Atlas Verlag 2008

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Kultur · Publikumslieblinge

Dean Reed - Sänger und Schauspieler

Ein charmanter Rocksänger aus dem Land von Elvis Presley und den Rolling Stones, ein Star, zum Greifen nah und außerdem noch engagiert im Friedenskampf. Damit musste dieser Dean Reed aus Colorado/USA in der DDR unweigerlich zum Idol werden.

Er kam im November 1971 privat mit chilenischen Filmemachern nach Leipzig. Die kannten den Sänger, seit er zwei Jahre zuvor mit seiner Gitarre für den Sozialisten Salvador Allende in Chile Wahlkampf gemacht hatte, ein amerikanischer Rockstar, der zuerst in Lateinamerika, dann in der Sowjetunion Millionen faszinierte. In der DDR kannten Dean Reed nur wenige. Er wollte beim Leipziger Dokumentarfilmfestival mehr zuschauen, holte aber doch seine Gitarre hevor und riss erst das Kinopublikum und dann die gesamte DDR zu Standing Ovations hin - mit geballter Faust, "We Shall Overcome" und "Evviva socialismo e liberta". Man liebte diesen "Sänger des anderen Amerika". Man glaubte an ihn: Wenn es so einer mit dem Sozialismus ernst meinte, dann musste doch an der Sache was dran sein. Also jubelten Dean Reed auch Funktionäre zu.

Der Rote Elvis

Der 1938 in Denver geborene Dean Reed war ein Sänger von Rock 'n' Roll, Freiheitsliedern und Schmusesongs, Schauspieler, Friedenskämpfer, Frauenheld, ein Mann mit vielen Talenten und Idealen, voller Hoffnungen. Seine Karriere begann 1958, als er an der University of Colorado Meteorologie studierte, sich nebenbei mit Hillibilly-Songs Geld verdiente, zur Plattenfirma Imperial Records kam und als neues Rock-und-Pop-Teenidol startete. In den USA hatte er mäßigen, in Argentinien gigantischen Erfolg und lag dort in den Musik-Charts noch vor Elvis Presley.

Charts und Che Guevara

1961 schickte ihn Imperial Records auf eine sehr erfolgreiche Lateinamerika-Tournee. Danach ging Reed ganz nach Argentinien, filmte, produzierte Platten und eine eigene TV-Show. Gleichzeitig bekam er das enorme Elend in Südamerika vor Augen, gab kostenlos Konzerte in Armenvorstädten und Fabriken, diskutierte mit chilenischen Gewerkschaftsführern, engagierte sich in der Friedensbewegung, lernte Che Guevara kennen. Seine politische Haltung brachte dem Amerikaner viel Sympathie, aber 1966 die Ausweisung. Reed ging nach Europa, zunächst auf Konzerttourneen, nahm in der UdSSR Platten auf, die sich millionenfach verkauften. In Italien drehte er Piratenfilme und Western. Gleichzeitig sah man ihn in Rom bei Demos gegen den Vietnamkrieg: Auch in Santiago de Chile, wo er vor dem US-Konsulat eine amerikanische Flagge wusch, um sie vom "Schmutz des Imperialismus" zu befreien. Dieses Fahnentuch bewahrte er übrigens auf und hisste es später im Garten seines Hauses in Berlin-Schmöckwitz.

Glamour und Protest

Seit 1972 lebte Reed in der DDR, drehte dort innerhalb von sechs Jahren fünf Filme, machte Tourneen durch die UdSSR, ČSSR und Ungarn, engagierte sich bei Solidaritätsaktionen mehrfach für die PLO, 1983 illegal in Chile gegen Pinochet, aber auch für notleidende Farmer in Minnesota. Dabei ging er persönliche Risiken ein, wurde zweimal verhaftet und abgeschoben. Eingangs der 80er Jahre ebbte der Jubel um den Lieblings-Amerikaner der DDR langsam ab. Gleichzeitig spürte Reed, dass seine Kreativität stagnierte, kämpfte mit Depressionen. 1986 wollte er mit einem Film über den Indianeraufstand von Wounded Knee neu starten. Zeitweise plante er ein Comeback in den USA. In der Nacht vom 12. zum 13. Juni 1986 ertrank Dean Reed im Zeuthener See bei Berlin, offiziell ein tragischer Unfall. Es kamen Verschwörungstheorien auf, Reed sei von Stasi/KGB oder vom CIA ermordet worden. In Wirklichkeit gab es einen langen Abschiedsbrief, nicht an eine seiner Frauen, sondern an einen Abteilungsleiter im SED-ZK-Apparat gerichtet. Dean Reed formulierte darin noch einmal, dass er den Sozialismus als die einzige Alternative der Menschheit für eine gerechtere Welt betrachte.


Die Filme der DDR-Jahre

1973: Aus dem Leben eines Taugenichts
1974: Kit & Co
1975: Blutsbrüder
1976: Soviel Lieder, soviel Worte
1978: El Cantor
1981: Sing Cowboy Sing


ZITAT

"Ich weiß, dass ich die Welt nicht ändern kann, alleine, das ist klar. Aber wenn ich sterbe, möchte ich, dass die Welt etwas besser geworden ist, weil Dean da war!"

Aus einem Interview für Radio DDR von 1981

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Letzte Änderung: 2014-10-23