt ging.

Rosi Rachel Posner, die Frau des Kieler Rabbiners Baruch Akiva Posner rückt im Dezember 1932 den Chanukka-Leuchter der Familie auf der Fensterbank zurecht, nimmt ihre Kamera und drückt auf den Auslöser. Das Foto, das dabei entsteht, wird Jahrzehnte später international berühmt, ist aber in Deutschland weitgehend unbekannt. Durch einen bizarren Zufall leben die Posners direkt gegenüber der Kreisgeschäftsstelle der NSDAP im Kieler Sophienblatt. Und so sieht man den Leuchter im Vordergrund und unscharf im Hintergrund die Hakenkreuzfahne, die aus dem Bürofenster der Nazis hängt. Als Frau Posner den Abzug bekommt, schreibt sie ein Gedicht auf die Rückseite: "Juda verrecke, die Fahne spricht. Juda lebt ewig, erwidert das Licht".

Ein Foto, ein Gedicht voller Vorahnungen auf das, was kommen wird. Am 11. März 1933 übernehmen die Nazis, nachdem bei der Reichstagswahl am 5. März 47,7 % der Kieler der NSDAP ihre Stimme gaben, offiziell in Kiel die Macht. Im Juni emigriert die Rabbinerfamilie - zunächst nach Belgien, dann nach Erez in Israel. Den Chanukka-Leuchter und das Foto der Rabbinerfrau retten die Posners durch alle Wirren - bis in die Gegenwart. Der Enkel der Posners, Yehuda Mansbach, hat den Leuchter, unter einer Bedingung, der Gedenkstätte Yad Vashem gestiftet: Jedes Jahr im Dezember fährt er in das Museum und holt den Leuchter aus der Vitrine, um ihn zu Hause in Beit Shemesh ins Fenster zu stellen und mit seiner Familie das Lichterfest zu feiern. Es ist ein Stück Geschichte und seine Erinnerung an die Leidensgeschichte seiner Familie.

7. Dezember 2015
bebe, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Medien-Mosaik

DVD Das Lied der Ströme

DVD "Das Lied der Ströme" von Joris Ivens

Ein Großprojekt mit internationalem Anspruch war der 1954 uraufgeführte DEFA-Dokumentarfilm "Lied der Ströme", den der Niederländer Joris Ivens, der in jenen Jahren in der DDR arbeitete, zusammenstellte und damit versuchte, Thesen und Forderungen des Weltgewerkschaftsbundes vom Wiener Kongress von 1953 teils poetisch, teils propagandistisch zu beleuchten. Dazu standen ihm namhafte Mitarbeiter zur Verfügung. Vladimir Pozner schrieb den Text, den der zeitweilige "Weltbühnen"-Autor Maximilian Scheer übersetzte und auch selbst sprach. Dmitri Schostakowitsch schrieb die Filmmusik und vertonte überdies das Titellied, das Bertolt Brecht geschrieben hatte. Als Sänger wirkten Paul Robeson und Ernst Busch mit. Während der Name des ersteren bildfüllend erschien, wurde Buschs Mitwirkung im Vorspann verschwiegen. Zu dieser Zeit lag der Arbeitersänger mit der Partei über Kreuz, hatte der Fama nach gar sein Parteidokument zerrissen.

Es war die Zeit nach den Unruhen vom 17. Juni, aber davon war im Film wenig zu spüren (wenn man einmal davon absieht, dass Walter Ulbricht nur verschämt am Rande zu sehen war). Ivens betrachtete die Situation von Arbeitern in allen Kontinenten ausgehend von den großen Strömen Wolga, Jangtsekiang, Nil, Mississippi, Ganges und Amazonas. Bedrückend zu sehen, wie brutal, besonders in der "Dritten Welt", vor 60 Jahren die Ausbeutung war. (Unter anderem durch die Fotos von Sebastião Salgado wissen wir, dass sich daran im Süden vielerorts wenig geändert hat). Ivens und Pozner schlagen dabei einen pathetischen Ton an, der die Zuschauer von damals, die die Ästhetik des deutschen "Kulturfilms" gewohnt waren, nicht gestört haben mag, der heute aber unangemessen wirkt. Bemerkenswert bleibt der Satz, den ein lateinamerikanischer Gewerkschafter sagt: "Die Arbeiter haben in mehreren Ländern der Welt bewiesen, dass sie ohne die Milliardäre leben können. Aber die Milliardä haben noch kein Staatssystem erfunden, in dem sie ohne die Arbeiter leben können."

"Das Lied der Ströme", Bonusfilm: "Mein Kind" von Joris Ivens, mit Helene Weigel (1955), DVD, absolut MEDIEN GmbH, 14,95 €.

Klaus Stuttmann: "Wir schaffen das!" Politische Karikaturen 2015

"Werd' von mir aus Bombenentschärfer! Oder Drogenschmuggler! Oder Kamikaze-Flieger! Oder Selbstmordattentäter! Aber niemals Satiriker!", ermahnt ein zeitungslesender Vater seinen Sohn. Satiriker leben zu gefährlich! Ob Klaus Stuttmann in seinem Alltag nach der "Charlie Hebdo"-Katastrophe neue Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hat, Klaus Stuttmann: Wir schaffen das! weiß man nicht. Aber die Karikaturen, die er in seinem druckfrisch vorliegenden Jahresrückblick auf 2015 versammelt hat, geben schon Hinweise darauf.

Er geht keineswegs nett mit Islamisten um, verspottet sowohl die gedopte "Tour de France" als auch raffgierige Fußballfunktionäre, zweifelt das Demokratieverständnis von Erdogan & Co. an, und auch der Papst bekommt sein Fett weg. Merkel fragt ihn: "Was soll ich machen mit Tsipras und Putin?" und bekommt zur Antwort: "Verprügeln ja! Aber immer würdevoll!!!"

Beim nunmehr siebenten Jahresband mit Stuttmanns besten Karikaturen aus dem Schaltzeit-Verlag war es nicht schwer, bei der Satirikerin Merkel einen Titel zu finden: "Wir schaffen das!"

Klaus Stuttmann: "Wir schaffen das!", Schaltzeit-Verlag, Berlin 2015, 224 Seiten, 19,19 €.

Zuerst veröffentlicht in: Das Blättchen, Nummer 25, 7. Dezember 2015

December 6, 2015
Nico, Editorial Contact: Redaktion@DeanReed.de

Liebknecht against war and ethnic hatred

Berlin December 4, 2015: The German parliament voted by a majority for participation in the war in Syria

Karl Liebknecht

It occurs to me that almost to the day 101 years ago, Karl Liebknecht spoke in the Reichstag against the instructions of the SPD (Social Democratic Party of Germany) and voted against War Credits for the First World War. In March 1915, together with Rosa Luxemburg, he published the magazine "The International". It only appeared once and was immediately confiscated by the authorities. Liebknecht was called up by the Military and sent to the Front, although as a Deputy in the Reichstag he had political immunity. Under military law he was forbidden to take part in political activity outside Parliament but he succeeded in organising those opposed to the War within the SDP. Because of his opposition to SPD policy he was, in 1916 excluded from the SPD group in the Reichstag. Soon after that he was sentenced to 4 years in prison on a charge of treason. Karl Liebknecht was murdered, together with Rosa Luxemburg, by the SPD leadership on 15 January 1919.

Liebknecht gegen Krieg und Völkerhass

Berlin 4. Dezember 2015 - Der Deutsche Bundestag stimmt mehrheitlich für die Beteiligung am Krieg in Syrien

Dabei fällt mir ein: Fast auf den Tag genau vor 101 Jahren, am 2. Dezember 1914 stellte sich Karl Liebknecht im Reichstag gegen die Fraktionsdisziplin der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und stimmte als einziger Abgeordneter gegen die Bewilligung der Kriegskredite im Ersten Weltkrieg. Im März 1915 gab Liebknecht zusammen mit Rosa Luxemburg die Zeitschrift Internationale heraus, die nur einmal erschien und sofort von den Behörden beschlagnahmt wurde. Liebknecht wurde daraufhin an die Front einberufen, obwohl er als Reichstagsabgeordneter eigentlich politische Immunität genoss. Die Militärgesetzgebung verbot ihm zwar politische Aktivität außerhalb des Reichstages, es gelang ihm aber dennoch, die konsequenten Kriegsgegner in der SPD zu organisieren. Aufgrund seiner Ablehnung der Burgfriedenspolitik der SPD wurde er 1916, zusammen mit weiteren Abgeordneten, aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und wenig später wegen "Kriegsverrat" zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Karl Liebknecht wurde am 15. Januar 1919 zusammen mit Rosa Luxemburg durch die Führung der SPD ermordet.

5. Dezember 2015
Nico, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Germany at War

Berlin: Yesterday 445 of 591 German deputies in Parliament voted for Germany's entry into war with the so-called IS State. Now military jets and a frigate will assist in the shedding of blood in the region, as an aid to Syria. Just today, significantly more people were killed in the revenge attacks on Syria than were killed in Paris by the IS-terrorists. Once again war is the response to war.

Werbung am Marinestützpunkt Kiel

Germany will continue to deliver weapons of war to the region. NATO-member Turkey will continue tp buy oil from IS. Turkey will continue to allow IS-terrorists to travel through territory that it controls. International bank accounts of IS will not be blocked. Whose interests are being served by the German Stat ?

Berlin: Gestern stimmten 445 von 591 Abgeordnete des Deutschen Bundestages für den Eintritt Deutschlands in den Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat. Nun werden Kriegsjets und eine Fregatte in der Region um Syrien mithelfen viel Blut zu vergießen. Schon heute sind erheblich mehr Menschen in Syrien bei Vergeltungsschlägen der NATO ermordet worden, als in Paris von den IS-Terroristen getötet wurden. Krieg soll wieder einmal mit Krieg beantwortet werden.

Deutschland wird weiterhin in die Krisenregion Waffen liefern, der NATO-Partner Türkei wird weiter bei der IS Öl kaufen, die Türkei wird weiterhin über ihr Hoheitsgebiet bewaffnete IS-Terroristen reisen lassen und die weltweiten Konten der IS werden nicht eingefroren. Wessen Interessen verfolgt der deutsche Staat eigentlich?

Photo: Advertising for training to kill at the naval base in Kiel,
Foto: Werbung für die Ausbildung zum Töten am Marinestützpunkt in Kiel,
© Nico Kiel

5. Dezember 2015
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Gnome altern nicht. Den Abrafaxen zum 40.

Tag der offenen Tür am Samstag, 5. Dezember, in Berlin-Westend

F.-B. Habel

In einer geräumigen Villa in Berlin-Westend sitzen an großen Tischen ganz ernsthaft, aber mit einem leisen Lächeln etliche Leute (überwiegend Herren in mittleren Jahren), die zeichnen. Wenn sie ihren Teil bewältigt haben, tauschen sie die Blätter. Sie arbeiten am Abenteuer der Abrafaxe im nächsten Mosaik-Heft - mit einem gehörigen Vorlauf schon an dem, das im April erscheinen wird. Jeder hat seine angestammte Figur oder Gruppe aufs Blatt zu bringen.

Das Comic-Genre, das in der DDR bei einer breiten Leserschaft beliebter war als bei den Funktionären, die nur von "Bildgeschichten" sprechen wollten, gewinnt seither unaufhaltsam an Bedeutung. Ganze Biografien historischer Persönlichkeiten kommen inzwischen als Comic daher. Im Mosaik, das stets einen Bildungsanspruch verfolgte, war das allerdings schon in den 50ern bei den Abrafaxe-Vorgängern, den Digedags, so.

Wie so ein Heft entsteht, im Fall der Abrafaxe das längste Fortsetzungscomic der Welt, ist heute auch Thema in Lehrplänen, und so kommt es, dass ganze Schulklassen - mitunter in Bussen aus entfernten Bundesländern - in der Lindenallee 5 eintreffen und sich die Entstehung erläutern lassen. Zudem gibt es Leserforen in anderen Städten wie kürzlich in Wolfen. Dort trat auch Lona Rietschel auf, die die Abrafaxe mitentwarf und heute die letzte Mosaik-Mitarbeiterin ist, die noch an den Digedags gearbeitet hat.

Abrafaxe

In diesen Tagen ist das Mosaik mit der Nr. 480 erschienen. Damit gibt es seine kleinen Helden Abrax, Brabax und Califax seit 40 Jahren. Technologische Neuerungen haben Einzug gehalten. Im Jubiläumsheft ist an manchen Stellen ein "magisches Auge" eingefügt, durch das man mit dem Smartphone - wenn man die kostenlose App heruntergeladen hat - zusätzliche Infos abrufen kann. Und die Fangemeinde des mit einer Auflage von rund 70.000 Heften im Monat größten deutschen Comic-Magazins kann zur Zeit noch ein Jubiläum feiern: Kurz vor Weihnachten 1955 kam unter Mitwirkung des Zentralrats der FDJ das Mosaik Nr. 1 heraus, die überhaupt erste Comiczeitschrift der DDR. Zeichner Hannes Hegen hatte sie sich ausgedacht, und machte nach kurzen Experimenten drei Gnome zu den Helden seiner Geschichten, die Digedags. Nach 20 Jahren kam es zum Zerwürfnis, Hegen verließ das Mosaik und nahm die Digedags mit.

Das von ihm gebildete Kollektiv entwarf daraufhin neue Hauptfiguren, und weil auch diese Abrafaxe drei Gnome waren, die durch die Weltgeschichte reisten, kam es in den 90er Jahren zu einem unschönen Plagiatsprozess, der den Abrafaxen jedoch nicht den Garaus machen konnte. Sie sind nach wie vor unterwegs, setzen in Heft 480, "Wiedersehen im Colosseum", sogar eine von den Digedags 1958 abgebrochene Reise durchs alte Rom fort.

Anna, Bella und Caramella

Dem überkommenen Verständnis von Comics als einem Jungs-Ding setzt der Verlag seit sechs Jahren eine quartalsweise erscheinende Reihe entgegen, in der die Mädchen Anna, Bella und Caramella "unglaubliche Abenteuer" erleben. Ähnlich wie die Abrafaxe reisen sie durch die Jahrhunderte und treffen auf Frauen, die allerhand leisten. Im aktuellen Heft 26 sind sie dabei, wenn Marie und Pierre Curie sich nach gemeinsamen Forschungen das Ja-Wort geben. Auch diese Geschichten ersinnt Mosaik-Hauptautor Jens U. Schubert, aber die Optik ist anders. Während die Abrafaxe von Thomas Schiewer, Andreas Pasda und Kollegen weitgehend noch in erprobter Manier gezeichnet werden, erinnern die Hefte über die Mädchen stilistisch an Mangas.

Die eher moderaten Veränderungen, die es im Laufe der Jahrzehnte am Strich der Abrafaxe gegeben hat, sind Thema in "Das Geheimnis ewiger Jugend", einem Sonderband zum 40. Jubiläum (Autor: Hubertus Rufledt). Darin begegnen die heutigen Figuren ihren Anfängen, für welche 1975 neben Lona Rietschel noch Lothar Dräger verantwortlich zeichnete, und ergründen das titelgebende Mirakulum. Näheres ist am heutigen Samstag beim "Tag der offenen Tür" in der Lindenallee von den Zeichnern selbst zu erfahren.

  • Mosaik Nr. 480, "Wiedersehen im Colosseum", 3,80 €
  • Die unglaublichen Abenteuer von Anna, Bella und Caramella Nr. 26, "Die Spur der Steine", 3,40 €
  • Sonderband "Das Geheimnis ewiger Jugend", Hard­cover, 25 €
  • Tag der offenen Tür am heutigen Samstag, 10 bis 16 Uhr, Lindenallee 5, Berlin-Westend

Zuerst veröffentlicht in: junge Welt 05.12.2015
1) Foto: Der Autor F.-B. Habel 2014 in einer Comic-Ausstellung © Andrea Witte
2) Abbildung: Das erste Titelbild mit den Abrafaxen. MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
3) Titelbild Anna, Bella & Caramella - Ausgabe 26

4. Dezember 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Posting von Dunja Hayali

Die kritische Berliner Journalistin und Moderatorin Dunja Hayali wehrte sich heute mit einem ausführlichen Posting bei Facebook gegen die fortwährenden Angriffe aus rechten, fremdenfeindlichen Kreisen gegen ihre journalistische Arbeit beim ZDF morgenmagazin und ihre Aufklärungsarbeit über die Situation der Asysuchenden in Deutschland und die Ursachen der Vertreibungen. Sie schrieb:

"Haben wir im ZDF morgenmagazin gelogen? Sind mir bei 'hart aber fair' die Gesichtszüge entglitten? Bin ich selbst schuld an den krassen Beleidigungen, die hier (bei Facebook, Anm. d. Red.) gepostet werden?

Ich habe es immer gesagt - auch bei 'Hart aber Fair' vergangenen Montag: jeder darf und soll seine Meinung und auch seine Sorgen äußern dürfen, ohne reflexhaft in die rechtsextreme Nazi-Ecke gestellt zu werden. Wer sich aber fremdenfeindlich äußert, muss als das bezeichnet werden, was er ist: ein Rassist.

Dunja Hayali

Ich mache mir durchaus auch Sorgen. Wie soll die Integration gelingen, wenn es keinen Moment des Innehaltens gibt? WIE schaffen wir das? Giovanni di Lorenzo hat recht, wenn er gestern in der DIE ZEIT schreibt: 'In Grenzen Willkommen: Eine Begrenzung ist nicht das Ende der Willkommenskultur, sondern das Gegenteil'.

Und damit möchte ich auch mit der zweiten, immer wiederkehrenden Unterstellung aufräumen, dass ich mich für eine unbegrenzte und unkontrollierte Zuwanderung ausspreche. Nein. Das tue ich nicht.

Und das führt mich zu meinem dritten Punkt: die Beleidigungen. Nein. Man stumpft nicht ab. Im Gegenteil. Herr Gerno Flemming schrieb, ich sei 'eine transatlantisch treue kanakenquotenvotze.' Das einzige, was den Schock etwas abmildert, ist die falsche Rechtschreibung.

Mich packt die Wut. Ich bin doch nicht der Mülleimer der Nation, in den Sie all ihren Frust, all ihre Beschimpfungen, all ihren Hass, all ihre Unterstellungen reinwerfen können. Zeigt man normale menschliche Regungen, so wie bei 'Hart aber Fair', wird einem gleich Gesichtsentgleitung vorgeworfen. Ich verstehe immer besser, warum sich so viele Politiker und Journalisten panzern. Ich war am Montag zum Thema Hass und Wut eingeladen. Aber es ging die ganze Zeit um die AfD. Eine Partei, die ich übrigens genauso wie jede andere Partei in Deutschland akzeptiere, weil ihre Vertreter demokratisch gewählt wurden.

Letzter Punkt: Lügenpresse. An alle, die meinen, mich endlich 'überführt' zu haben. Ja. Das angebliche 'Syrien-Video' war ein Video aus dem Irak. Wir als Morgenmagazin haben einen Fehler gemacht und den Film falsch zugeordnet. Schon einen Tag nach der Sendung haben wir uns im ZDFMorgenmagazin dafür entschuldigt. Wir haben es erklärt. Ich habe hier auf FB mehrfach dazu Stellung genommen. Das war vor 4 Jahren. Glauben Sie mir, auf Grund meiner Herkunft habe ich besonders unter diesem Fehler gelitten. Aber Fehler passieren, auch in den Medien. Der Umgang damit ist entscheidend. Wer Lüge sehen will, sieht in allem Lüge. Auch in diesen Zeilen. Ich gehe davon aus, dass hier einige weiterhin von Lüge und Absicht sprechen werden. Die Frage ist (rein rhetorisch): warum hätten wir das tun sollen? Auch darauf werden manche sicher Antworten finden. Aber wer grundsätzlich nicht an die unabhängige Presse glaubt, ist für Argumente nicht zugänglich. Auch nicht für eine Entschuldigung. (Am Rande möchte ich noch klarstellen, dass meine Eltern weder aus dem Irak geflohen sind, noch hat uns jemand in Deutschland aufnehmen müssen.)

Bei aller Liebe und allem Respekt gegenüber der Meinungsfreiheit - es gibt auch Grenzen. Jedenfalls auf meiner FB-Seite (oder wenn jemand als 'Ultima Ratio' auf Flüchtlinge schießen möchte). Ich lösche und blockiere zukünftig jede und jeden, der sich hier fremdenfeindlich, menschenverachtend bzw. rassistisch äußert, mich oder andere beschimpft, das Wort 'Lügenpresse' benutzt, Staatssender schreibt oder sich in eine ähnliche Richtung bewegt. Ja, nennen Sie es Zensur, aber es gibt eine Grenze, ein Wertesystem, das uns zu zivilisierten Menschen macht. Ich befeuere die Debattenkultur von Herzen. Auch gern hier bei mir. Und danke allen, denen auch nicht egal ist, was in diesem Land passiert und auch durchaus anderer Meinung sind, denn das ist der Kern einer Diskussionskultur. Ich werde auch weiterhin alles lesen, trotzdem mehr löschen und blockieren und sicher nicht auf alles antworten (können und wollen).

Ich möchte hier auf dieser Seite zusammen mit allen offen bleiben. Sonst gibt es noch mehr Entfremdung und auch noch mehr Vertrauensverlust - auch in uns Medienleute. Das ist mir sehr wohl bewusst. Was ist denn mein Job? Es gilt zu berichten, einzuordnen, zu zeigen, was passiert, sich den Realitäten anzunähern. Dazu gehört, Gelungenes, aber auch Gescheitertes zu zeigen. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild. Und denen, die uns eine einseitige Sicht der Dinge in Bezug auf Flüchtlinge vorwerfen: ich kann Ihnen sagen, dass das nicht stimmt. Wir bemühen uns tagtäglich, um eine ausgewogene Berichterstattung. Wir diskutieren in der Redaktion, wir streiten, wir sind uns nicht immer einig, aber keiner von uns hat ein Interesse daran, irgendetwas zu beschönigen.

Das heißt aber auch, wir müssen fokussierte Diskussionen führen dürfen. Ich habe keine Lust, wenn ich über Rechtsextremismus rede, auch immer gleich den Linksradikalismus zu erwähnen. Das Eine relativiert das Andere nicht. Und wer ein bisschen etwas über mich liest, weiß, dass ich seit Jahren mit dem Verein GesichtZeigen z.B. in Schulen gehe, um über alle Arten von Gewalt zu sprechen. Und auch über Homophobien. Dieses Thema scheint jetzt gerne als Argument gegen Flüchtlinge benutzt zu werden. Interessant, wer sich plötzlich alles für die Akzeptanz und den Schutz von trans-, bi- und homosexuellen Menschen einsetzt. Das sind wahrscheinlich genau dieselben, die den Flüchtlingen Manieren und Anstand absprechen, aber hier eine Sprache anwenden bzw. Drohungen aussprechen, dass es einem fast die Sprache verschlägt. Das passt nicht zusammen.

Wie schrieb Carolin Emcke letztens in der Süddeutsche Zeitung: 'Die absolute Wahrheit ist niemals zu haben, möglich ist allenfalls Wahrheitsähnliches. Wenn man dies weiß, dann sollte sich mancher scharfe Angriff auf Andersdenkende erübrigen'.

Vielleicht sollten wir alle in uns gehen und uns wirklich hinterfragen, wie offen wir für Andersdenkende sind. Wenn ich nur meine Meinung widergespiegelt bekommen möchte, dann schaffen wir gar nichts. Differenzierung hilft.
dh

(Und noch ein Wort zu dem Mann, der mir schrieb, dass er mich mich häufiger morgens aus dem 'moma' kommen sieht und mir gerne in die Fresse treten möchte. Vielleicht kommen Sie mal rüber und versuchen es mit reden?!)"

Mehr über Dunja Hayali

December 3, 2015
Victor Grossman, Editorial Contact: Redaktion@DeanReed.de

JETS AND PREDATORS

Berlin Bulletin No. 103

Victor Grossman

It can be unwise to mistake a feline growl for a feline purr, not only in the wilds. The unusual sounds of German leaders' transformation from highly carnivorous beasts of prey, out to gut poverty-stricken people in Greece, into gentle pussycats full of love for the fleeing men, women and children braving Mediterranean dangers to reach European havens - have unfortunately lost many harmonious tones. Lions of a vegan persuasion are frequent in Renaissance paintings of the Garden of Eden, but less likely in Eden's follow-up areas - Iraq, Turkey, Syria.

Angela Merkel's reasons for originally welcoming all immigrants is still debated; one suggestion, diverging from her Christian family background or East German internationalism, points to the huge increase in potential employees in industry and the professions which can weaken unions and limit wage and benefit demands - recalling Mexican braceros policy translated into German and Arabic. Another explanation is also discussed; the joint endeavor of western nations, Turkey and the Gulf monarchies, like a pride of lions out to fell Assad in Syria. With so many young men, technicians and professionals departing, it may have been hoped, his government could not survive. And that, after all, was the basic cause of more than four years of war in that broken country.

But slowly, but a bit quicker after the Paris killings, a fear of Daesh (or IS or ISIS) seemed to cool some anti-Assad ardor. A realization that the Syrian government and its armed forces are needed to eradicate Daesh, especially now that Assad has Russian support, led to moves towards coordination at two Vienna meetings. It seemed that plans to oust Assad and set up a docile new government amenable to the USA and "the West" might be at least postponed.

Not everyone thinks that way. Cameron, hours after the MP vote, sent UK planes roaring eastward. Germany's Defense Minister, Ursula von der Leyen, insisted that "there will be no cooperation with Assad and no cooperation with Assad's troops". While hatred for Assad impels such leaders to cut off their noses to spite their faces and defy international rules against uninvited invasions, they somehow blink mildly at a far bloodier emir and king in Qatar and Saudi Arabia. The latter executed at least 175 people in the past year, many underage, almost half foreigners, often Southeast Asian women defending themselves against brutal employers, and mostly with public beheadings. Both have long been arming terrorists in the entire region and are now destroying Yemen. Yet somehow that did not prevent huge, lucrative weapons sales to both - while attacking Assad.

The crisis in Turkish-Russian relations now boiling up has turned from the shooting of a plane and its parachuting crew to the larger question of Turkish support for Daesh. On November 16th US planes destroyed 116 oil trucks out of a thousand used to gain the millions which finance Daesh, and a quick look at a map gives a hint as to how and where that oil gets through to world markets. Erdogan denies everything, of course. Ironically the US planes were based in Turkey.

Just as ironically, Angela paid a fancy state visit to Turkey in October, bolstering Erdogan's hand in winning a tragically blood-besmirched election, and in November in Brussels she responded to the Turkish prime minister's twisted grin with her own motherly smile - and a promise of many billions if he saw to it that the wave of refugees sailing daily from Turkey to Europe was slowed or stopped. Other goodies were also offered, like new hopes for Turkey's long-sought membership in the European Union. Was it audacious to wonder whether Turkey might easily have stopped the giant flow long ago - but had waited for just such a deal? If so - what did Merkel know?

That was all speculation. What is now very certain is that Minister Ursula von der Leyen, whose cool, careful words hide a very leonine growl, will now get fulfilment of her heartfelt wish. After the Bundestag votes approval on Friday she will deploy, for use in Syria, six Tornado reconnaissance jets, a refueling plane and a frigate, 1200 uniformed men and women and an initial 134 million euros. This has no OK from the UN but seen simply as European Union support for France's "right to self-defense" and because "the IS is a threat to world peace and international security". Germany is constitutionally barred from foreign missions but that never bothered anyone in the government, at least not since criticism from the GDR was conclusively dealt with. 650 more German soldiers will also be sent to Mali, this time into conflict areas - again presumably to support France's "right to self-defense". Germany's rulers, in coalition armchairs or skulking in lobbies behind them, are very determined to expand political, economic and military power, not just in Europe but to far distant shores as well.

On this side of the Atlantic a vote on such a deployment is still necessary. The Bundestag will approve; Merkel's ruling coalition with the Social Democrats (SPD) is all in favor (despite doubts by some leftward-leaning Young Socialists ("Jusos"), whose views are customarily disregarded).

The opposition is too small to halt the decision, though much of public opinion is against it. The LINKE will vote "Nay". One spokesperson declared that military involvement had always worsened such situations - in Iraq, Libya and Afghanistan. "The real motivation is not solidarity with France but a desire for German power in the world... This policy could wreck everything achieved diplomatically at the Vienna meetings toward reaching an armistice - and thus strengthen the IS."

How will the Greens vote? As possible government coalition partners after 2017 this could be important. Some oppose sending Tornado jets and frigate without UN backing. Others, because "no clear goal is apparent2. Still others, despite von der Leyen, still fear any cooperation with Assad, whom, above all else, they want to overthrow. Thus the Green vote, like the party, may well be split.

Not only the Greens are split. Aside from the jets to Syria issue, refugee problems are still tearing the country apart. Indeed, even Merkel faced a first whiff of possible mutiny after years of staunch obedience (or speedy ousters). She and her party have been losing ground in the polls and her own Interior Minister, Thomas de Maiziere, voiced clear, sharp defiance from the right, demanding far stricter treatment of refugees despite all her proclamations. He was briefly joined by her powerful Finance Minister, Schäuble, the crafty wizard hated by so many Europeans but liked by so many Germans, and by the head of the Bavarian sister party, the Christian Social Union, and its ever-smiling, poniard-wielding leader Horst Seehofer. For the first time, nearly half of the polled public said it did not want "Mutti" (Mommy) Merkel to get a fourth term in 2017. She then backed down on her welcome words of greeting; tougher rules for refugees were agreed upon. Those from "safe, conflict-free countries" will be sent home, wives and children must wait two years to be fetched, German language lessons must be paid for out of meager pocket money, much will be tightened.

Some communities and countless volunteers have been doing a heroic job, helping to feed, clothe and house the huge wave of immigrants, perhaps a million in Germany this year. But some officials, as in Berlin, whether due to inability, bureaucratic red-tape or possible hopes to frighten further immigrants away, have seemed heartless; conditions have often been tragic, with families spending cold, wet nights outdoors and thousands cooped into gyms or the giant former Tempelhof airport, mattress next to mattress, with no privacy, no proper water or decent toilets and little or nothing to do for weeks until they are processed, with resultant irritation and some quarrels among the varied nationalities.

Hate groups have been quick to jump on the problems and difficulties, spreading nasty lies about rape and crime and recruiting for their organizations. Violent attacks on refugee housing and on refugees are more and more numerous - and not always opposed by the police. Most alarming is the rapid growth of the Alternative for Germany (AfD), the far-right party which first stressed opposition to the European Union but now concentrates on "invading foreigners", most especially Muslims. It is steadily moving up in the polls, winning support from disgruntled voters, even some who hitherto voiced their protest by voting for the LINKE. It already teeters close to 10 %, in the same range as the LINKE and the Greens, and will almost certainly get into the Bundestag in 2017. The other parties ostracize it; will the Christian Democrats keep to that policy if they need a partner? In many ways the AfD resembles strong far-right parties threatening France, Austria, even Sweden, Denmark, Belgium, the Netherlands.

Some dangerous bombs from the last century are still found in Germany; they must be defused. This applies equally to dangerous ideas, now less against Jews but most alarmingly against Muslims. The ravenous beasts spreading them increasingly endanger everyone.

2. Dezember 2015
Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Offener Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags

Ursula von der Leyen und der Frank-Walter Steinmeier

"Verteidigungsministerin" Ursula von der Leyen und der Außenminister Frank-Walter Steinmeier haben heute bei einer Aussprache im Deutschen Bundestag den geplanten Bundeswehreinsatz in Syrien verteidigt. Am kommenden Freitag sollen die Würfel fallen.

An die Abgeordneten des Deutschen Bundestags! - Dringend!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Hast, mit der die als "militärische Intervention" "verharmloste" deutsche Beteiligung am Kriegseinsatz in Syrien durch die entscheidenden Institutionen gepeitscht wird, ist beängstigend.

Als Psychoanalytikerin muss ich dahinter ein destruktives Agieren aus Abwehr gegen evtl. Zweifel vermuten. Destruktiv deshalb, weil die Vernunft doch klar sagt, dass durch die bisherigen westlichen militärischen Interventionen kein Krieg beendet und keine funktionierende staatliche Ordnung geschaffen werden konnte. Im Gegenteil, jedes zivile Opfer - es sind inzwischen insgesamt mehr als 1 Million! - führt zum vermehrten Zulauf zu den IS bzw. Al Quaida bzw. Taliban. Auch das ist bekannt und wird vielfach publiziert.

Die Reaktion auf die schwere Traumatisierung der USA und des Westens infolge der Terrorattentate, von 9/11 bis heute durch "Militäreinsätze" - sprich Kriege - ist ein pathologischer Versuch, die Ohnmacht durch die Demonstration militärischer Stärke, d.h. narzisstischer Omnipotenzbehauptung, abzuwehren, die Trauer wird militarisiert und durch westlichen Nationalismus funktionalisiert.

Statt die Ursachen - auch westlicher Politik - sprich früherer Unterstützung und Bewaffnung der islamistischen Rebellengruppen für einen System Change -, und das Nichtstun gegen die direkte und indirekte Unterstützung der IS durch das NATO-Mitglied Türkei sowie durch unsere "demokratischen" Freunde in Saudiarabien und Quatar zeigt doch, dass es vor allem um die Berechtigung zum Kriegseinsatz geht.

Das Argument der Loyalität mit Freunden ist scheinheilig! Muss man als Freund und Bündnispartner nicht gerade in derartigen Situationen dem Freund in den Arm fallen anstatt ihn aus falsch verstandener Loyalität zu unterstützen? Insbesondere, wenn er wie der NATO-Bündnispartner Türkei so verantwortungslos gefährlich mit dem Feuer spielt und dann den Bündnisfall proklamieren will!

Es herrscht bzgl. einer Kriegsbeteiligung gegen "den Islamischen Staat" ja nun auch in Deutschland geradezu eine Kriegsgeilheit! Ist es die Faszination, dazu gehören zu wollen? Wieder wer zu sein, was uns als "Verantwortungsübernahme" verbrämt wird - zur Freude unserer Rüstungsindustrie, die es sich etwas kosten lassen wird, Sie zu überzeugen! Ich setze dagegen die Hoffnung auf Ihre Vernunft, Ihren Respekt vor Völker- und Menschenrecht und unserer Verfassung und Ihre Friedensliebe.

Wo ist unser Einsatz dafür, dass die von unseren befreundeten Staaten zugesagten dringenden finanziellen Hilfen an die UNHCR für die Flüchtlingslager in Jordanien und im Libanon bisher noch überhaupt nicht eingehalten wurden? Jeder Tag des militärischen Einsatzes verschlingt Unsummen, während mit einem Bruchteil davon die Flüchtlinge in den Lagern vor dem Verhungern gerettet werden könnten!

Wie wollen Sie als Abgeordnete einer sich "christlich", einer sich "sozial" verstehenden und nennenden Partei das vor Ihrem Gewissen und vor uns als Wählern vertreten!

Ich bitte Sie dringend, sich der Masseneuphorie der scheinbaren Alternativlosigkeit zur Befürwortung einer deutschen Kriegsbeteiligung zu widersetzen! Sie als einzelner Abgeordneter sind jetzt wirklich wichtig und wie bei der Diskussion über das Sterbehilfegesetz nur Ihrem Gewissen verpflichtet! Geben Sie den Zweifeln Raum - und Zeit! - für eine gründliche Diskussion mit uns, der Zivilgesellschaft, dem "Volk"!

Stimmen Sie gegen die Kriegsbeteiligung der Bundeswehr!

Mit freundlichen und hoffnungsvollen Grüßen
Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel
Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin - Psychoanalyse
Schleswiger Str. 42
24113 Kiel
Tel: 0431-685168

1. Dezember 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Vor 100 Jahren: Hinrichtung des Gewerkschafters Joe Hill

Joe Hill

In seinem Song "Give Me A Guitar", veröffentlicht auf seiner letzten LP, zählt Dean Reed eine Reihe von Namen auf, die zu seinen Vorbildern gehören, darunter auch Joe Hill.

Im FREITAG 47/2015 hat Konrad Ege über das Leben und Wirken Joe Hills, über den Prozess gegen ihn und über die Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung in den USA geschrieben. Bitte folgt dem Link und lest den ganzen Artikel im FREITAG:

1915: Rotes Gesangbuch

Zeitgeschichte Der Gewerkschafter Joe Hill wird hingerichtet. Das Todesurteil ist umstritten, weil klare Beweise fehlen und der Angeklagte sich selbst kaum verteidigt hat

Nein, auch hundert Jahre nach der Exekution soll an der offiziellen Version von der Schuld des Hingerichteten nicht allzu sehr gerüttelt werden. Gerade hat sich das zuständige Gremium im US-Staat Utah mit fünf zu zwei Stimmen gegen einen Gedenkstein für Joe Hill entschieden.

Vor genau einem Jahrhundert, am 19. November 1915, wurde der Wanderarbeiter, Songschreiber und Gewerkschafter der Industrial Workers of the World (IWW) in Salt Lake City hingerichtet, der Hauptstadt von Utah. Bereits damals waren viele der Ansicht, die Todesstrafe wegen eines angeblichen Raubmordes beruhe auf einem politisch motivierten Fehlurteil. Weltweit gab es Proteste. Selbst der schwedische König setzte sich für den 1902 aus Göteborg eingewanderten Joel Hägglund ein, der in den USA den Namen Joe Hill angenommen hatte...

Weiterlesen im FREITAG 47/2015

30. November 2015
F.-B. Habel, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Auf der Flucht vor dem Kreuzfest

Einfühlsam erzählt der Film "Ephraim und das Lamm" vom ländlichen Äthiopien

Ephraim und das Lamm

Zwischen all den lauten, in Phantasiewelten spielenden "Familienfilmen" kommen glücklicherweise mitunter noch kleine, ruhig erzählte Gegenwartsfilme in ausgewählte Kinos, die man sich gut allein, aber besser noch mit Kindern oder Enkeln ansehen kann. Ein solcher erzählt jetzt von dem äthiopischen Jungen Ephraim und seinem Lamm.

Der Streifen, der u.a. mit deutschem Geld gedreht wurde, führt uns in eine ländliche Region Äthiopiens. Nach dem Tod von Ephraims Mutter muss der Vater in Addis Abeba Arbeit suchen und lässt den aufgeweckten Neunjährigen mit seinem geliebten Lamm Chuni bei Verwandten im Dorf zurück. Hier hat es Ephraim nicht leicht. Solomon, Cousin des Vaters, setzt auf traditionelle Werte und kann nicht akzeptieren, dass Ephraim mit Leidenschaft für alle kocht - in Solomons Augen eine unmännliche Beschäftigung. Als der Onkel beschließt, dass das Lamm zum bevorstehenden Kreuzfest geopfert werden soll, beginnt Ephraim heimlich, seine Flucht mit dem Tier vorzubereiten.

"Ephraim und das Lamm" ist der erste abendfüllende Spielfilm von Regisseur Yared Zeleke, der ihn - als ersten äthiopischen Film überhaupt - im Mai auf dem Festival in Cannes vorstellte. Zeleke hat autobiographische Motive verarbeitet. In seiner Kindheit war die Großmutter, ähnlich wie die Großtante Emama für Ephraim, eine der wichtigsten Bezugspersonen, nachdem seine Mutter ihn verlassen hatte. Der Regisseur hat das Heranwachsen nach der Revolution von 1974 in guter Erinnerung, auch, weil er viele indische, sowjetische und DEFA-Filme sehen konnte, die in ihm die Liebe zum Kino weckten. Das afrikanische Sprichwort "Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen" galt auch für ihn.

Sein Film bietet beeindruckende Landschaftsaufnahmen, vor allem aber beobachtet Zeleke die Menschen in seinem Heimatland genau und liebevoll, gerade ihre Zerrissenheit zwischen traditioneller Lebensweise und den Einflüssen der Moderne. Die interessanteste Figur ist in dieser Hinsicht Ephraims Cousine Tsion, die sich ebenfalls nicht dem traditionellen Rollenverständnis beugen will. Sie liest viel, widerspricht den Erwachsenen, weil sie mehr weiß, und hat den Wunsch, Landwirtschaft zu studieren, um ihren Landsleuten in Zeiten des drohenden Klimawandels zu helfen. Nach anfänglicher Abneigung findet Ephraim in ihr eine Verbündete. Am Schluss hat der Junge einiges vom Leben verstanden und ist erwachsener geworden.

"Ephraim und das Lamm", Regie: Yared Zeleke, 94 min, seit 26.11.2015 im Kino

Zuerst veröffentlicht in: junge Welt 26.11.2015
Filmplakat: Neue Visionen Filmverleih

November 24, 2015
Victor Grossman, Editorial Contact: Redaktion@DeanReed.de

IMMIGRANTS AND IMBECILES

Victor Grossman

How the world changes! Last spring many Europeans, especially Greeks, were so angry at a tight-fisted, cruel Angela Merkel and her acceptance of people's sufferings that they scribbled Hitler mustaches on her public portraits. Only weeks later she was celebrated around the continent, indeed the world, as a symbol of generosity and humanity. Which judgement is correct, that until July or that since late August? Is she a Frau Scrooge – or a reincarnated Mother Teresa?

What defies any clear appraisal is the on-going wavering of her government, her party and herself! The German political scene is in turmoil, with echoes all over Europe! Such turbulence has on occasion opened the way to healthy change. Now, in my view, it can lead to great dangers.

The remorseless driving element is the tidal wave of human beings, over 200,000 in October alone, risking their lives to reach Europe, especially the fabled Utopia, Germany. And didn't Merkel say they are welcome, that Germany is open to refugees fleeing death and destruction?

It would be nice to believe that Merkel was guided by altruism and humanitarian impulses, perhaps thanks to her pastor father or (as some whisper) to a spirit of internationalism learned in her East German youth. Maybe she was. More cynical critics point to Germany's demographic problems: more and more pensioners, far too few births; a flood of young people urgently hunting for any jobs could weaken pressure from the labor movement to maintain benefits and achieve higher wages.

But the numbers are exceeding all expectations. For a large proportion – from Iraq, Afghanistan, from Syria and soon Yemen – most blame for their flight must be directed at Washington, which openly started or indirectly supports the never-ending conflicts in all four. But Germany has also engaged in vicious bombing in Afghanistan, and while US weapon-makers have been raking in a giant share of the profits from the bombing, droning and destruction, German weapons, heavy and light, have also meant billions of euros, with sales to Gulf monarchies, large, small but always wealthy, of everything from small arms to howitzers and Leopard tanks, which often end up further demolishing towns and cities in Syria and Yemen. Two other conflict area states, Israel and Turkey, have never been exempted from such lucrative exports, and the latter was just rewarded with a highly-celebrated state visit to Ankara by Merkel, thus aiding Erdogan's roughneck election campaign. The visit also raised questions about what they did aside from reviewing elite troops. Did they make or re-shuffle deals about refugees, about feeding and sheltering them in Turkey, perhaps even about finally dissuading – or preventing – them from the short, simple but very dangerous voyage from Turkish shores to nearby Greek islands and then on northwards. Have bribery or blackmailing been involved here? We can only speculate.

It is far clearer that the seemingly endless waves of immigrants are straining a German government coalition which had ruled thus far with almost unexpected coziness, considering that Social Democrats and Christian Democrats were once presumed to be principled opponents. Actually, the first big attacks against Merkel's "welcome all refugees" policy came rather from her usually more placid sister party in Bavaria. Called the Christian Social Union (CSU), it is usually at one with its far bigger sibling in all the other states, Merkel's Christian Democratic Union (CDU). But it always stands a shade or two further to the right, like a majority of Bavarian voters in this biggest, most prosperous state in Germany, with its wealth of profitable industry, especially of the weapons variety. Its Alpine regions, known for lederhosen, dirndls, plumed hats and yodeling, are scenic but hard-bitten.

As the map shows, all immigrants who cross over from Turkey, then trek somehow through the states of one-time Yugoslavia and Austria, first reach a German border at Bavaria. Horst Seehofer, the Bavarian leader, relying on and encouraging resentment against them, pushed hard against Merkel in harshly challenging tones, insisting on more limitations and tougher policies. He was soon joined by further-right elements in Merkel's own CDU in the first incipient rebellion to challenge her hitherto virtually total domination. And the poll figures for her party dipped disturbingly.

While this dispute simmered, Social Democratic vice-chancellor Sigmar Gabriel weighed in, challenging Merkel's partial abandonment of her "welcoming" policies to meet the challenge from the right. Last Sunday the dispute came to a head. Merkel, bowing in many ways to Seehofer's Bavarian CSU, approved a compromise between the two allied "Christian" parties, one which was not all too Christian in nature. All coalition leaders had previously agreed that refugees from Balkan areas, mostly miserably discriminated Roma ("Gypsies"), would be rejected and sent back to their shacks and hovels. They were not "refugees" – and few of them had the skills sought after by German industrial employers. Now, in line with Bavarian demands, it was agreed that "transit zones" should be set up on the Bavarian borders, weeding out "undesirable non-refugees" before they even arrived. As for the others, some were more privileged, some less so – and could stay conditionally but not fetch wives or children for two years. Vitally necessary lessons in German would not be free but must be paid for out of meagre allowances granted "asylum seekers", if possible in rations not money.

But the stout Social Democrat Sigmar Gabriel – stout in figure in any case – rejected fenced-in "transit zones" which evoked nasty recollections of Germany's past. After two hours he left the planned conciliatory meeting in a huff. Immigrants should be sent to the sixteen German states before being separated and perhaps sent home. They could thus enjoy at least a little salubrious German air. All decisions are up in the air for several days at the least, here too a compromise will emerge, but the splits may not heal so easily, deepened as they are by early posturing for the elections of 2017 – and earlier ones on a state level.

REFUGEES WELCOME

The political scene is visibly changing, with many, many thousands of Arab, African and Afghani refugees being lodged in emergency quarters all over Germany. Whereas countless people went out of their way to welcome them and assist them, with everything from food aid and plush toys for the children to free medical assistance by doctors – often outdoing by far the slow-moving, even reluctant authorities – the almost inevitable backlash has been even nastier than in some areas in southwestern USA or other places around the world. Reports on violent actions are increasing, there are fires in buildings which were to house immigrants – or already did – and now we read horrible stories of gang attacks, often black-masked and armed with baseball bats and the like, against individual refugees. Such attacks, already in the hundreds, are scattered throughout the country but most frequent in eastern Saxony, in and around its capital of Dresden, where the insecure economic situation typical for most of East Germany, distrust of all current parties, the hitherto rarity of contact with non-German groups plus a provincial local patriotism are all cleverly cultivated by a particularly vicious group pf fascist-minded leaders. Their Monday PEGIDA marches, 5000-15,000 strong and based on Muslimophobia, are continuing, though countered, as with countless smaller racist marches and demonstrations all over Germany, by large groups of people who reject their racism and carry "Immigrants welcome" signs.

Polls in Dresden indicate that 40 % in Dresden sympathize with the refugees, 20 % are strongly against them, while the remaining 40 % are wavering, but perhaps tending toward the right, especially since some mass media have gradually altered earlier support for Merkel's "Welcome".

Flüchtlinge willkommen!

PEGIDA may run candidates in future but is as yet not a party. Most of its dumb and misled adherents will probably vote for the Alternative for Germany (AfD), which after a split and a dip in strength, is now growing again, far too quickly. In the polls it averages 8 % (about 13 % in the eastern states), edging it closer to the two opposition parties in the Bundestag, the Greens, wavering between 10% and 11 % and the LINKE (Left) between 9 % and 10%. (The Social Democrats remain at a steady, dismaying 25 %, while the two "Christian Union" parties led by Merkel have dropped sharply from 43 % to 38 %. Thus an almost openly pro-fascist party may well make it into the Bundestag in 2017, giving it government financial support and a stronger media presence. And its curve seems to be moving upward.

The other European Union members, whose statesmen love grandiose statements about continental unity, lasting cooperation and friendship, have been almost totally unwilling to accept more than a token number of the nearly one million immigrants in or approaching Germany. Especially those great new democracies created on the ruins of the Eastern Bloc, Poland, the Czech Republic, Slovakia, Hungary and the three Baltic states, refuse to take any newcomers (Slovakia might accept a few hundred temporarily, but only if they are Christians. The others have echoed this wish). The fabric of the European Union is wearing very thin – and hungry harpies, far-right or fascistic parties from Austria to Sweden, from Greece and Italy to France and Flanders, are just waiting to pick its bones – and are truly awakening bitter memories of the past.

I temper such fears with hopes based on popular movements in Portugal, in Spain, on victories like that of Jeremy Corbyn in the British Labour Party – and on the once so glorious rise of the Syriza Party in Greece. But the stifling of the Greek movement and its enforced kowtow to giant forces led by Merkel's Finance Minister Schäuble indicate the complexity and the difficulties involved in any gains for "common people" against attacks by powerful harpies, werewolves and vultures.

First published November 3, 2015:

23. November 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Happy Birthday Didi

Anlässlich der Zensur des ZDF gegen Dieter Hallervordens pressekritischen Videoclip gratuliert die Redaktion "American Rebel" dem Komiker, Kabarettisten, Gesellschaftskritiker, Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher, Theaterleiter und Moderator zu seinem 80. Geburtstag, den er am 5. September begangen hat.

Dieter Hallervorden

Happy Birthday Didi, Gesundheit und noch viele Ideen und Kraft, um auf die Missstände und Widersprüche in unserer Gesellschaft hinzuweisen, wünscht dir die Redaktion von "American Rebel". Wir verurteilen, dass das ZDF am 10. September die Ausstrahlung eines Ausschnittes aus deinem neuen Musikvideo mit dem Lied "Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)" verhindert hat. Obwohl die Sendung "Menschen auf der Flucht - Deutschland hilft!" hieß und das ZDF wusste, dass alle Erlöse aus der Produktion deines Liedes und des Videos Menschen zugute kommen, die in Deutschland Zuflucht suchen, verhinderte es die Ausstrahlung.

Auf der einen Seite feiern sie dich als "TV-Legende" und auf der anderen Seite helfen sie mit, das Volk dumm und unwissend zu halten, indem sie deine Aussagen verschweigen. Der "Palim-Palim-Onkel" ist gern gesehen, aber wenn es um die Presselügen und Volksverdummung geht, woran das ZDF auch einen Anteil hat, erfüllen sie brav den ihnen zugedachten Platz in dieser Gesellschaft.

In deinem Lied "Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)" heißt es unter anderem: "Israel macht Mauerklau - SED-Ideenklau."

Waffenhandel, Drohnenmord, Umweltkatastrophen, Ölkriege, Wasserprivatisierung, Finanzkapitalismus sprichst du darin ebenso an wie Rufmord gegen Systemkritiker, Griechenlandplünderung, Edward Snowden und die NSA.

Gekonnt machst du dich über die realitätsverdrehenden Medienschlagzeilen zu all diesen Themen lustig, gefolgt von dem Refrain: "So steht's in der Zeitung drin, was glauben die, wie doof ich bin?" Für das gebührenfinanzierte ZDF, selbst häufig an vorderster Front dabei, wenn es um Medienlügen geht, war das wohl zu heikel. Sie weigerten sich, den 51-sekündigen Ausschnitt aus dem Video in ihrer Sendung zu zeigen.

Hier nun der Link zu deinem Videoclip, wir helfen gerne, ihn zu verbreiten.

Mach weiter so Didi!

22. November 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration im Rahmen der Liebknecht-Luxemburg-Ehrung am 10. Januar 2016 in Berlin

Das Dean-Reed-Websiteteam und die Redaktion der Onlinezeitung "American Rebel" unterstützen den Aufruf zur LL-Ehrung 2016

Demospitze 2013

Zu keinem Zeitpunkt nach dem Ende des II. Weltkrieges gab es so viele Krisen, Konflikte und Kriege, gab es so viele Flüchtlinge, wie gegenwärtig. Diese seit 1945 gefährlichste Weltsituation verantwortet primär die unter Führung des USA-Imperialismus agierende NATO. Deren politisches und militärisches Vorgehen ist - das Schicksal der Zivilisation betreffend - von nahezu völliger Gleichgültigkeit geprägt. Die Vorgänge um und in Griechenland demonstrieren nicht zuletzt den Verfall der bürgerlichen Demokratie, auf die das Großkapital auch immer weniger setzt. Faschistoide Entwicklungen sind kein Zufall. Die weltweit Flüchtenden werden zu Sündenböcken gemacht. Der Mainstream folgt der äußersten Reaktion auf dem Fuße und befördert sie zugleich. Viele Menschen resignieren. Diese Resignation ist ein Hauptverbündeter des Kapitals.

Grab Rosa Luxemburg. Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin. Foto: Andrea Witte, Januar 1990

Erinnern wir uns gerade deshalb der Worte Rosa Luxemburgs: "Einigkeit macht stark, aber Einigkeit der festen inneren Überzeugung, nicht äußere mechanische Zusammenkopplung von Elementen, die innerlich auseinanderstreben. Nicht in der Zahl liegt die Kraft, sondern in dem Geiste, in der Klarheit, in der Tatkraft, die uns beseelt."

In diesem Geiste sagen wir Nein zu Kriegen und Militärinterventionen, sowie deren Vorbereitung und Begleitung durch das Trommelfeuer der veröffentlichten Meinung. Wir sagen Nein zu jeglichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Nein zu den gegen Russland errichteten NATO-Stützpunkten und Manövern. Wir sagen Nein zu Rüstungsexporten und Drohnenmorden.

Die Interessen der Werktätigen werden weltweit mit Füßen getreten. Wir sagen Nein zu stetig wachsendem Sozialabbau und Ja zu gewerkschaftlichem Widerstand. Wir sagen Nein zur weltweiten, der Kapitalherrschaft dienenden Spitzelei durch NSA, BND und andere Geheimdienste. Wir sagen Nein zu alten und neuen Nazis und deren in Krisenzeiten besonders gefährlicher sozialer Demagogie. Wir sagen Nein zu Rassismus, zu Antisemitismus, Antiziganismus und zur Islamfeindlichkeit. Wir sagen Nein zur Festung Europa. Unsere ungeteilte Solidarität gehört den Erniedrigten und Beleidigten weltweit, vor allem den zu uns kommenden Flüchtlingen, die nicht in zwei Klassen aufgeteilt werden dürfen.

Die Toten mahnen uns. Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin. Foto: Andrea Witte, Januar 1990

Wir sagen Nein zu allen Versuchen, das System der Profitmaximierung zur letzten Antwort der Geschichte zu erklären. Wir sagen Ja zu einer solidarischen, friedlichen und sozial gerechten Welt.

Wir - Linke unterschiedlicher Strömungen - versammeln uns anlässlich des 96. Jahrestages der Ermordung von Karl und Rosa durch die Reaktion. In ihrem Geiste - nach ihrer Klarheit und Tatkraft strebend - demonstrieren wir friedlich gegen Kriege und Ausbeutung, für Menschlichkeit und Internationalismus.

Gegen Krieg und Faschisten - Kommt zur Luxemburg-Liebknecht-Demonstration

Nacht für Nacht stehen Flüchtlingsunterkünfte in Flammen. Faschisten werden immer dreister. Offen rechte Bewegungen wie PEGIDA finden mit Rassismus und Islamhetze regen Zuspruch. Flüchtlinge sind willkommene Sündenböcke.

Darüber, dass Großkonzerne Jahr für Jahr Milliarden an Steuern hinterziehen, spricht kaum jemand. Währenddessen verdienen deutsche Rüstungsschmieden an Waffenexporten in Krisen- und Kriegsgebiete. Bundeswehrsoldaten "verteidigen" deutsche Interessen immer noch am Hindukusch. Kriege und Ausbeutung schaffen unentwegt neue Fluchtbewegungen und neuen Terror.

Demonstrieren wir am 10. Januar 2016 im Rahmen der Luxemburg-Liebknecht-Ehrung gegen die Fluchtursachen und gegen Faschisten - solidarisch mit den Erniedrigten, egal, wo sie geboren sind.

10:00 Uhr vom U-Bhf. Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde

19. November 2015
Thoralf Haß, Kontakt: Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg Redaktion@DeanReed.de

300 kg Haselnüsse für Aschenbrödel

Sollte in den nächsten Wochen der Weltmarkt für Haselnüsse zusammenbrechen, das Schloß Moritzburg ist gewappnet. Insgesamt 300 kg wurde eingelagert, Nachlieferungen sind jederzeit möglich. Aber wofür brauchen die Moritzburger soviele Haselnüsse? Reichen nicht 3 Haselnüsse für Aschenbrödel?

Die Antwort auf diese Frage erhalten Besucher der Winterausstellung auf Schloß Moritzburg. Nach zweijähriger Unterbrechungspause kehrt die beliebte Ausstellung zum Märchenfilm "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" an jenen Ort zurück, wo vor Jahrzehnten Teile der Dreharbeiten stattfanden. Über 600.000 Besucher sahen bereits die vergangenen fünf Ausstellungen.

Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg

Völlig neu gestaltet wurde die Ausstellung in diesem Jahr. Das Kuratorenteam Steffen Retzlaff und Carina Primpke forschte in den vergangenen Jahren intensiv nach neuen Details zu einem der schönsten Märchenfilme dieses Planeten. Ergebnisse dieser Forschungen werden auf etwa 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche in 10 Räumen präsentiert. Zusammen mit den Gestaltern der Dresdner Agentur "whitebox", Daniel Sommer und Christian Frommelt, wurde eine völlig neue Erlebniswelt geschaffen. Eintauchen in die Welt des Films im Allgemeinen und die von Aschenbrödel im Speziellen lautet das Prinzip!

Schon bei Betreten der Ausstellung wird der Besucher in eine andere Welt versetzt: Ein Kinofoyer wurde nachgebaut mit einer Kinokasse. Die Kartenverkäuferin wird als Hologramm zum Leben erweckt. Vom Foyer geht es sprichwörtlich durch die Leinwand in den Film.

Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg

Überhaupt beruht das Konzept der Ausstellung auf Multimedia und vielen audiovisuellen Effekten. Der Besucher darf an Knöpfen drehen und kann sich so Szene für Szene durch die Dreharbeiten führen lassen. An anderer Stelle geben große Touchscreens Hintergrundinfos zu den Darstellern. In einem Raum kann man sich Tonbeispiele anhören. Sogar echte Baumstämme wurden in die Ausstellung integriert.

Natürlich dürfen auch ein paar der Originalrequisiten und -kostüme nicht fehlen. Auch im Außenbereich finden sich ein paar Stationen, die es zu entdecken gibt.

Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg

Und was hat das nun mit den 300 kg Haselnüssen zu tun? Ganz einfach, der Besucher erhält zu Beginn der Ausstellung eine Haselnuss, die während des Rundgangs mehrfach eine wichtige Rolle spielen wird. "Folge der Haselnuss!", lautet das Motto.

Um auf den Besucheransturm vorbereitet zu sein, haben die Ausstellungsmacher voraus gedacht und eben jene 300 kg Haselnüsse geordert, damit auch jeder Besucher in die Welt von "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" eintauchen kann. Bis zum 28. Februar 2016 besteht Gelegenheit dazu.

Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg

Mehr Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen gibt es unter schloss-moritzburg.de

Frühere Aschenbrödelausstellungen:

Erstveröffentlichung am 13. November 2015 auf:

Aschenbrödelausstellung auf Schloß Moritzburg

18. November 2015
Thoralf Haß, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Lausitzer Filmemacher gründen Netzwerk

Wie können regionale Themen filmisch verarbeitet werden? Wie können sich Lausitzer Filmemacher überregional präsentieren? - Zwei von vielen Fragen, die sich Filmemacher aus der Lausitz bei einem informellen Zusammentreffen während es Filmfestivals Cottbus stellten.

Neben Spiel- und Dokumentarfilmern waren auch Initiatoren kleinerer Filmfestivals in der Lausitz und Vertreter öffentlicher Gremien anwesend.

Eingeladen waren auch Vertreter der für die Lausitz zuständigen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Filmförderanstalten. Aber die Abwesenheit des MDR, des Medienboard Berlin-Brandenburg sowie der Mitteldeutschen Medienförderung zeigten deutlich, welchen Stellenwert der Lausitzer Film bei diesen Gremien genießt. Lediglich der Rundfunk Berlin-Brandenburg war mit Hellmuth Henneberg, Redaktionsleiter im Studio Cottbus, vertreten.

Kritik wird besonders am Medienboard Berlin-Brandenburg geübt. "Während anderen Produktionen das Geld praktisch nachgeworfen wird bzw. ein Großteil in Berlin verbleibt, schaffen es die kleineren, regionalen Filmproduktionen nicht mal bis zur Sekretärin!", so die etwas überspitzte übereinstimmende Meinung.

Ideen für spannende Filme mit regionalem Bezug gibt es viele. Schnell kristallisierte sich in der Diskussion jedoch heraus, dass den Lausitzer Filmschaffenden eine Lobby fehlt. Viele der anwesenden Filmemacher kritisierten die fehlende Filmförderung bzw. die bürokratischen Hindernisse, um überhaupt gefördert zu werden. So musste Reiner Nagel mit seiner Filmproduktion "ostwärts film" ein Projekt begraben, weil er trotz prominenter Unterstützung von u.a. der diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin Svetlana Alexijewitsch den Film nur zu 50% finanzieren konnte. Dokumentarfilmer Donald Saischowa hat schon seit Jahren keinen Film mehr mit Fördergeldern gedreht.

Lausitzer Filmemacher gründen Netzwerk

Auch Clemens Schiesko kommt notgedrungen ohne Filmförderung aus: "Die Energie, die ich aufbringen muss, um mich um Fördermöglichkeiten zu kümmern, wandle ich lieber in Kreativität beim Filmedreh um. Und wenn nur Geld für zwei Schauspieler und einen Scheinwerfer da ist, dann überlege ich eben, wie ich die beiden Schauspieler mit dem einen Scheinwerfer trotzdem ins richtige Licht setzen kann!"

Aber nicht nur die Filmförderung macht den Teilnehmern Sorge. Dr. Grit Lemke, die sowohl beim Dok-Festival in Leipzig als auch beim Cottbuser Filmfestival als Kuratorin aktiv ist, fasst drei Schwerpunkte zusammen: die "Graswurzelgeschichte", also der Umgang mit der Heimatgeschichte und den hiesigen Traditionen, das überregionale Filmschaffen mit internationalen Vermarktungschancen und das audiovisuelle Erbe mit der Bewahrung und Konservierung vorhandener Filme.

Hellmuth Henneberg versucht, die Ängste ein wenig zu nehmen: "Beim RBB gibt es vier Sendeplätze für regionale Themen. Ich bin für jedes interessante Thema oder für gute Filmstoffe dankbar, die mir angeboten werden. Gerne bin ich auch bereit, diese Ideen vor den Entscheidungsträgern beim Sender zu verteidigen!".

Von der vorgebrachten Idee, eine Trainingsinitiative zu starten, um hiesigen Filmemachern zu zeigen, wie man ein Filmprojekt bei Produzenten oder potentiellen Geldgebern vorstellt, hält er nicht viel. Für diese Trainingsinitiative wären kurzfristig sogar 10.000 € verfügbar.

Auch Erik Schiesko, wie sein Bruder Clemens auf Kurz- und Spielfilme spezialisiert, spricht sich dagegen aus: "Von den Leuten, die hier sitzen, braucht niemand eine Weiterbildung, wie man ein gutes Drehbuch schreibt oder wie man einen Film entwickelt. Das Geld, das man sicherlich den Lektoren und Referenten zahlen müsste, sollte lieber direkt in die Filmarbeit gesteckt werden!"

Dass das nicht so einfach ist, zeigt sich daran, dass solche Gelder oft zweckgebunden sind. Hinzu kommt, dass das Land Sachsen andere Fördermöglichkeiten bietet als Brandenburg. "Lausitziale"-Vorstand Holger Fahrland schlägt deshalb vor, von zwei Seiten aus zu fördern. Als gelungenes Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, nennt er den Industriepark Schwarze Pumpe, der genau auf der Ländergrenze zwischen Sachsen und Brandenburg steht und wo Fördergelder beider Länder drin stecken.

Die optimale Lösung für die Probleme der Lausitzer Filmemacher sieht Cosima Stracke-Nawka von der sächsischen Landesmedienanstalt in der Schaffung eines "Filmbüro Cottbus", das alle Aktivitäten koordinieren könnte. Sie gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass die Umsetzung dieses Projektes ziemlich schwierig sein dürfte, zumal überhaupt nicht klar ist, wie das personell bewerkstelligt werden kann.

Ein Kompromiss könne sein, sich untereinander zu vernetzen und gegenseitig zu helfen und die Kräfte zu bündeln. Grit Lemke schlägt vor, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und initiiert unter Zustimmung aller Anwesenden die Gründung des "Filmnetzwerkes Lausitz". Eine Datenbank soll zunächst aufgebaut werden, in die sich Lausitzer Filmemacher eintragen und auf sich aufmerksam machen können. Bei regelmäßigen Treffen sollen die weiteren Schritte besprochen werden.

Grit Lemke, Ola Staszel vom Neißefilmfestival, Sabina Siegowa von der "Stiftung für das sorbische Volk" und Cosima Stracke-Nawka wollen sich zunächst darum kümmern, das Netzwerk fester zu knüpfen und damit zum Laufen zu bringen.

Einbringen soll sich aber jeder, dem das Lausitzer Filmschaffen eine Herzensangelegenheit ist. Auch das Filmfestival Cottbus wird mit ins Boot geholt. In der Sektion "Heimat/Domownja" sollen im nächsten Jahr mehr Filme mit lausitzer und sorbischen Themen vorgestellt werden. Durch die anwesenden Fachbesucher erhofft man sich dadurch auch mehr Aufmerksamkeit für das regionale Filmschaffen. Programmdirektor Bernd Buder sagte spontan seine Unterstützung zu und will mit der Festivalleitung die Ideen und Vorschläge des Abends prüfen.

Bleibt also nur noch zu hoffen und zu wünschen, dass der Film in der Lausitz endlich sein Nischendasein verlässt und den Weg in die weite Filmlandschaft findet. Mit vereinten Kräften aller Filmenthusiasten sollte es dann auch möglich sein, Film-Fördergelder hier in die Region zu holen und den Regisseuren, Kameramännern, Schnitttechnikern und allen anderen an einem Filmprojekt Beteiligten eine angemessene Bezahlung zu ermöglichen. Der Anfang ist zumindest schon mal gemacht...

Erstveröffentlichung am 13. November 2015 auf:

November 17, 2015
Jonathan Cook, Editorial Contact: Redaktion@DeanReed.de

Outrage at Paris attacks masks our racism

First published on November 14, 2015 Jonathan Cook: Source: The Blog from Nazareth

Hollande

An article in the Australian publication New Matilda gets to the real point about last night's attacks in Paris – one that no one wants to talk about. What westerners feel right now is a powerful and very selective outrage that identifies with the suffering of people "like us". We mourn the deaths in Paris while not even noticing those killed in Lebanon a day earlier and almost certainly by the same fanatics that launched the attacks in France.

Lots of westerners like to dismiss such observations as "whataboutery". It is natural, they say, to care more about people we know or who are similar to us. That knee-jerk reaction may be comforting, but it is precisely the problem.

After all, what drives our selective outrage if not selective compassion? But our selective compassion is what got us into this mess in the first place. As Europeans we have always viewed ourselves as fully human, but seen those in the Middle East and much of the rest of the world as slightly less than human, and not quite as deserving of our sympathy. It is such feelings that allowed Europe to colonise, abuse and exploit brown people.

The historic racism that we Europeans are all too ready now to acknowledge, and that we understand fed western colonialism, is not a thing of the past. It still thrives deep in our souls. Where once we felt the white man's burden, we now feel his outrage. Both depend on the same arrogance, and the same ascription of lesser human qualities to those we see as different from us.

We are still trying to civilise brown people. We still think we have the right to change them, bend them to our will, improve them by force. We still want to lecture them, condemn them, threaten them, overturn their elections, arm their oppressive leaders, plunder their resources.

And after we have destroyed their societies, we expect to be able to shut our borders to them as they make desperate journeys to find some peace, some safety away from the war zones in Afghanistan, Iraq, Libya, Syria and elsewhere we either created directly or supported with our money and arms.

Our racism has not changed. It is alive and creating new justifications for our selective compassion every day.

What has changed is that technological advances have made weapons of death and destruction ever easier and cheaper to acquire. Those we once oppressed with impunity and far from our homes, out of sight, can now find us and give us a taste of our own medicine.

If we want to stop the attacks, and avoid turning our own societies into the oppressive dictatorships we have supported across much of the rest of the globe, then we need to stop interfering, pillaging, manipulating and abusing. And we have to start by refusing to allow ourselves to identify more with the victims in Paris than those in Beirut. If we were really as civilised as we believe, we would understand that both are equally deserving of our compassion.


Entrüstung über die Pariser Attacken verdeckt unseren Rassismus

Erstveröffentlichung am 14. November 2015 auf Jonathan Cook: The Blog from Nazaret, Quelle: antikrieg.com

Berliner Fernsehturm in den Farben der Tricolore

Ein Artikel in der australischen Publikation New Matilda über die Attacken in Paris in der vergangenen Nacht bringt es auf den Punkt – auf einen Punkt, über den niemand reden will. Was Bewohner des Westens jetzt fühlen, ist eine sehr mächtige und sehr selektive Entrüstung, die sich mit dem Leiden von Menschen "wie wir" identifiziert. Wir trauern über die Toten in Paris, während wir diejenigen, die einen Tag früher im Libanon und fast sicher von denselben Fanatikern, die die Attacken in Frankreich durchgeführt haben, getötet wurden, nicht einmal wahrnehmen.

Viele Westbewohner tun derlei Beobachtungen gern als "Wortklauberei" ab. Sie sagen, dass es natürlich ist, wenn wir uns mehr um Leute kümmern, die wir kennen und die uns ähnlich sind. Diese reflexartige Reaktion mag vielleicht tröstlich sein, ist aber genau das Problem.

Was steht denn letztlich hinter unserer selektiven Empörung, wenn nicht selektives Mitgefühl? Aber unser selektives Mitgefühl ist das, was uns überhaupt in diese missliche Lage gebracht hat. Als Europäer haben wir uns immer als vollwertige Menschen betrachtet, diejenigen im Mittleren Osten und dem Großteil des Restes der Welt jedoch als etwas weniger als Menschen und nicht so unserer Sympathie würdig. Derlei Gefühle erlauben es Europa, braune Menschen zu kolonialisieren, zu quälen und auszubeuten.

Der historische Rassismus, den wir Europäer jetzt nur zu bereitwillig eingestehen, und der, wie wir verstehen, den westlichen Kolonialismus am Leben hielt, ist kein Ding der Vergangenheit. Er gedeiht noch immer tief in unseren Seelen. Wo wir einst des weißen Mannes Bürde fühlten, fühlen wir jetzt seine Empörung. Beide beruhen auf derselben Arroganz und derselben Zuschreibung von weniger menschlichen Qualitäten an diejenigen, die wir als verschieden von uns betrachten.

Wir versuchen noch immer, braune Menschen zu zivilisieren. Wir glauben noch immer, dass wir das Recht haben, sie zu ändern, sie unserem Willen zu unterwerfen, sie mit Gewalt zu verbessern. Wir wollen sie noch immer belehren, verurteilen, bedrohen, wollen ihre Wahlen umstoßen, ihre unterdrückerischen Führer bewaffnen und ihre Ressourcen plündern.

Und nachdem wir ihre Gesellschaften zerstört haben, erwarten wir in der Lage zu sein, unsere Grenzen vor ihnen zu schließen, wenn sie verzweifelte Reisen unternehmen, um etwas Frieden zu finden, etwas Sicherheit weg von den Kriegszonen in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und woanders, wo wir solche entweder direkt schufen oder mit unserem Geld und Waffen unterstützten.

Unser Rassismus hat sich nicht geändert. Er ist am Leben und schafft Tag für Tag neue Rechtfertigungen für unser Mitgefühl.

Was sich geändert hat, ist dass technologische Fortschritte es leichter gemacht haben, Waffen des Todes und der Zerstörung immer leichter und billiger zu bekommen. Diejenigen, die wir einst straflos und weit entfernt außer Sichtweite von unseren Wohnorten unterdrückt haben, können uns jetzt finden und uns eine Kostprobe unserer eigenen Medizin verabreichen.

Wenn wir die Attacken stoppen und vermeiden wollen, dass sich unsere Gesellschaften in die repressiven Diktaturen verwandeln, die wir in einem großen Teil des Restes des Erdballs unterstützt haben, dann müssen wir aufhören, uns einzumischen, zu plündern, zu manipulieren und zu missbrauchen. Und wir müssen damit beginnen, indem wir uns weigern, uns selbst zuzugestehen, dass wir uns mehr mit den Opfern in Paris identifizieren als mit denen in Beirut. Wenn wir wirklich so ziviliert wären, wie wir glauben, dann würden wir verstehen, dass beide gleichermaßen unser Mitgefühl verdienen.

16. November 2015
Nico Diener, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Vor 33 Jahren: Dean Reed lässt "Dampf ab"

"17 Millionen DDR-Bürger haben es 'bis oben hin satt'" empörte sich Dean Reed 1982 bei einer Verkehrskontrolle

Die heutige Bundesautobahn 9 war zu DDR-Zeiten eine Transitautobahn von Hof in Bayern nach Westberlin. Trotz finanzieller Unterstützung durch das BRD-Bundesverkehrministerium war dieser Autobahnabschnitt größtenteils in einem schlechten Zustand. Die Autobahn war ursprünglich aus Betonplatten konstruiert worden und es bestand generell keine bauliche Trennung zwischen den beiden Fahrbahnen. Wegen der teilweise schlechten Wegstrecke gab es auch verschärfte Geschwindigkeitsbegrenzungen und wer diese nicht einhielt, musste, wenn er bei einer Kontrolle erwischt wurde, keine unerheblichen Strafen zahlen. Das galt auch für Bürger der BRD, die in D-Mark ihren Obolus entrichten mussten.

Nun, auf dieser Autobahn fuhr Dean Reed in Richtung Leipzig, erspähte eine Verkehrskontrolle, die die Volkspolizei auf einem Parkplatz in Höhe der heutigen Autobahnabfahrt "Niemegk", errichtet hatte und befuhr diesen Parkplatz, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Danach kam es zu hektischen Äußerungen von Dean Reed über die DDR und ihre Staatsorgane.

Ein gewisser Generalmajor Leibholz der Staatssicherheit in Potsdam sah sich danach veranlasst, dem stellvertretenden Minister für Staatssicherheit Rudi Mittig einen Bericht über dieses Vorkommnis zu schreiben, was sich dann u.a. so anhörte:

Archivbild: Radarkontrolle der Volkspolizei

Archivbild: Radarkontrolle der Volkspolizei

"(...) Ungeachtet dessen und ohne zum Halt aufgefordert worden zu sein, befuhr Dean Reed mit seinem PKW Lada den gesperrten Parkplatz. Er entstieg dem Fahrzeug und trat an die diensttuenden Volkspolizisten heran. Dabei stellte er die Frage, ob die Fahrer der soeben am Kontrollpunkt vorbeigekommenen Regierungsfahrzeuge, die ihn angeblich mit 160 km/h überholt hätten, ebenfalls wegen Geschwindigkeitsüberschreitung abgestraft worden seien. Die VP-Angehörigen (Verkehrskontrolle-Angehörige, Anm. d. Red.) reagierten nicht auf diese Fragestellung und forderten Reed auf, den Parkplatz zu verlassen und seine Fahrt fortzusetzen.

Archivbild: Lada 2101 wie Dean Reed ihn fuhr

Archivbild: Lada 2101 wie Dean Reed ihn fuhr

Unter Missachtung dieser Aufforderung begann Reed beleidigende und verleumderische Äußerungen zu tätigen, indem er die Angehörigen der VK als Heuchler bezeichnete, die DDR mit einem faschistischen Staat verglich und zum Ausdruck brachte, dass er, ebenso wie die 17 Millionen DDR-Bürger, es 'bis oben hin satt' hätte. Letztere Worte unterstrich er mit einer entsprechenden Handbewegung. Weiterhin forderte er die VK-Angehörigen auf, ihn festzunehmen, was 'hier ja gang und gäbe' wäre. Zur Bekräftigung hielt er den VP-Angehörigen seine Hände entgegen. Da die Einsatzkräfte nicht auf seine Ausfälle reagierten, setzte sich Reed vor das auf dem Parkplatz abgestellte Einsatzfahrzeug der VK.

Nachdem Reed zum Vorzeigen seiner Personaldokumente aufgefordert worden war, stand er auf und begab sich zu seinem Fahrzeug. Mit diesem fuhr er, ohne sich auszuweisen, in Richtung Leipzig davon. (...)".

Dieses Vorkommnis zeigt, auch wenn es keine fundierte Kritik ist, dass Dean Reed sehr gut wusste, wie es vielen Menschen 1982 in der DDR zu Mute war und dass der einst sozialistische Staat zu einer Diktatur der Parteibonzen verkommen war.

12. November 2015
Nico Diener, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Happy Birthday Neil

Die Musiklegende, der Umweltaktivist und Kriegsgegner Neil Young wird heute 70 Jahre alt

Neil Young

"Rock'n'Roll can never die", sang Neil Young vor über 35 Jahren; bezogen auf ihn selbst ergibt die Aussage Sinn: Solange Young lebt, lebt in ihm der Rock'n'Roll, und wenn Young eines Tages in die ewigen Jagdgründe ziehen sollte, stirbt mit ihm auch ein Stück Rock'n'Roll in unseren Herzen.

Der Kanadier, der mit Buffalo Springfield den rebellischen Geist der 1960er festhielt und mit Crosby, Stills, Nash & Young in Woodstock auftrat, wirkt schon lange wie eine Art Häuptling - seine 1968 gegründete Band heißt Crazy Horse. Mit "Ohio" schrieb Young eine Friedenshymne und in "Southern Man" prangerte er den US-amerikanischen Rassismus an, was ihm die Südstaatler Lynyrd Skynyrd in "Sweet Home Alabama" öffentlich übelnahmen.

Ende der 1980er wurde Young mit dem Song "Rockin' In The Free World" zum Paten des Grunge und hat gegen Umweltverschmutzung und gegen den barbarischen Irak-Krieg gekämpft. Geblieben ist "der Neil", der er immer war: Ein Anwalt all jener, die Mensch bleiben wollen wie er selbst. An diesem Donnerstag wird Neil Young 70 Jahre alt.


Happy Birthday Neil

The musical legend, environmentalist und antiwar activist celebrated his 70th birthday on the 12th of November, 2015

35 years ago, he sang "Rock'n'Roll can never die", concerning himself, that means: As long as Neil Young is alive, Rock'n'Roll will be in his heart, and when, one day, he will move to the happy hunting grounds, a part of him will die in our hearts.

The Canadian, who, along with Buffalo Springfield, kept alive the rebellious spirit of the 1960s, costarred with Crosby, Stills, Nash & Young in Woodstock, and has been regarded for a long time as a chief- his band "Crazy Horse" was founded in 1968. The songs "Ohio", a hymn of peace and "Southern Man" denouncing US racism, were blamed by the Southern States band Lynyrd Skynyrd in the song "Sweet Home Alabama".

By the end of the 1980s,Young became the godfather of Grunge with his song "Rocking In The Free World", fighting against pollution and the barbaric war in Iraq. What remains, is the "THE NEIL" of all times: an advocate of those who want to be humans like he himself. Last Thursday, he celebrated his 70th birtday.

Translation: Ilga Röder


Leserinnenbrief

Gern denke ich an die Begegnung mit Neil Young bei der Berlinale 2008, als er seinen Film CSNY: DEJA VU präsentierte. Darin ging es um die "Freedom of Speech"-Tournee mit seinen alten Mitstreitern von Crosby, Stills, Nash & Young 2006 mit den Songs von Neil Youngs CD "Living With War", um das Engagement gegen den Irakkrieg und gegen den damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush.

Andrea Witte, 13. November 2015

10. November 2015
Nico Diener, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

REGINA JONAS - Die erste Rabbinerin der Welt

REGINA JONAS - Die erste Rabbinerin der Welt

Deutschlandpremiere, in Anwesenheit der Regisseurin Diana Groó, am 15. November in Berlin

Diana Groós Dokumentarfilm erzählt von der Berlinerin Regina Jonas (1902-1944), einer starken Frau, die als weltweit erste ordentlich ordinierte Rabbinerin in die Geschichte einging. Jonas wuchs als Tochter eines orthodoxen jüdischen Hausierers im Berliner Scheunenviertel auf, studierte ab 1924 an der liberalen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und wurde 1935 zur Rabbinerin ordiniert. Mit 37 Jahren traf sie die Liebe ihres Lebens. Während des Nationalsozialismus und des Krieges sprach sie in ihren Predigten mit beispielloser Hingabe den verfolgten deutschen Juden Mut zu. 1942 wurde Regina Jonas nach Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.

REGINA JONAS ist ein poetisches Portrait einer außergewöhnlichen Frau. Als Leitmotiv des Films dient das einzige originale Foto von Regina Jonas. Es zeigt eine entschlossene junge Frau, die selbstbewusst in die Kamera schaut. Das visuelle Konzept des Films beruht auf einer vollkommen ungewöhnlichen, lyrischen Behandlung des Archivmaterials vom jüdischen Leben in Berlin, welche dem Film eine ganz eigene Qualität verleiht.

Berlin:

  • Sonntag, 15. Nov., 20:00 Uhr, Filmkunst 66, Deutschlandpremiere - In Anwesenheit der Regisseurin Diana Groó
  • Montag, 16. Nov., 18:00 Uhr, Sputnik - In Anwesenheit der Regisseurin Diana Groó
  • Montag, 16. Nov., 20:15 Uhr, Babylon - In Anwesenheit der Regisseurin Diana Groó
  • Dienstag, 17. Nov., 18:00 Uhr, Sputnik
  • Mittwoch, 18. Nov., 18:00 Uhr, Sputnik
  • Mittwoch, 18. Nov., 20:15 Uhr, Babylon
  • Freitag, 19. Nov., 18:30 Uhr, Babylon

Offenbach am Main:

  • Montag, 14. Dez., 19:30 Uhr, Lederpalast - Deutsch mit hebräischen Untertiteln

Trailer:

6. November 2015
Harry Popow, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Verdammt und geehrt

Buchbesprechung "Mutige Aufklärer im digitalen Zeitalter" - Rolf Gössner

Mutige Aufklärer im digitalen Zeitalter

Wenn ein Whistleblower und Computerexperte 1,7 Millionen geheimster Daten den Herrschenden in den USA entreißt, sie kopiert und mit Hilfe zweier weiterer Widerständler aggressive und unerlaubte Machenschaften im Juli 2013 "ungesetzlich" in die Welt hinausposaunt, dann treten ganz gewiss Meinungen zutage: Solche und solche. Sympathisanten reiben sich die Hände. Die aber von der Ausforschung der Menschen aller Kontinente zwecks Herrschaftserweiterung profitieren, sie bringen es auf einen Nenner: Verräter! Die zwischen den Fronten pendeln sind mitunter unbedarfte, nicht unbedingt mutige Mitbürger, manchmal auch Feiglinge, die ihr Abseits ohne Hemmungen überwinden mögen.

Zur Sachlage. Nachdem Edward Snowden und seine Mitstreiter Laura Poitras (Filmdokumentation) und Glenn Greenwald (Buch mit dem Titel "Die globale Überwachung..."), die ihm den Weg in die Weltöffentlichkeit - sozusagen in geheimer Mission - bahnten, seitdem stehen die NSA sowie die Hegemoniepolitik der USA und ihrer Verbündeten, allen voran die Geheimdienste der BRD, verstärkt am Pranger.

Edward Snowden - er hatte in Moskau Asyl gefunden - befürchtete nach dem von einigen Westmedien betitelten Riesenskandal, "dass sich nichts ändert" (S. 51) und sich "angesichts des eskalierenden Wettrüstens der Geheimdienste im globalen Informationskrieg" (S. 8) keine Veränderungen bei den zunehmenden Menschenrechtsverletzungen durch das Kapital ergeben könnten.

Dem Vergessen wirkt derzeit ein 100 Seiten umfassendes außerordentlich informatives Bändchen "Mutige Aufklärer im digitalen Zeitalter", herausgegeben von Rolf Gössner, mit argumentativer und emotionaler Sprengkraft entgegen. Der Anlass: Die am 14. Dezember 2014 in Berlin von der Internationalen Liga für Menschenrechte an das Widerstands-Trio, den Ex-NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden, die Dokumentarfilmregisseurin Laura Poitras und den Journalisten und Juristen Glenn Greenwald, vergebene "Carl-von-Ossietzky-Medaille".

Sowohl die während der Preisverleihung gehaltenen Laudationes als auch Dokumente zur Medaillenverleihung und weiterführende Beiträge, Dokumente und Aktionen, so zum Beispiel Strafanzeigen gegen Geheimdienste und Bundesregierung wegen geheimdienstlicher Massenüberwachung und -Ausforschung, ergänzen in hervorragender Weise das Anliegen der drei Whistleblower: Gegen geheimdienstlichen Überwachungswahn und anlasslose Massenausforschung der Bevölkerung, für demokratische Transparenz und den wirksamen Schutz von Whistleblowern. So sind in diesem Buch spannende Zeitdokumente vereint.

Ehrungen sind das eine - die Botschaften der Pioniere nach Zurückdrängung des Überwachungskapitalismus in die Taten von Millionen Bürgern münden zu lassen, das andere. Insbesondere formulieren die Autoren nicht nur Dankesworte, sie benennen Ursachen der weltweiten Ausspionierung der Völker und Staaten und benennen Lösungen, um dem Hegemoniegebaren der USA und ihrer Verbündeten - besonders nach dem 11. September 2001, als die USA als Vorwand für die Brechung universeller Menschenrechte zum Generalangriff gegen den internationalen Terrorismus aufriefen - einen Riegel vorzuschieben.

Rolf Gössner

Mit klarem Blick für die Hintergründe legt Herausgeber Dr. Rolf Gössner in einem Interview mit der jungen Welt vom 13./14. Dezember 2014 den Finger auf die Wunde: "Der aufgedeckte digitale Datenexzess ist Folge einer aggressiven Politik, die 'Sicherheit' zur Kriminalitäts- und Terrorabwehr über alles stellt - frei nach einem Ex-Bundesinnenminister, der verbriefte Freiheitsrechte einem frei erfundenen 'Supergrundrecht Sicherheit' unterordnete." Auf Seite 66 verdeutlicht er das Problem. Es gehe um "präventive und informationelle Vormacht- und Herrschaftssicherung, um wirtschaftliche Einflusszonen und geostrategische Interessen in unsicheren Zeiten verschärfter ökonomischer Krisen, sozialer Spannungen, Rohstoffknappheit und wachsender 'Flüchtlingsströme'".

Zustimmend rief die Filmemacherin Laura Poitras dem aus Moskau in einer Live-Übertragung zugeschalteten Snowden während der Ehrung zu, man stehe in seiner Schuld für die Opfer, die er gebracht habe und von denen wir "alle profitieren". Wörtlich mahnte sie, trotz aller Ehrung dürfe man nicht vergessen, "dass wir für eine Gesellschaft kämpfen müssen, in der solche Opfer nicht mehr nötig sein werden". (S. 45) Das wäre nur der erste Schritt auf dem Wege zur Entwicklung gesellschaftlicher Realitäten, in denen Geheimdienste als Fremdkörper die Vertrauensbasis zwischen den Nationalstaaten vergiften. Notwendig sei die "Verwirklichung einer lebenswerten Zukunft auf diesem Globus", so die Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte Fanny-Michaela Reisin im Namen ihres Vorstands. Angestrebt werden müsse "eine regelrechte Umwälzung und Neubestimmung der als 'freiheitlich-demokratisch' bezeichneten olitikverhältnisse. (S. 11) Das sei ein langer und beschwerlicher Weg. Folgen "wir dem Beispiel von Snowden, Poitras und Greenwald - gehen wir ihn miteinander: entschlossen und ohne Scheu". (S. 49) Mit viel Applaus wurde Edward Snowden bedacht, der - live zugeschaltet - seinen Dank für die Ehrung aussprach und dabei betonte, "dass das Gesetzeskonforme nicht immer auch legitim oder moralisch angemessen ist". (S. 38)

Das Buch ist neben dem großartigen Buch von Greenwald "Die totale Überwachung..." ein Zugewinn an Erkenntnissen für jeden, der politisch die Übersicht behalten will und aktiv werden möchte, die Welt zu verändern.

Edward Snowden wurde für den alternativen Friedensnobelpreis nominiert. (PK)

Rolf Gössner (Hrsg.): "Mutige Aufklärer im digitalen Zeitalter. Carl-von-Ossietzky-Medaillen an Edward Snowden, Laura Poitras und Glenn Greenwald", 1. Auflage 2015; 100 Seiten, ISBN 978-3-944545-07-3, Preis 8 €, Ossietzky Verlag GmbH, Siedendolsleben 3 / 29413 Dähre. Mail: ossietzky@interdruck.net / www.ossietzky.net

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors.

October 11, 2015
Victor Grossman, Contact: Webmaster@DeanReed.de

A WONDERFUL PARADE AGAINST TTIP

It was a day to remember, a date for the record books! It marked a surprising development in German politics! And who said Germans don't like protest marches or demonstrations? The organizers counted 250,000, a quarter of a million. Of course the police scaled that down - to 150,000. But who's counting - it was definitely the biggest since 2003 against the Iraq War. It was a protest against the "Transatlantic Trade and Investment Partnership", TTIP, and its equally spurned Canadian sister, CETA. Like their US-Pacific clone TPP, both are to be shoved through the JA-vote mill, with little discussion of their contents, or even knowledge of them, after years of top-secret sessions with big biz experts and lobbyists.

The march organizers, two opposition parties, the LINKE (Left) and the Greens, Campac (CAMpaign-ACtion, something like MoveOn.org), Attac (against financial speculation), almost 500 ecological, cultural, health and leftist groups of many colors and, of key importance, the union movement - had hoped for 100,000. The media predicted only half that. But when I squeezed out of the jammed city train in Berlin's main station, pushed through to the exit and looked down at the crowd I could guess at their mistake. It was so full, stretching across the bridges over the Spree River, that I gave up any hope of finding my own group and just mixed in with the happy, friendly crowd on this beautiful sunny day. From parents with tots in strollers to ancient graybeards, also two blind women, with tens of thousands of banners and flags or occasional masks and puppets, they showed how varied were their backgrounds and home towns but how unified their will and determination. They joined in laughingly when the loudspeaker voice counted down to "4-3-2-1-"Stop T-TIP" or "T-TIP Nein!". They listened to impassioned speeches from a Canadian union man warning how job-creating promises about NAFTA had turned out to be lies, then to a woman from Cameroun, who told how her country had been ruined by "free trade improvements," and a Turkish woman reporting on the massacre a few hours earlier who called for solidarity. The immense crowd waited patiently, then slowly moved off through one-time East Berlin thoroughfares, past the big Bundestag building and the Soviet War Memorial near Brandenburg Gate into the long wide avenue cutting through one-time West Berlin's Tiergarten park, where one week earlier 25 years of German unification had been celebrated. Called for 12 noon, they were still arriving at 4.30 PM, while earlier arrivals chatted or danced.

The crowds in Tiergarten this past Saturday were neither celebrating anniversaries nor cheering soccer goals on big screens, but were concerned with today's pressing problems. TTIP and CETA could force monopoly standards down unwilling throats, nullify European standards against cruel treatment of calves, hogs and chickens, end barriers to hormone-treated meat and genetic manipulation, drop labeling requirements, crush family farms, change European rules on pharma products which require them to prove their harmlessness before sales are permitted. Some protested planned cancelation of European rules protecting authors' fees and national cinema culture against more powerful Hollywood pressures. A large number of signs protested the secret arbitration sessions which could meet the wishes of big corporations against any rules limiting their profits, overturning hard-won workers' protection rules, ecological decisions or anything else in their way. I saw a sign depicting one such happy session with "arbitrators" - all three lobbyists with rat faces. Another told how most promised "advantages" would end up in big accounts in Swiss banks.

Among the speakers, heard by whichever parts of the parade were near sound boxes, was a top Green Party leader, LINKE co-president Bernd Riexinger and Reiner Hoffmann, president of the labor union federation (AGB) with its eight affiliates and about 6 million members. Five special trains and 600 buses had brought many of them in from all parts of Germany. The hometown signs many carried were not only from cities like Hamburg and Cologne but from small towns with unfamiliar names in all regions. I saw two fellows chatting, one from far-off Aachen near the Belgian border, the other from Dresden close to the Czech border; I was glad to see at least one progressive from that city whose hate-ridden anti-foreigner parades are in so many news reports. I even saw a group from Alsace, across the border in France.

As for the political parties, there were Greens, especially their youth section, also small but determined groups with flags of the SPD, the Social Democratic Party, in defiance of their top leader, Vice-Chancellor Sigmar Gabriel, who carefully avoided this parade to give another of his speeches favoring TTIP. I even saw a handful waving a banner for "The Party", a satirical group with crazily sarcastic slogans like "Privatize All Water". Most of all I saw signs of the LINKE, the Left, though somehow TV reports on the parade carefully omitted showing even one of them. As usual!

Of great interest to me were sentiments often heard from the sound trucks and reflected in more than a few posters. One, more than clear, stated: "Take TTIP and shove it - and Capitalism with it!" Although this giant event included large contingents from the unions, not just leftist ones but even the conservative Building Workers or the Miners and Chemical Workers' Union, the crowds seemed to happily accept or even cheer calls for a change of the system. It would be false to overestimate this, I am sure (and which people usually tend to take long trips to demonstrations?), yet it seemed to mark a renewed, rebellious and progressive trend.

New trends are sorely needed - because of other crowds. The tens of thousands of immigrants fleeing into Germany have evoked a dangerous counter-current which, increasingly aided by many media sources now again turning anti-foreigner, is displaying ominous, racist trends on its margins. Indeed, rightwing elements centered in the Bavarian sister party of the Christian Democrats are now even attacking hitherto untouchable Angela Merkel. A strange situation is developing: Merkel, though still stubborn in favor of TTIP and against leftist trends like in Greece, and after wavering back and forth on the immigrant question, has now stated defiantly that Germany cannot build a giant new wall, this time around its borders, but must courageously overcome the immense difficulties in integrating hundreds of thousands, while pressuring reluctant European Union partners to join in. Now, to general amazement, she is being supported by the opposition, the Greens, even the LINKE, while under attack from forces in her own party - with her Social Democrat coalition partner split.

PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP

Changes in the German political scene seem more and more in the offing. Fronts are changing, often hardening; no-one can predict which direction will gain the overhand. The giant demonstration on Saturday, with many signs saying "Immigrants Welcome!", was moving evidence that events are not moving only in a rightward direction.

PARADE AGAINST TTIP PARADE AGAINST TTIP
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Singer-songwriter David Rovics

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Fotos: Andrea und Micha © www.DeanReed.de

October 7, 2015
International Leonard Peltier Defense Committee, Contact: Webmaster@DeanReed.de

NLG Urges Pres. Obama to Free Leonard Peltier

Leonard Peltier

Today, the National Lawyers Guild (NLG) in coordination with the International Leonard Peltier Defense Committee sent a letter urging President Obama to grant Executive Clemency to 71-year-old political prisoner and Native American activist, Leonard Peltier. "Despite overwhelming evidence of FBI misconduct - including the coercion and intimidation of witnesses, the utilization of false testimonies, and the concealment of a ballistics test reflecting his innocence - Mr. Peltier has been denied a new trial and is long overdue for parole," the letter states. Read the full letter from the NLG below.

N A T I O N A L    L A W Y E R S    G U I L D

Dear Mr. President:

The National Lawyers Guild (NLG) consists of thousands of lawyers, law students, legal workers and jailhouse lawyers committed to fighting social injustice. Founded in 1937, the Guild has been at the forefront of the legal and political struggles of ordinary people to end oppression and discrimination in our society.

Mr. President, the NLG urges you to grant Executive Clemency to Leonard Peltier. Mr. Peltier has served more years in prison than other persons convicted of the same or similar crimes. At 71 years of age, Mr. Peltier's deteriorating health and inability to protect himself in a maximum security environment make this an urgent matter.

As you know, Mr. Peltier is a Native American activist who has been incarcerated for nearly 40 years after being convicted in connection with the deaths of two agents of the Federal Bureau of Investigation (FBI). Despite overwhelming evidence of FBI misconduct - including the coercion and intimidation of witnesses, the utilization of false testimonies, and the concealment of a ballistics test reflecting his innocence - Mr. Peltier has been denied a new trial and is long overdue for parole.

"Much of the government's behavior at the Pine Ridge Reservation and in its prosecution of Mr. Peltier is to be condemned. The government withheld evidence. It intimidated witnesses. These facts are not disputed." Per Curiam Opinion by Circuit Judge Seymour and Senior Circuit Judges Anderson and Brorby, Peltier v. Booker, 348 F.3d 888, 896 (10th Cir. 2003).

The United States' system of justice prohibits the incarceration of any person unless he or she has been afforded a full and fair trial, and found guilty of the charges beyond a reasonable doubt. A trial based on fabricated or concealed evidence does not constitute a full and fair trial.

"[W]e find that the prosecution withheld evidence from the defense favorable to Peltier, and that had this evidence been available to the defendant it would have allowed him to cross-examine certain government witnesses more effectively." Hon Gerald Heaney, writing for the Court in United States v. Peltier, 800 F.2d 772, 775 (8th Cir. 1986).

Numerous reasonable persons have grave doubts about Mr. Peltier's guilt. After being faced with formerly-withheld evidence on appeal, casting serious doubt on Mr. Peltier's guilt, the prosecution admitted that it could not prove who actually shot the FBI agents or what participation Mr. Peltier may have had in their deaths. Under such conditions, his incarceration runs counter to our society's most cherished values.

"[T]he FBI used improper tactics in securing Peltier’s extradition from Canada and in otherwise investigating and trying the Peltier case. Although our court decided that these actions were not grounds for reversal, they are, in my view, factors that merit consideration in any petition for leniency filed ... We as a nation must treat Native Americans more fairly ... Favorable action by the President in the Leonard Peltier case would be an important step in this regard." Hon. Gerald Heaney Letter to Sen. Daniel Inouye (Apr. 18, 1991) ... The Guild agrees with Judge Heaney and joins many other organizations and individuals - including but not limited to Amnesty International, Archbishop Emeritus Desmond Tutu, Nobel Laureate Rigoberta Menchu, the Kennedy Memorial Center for Human Rights, and Representative John Lewis - in urging you to add to your legacy as a President committed to ensuring justice for all by taking steps to grant Mr. Peltier immediate and unconditional release through a grant of Executive Clemency.

Sincerely,
Azadeh Shahshahani
President

ILPDC - International Leonard Peltier Defense Committee

7. Oktober 2015
Norbert Diener, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

7. Oktober - Tag der Republik

Flagge der DDR

Die Flagge der DDR hängt, mancher Orts wie hier zu sehen, gewaschen zum Trocknen an der Leine. Aber all das Unrecht, die Unterdrückung und der grenzenlose Verrat am Sozialismus lässt sich nicht herauswaschen. Nicht nur die stolze Flagge ist beschmutzt, der Dreck bleibt auch in den Köpfen der Menschen. Dem Kapital und seiner Presse wurde und wird es dadurch sehr leicht gemacht den Sozialismus zu verunglimpfen und die Geschichte zu fälschen. Die revisionistische Entartung der Sowjetunion und ihrer Vasallenstaaten hat der Sache der Arbeiterbewegung mehr geschadet als die Ermordung der Besten unseres Volkes in den Konzentrationslagern der Nazis.

Lasst uns heute auf die Gründung der DDR anstoßen. Auf alle Menschen die beim Aufbau des ersten Arbeiterstaates auf deutschem Boden geholfen haben. Aber nicht auf die korrupten SED-Revisionisten, ihre Bonzen und verknöcherten Technokraten. Wer auf deren DDR anstößt, lässt auch die Trennung von Familien, die Zerstörung von Existenzen, die Folter in den Gefängnissen, die heimlichen Morde und die Pressezensur hochleben, denn auch dafür stehen in den Köpfen der Menschen die drei Buchstaben "DDR".

25. September 2015
Ludwig Watzal, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Die Sayanim – Schattenkrieger des Mossad

Buchbesprechung "Frühling der Sayanim" von Jacob Cohen

Frühling der Sayanim

Die Sayanim stellen weltweit die "fünfte Kolonne" des Mossad und des Zionismus dar. Das Buch des französischen Schriftstellers Jacob Cohen beschreibt erstmalig das Schattenreich des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, das weltweit über mehrere Millionen von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) verfügt. Von solch einer Schattenarmee kann jeder Geheimdienst nur träumen. Das Buch ist all jenen gewidmet, die für Gerechtigkeit in Palästina kämpfen.

Der Autor zitiert zu Beginn vier völlig unterschiedliche Stimmen. So schreibt Marc Aron, Präsident des B'nai B'rith Frankreichs, in: B'nai B'rith Journal, Juni 1988: "Die einzige Frage, die wir uns stellen sollen, ist zu wissen, wie wir Israel helfen können." Und Victor Ostrovsky in seinen 1990 erschienen Mossad-Buch zeigt das ganze Ausmaß dieser Geheimarmee auf: "Paris besitzt auch seinen Anteil an Sayanim, freiwillige jüdische Hilfskräfte aus allen Himmelsrichtungen... Run S. hat uns über ein auf der Welt einzigartiges Netzwerk unterrichtet, das die Kraft des Mossads ausmacht... Wir verfügen über eine Reserve von Millionen von Juden außerhalb Israels Grenzen... Dieses System erlaubt es dem Mossad, mit einem mageren Stab von Kernarbeitern zu funktionieren. Stellen Sie sich vor, dass eine Antenne des KGB mindestens hundert Personen beschäftigt, wo der Mossad nur sechs oder sieben braucht". Und der Ex-Mossad Chef Meir Amit "verstand sehr schnell, dass seine Katsas Unterstützung auf ihrem Missionsterrain benötigen. Aus diesem Grund entwickelte er das Netzwerk der Sayanim, freiwillige jüdische Kollaborateure... Der Sayan akzeptierte in letzter Instanz eine noch fundamentalere – und fast mystische – Treuepflicht gegenüber Israel", schreibt Gordon Thomas in seinem Buch "Die Mossad-Akte". Und Michel-Meir Knafo schreibt in "LE MOSSAD et les secrets du réseau juif au Maroc 1955-1964": "Ankunft in Marokko 1954 der ersten Delegation des Mossads... Er hatte den Auftrag, Marokkos Juden heimlich nach Israel zu bringen... Nach und nach taucht die Untergrundorganisation auf, in deren Reihen sich Hunderte Juden engagieren."

Cohen erzählt die Geschichte des enormen Einflusses der zionistischen Schattenkrieger und ihres Mentors, des Mossad, in Frankreich. Das Land steht pars pro toto. Seine Ausführungen können nicht mit Totschlagargumenten wie "Verschwörungstheorien", "Antisemitismus" oder "jüdischer Selbsthass" widerlegt werden. Die Realität, nicht nur in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA, um nur die wichtigsten Staaten zu nennen, die sich im Würgegriff der zionistischen Lobby befinden, spricht Bände.

"Fast alle französischen Regierungen nach dem Zweiten Weltkrieg haben sowohl den Zionismus und seine Ränkespiele als auch die imperialistischen Aggressionen der USA unterstützt und die Rolle eines Satelliten gespielt. Das vorliegende Buch beschreibt ein hoch interessantes französisches Phänomen, das der Mafia ähnelt, wobei der Mossad dank der vielseitigen Zusammenarbeit mit den Staatsorganen, einen entscheidenden Einfluss auf die politische Orientierung der öffentlichen Meinung in Frankreich erreicht. Einstellung, Karriere, Beförderung (sowie Bestrafung) der Beamten hängen strikt von der Bereitschaft ab, die kollektive Vorstellung der real existierenden israelischen Politik zu verdrehen und die Rollen von Opfer und Täter umzukehren."

Eine Meisterleistung stellt die Unterwanderung der Organisation SOS-racisme (SOS-Rassismus) dar, durch die es dem Mossad gelungen ist, die französische Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Verurteilung der Gräueltaten der zionistischen Verbrechen in Palästina als "rassistischer Antisemitismus zu verurteilen" seien.

Das Buch beschreibt die französische Freimaurerei und ihre engen Beziehungen zu den französischen Behörden, den Geheimdiensten und der Botschaft Israels. Lüge, Heuchelei und Täuschung sind die Waffen, die benutzt werden, um eine Gruppe Freimaurer, die mit Palästina und seinem gerechten Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung sympathisieren, zur Strecke zu bringen. Und dieser Teil – neben deutlichen Hinweisen auf die verhasste Figur eines berühmten französischen Philosophen, ein gemeiner Komplize jedes Massakers gegen die Völker der Dritten Welt: Palästina, Irak, Libyen, Syrien, gehört zu den spannendste des Buches.

Wie mächtig und totalitär diese zionistischen Sayanim sind, zeigt die berufliche und menschliche Zerstörung des Komikers Dieudonné M'bala M'bala. Nach dem Überfall auf die Redaktion der islamophoben Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" schrieb Dieudonné auf seiner Facebook-Seite, dass er sich wie "Charlie Coulibaly" fühle. Nach den anti-demokratischen Pressegesetzen Frankreichs wurde er wegen "Billigung von Terrorismus" zu einer Geldstrafe von 30.000 bis 32.000 € respektive 200 Tage Haft verurteilt.

Was Jacob Cohen zu Dieudonné und zur Rolle der Sayanim zu sagen hat, ist hier zu sehen.

Das Buch von Cohen gibt Einblicke in das "Schattenreich" des Mossad und seiner "Krieger", die offen für die zionistische Unterdrückung der Palästinenser arbeiten, ohne dass sie als solche wahrgenommen werden. Cohens Buch trägt zur Sensibilisierung dieses Phänomens bei, das in allen Gesellschaften zu finden ist. Die Loyalität dieser Schattenkrieger gilt nicht ihrem jeweiligen Land, sondern der Kolonialmacht Israel. Wird dies nicht tagtäglich durch die Verlautbarungen der zionistischen Lobbyisten bestätigt? Sehr aufschlussreich und überaus lesenswert.

Zu beziehen über Zambon Verlag und Amazon.

Quelle: der-semit.de
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verlages

21. September 2015
Thomas Grossman, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Marihuana in Colorado

40 Interessierte trafen sich in Berlin-Friedrichshain zum 9. Dean-Reed-Treffen unter dem Motto: Krieg, Asyl und deutsche Willkommenskultur

9. Dean-Reed-Treffen 2015. Foto: Heike Zastrow

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben, und benutzen soll er es so, dass er sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft habe ich dem herrlichsten auf der Welt - dem Kampf für die Befreiung der Menschheit - gewidmet." Dieses Zitat des ukrainischen Revolutionärs und sowjetischen Schriftstellers Nikolai Ostrowski (1904-1936) stellte Norbert Diener von der Dean-Reed-Website am 19. September 2015 an den Anfang des 9. Dean-Reed-Treffens im Pegasus Hostel, Berlin-Friedrichshain. Denn es passe haargenau auf das Leben des Menschen, zu dessen Ehren sich etwa 40 Fans bzw. Interessierte an diesem Ort versammelt haben: Dean Reed. Denn dieser habe sich immer wieder für das "Herrlichste auf der Welt" eingesetzt.

9. Dean-Reed-Treffen 2015: Norbert Diener. Foto: Heike Zastrow

Das tat er, so Norbert Diener, mit seinen Liedern von Liebe, Völkerverständigung und Frieden, mit seinen Filmen und Fernsehshows. Er tat es 1970 in Chile als er symbolisch die USA-Flagge wusch. Er tat es als er 1971 in Buenos Aires eine Pressekonferenz abhielt und deswegen 21 Tage lang ins Gefängnis musste. Er tat es 1977 als er den Film El Cantor produzierte und damit dem kämpfenden chilenischen Volk ein Denkmal setzte. Er tat es als er 1978 protestierende Farmer in Minnesota unterstützte und mit einigen von ihnen für 15 Tage in den Knast und in den Hungerstreik ging. Er tat es als er 1983 unter Lebensgefahr im faschistischen Chile Konzerte für die Kumpels der Kupfermine "El Teniente" und 2.000 Studenten der Universität von Santiago de Chile gab.

Deans Ideale, so Norbert, sind heute aktueller den je und sein Leben immer noch eine spannende Geschichte. Darum haben wir, so Norbert weiter, Menschen eingeladen, die "Bescheid wissen", weil sie Kollegen oder Freunde von Dean waren oder sich mit Krieg und Vertreibung beschäftigen oder selber von Unrecht betroffen sind.

9. Dean-Reed-Treffen 2015: Lautaro Valdes. Foto: Andrea Witte

Dann spielte und sang der chilenische Liedermacher Lautaro Valdes eins seiner einfühlsamen Lieder. Während des Nachmittags sollte er noch öfter in die Saiten seiner Gitarre greifen. So brachte er ein Lied mit einem Text des Dichters Pablo Neruda und zwei vom Liedermacher Victor Jara, der nach dem faschistischen Putsch in Chile 1973 gefoltert und ermordet worden war. Lautaro ist Dean Reed immer noch dankbar dafür, so sagte er, dass er den Film El Cantor über Victor Jara gedreht hat.

Andrea Witte von der Dean-Reed-Website verlas sodann einen Bericht Dean Reeds, den er 1977 nach seinem Besuch im umkämpften Libanon geschrieben hatte. Dort besuchte er als Gast der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO Dörfer und Stellungen in Südlibanon, auf der einen Schulter seine Gitarre, auf der anderen eine Kalaschnikow. Er sang für die Palästinenser, die ihn nach einer kurzen Zeit des Misstrauens ins Herz schlossen. Und er erlebte wie israelische Kampfflugzeuge ein Dorf angriffen und dabei zwölf Menschen töteten.

Der Filmwissenschaftler und Publizist F.-B. Habel, der die Veranstaltung moderierte, sprach mit der Poetin Faten El-Dabbas, die, obwohl noch sehr jung, mehrere Dichter-Wettstreite gewonnen hat. Die Politikstudentin ist in Deutschland geboren und lebt in Berlin, aber ihr Vater stammt aus Palästina 9. Dean-Reed-Treffen 2015: Faten El-Dabbas. Foto: Andrea Witte und die Mutter aus einem Flüchtlingslager im Libanon. Natürlich sind ihre Texte politisch, kreisen um Themen wie die Besetzung Palästinas, den Krieg in Irak oder die Belagerung Gazas. Mit ihrer linken Hand betonte sie in der Luft den Rhythmus ihrer Worte. Texte, so sagte sie, sind "geschriebene Fotos", Momentaufnahmen.

Der Journalist Lucas Wirl, ein bärtiger junger Mann, der Dean Reed bisher nicht kannte, aber erfreut war, etwas von ihm zu erfahren, erzählte von seiner Mitwirkung in der Kampagne "Stopp Ramstein: Kein Drohnenkrieg!" In Ramstein befinde sich das größte Luftdrehkreuz der USA-Streitkräfte außerhalb der USA. 30.000 Menschen arbeiten dort. Dort befindet sich auch eine Satellitenrelaistation über die die Befehle aus den USA zu den Drohnen in Afghanistan und Pakistan übertragen werden, mit denen Menschen gezielt getötet werden. Ihre Existenz ist völkerrechtswidrig, denn das sei ein Angriffskrieg. Auch grundgesetzwidrig ist das, so sind sich die meisten Völkerrechtler Deutschlands einig. Die Kampagne "Stopp Ramstein: Kein Drohnenkrieg!" wirkt aktiv für die Schließung der Satellitenrelaisstation. Lucas hatte zur Veranstaltung Unterschriftenlisten der Kampagne mitgebracht, auch online kann man den Appell unterzeichnen: ramstein-kampagne.eu.

Der Asylrechtler Dirk Stegemann berichtete über die Situation von Flüchtlingen: wie bisher 20.000 im Mittelmeer ertrunken sind, oder wie sie, z.B. in Spandau, lediglich in Zelten untergebracht werden: 20 Personen ohne Trennwände in einem Zelt. Den Flüchtlingen sollen demnächst eventuell auch Gutscheine statt Geld gegeben werden, als ob sie nicht mit Geld umgehen könnten, so Dirk. Auch gebe es in den Städten, wo die Flüchtlinge ankommen - wie in München - viel zu wenig Dolmetscher.

Dirk Stegemann hatte auch zwei Gäste mitgebracht, den Türken Turgay und dessen eineinhalbjährigen Sohn, der während des Nachmittags immer wieder lautstark für "Action" sorgte. Turgay hat bewegte Jahre hinter sich. Als 9. Dean-Reed-Treffen 2015: Peter Bosse und F.-B. Habel. Foto: Andrea Witte Journalist, der antifaschistische revolutionäre Artikel schrieb, wurde er in der Türkei verhaftet, war jahrelang im Gefängnis, auch im Hungerstreik, konnte nach Griechenland fliehen, wurde dort festgenommen und an die Türkei ausgeliefert, ging wieder in den Hungerstreik, kam frei und ist nach Deutschland geflüchtet. Er nahm an der Besetzung des Berliner Oranienplatzes im Oktober 2012 teil, dann im November 2012 auch an der Besetzung einer Kreuzberger Schule. Nach Verhandlungen mit dem Berliner Senat räumten die Besetzer die Schule. Doch die Regierung hat ihre Versprechen nicht gehalten, so Turgay.

Der Radio- und Fernsehmoderator Peter Bosse, in den 1930er Jahren ein gefeierter Kinderstar, erzählte von den Auftritten Dean Reeds, an denen er mitwirkte. So bei der Sendung "7 bis 10 - Sonntagmorgen in Spreeathen". Da Dean immer munter und aufgeschlossen war, machte es ihm Spaß, mit ihm zu arbeiten. Mit Dean konnte man immer reden und er hatte auch etwas zu sagen. Auch konnte er mal für gute Zwecke auf eine Gage verzichten.

9. Dean-Reed-Treffen 2015: Ilga Röder. Foto: Heike Zastrow

Um über die Wasserschutzpolizei zu berichten hielt sich Peter Bosse am 17. Juni 1986 in Schmöckwitz auf, als der Sprechfunk meldete, es sei ein unbekanntes Objekt im Zeuthener See treibend gefunden worden. Wie sich dann herausstellte war es Dean Reed, der offensichtlich Suizid begangen hatte. Es war, so Peter Bosse, ein unvergessen furchtbares Bild.

Ilga Röder, schon seit Jahren bei den Dean-Reed-Treffen mit dabei, las sodann Gedichte aus ihrem dritten Gedichtbuch vor, welches aus Anlass von Dean Reeds 30. Todestag mit 40 Gedichten veröffentlicht werden soll. Vor allem sind das sogenannte Haiku-Gedichte, die aus drei Zeilen bestehen, im ersten Vers fünf Silben, im zweiten 7 Silben und im dritten wieder 5. Abschließend trug Ilga ein kürzlich von ihr geschriebenes Friedensgedicht vor.

9. Dean-Reed-Treffen 2015: Whistleblower Ingo Karras. Foto: Ilona Winter

Der Enthüllungsjournalist Ingo Karras erzählte wie er in der "Lausitzer Zeitung" bzw. in einem Blog öffentlich machte, als es im Jahre 2012 an der Hochschule Lausitz erschwert wurde, sehbehinderte und blinde Studenten im Studiengang Physiotherapie aufzunehmen. Vier Mal wurde er deshalb von der Hochschule verwiesen, immer wieder klagte er vor Gericht. Inzwischen darf er wieder an der vor zwei Jahren neugegründeten Brandenburgischen Technischen Universität arbeiten, wenn er auch manchmal etwas schikaniert wird. Auch die Diskriminierung der Studenten hat aufgehört. Leider, so Karras, gibt es in der Bundesrepublik kein Schutzgesetz für "Whistleblower" wie etwa in Großbritannien. Aber immerhin gibt es das Whistleblower Netzwerk e.V., das einem bei Fällen wie seinem beisteht.

Als letzter Redner des Treffens sprach der amerikanische Journalist und Autor Victor Grossman, der für Dean Reed, als dieser Anfang der 1970er Jahre in die DDR kam, eine Zeit lang dolmetschte. Victor sprach darüber, was Dean heute, wenn er noch lebte, froh oder traurig machen würde.

9. Dean-Reed-Treffen 2015: Victor Grossman. Foto: Andrea Witte

Traurig, dass sich in Palästina nichts zum besseren geändert hat. Ebenso traurig, welche Entwicklung wohl Griechenland nehmen wird, wo vor über einem halben Jahr alles noch so verheißungsvoll begonnen hatte.

Froh vielleicht, dass ausgerechnet sein Heimatstaat Colorado der erste der 50 USA-Bundesstaaten ist, in dem Marihuana legalisiert wurde. Ebenso froh, dass die Juden in den USA, die in der Vergangenheit meistens entschieden Israel unterstützt haben, egal wie schlecht dessen Politik war, nun gar nicht geschlossen hinter Benjamin Netanjahu stehen bzw. auch den Vertrag der USA mit Iran, den Israel vehement ablehnt, gutheißen. Freuen würde sich Dean wohl auch darüber, dass in Großbritannien Mitte September ein Sozialist an die Spitze der Labour Party gewählt worden ist und in den nächsten Jahren vielleicht eine kämpferische Opposition führen könnte - die vielleicht auch auf die Bundesrepublik ausstrahlen wird.

Leserbriefe und Kommentare bitte per E-Mail an Webmaster@DeanReed.de


Leser/innenbriefe

Ja, es war wieder mal ein schöner Nachmittag und es wurden viele verschiedene Themen z.B. Frieden und Freiheit bei und in Deutschland und auf der Welt, angesprochen. Themen die auch Dean nie kalt gelassen haben. Stets hat er sich für Unterdrückte und Arme überall auf der Welt eingesetzt, mit all seiner Kraft und auch ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben. Das sollte für uns alle eine Erinnerung sein, dass auch wir uns für Flüchtlinge und Benachteiligte einsetzen. In Deans Sinne ist es, die Faust zu ballen und zu rufen: Hoch die internationale Solidarität!

Mit kämpferischen Grüßen von Doreen, 24. September 2015


Nachdem ich beim Dean-Reed-Treffen 2011 dabei war und auch gemeinsam mit einigen aus dem Dean-Reed-Freundeskreis an einer Solidemo für die Whistleblowerin Chelsea Manning teilgenommen hatte, war es sehr gut euch in diesem Jahr wieder zu treffen. Diesmal wurde dem Gedenken an Dean als politisch aktiven Künstler besonders entsprochen. Bedanken möchte ich mich bei euch für die Einladung beim Treffen über meine eigenen - auch durch Dean geprägten - Motivationen und Erfahrungen mit Repressalien und Solidarität berichten zu dürfen. Wenn wir auch punktuell unterschiedliche Ansichten haben mögen, es ist gut mit euch allen über den Dean-Reed-Freundeskreis verbunden zu sein.

Beste Grüße von Ingo, 25. September 2015
www.diskriminierung.wordpress.de

September 17, 2015
Julian Woolford, Contact: Webmaster@DeanReed.de

COMRADE ROCKSTAR

A NEW MUSICAL

MUSIC BY RICHARD JOHN · BOOK AND LYRICS BY JULIAN WOOLFORD
INSPIRED BY THE LIFE OF DEAN REED

STARRING: NOEL SULLIVAN
NICOLA BLACKMAN · PHYLLIDA CROWLEY-SMITH · ORLA GORMLEY
KIM ISMAY · KATHERINE KINGSLEY · HANNAH PRICE
YVETTE ROBINSON · LUCY SCHAUFER · CAROLINE SHEEN
and ANDY CONAGHAN

IN CONCERT · ONE NIGHT ONLY

COMRADE ROCKSTAR

IVY THEATRE
GSA
UNIVERSITY OF SURREY
FRIDAY 2 OCTOBER 7PM

COMRADE ROCKSTAR

1986 East Berlin. Dean Reed is one of the biggest selling record artists behind the Iron Curtain while no-one in his Colorado hometown knows his name. The darling of Eastern Europe at the height of the Cold War is desperate to become famous in the USA. Tonight he has to give the performance of his life.

A spectacular cast performs this showcase concert of this new musical for one performance only, with accompanying live webstream.

Noel Sullivan was a member of Hear'Say and has appeared in We Will Rock You, Rock of Ages and is currently touring in Dirty Rotten Scoundrels. Caroline Sheen played Mary Poppins and has appeared in Grease, Mamma Mia and Les Miserables. Three times Olivier nominee Katherine Kingsley recently appeared in Dirty Rotten Scoundrels in the West End. Kim Ismay has just completed a long run as Tanya in Mamma Mia in the West End. Lucy Schaufer appears regularly in opera houses worldwide and recently at the Proms and in Man of La Mancha for Central City Opera, Colorado. Yvette Robinson played Marian in The Woman in White and appeared in Priscilla. Nicola Blackman appeared in The Lion King, Mamma Mia and Little Shop of Horrors. The cast will be joined by the GSA Chorus.

Julian Woolford and Richard John's musicals include The Wind in the Willows, the new version of Lionel Bart's Twang!! and The Railway Children which has had more than 50 productions worldwide. Richard is currently Musical Director on Sinatra in the West End and Julian is the author of How Musicals Work and the new stage adaptation of The Devil's Advocate, which tours Holland this autumn.

The Ivy Theatre is at the University of Surrey, Guildford, GU2 7HX. There are direct trains to Guildford from Waterloo every 15 minutes and there is ample free parking.

RSVP to Woolford.andjohn@virgin.net to reserve your tickets, if you would like details of the live webstream or if you would like further information about COMRADE ROCKSTAR

See Ross Hunter (Book of Mormon, Rocks of Ages) sing Smallville Colorado from Comrade Rockstar here: youtube

COMRADE ROCKSTAR is represented by Alex McLean Williams of McLean Williams Ltd: alex@mclean-williams.com

Dean-Reed-Forum

UPDATE October 5, 2015: TIM HOWAR came into the title role only five days before the performance.

8. September 2015
Redaktion, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Pressemitteilung: 9. Dean-Reed-Treffen widmet sich den Themen Krieg, Asyl und »deutsche Willkommenskultur«

Zum mittlerweile 9. Dean-Reed-Treffen lädt das Dean-Reed-Website-Team am Sonnabend, den 19. September 2015, ab 14:00 Uhr ins Pegasus-Hostel in Berlin-Friedrichshain, Straße der Pariser Kommune 35 ein. Zum ersten Mal richten dabei die Betreiber der Homepage über den amerikanischen Sänger, Schauspieler und Friedenskämpfer Dean Reed die Veranstaltung aus.

Reed setzte sich bis zu seinem tragischen Tod vor 29 Jahren immer gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg ein. Ob im Nahen Osten, in Südamerika oder in den Staaten des ehemaligen Ostblocks - Dean Reed nutzte seine Popularität, um an der Seite der vom Unrecht Betroffenen für eine gerechte Welt zu kämpfen und auf Missstände aufmerksam zu machen.

Alljährlich treffen sich ehemalige Künstlerkollegen, Freunde, Fans und Wegbegleiter, um ihn zu ehren und an seine Ideale zu erinnern.

Unter dem Motto "Für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung" erwartet die Besucher des diesjährigen Treffens ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Eingeladen wurden neben Künstlerkollegen und Freunden von Dean Reed auch Gäste, die sich mit Krieg, Vertreibung und deren Ursachen beschäftigen; die selber von Unrecht, Ausbeutung oder Flucht betroffen sind; die ihre künstlerische Begabung nutzen, um Menschen zum Nachdenken und Handeln anzuregen. Zugesagt haben u.a. Fernseh- und Radiomoderator Peter Bosse, Schauspieler Dieter Knust, Reeds Freund und Übersetzer Victor Grossman, Asylrechtler Dirk Stegemann sowie i,Slam-Poetin Faten El-Dabbas.

Geplant ist neben einer Tombola und Gesprächsrunden mit den Gästen auch eine Live-Telefonschaltung zum britischen Singer-Songwriter Glyn Bailey. Live-Musik vor Ort gibt es von Lautaro Valdes aus Chile.

Eintritt gegen eine Spende von 5,00 €. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.

9. Dean-Reed-Treffen

Ausführliche Infos, auch zum Programmablauf, gibt es unter www.deanreed.de/2015.html.

3. März 2015
Ilga Röder, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

TEXAN REBEL KINKY FRIEDMAN in Saarbrücken

Kinky Friedman 2015

In einer amerikanischen Fernsehsendung wird er als Kulturikone, Musiker, Komponist, Autor, Politiker und heftiger Kritiker der amerikanischen Regierung bezeichnet. Nun ist Kinky (der schräge) Friedman, geboren am 31.10. (manchmal auch 1.11.) 1944 in Chicago, aufgewachsen in Texas, der sich als einzigen jüdischen Cowboy bezeichnet, in Saarbrücken.

Nach seinem Psychologiestudium (Bachelor of Arts) dient er 2 Jahre im Friedenscorps in Borneo/Indonesien. Es war eine arme, aber eine seiner besten Zeiten, erinnert er sich. 1971 gründet er die Band "The Texan Jewboys", tourt mit Bob Dylans Rolling Thunder Revue. Neben seiner musikalischen Karriere schreibt er Kriminalromane, deren schrulliger Held er selber ist, wobei seine Insignien, der Cowboyhut, die Zigarre, der Whiskey und seine Katzen nicht fehlen dürfen.

Bereits in den 90er Jahren kandidiert er als Friedensrichter für Kerryville, im Jahre 2004 bewirbt er sich als Unabhängiger um den Gouverneurposten in Texas. Seine Arbeit im Friedenscorps dient ihm als Vorbild für die Bildung der Jugend, er setzt sich für eine Justizreform und die Abschaffung der Todesstrafe ein.

Heute wohnt er in Manhattan und mit seiner Familie in Kerryville, wo er auch die Utopia Animal Rescue Ranch gründete, die sich um ausgesetzte Tiere kümmert.

Kinky Friedman 2015

Jetzt ist der 70-jährige Kinky mal wieder auf Europatour, am 25. Februar 2015 in Saarbrücken, danach geht es in die Schweiz und nach Österreich. Zwei Stunden steht der texanische Cowboy mit schwarzem Mantel und Hut auf der Bühne und bietet ein abwechslungsreiches Programm mit seinen Songs, launigen Anekdoten und Auszügen aus seiner Autobiographie, aus der er ein Kapitel über die bescheidenen Anfänge seines Vaters in Chicago liest und dessen prägenden Einfluss auf ihn. Wenn Kinky Friedman gewählt wird, sagt er, würde das Buch zur Pflichtlektüre an allen Grundschulen.

Wenn er die Gitarre zur Seite legt, hält er in der einen Hand die unvermeidliche Zigarre, die er im Theater ausdrücklich überall rauchen darf, in der anderen wahlweise ein Whiskyglas oder die Wasserflasche. Nach der letzten Zugabe geht er durch die Reihen und bedankt sich mit Handschlag.

Kinky Friedman 2015

Vor und nach dem Konzert signiert er seine CD's, leider hat er keine Bücher dabei. Mit jedem Fan spricht er ein paar Worte und lässt sich bereitwillig fotografieren.

Zu einem letzten Glas treffen wir ihn im Raucherzimmer, wo er uns mit den Worten verabschiedet: When you ride home, don't forget your car.

Ich habe den letzten Bus fast verpasst und werde noch lange an den coolen Texas Cowboy denken und den Live-Mitschnitt seines Konzertes in Woodstock 2012 hören.

16. Februar 2015
Andrea Witte, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

Meine Berlinale 2015 - Wiederbegegnung mit alten Bekannten

Internationales Forum des Jungen Films

Meine Berlinale 2015 beginnt mit dem Forum-Eröffnungsfilm THE FORBIDEEN ROOM von Guy Maddin (& Co-Regisseur Evan Johnson) im Delphi-Filmpalast. Es ist tatsächlich schon 7 Jahre her, dass Maddin an gleicher Stelle den Live-Kommentar zu "My Winnipeg" einsprach. Diesmal nimmt er uns auf eine wilde Reise im Stummfilmstil mit, deren Episoden durch Erzählungen und Träume miteinander verbunden und wie eine Matrjoschkapuppe ineinander verschachtelt sind.

Berlinale 2015

Der Leiter des Forums Christoph Terhechte und Regisseur Guy Maddin beim Filmgespräch im DELPHI

Berlinale 2015

Im Forum 2012 liefen mehrere Filme über die Folgen des Tsunamis und der Reaktorkatastrophe in Fukushima, darunter "Nuclear Nation" von Atsushi Funahashi. In NUCLEAR NATION II erfahren wir 2015, wie es im Leben der evakuierten Einwohner von Futaba weitergegangen ist. Erst Ende 2014 haben die letzten Bewohner, die Alten und Alleinstehenden, das Notquartier in einer Schule verlassen, andere sind schon zuvor in eine beengte Containersiedlung umgezogen. Unterschiedliche finanzielle Kompensation seitens der Behörden hat die Gemeinschaft gespalten. Der alte, für die Opfer der Katastastrophe kämpfende Bürgermeister, wird durch einen jüngeren ersetzt. Der Bauer, der sich im ersten Film weigerte, sein Vieh zu töten, sorgt weiterhin für die inzwischen sichtbar an Geschwüren erkrankten Rinder in der verstrahlten Zone. Noch immer kehren gelegentlich Bewohner für die erlaubten zwei Stunden in ihre ehemaligen Häuser zurück, zu ihren Erinnerungen und den Fotos der Vorfahren. Doch eine erneute Ansiedlung der Evakuierten im verlassenen Futaba wird es nicht geben. Zwar schreitet die Dekontamination weiter Landschaftsbereiche voran, doch nur, um dort eine Deponie für all die Säcke voll strahlendem Abfall anzulegen. Und während das Schicksal der Betroffenen von der japanischen Öffentlichkeit vergessen wird, bereitet die Regierung landesweit das Wiederanfahren der Atomreaktoren vor. Der Regisseur besucht die ehemaligen Bewohner von Futaba mehrmals im Monat, und so wird es in den nächsten Jahren ein NUCLEAR NATION III und IV geben.

Berlinale 2015 Berlinale 2015

Regisseur Atsushi Funahashi

In der Dokumentation CINEMA: A PUBLIC AFFAIR über das Moskauer Kinomuseum begegne ich dessen langjährigem Direktor Naum Kleiman wieder, der mich und meine Kommilitonen von der Filmhochschule im Mai 1989 durch das Eisensteinmuseum in der damals sowjetischen Hauptstadt führte. In dem deutsch-israelischen Film von Tatiana Brandrup geht es einerseits um die Schwierigkeiten des Kinomuseums mit dem russischen Staat, andererseits um die Wichtigkeit dieser Institution für die russische Gesellschaft. Seit einigen Jahren ohne festes Haus und nach Absetzung des Direktors Kleiman versuchen die Mitarbeiter alles, um das filmische Gedächtnis in komplizierten Zeiten für kommende Generationen zu bewahren.

Panorama

Im Kino International sehe ich mir einen Panorama-Musikfilm an. "Der Rote Elvis" erlebte hier vor 8 Jahren seine Festivalpremiere; dieses Jahr lerne ich den Nirvana-Sänger Kurt Cobain neu kennen. COBAIN - MONTAGE OF HECK kommt hoffentlich regulär ins Kino, damit er viele Zuschauer finden kann. Private Familienvideos aus der Kindheit, animierte Passagen zu von Cobain besprochenen Bändern mit Jugenderinnerungen, privates Filmmaterial vom Familienleben mit Courtney Love und Baby Frances - der Regisseur Brett Morgen hat einen Schatz gehoben und Kurts schon früh ausgeprägte und nie abgelegte Angst vor Erniedrigung, Bloßstellung, Lächerlichmachung aufgezeigt. Soo schade, dass ihn weder seine Kunst noch seine kleine Tochter binden und "retten" konnten. Resümee: Finger weg von den Drogen! Schräg hinter mir sitzt Cobain-Witwe Courtney Love und mir fällt ein, dass ich sie in ebendiesem Kino in einem Berlinalefilm mit Lili Taylor sah. Ich muss nachschauen: es war "Julie Johnson" 2001. Courtneys Begleiter Michael Stipe von REM habe ich nicht erkannt; über seine Anwesenheit im Kino klärt mich das Internet erst hinterher auf.

Berlinale 2015

Regisseur Brett Morgen (rechts) im Kino INTERNATIONAL

Berlinale 2015

Ein weiterer Panorama-Film kommt ganz unfilmisch daher, nämlich mit den fernsehüblichen sprechenden Köpfen. DIE WIDERSTÄNDIGEN - 'ALSO MACHEN WIR DAS WEITER...' ist aber durch das Thema sehr berührend. Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl 1943 verteilten andere Studenten von Hamburg bis München das Flugblatt weiter. Einige Damen lebten lange genug, um sich (und uns) an das zu erinnern, was sie als 18-/20-jährige 1943 bis 1945 erlebt, erlitten, überlebt und bisher verschwiegen haben. Dieser Film kommt im Mai ins Kino.

Gute Panorama-Bekannte sind die Yes Men Andy Bichlbaum und Mike Bonanno. Ihren Publikumserfolg von 2009 "The Yes Men Fix The World" kann man sich inzwischen online ansehen. In ihrem neuen Film THE YES MEN ARE REVOLTING blicken sie resümierend auf viele mehr oder weniger erfolgreiche Aktionen und ihre langjährige Freundschaft zurück. Jeder der beiden gewährt auch einen nachdenklichen Blick in sein persönliches Leben und darauf, wie es vom Aktivismus beeinflusst wird. Der vierte Handlungsstrang des Films widmet sich dem Engagement um den Klimawandel zu stoppen und erzählt, wie die Yes Men sich vernetzen und Verbündete finden. Einige begrüßen wir auf der Berlinale-Bühne, darunter Paula, die Eisbärin.

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Vom in der Schweiz lebenden irakischen Regisseur Samir konnten wir 2003 den Film "Forget Baghdad" über emigrierte irakisch-jüdische Kommunisten im Kino sehen. Jetzt präsentiert er in 3D die Geschichte seiner über die ganze Welt verstreuten Familie und die des Irak seit Beginn des 20. Jahrhunderts: IRAQI ODYSSEY. Im Zentrum des Bildes berichten seine Onkel, Tanten, Cousins und die Halbschwester, im Hintergrund werden Archivfilme und Fotos eingeblendet, im Vordergrund schwebt die Schrift. Hier entsteht ein Panorama von Tyrannei und Revolution, Unterdrückung und Hoffnung, Krieg und Emigration aus säkularer Sicht. Dieser für die gesamte arabische Region bedeutsame Film hat schon seine Erweiterung im Internet gefunden.

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Regisseur Samir

Die Illumination gehört nicht zur Berlinale, sondern zur Kampagne um die Olympiabewerbung.

Hommage

Dem Ehrenbären-Preisträger Wim Wenders ist die diesjährige Hommage gewidmet. In dem dreistündigen schwarz-weiß Roadmovie IM LAUF DER ZEIT ist Rüdiger Vogler im Truck unterwegs, um die Projektoren der Provinzkinos im Zonenrandgebiet zu reparieren. Hanns Zischler wird sein Begleiter. Neben alter Kinotechnik setzt der Regisseur auch Musicboxen, Provinz- und Lokalzeitungen samt Setzerei und Druckerei sowie dem Wählscheibentelefon ein Denkmal. Inhaltlich geht es um die Abwesenheit der Frauen. Das Ganze ist durchaus unterhaltsam. "Es waren die Siebziger. Wir hatten soo viel Zeit..", antwortet Wenders später im Filmgespräch. Mit zehn Leuten hätten sie diesen Film gedreht, plus die beiden vor der Kamera. Heute habe jeder Studentenfilm hunderte Namen im Abspann. Rüdiger Vogler, Alter Ego des Regisseurs in diesem und vielen anderen Filmen, verriet, dass der ihn inzwischen als sein "Altes Ego" begrüße.

Berlinale 2015

Schauspieler Rüdiger Vogler und Regisseur Wim Wenders

Berlinale 2015
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Perspektive Deutsches Kino

Eine weitere Programmsektion der Berlinale ist die Perspektive Deutsches Kino. Ich sehe zwei Filme von einer Absolventin und einer Masterstudentin der HfbK Hamburg. In HAKIE - HAKI. EIN LEBEN ALS MANN geht es um eine Albanerin, die als "Burrnesha" lebt. In den archaischen Bergdörfern Albaniens hat ein Mädchen die Möglichkeit, ewige Jungfernschaft zu schwören und sich damit von den Einschränkungen eines Frauenlebens zu verabschieden. Sie entscheidet sich für die Freiheiten und Pflichten eines Männerlebens. Die inzwischen über Siebzigjährige bedauert ihre Entscheidung nicht, obwohl sie ihren mit harter Arbeit angefüllten Alltag allein, ohne Kinder oder Enkel, bestreiten muss. Dem Phänomen der geschworenen Jungfrauen war ich schon im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Bildband "Sworn Virgins" vor einigen Jahren begegnet. Dort ist auch die Protagonistin des Films abgebildet. Stoff zum Nachdenken nicht nur über die soziale Konstruktion von Geschlechterrollen, sondern auch über die reale Abwertung von Frauen.

Im zweiten Film des Doppelprogramms SAG MIR MNEMOSYNE begibt sich die Regisseurin auf die Spuren des Kameramannes Karl-Heinz Hummel, ihres Großonkels. Wir sehen Bilder von den Orten, an denen er einst arbeitete, in Griechenland und den Arabischen Emiraten, und Ausschnitte aus seinen Filmen. In Erinnerung bleiben mir Meeresrauschen und ein Esel in schöner Landschaft.

Berlinale 2015

Radio Eins - Das Berlinale Radio

Zum Abschluss des Filmfestivals schaue ich noch in der xXLounge vorbei, in der Knut Elstermann in der letzten Radiosendung die Gewinner des Panorama-Publikumspreises vorstellt. Ich hoffe, dass viele Festivalfilme den Sprung ins reguläre Kinoprogramm schaffen und ich im Laufe des Jahres auch noch einige Wettbewerbsfilme "nachholen" kann.



Radio-Eins-Moderator Knut Elstermann im Gespräch mit Panorama-Chef Wieland Speck; im Vordergrund Rosa von Praunheim

Berlinale 2015

28. Januar 2015
Ilga Röder, Kontakt: Redaktion@DeanReed.de

MEINE MAX-OPHÜLS-PREIS-WOCHE

Saarbrücken 2015

vom 19 bis 25. Januar 2015 in Saarbrücken

Zum 36. Mal fand das Nachwuchsfestival statt, das am Sonntag zu Ende ging. Wie jedes Jahr hatte ich mir einige Dokumentarfilme ausgesucht, die mich am meisten interessierten.

Kairo, die CITY OF SOUNDS, zieht den Münchener Roman Bunka, Gitarrist und Virtuose auf der Oud, einer arabischen Laute, magisch an. In Sessions mit ägyptischen Musikern verbindet er Orient und Okzident, wobei sich manchmal leise Töne des politischen Wandels mischen.

REMAKE, REMIX, RIP-OFF zeigt die Filmfabriken Istanbuls in den 60er Jahren, als eine Fülle von Filmen ein Millionenpublikum in die Kinos zog. Dabei wurden hemmungslos viele Hollywoodklassiker kopiert, das Filmmaterial war knapp, es gab nur 7 Kopien für die gesamte Türkei, das Tonstudio bestand aus 50 LPs. Also schnitt man die besten Filmteile zu einem Best-off zusammen. Für uns ist diese "Goldgräberstimmung" heute ein Grund zum Schmunzeln.

Grund zum Schmunzeln gab es auch in SUCCÈS FOX, eine liebevolle Biografie des Luxemburger Volksschauspielers (vergleichbar mit Willy Millowitsch) "Fern" Fox, von seinen Anfängen als Bankkaufmann. Der 84jährige erzählt der Filmemacherin Désirée Nosbusch, die unsere Fragen beantwortete, dass es heute zwar noch Schauspieler gibt, aber nicht mehr das Volk, so wie früher.

Der 90jährige FOTOGRAF VOR DER KAMERA, Erich Lessing, bereitet mit seiner Frau eine Fotoausstellung vor, von der er sagt: "Bilder müssen eine Aussage haben, schöne Bilder überlasse ich anderen."

Saarbrücken 2015

Eigenwillig, nicht immer unumstritten sind die Bauten des Patriarchen der Architektendynastie Gottfried Böhm - DIE BÖHMS - ARCHITEKTUR EINER FAMILIE, der u.a. in Saarbrücken den Mittelrisalit des Schlosses neu gestaltete. Seine Frau, die während der 2jährigen Dreharbeiten stirbt, ist als Muse in jedem seiner Bauten spürbar, sei es in Formen oder Farben. Seine 3 Söhne, ebenfalls Architekten, versuchen aus dem Schatten ihres Vaters zu treten. Der älteste ist an Großbauprojekten in China beteiligt.

Auch in China wird kopiert, in DOUBLE HAPPINESS sogar eine ganze Stadt. Das österreichische Hallstatt wird in der Nähe der Großstadt Shenzhen maßstabgerecht aufgebaut. Bei den Szenenwechseln vergisst man, dass man sich nicht am Hallstatter See befindet, Chinesinnen im Dirndl lächeln uns in der Altstadt zu.

NACHSPIELZEIT, einer der Langfilme des Festivals, zeichnet die Probleme von deutschen und türkischen Jugendlichen, die sich im Fußballclub und auch im täglichen Leben in Berlin-Kreuzberg Gefechte liefern. Der Regisseur schafft schließlich den Spagat, beiden Seiten eine Perspektive auf die Zukunft aufzuzeigen.

Als Kurzfilm ein Schmankerl, ähnliche Geschichten habe ich selbst mit Ausländern erlebt. 3 türkische Gastarbeiter kommen nach Deutschland, wollen Milch trinken. Auf dem Etikett ist ein Bauernhof mit Kühen und Schweinen abgebildet. Über diese SCHWEINEMILCH entbrennt eine religiöse Diskussion, bis sich die Sprachprobleme in Verständnis auflösen.

  1. City of Sounds
  2. Remake, Remix, Rip-Off
  3. Succès Fox
  4. Der Fotograf vor der Kamera
  5. Die Böhms - Architektur einer Familie
  6. DOUBLE HAPPINESS
  7. Nachspielzeit
  8. Schweinemilch

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Letzte Änderung: 2015-12-29