Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean |
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Kino ist mehr als FilmDie Jahre 1976-1990von Peter Glaß. AG Verlag Berlin 1999. ISBN 3-933210-04-6 Kino ist mehr als Film...so hieß einmal ein Slogan in der DDR. Dieses Kino war immer mehr als nur die Filme, die das Publikum zu sehen bekam. Zensierte Drehbücher, genehmigte Themen, zurückgezogene Projekte, gesperrte Filme gehörten dazu. Das Beispiel: Die Filme der DEFA. Welche Themen auf die Leinwand kamen, wie mit ihnen umzugehen war, was nicht produziert werden konnte, darüber entschieden nicht nur die Produzierenden. Ein ganzer Apparat war damit befasst. Es gab Direktiven für die Filmproduktion wie für den Einsatz der Filme, ausgearbeitet vom Zentralkomitee der SED bis zu einer HV (Hauptverwaltung) Film beim Ministerium für Kultur. Im Buch sind Texte und Dokumente sowie Entscheidungen und Entgleisungen verarbeitet, die in den Jahren von 1976 bis zum Ende der DDR 'kulturpolitische Arbeit mit dem Film' sein sollten. Denk- und Sprachtabus, Regularien der Arbeit der 'Organe', honoriertes Engagement und Präventivzensur fügten sich zu einem Ganzen, machten das Kino und die Filme zum Teil einer kulturellen Planwirtschaft. Das Buch bietet einen Einblick in ein Stück DDR-Geschichte, wo nicht nur mit einem 11. Plenum Filme "auf Eis" gelegt wurden. Das Kino in der DDR war Teil des Lenkungssystems einer kulturpolitischen Planwirtschaft, es wurde ernst genommen, überschätzt und unterschätzt. Doch das Anliegen, aus verordneten Filmthemen einen Beitrag zum verordneten Menschenbild machen zu können, erwies sich als Illusion. |
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S. 187-189 1986
Dean Reed
Optimismus war mit Blick auf das Vorhaben für den neuen DEFA-Indianerfilm "Bloody Heart" noch im Frühjahr angesagt. Den Stoff hatte Dean Reed dem Studio bereits vor Jahren angeboten. Seit er 1972 in die DDR übergesiedelt war, arbeitete er auch immer wieder bei der DEFA als Autor, Darsteller und Regisseur. Sein DEFA-Debüt gab er mit "Aus dem Leben eines Taugenichts". Es folgten "Kit & Co" 1974 mit Manfred Krug, "Blutsbrüder" 1975 und ein wenig ergiebiger Auftritt in "Soviel Lieder, soviel Worte" 1976. Bei "Sing, Cowboy, sing" 1981 stammte das Drehbuch von ihm, agierte er vor der Kamera und führte Regie. Die Geschichte von "Bloody Heart" führte zu den Geschehnissen von Wounded Knee im Jahre 1973. Doch über das vorgelegte Szenarium waren die Meinungen geteilt. In einer Stellungnahme vom 30.8.84 aus der HV hieß es: "Bei aller Anerkennung gegenüber dem Bemühen Dean Reeds um eine auf Kinowirkung zielende Erzählweise erinnert das Ganze zu sehr an das Klischee amerikanischer Unterhaltungsserien im Fernsehen." D. Reed hatte die sozialen und politischen Probleme der Indianer und die Geschehnisse von Wounded Knee mit einer Love-Story zwischen der Journalistin Jane und dem Fotoreporter Dave verbunden. Diese Rolle wollte er auch selbst spielen. Im Verständnis des Staatsorgans war die Verflechtung der politischen Geschichte mit einer Liebesstory "banal und konstruiert". Sie erinnere zudem an die Geschichte der Hauptfiguren im "Elektrischen Reiter", allerdings als schlechte Kopie, hieß es. Als weiterer Stolperstein erwies sich der Coproduktionspartner GOSKINO. Dieser konnte seine übernommenen Verpflichtungen nicht einhalten, da die zentrale Leitung in Moskau für 1984 die Mittel nicht freigab. Die Veränderungen in der Politik zeigten ihre Auswirkungen. Es war G. Reisch, der in dieser Situation im November 1984 "Einige persönliche Bemerkungen zu dem Filmvorhaben 'Bloody Heart'" öffentlich machte und mit dem Engagement für den Film auch für Dean Reed sprach. Doch "Bloody Heart" sollte auch 1985 nicht in Produktion gehen. Die Gespräche am 26.6.85 und am 3.7.85 im Studio Riga führten zu dem Ergebnis, das Vorhaben auf 1986 zu verschieben. Dean Reed war im Herbst 1985 zum erstenmal nach sieben Jahren wieder in die USA zurückgekehrt. Seine Promotionsreise, die Freundin und Managerin Diexie Lloyd Schnebly vorbereitete, hatte ihn wohl bewusst werden lassen, wie schwierig eine Heimkehr für ihn geworden war. Ins politische Aus schickte er sich mit seinem Auftritt in der populären CBS-Fernsehshow "60 Minutes". In naiver Klassenkämpfermanier verglich er hier Reagan mit Stalin und verteidigte die Berliner Mauer. Zurückgekehrt in die DDR, konnte er sich in der Welt des realen Sozialismus in Interviews und Auftritten noch als gefragter politischer Künstler sehen, doch das Gefühl, außerhalb dieser Welt ein politischer Niemand zu sein, musste ihn stark bewegt haben. Zweifellos befand D. Reed sich in diesen Wochen in einer physisch und psychisch angespannten Situation, wozu auch die Probleme um "Bloody Heart" beitrugen. Auf mysteriöse Weise schied er am 12. Juni 1986 aus dem Leben. Die Meldung kam am 18. Juni über ADN in der Version eines "tragischen Unglücksfalls". Als man drei Tage nach seinem Tod am Zeuthener See seinen Lada fand, lag auf der Ablage über dem Lenkrad ein Papierpaket. Es enthielt das Drehbuch zu "Bloody Heart".
30.8.1984
Stellungnahme zum Szenarium "Bloody Heart"
Autor: Dean Reed
Das Szenarium basiert auf dem Geschehen von Wounded Knee im Jahre 1973. Ausgehend von dieser Authentizität der Geschichte wirkt ihr Realismusgehalt nicht überzeugend genug. Bei aller Anerkennung gegenüber dem Bemühen Dean Reeds um eine auf Kinowirkung zielende Erzählweise erinnert das Ganze zu sehr an das Klischee amerikanischer Unterhaltungsserien im Fernsehen. Abgesehen von einigen banalen Dialoggags (z.B.: "das ist nicht das Lenkrad, das ist nicht die Gangschaltung") lassen die Dialoge auch politische Genauigkeit vermissen... Des weiteren empfinde ich die Love-story zwischen der Journalistin Jane und dem Fotoreporter Dave (den ja der Autor vermutlich selbst spielen wird) als banal und konstruiert. Sie erinnert zudem an die Liebesbeziehung der Hauptfigur im "Elektrischen Reiter", allerdings als schlechte Kopie. Dieses Handlungselement drängt sich streckenweise derart in den Vordergrund, dass vom eigentlichen Thema abgelenkt wird. Wobei sich überhaupt die Frage stellt, ob die Liebesgeschichte oder der Kampf der Indianer um nationale Gleichberechtigung das Hauptanliegen des Autors sind. Auf mich wirkt das "indianische Colorit" nur als politische Verbrämung für die Love-Story. Einige persönliche Bemerkungen zu dem Filmvorhaben "Bloody Heart" Für mich ist die Inszenierung eines Films stets mit einer politischen Zielstellung verbunden... Für die erhoffte Wirkung des Films können folgende Faktoren wichtig sein:
Günter Reisch |
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www.DeanReed.de
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