30. September 2013 Thomas Grossman, Kontakt:
Redaktion@DeanReed.de
Der jungenhafte Mann mit den strahlenden Augen
Feier in Potsdam zu Dean Reeds 75. Geburtstag
"Ich weiß, dass ich die Welt nicht ändern kann. Aber wenn ich sterbe, möchte ich,
dass die Welt etwas besser geworden ist, weil Dean da war." Dieses Zitat von Dean Reed hing an
der Tür des Hanns-Eisler-Clubs in der Saarmunder Straße in Potsdam, als dort am
28. September diesen Jahres der 75. Geburtstag des Schauspielers und Musikers gefeiert wurde.
Und zwar von den Freunden der Dean-Reed-Website. Aber diese hatten auch Gäste aus der Filmbranche
eingeladen, die Dean Reed persönlich gekannt haben und es kamen auch weitere Interessierte.
Die meisten Anwesenden waren aus Berlin, einige aber auch aus Leipzig, Dresden oder sogar
Saarbrücken.
Natürlich wurde man mit Musik von Dean Reed empfangen, an die Wand wurden Dia-Fotos sowie
Ausschnitte aus dem Dean-Reed-Film
"Aus dem Leben eines Taugenichts"
geworfen, man konnte Dean-Reed-Memorabilien (Schallplatten, Kugelschreiber, Buttons, CDs, Videos,
Kalender) kaufen und es gab Kaffee und Kuchen.
Annette Otto aus Zwenkau bei Leipzig - von den Freunden der Website - eröffnete die
Veranstaltung. Sie sagte u.a.: "75 Jahre und Dean – wer kann sich das vorstellen? Ich nicht, ganz
ehrlich. Für mich bleibt er immer der ewig junge, jungenhafte Mann in Blue-Jeans mit
wunderschön strahlenden Augen, der mich immer und immer wieder begeistert hat und der mein
Vorbild war und ist." Dann sangen alle gemeinsam für Dean "Happy Birthday".
Der Autor
F.-B. Habel,
der wie in den vergangenen Jahren die Moderation übernommen hatte, führte durch das
Programm. Zuerst befragte er die Schauspielerin Dorothea Holloway, die gemeinsam mit ihrem inzwischen
verstorbenen amerikanischen Mann, dem Filmexperten Ron Holloway, Dean Reed mehrmals begegnet ist.
Frau Holloway las auch aus ihrem Bulletin
"KINO – German Film"
vor. Einige Zeilen daraus: "Es erwies sich, dass Dean über sein nächstes Projekt reden
wollte. Er plante, nach eigenem Szenarium den Film
'El Cantor'
zu drehen, die Geschichte des populären chilenischen Sängers
Victor Jara,
der während des Pinochet-Putsches umgebracht worden war... Da er für das Fernsehen der
DDR gedreht wurde, erreichte der Film nie die große Aufmerksamkeit, die er verdient
hätte... obwohl er einer der bemerkenswertesten Filme in Dean Reeds Karriere war."
Als nächstes interviewte F.-B. Habel den DEFA-Filmregisseur
Günter Reisch
und den DEFA-Dramaturgen
Prof. Gerd Gericke.
Reisch erzählte, wie Dean seinen Film "Wolz" gesehen hatte und wie begeistert er davon war.
Deshalb kam er zu Reisch und legte ihm Skizzen zu einem eigenen Film -
"Bloody Heart"
- über den Indianeraufstand 1973 in Wounded Knee auf der Pine Ridge Reservation in South
Dakota vor. Reisch meinte, den Film könne man gut in den USA, mit den typisch amerikanischen
Autos, drehen. Ein Indianerfilm der DEFA mit Pferden – ja, das ginge wohl - aber mit amerikanischen
Autos? Eine Zusammenarbeit mit dem Filmwesen der UdSSR wurde angestrebt und mit dem Filmstudio
in Lettland vorangetrieben. Gedreht werden sollte aber auf der Krim. Dort wurden dann auch
Probeaufnahmen gemacht. Später – kurz vor Deans tragischem Tod - dann auch in Berlin, auch
mit Deans Ehefrau,
Renate Blume,
die die weibliche Hauptrolle übernehmen sollte. Reisch wollte – im Gegensatz zu Dean - dass
die Hauptfiguren widersprüchlicher gezeichnet werden, nicht gar so heroisch. Reisch glaubte
zu bemerken, dass Dean und Renate nicht ganz bei der Sache waren – es musste wohl private Probleme geben.
DEFA-Dramaturg Gerd Gericke erzählte über seine Zusammenarbeit mit Dean an dessen Film
"Sing Cowboy Sing".
Er fand das von Dean verfasste Drehbuch ganz gut – bis auf die Dialoge, war es doch für Dean
nicht ganz einfach, diese - in einer fremden Sprache – zu verfassen. Sie wurden also von ihm
überarbeitet. Die Zusammenarbeit mit Dean war produktiv, so Gericke, aber diesen von den
Änderungen zu überzeugen, doch recht schwer. Auch zu viel Klamauk war für Gerickes
Geschmack im Film. Dass dieser dann doch der DEFA-Film mit den meisten Zuschauern im Jahre 1981
wurde – davor ziehe er seinen Hut. Insgesamt war Dean, so Gericke, ein prima Kumpel, ein richtig
guter Freund, der nie böse wurde, auf den man sich absolut verlassen konnte!
Deans Tod 1986, so Gericke, hat dann bei der DEFA große Trauer ausgelöst. Dean, so
zeigte sich Gericke überzeugt, hätte sich künstlerisch bestimmt noch weiter
entwickelt.
Auch die ebenfalls anwesende DEFA-Drehbuchautorin Gabriele Herzog erzählte kurz über
ihre Erfahrungen mit Dean. Wenn dessen Filme bei der DEFA besprochen wurden, kam er stets gut
vorbereitet. Man konnte sich mit ihm wunderbar unterhalten und mit ihm streiten. Andere Meinungen
als seine hat er auch immer wieder in seinen Drehbüchern umgesetzt. Herzog: "So sehr Dean
als Schauspieler und Sänger Showman war und es auch sein musste, so wenig war er es mit uns."
Reisch und Gericke erzählten weiter Anekdoten von ihren Erlebnissen mit Dean in der Sowjetunion,
wo dieser dermaßen beliebt war, dass sich buchstäblich fast alle Türen für
sie öffneten, sie ohne Pässe zeigen zu müssen, durch die Kontrollen auf den
Flughäfen kamen, wo Dean immer wieder zur Gitarre griff und für Fans ein paar Lieder sang.
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung waren Reminiszenzen an die
X. Weltfestspiele
der Jugend und Studenten 1973 in (Ost)Berlin, wo Dean Reed durch seine Auftritte vielen in der
DDR erstmals bekannt wurde. Es wurde von damaligen Erlebnissen berichtet, Lieder der Weltfestspiele
rezitiert, Filmausschnitte zum Thema eingespielt.
Soll man Geld sammeln und einen star (englisch für Stern) nach dem Star Dean Reed benennen,
wie es möglich ist? Vielleicht, war die Meinung der Anwesenden. Und findet nächstes Jahr
erneut ein Treffen zu Ehren Dean Reeds statt? Wiederum – vielleicht, aber eventuell dann nicht
mehr in Potsdam, sondern in Berlin-Kreuzberg.
|