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Solidaritätskonzert in Rancagua (Chile)

vor Bergarbeitern der Grube "El Teniente" am 18.08.1983

Rancagua 18.08.1983 Rancagua 18.08.1983 Rancagua 18.08.1983
Rancagua 18.08.1983 Solidaritätskonzert in Rancagua Solidaritätskonzert in Rancagua
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Rancagua 18.08.1983 Solidaritätskonzert in Rancagua Rancagua 18.08.1983

mp3 Download mp3: Dean Reed in Rancagua, Chile, 1983

Ich brauche wohl keinem zu sagen, welche Gefühle mich in Chile bewegt haben. Der überwältigendste Eindruck war, dass dieses schöne Land trotz des faschistischen Terrors ein Land geblieben ist, in dem die Freiheitsliebe des Volkes lebt und blüht. Das hatte sich allein schon darin gezeigt, wie clever die chilenischen Freunde meinen Empfang organisiert und wie sicher sie mich durchs Land geleitet hatten. Am imponierendsten aber war ihr selbstbewusstes Auftreten der Polizei gegenüber.

Als ich in Rancagua bei den Bergarbeitern der Grube "El Teniente" zu Gast war, zeigten mir Polizisten, die mich dort erwartet hatten, ein amtliches Papier, demzufolge es mir strikt verboten sei zu singen, weil ich ja nicht als Künstler, sondern als Tourist nach Chile gekommen wäre. Darauf sagte ich, dass ja wohl auch ein Tourist singen könne, soviel er wolle. Für seine Freunde zum Beispiel, in deren Häusern und wenn er kein Geld dafür nähme. Da lachten meine Freunde von der Bergarbeitergewerkschaft, die mich eingeladen hatte, und erklärten: Natürlich seien sie meine Freunde, wie ich ihr Freund sei, und natürlich könne ich in ihren Häusern singen, und das schönste und größte Haus, das sie hätten, sei dafür gerade gut genug, und das sei das Gewerkschaftshaus. Ich war sehr überrascht über die Gelassenheit, mit der sie das den Polizisten ins Gesicht sagten, Leuten also, von denen sie wussten oder zumindest annehmen konnten, dass sie schon über Leichen gegangen waren.

Und so habe ich also unangefochten in Rancagua gesungen. Die Polizisten hatten klein beigegeben, und das hatte mir soviel Mut gemacht, auch "Venceremos" zu singen und, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, in aller Öffentlichkeit zu sagen, dass ich an eine demokratische Zukunft Chiles glaube. Ich gestehe, dass ich Angst hatte und Gänsehaut bekam, als ich das Lied anstimmte, weil ich in diesem Augenblick an die Worte der Freunde vom drohenden Gefängnis dachte, aber mit jedem neuen Wort wurde ich sicherer.

An jenem Tag ist das berühmte Lied tatsächlich zum ersten Mal nach knapp zehn Jahren in Chile in aller Öfftentlichkeit gesungen worden, und ich bin ein bisschen stolz darauf, dass ich es war, der es gesungen hat.

Es war wirklich eine Sensation, und eben deshalb hatte es die Polizei nicht gewagt, gegen mich vorzugehen. Man konnte meinen Auftritt auch nicht verschweigen. Selbst ein gleichgeschaltetes Blatt wie die in Santiago erscheinende große Tageszeitung "El Pais" berichtete darüber. Der Artikel enthielt keinerlei Kommentar, aber gerade das war Kommentar genug. Denn die Tatsache, dass der Verfasser in nüchternen Worten einen nahezu lückenlosen Bericht über meinen Besuch in der Kupferminenstadt Rancagua gegeben hatte, ohne ein Wort der Verteidigung für das Regime Pinochets zu finden, war ein deutliches Zeichen für die Stimmung im Lande. Ich hatte ja nicht nur "Venceremos" gesungen, sondern auch Dr. Salvador Allende als den letzten legalen Präsidenten bezeichnet und damit unausgesprochen Pinochet als Gesetzesbrecher.

Rancagua war für mich ein großes Erlebnis. Schon allein deshalb, weil die Bergleute nun wussten, weil sie es selbst gesehen hatten, dass es außer dem Pinochet-Freund Reagan und seiner Clique auch andere Amerikaner gibt. Und ich war glücklich, ihnen hatte sagen zu können, dass Millionen von Bürgern meines Heimatlandes Pinochet so hassten, wie die Chilenen es tun.

Aus meinem Leben

Aber mein Besuch in der Bergarbeiterstadt war nicht nur ein Sieg der internationalen Solidarität. Mein Auftritt hat auch einen ganz praktischen Effekt gehabt. Wer nämlich zu der Veranstaltung gekommen war - und das waren Hunderte von Menschen -, hatte doch Eintritt bezahlen müssen. Und zwar hieß es auf dem Plakat, das dazu aufforderte: "Entrada: 1 kilo de alimentos." Das aber bedeutet: ein Kilogramm Lebensmittel. Es war eine ganze Menge an Mehl und Brot, Reis und Bohnen, Gemüse und Obst zusammengekommen, und alles haben die notleidenden Familien der 800 Kumpel erhalten, die der Bergbaukonzern Sewell y Mina nach einem Streik entlassen hatte. [Fortsetzung]

Dean Reed, Aus meinem Leben. Aufgeschrieben von Hans-Dieter Bräuer; 2. aktualisierte und erweiterte Auflage; Edition Peters, Leipzig/Dresden 1984; S. 96 f

>> 19.08. Santiago >>

Beiträge auf der Dean-Reed-Website:

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yo estuve en la gran velada que dió en Rancagua, en agosto de 1983, marcando a fuego con sus palabras, su actitud, su convicción a los presentes.
UNA VELADA INOLVIDABLE... gracias DEAN

Ich war an dem großen Abend dabei, als er im August 1983 in Rancagua auftrat, und mit seinen Worten, seiner gradlinigen Haltung und Überzeugung alle Anwesenden begeisterte.
Ein unvergesslicher Abend... danke Dean

Elias, 18. Dezember 2011

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Letzte Änderung: 2012-05-15