Armin Mueller-Stahl

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Armin Mueller-Stahl, born December 17, 1930, is a German artist who played with Dean Reed in "Kit & Co." in 1974.

Armin Mueller-Stahl, geb. 17. Dezember 1930, ist ein deutscher Künstler, der 1974 mit Dean Reed in dem DEFA-Film "Kit & Co." spielte.

"Kit & Co" "Kit & Co" "Kit & Co"
"Kit & Co" "Kit & Co" "Kit & Co"
Armin Mueller-Stahl 2005

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Februar 2006: Armin Mueller-Stahl in der SUPERillu

Herr Mueller-Stahl, was geht heute, fast 50 Jahre später, in Ihnen vor, wenn Sie sich Ihre alten DEFA-Filme anschauen?

Ich habe jetzt schon lange keine mehr gesehen. Aber ich denke durchaus positiv über meine Arbeit von früher. Und glaube, dass zum Beispiel "Fünf Patronenhülsen" ein wunderbarer Kultfilm sein könnte, wenn er in Amerika und mit amerikanischen Stars gedreht worden wäre. Dann wäre er viel mehr um die Welt gegangen. DEFA-Filme gingen ja nur schwer über die DDR-Grenzen hinweg. Dabei ist "Fünf Patronenhülsen" ein wunderbarer Film, der Hoffnung transportiert. Hoffnung war ja ein wichtiges Thema von Regisseur Frank Beyer.

Haben Sie noch Kontakt zu den anderen Schauspielern aus "Fünf Patronenhülsen"?

Wenig. Ulrich Thein lebt nicht mehr. Er hat mich in seiner Art zu spielen sehr beeindruckt. Er hat tagelang nichts getrunken, damit er den Durst besser spielen konnte. Er wollte, dass die Lippen aufplatzen und dass der Glanz aus seinen Augen verschwindet.

Hat es Sie eigentlich Überwindung gekostet, in dem Film einen Kommunisten zu spielen? Das entsprach ja nicht unbedingt Ihrer politischen Überzeugung ...

Ach, wissen Sie, von Zeit zu Zeit entsprach es schon meiner Überzeugung. Und zwar der Gedanke, eine gerechtere Welt zu schaffen, eine Welt, in der es keine Kriege mehr gibt - das war nach 1945 ja unser Hauptthema. Und auch mein Thema. Das wurde nur leider immer durch gewisse Daten unterbrochen - wie etwa den 17. Juni 1953. Oder 1956 der Aufstand in Ungarn. 1961 der Mauerbau. 1968 der Einmarsch in der Tschechoslowakei. 1975 meine Ablehnung, das "Unsichtbare Visier" weiterzuspielen, weil es immer politischer und unerträglicher wurde. Aber dazwischen war immer die Hoffnung, dass wir eine bessere Welt schaffen können.

In "Fünf Patronenhülsen" wirkt es so, als hielten die Kommunisten auf Biegen und Brechen zusammen und siegen letztlich immer...

Ist das so? Interessant, dass Sie das so empfinden. Ich habe den Film immer anders empfunden. Da ist der Kommissar, der vorgibt, eine wichtige Botschaft auf die fünf Patronenhülsen zu verteilen. Nur alle fünf Teile zusammen ergeben einen Sinn. Jeder bekommt eine Patronenhülse. Die Devise heißt also jetzt: Zusammenhalten und durch die feindlichen Linien kommen. Einzig der Kommissar weiß: In den Patronenhülsen steckt gar keine Botschaft; sie sind leer. Die Patronenhülsen transportieren also lediglich die Hoffnung. Der Kommissar sagt sich: Wenn die fünf Soldaten eine Aufgabe haben, werden sie es schaffen zu überleben. Er gibt ihnen ein Motiv zum Durchhalten. Er gibt ihnen eine unsichtbare Kraft mit auf den Weg.

Trotzdem haftet dem Film der Unterton an: Es ist die Überzeugung des Kommunismus, die die Soldaten antreibt.

Wir haben das damals anders gesehen. Nach 1945 war Kommunist zu sein etwas anderes als heute. Die Leute, die aus den Konzentrationslagern kamen, wollten Wohlstand in alle Arbeiterwohnungen bringen. Überall sollte warmes Wasser aus dem Hahn kommen. Das waren ehrliche Leute; denen habe ich geglaubt.

Wenn Sie heute zurückblicken: Finden Sie da nicht auch manches zum Lachen - zum Beispiel, dass Filme in der DDR immer unter ideologischen Gesichtspunkten gesehen wurden?

Das hat mich als Schauspieler damals überhaupt nicht interessiert. Meine ganze Arbeitsmoral bestand darin, meine Rollen so gut wie möglich zu spielen. Was die Betonköpfe in der SED sich gedacht haben, das habe ich gar nicht so wahrgenommen. Erst als die großen Querelen kamen - das berüchtigte 11. Plenum beispielsweise - die waren natürlich entsetzlich. Und wir wissen ja auch, dass wir damals die Vergangenheitsfilme sehr gut gemacht haben und die Gegenwartsfilme miserabel. Nur gelegentlich konnte mal ein Gegenwartsfilm gut werden, wenn die ideologischen Schrauben gerade mal etwas gelockert waren.

Sie hatten zu DDR-Zeiten ja auch Auftritte im Westen. Haben Sie eigentlich nie mit dem Gedanken gespielt, nicht in die DDR zurückzugehen?

Schauen Sie, 1956 - Stichwort: Ungarn! - habe ich die DDR wirklich gehasst. Ich habe sie als ein entsetzliches System empfunden und wollte eigentlich nur weg. Andererseits war ich im Theater so fest eingebunden. Und das Theater gab mir dann auch die Möglichkeiten, mich von den Problemen wegzuspielen. Als Theaterschauspieler waren man da so konzentriert auf seine Rollen, dass man über die Probleme nicht weiter nachgedacht hat. Zur Zeit des Mauerbaus war ich sogar gerade im Westen, aber ich wollte "Königskinder" nicht im Stich lassen; den Film drehten wir gerade, und ich hing sehr an ihm. Bis 1975 habe ich dann durchgehalten. Da kam mein Bruch mit dem "Unsichtbaren Visier" und 1976 die Biermann-Resolution. Damit war mein Leben in der DDR vorbei. Das stand für mich so fest wie dicke Tinte, dass ich mit diesem Land nichts mehr zu tun haben wollte.

Nach der Biermann-Resolution hatten Sie ja auch praktisch Berufsverbot.

Ja, da folgten drei Jahre, in denen ich nicht so genau wusste, was ich mit dem Leben noch anfangen sollte. Ich fing an zu schreiben - das Buch "Verordneter Sonntag".

Schreiben als Therapie?

Ja, das war ganz sicher so. Ich habe ja nicht geschrieben, um ein literarisches Werk zu verfassen. Ich habe geschrieben, um loszuwerden. Ich ging damals durch die Straßen und redete unentwegt mit mir selbst. Oder besser gesagt, mit den SED-Betonköpfen, mit denen ich vorher Gespräche hatte, ohne dass mir sofort die passenden Antworten eingefallen wären. Die richtigen Antworten kamen mir nun unterwegs. Ich murmelte immer vor mich hin. Und irgendwann sagte ich mir: Das kann's ja wohl nicht sein, dass ich hier durch die Straßen murmle. Du musst das alles zu Papier bringen. Das habe ich dann getan. Ich muss übrigens auch sagen: Ich habe das Publikum in der DDR sehr ungern verlassen. Den grauen Mief der DDR habe ich gerne verlassen. Die Funktionäre habe ich gerne verlassen. Aber das Publikum, das mich gemocht hat, zu verlassen, ist mir schwer gefallen. Es ist ein sehr dankbares Publikum.

Plagt Sie denn nach allem, was Sie in der DDR erlebt haben, manchmal noch der Groll? Oder sind Sie der Ansicht, dass die DDR- und Stasi-Vergangenheit so langsam hinreichend aufgearbeitet ist?

Ich bin ja, wenn Sie so wollen, politisch ein Brückenbauer, kein Grabenaufschütter. Deshalb denke ich: All jene, die wirklich was auf dem Kerbholz haben, die muss man zur Rechenschaft ziehen. Aber es hat viele, viele IMs gegeben, die aus Feigheit, aus Opportunismus mitgemacht, aber niemandem wirklich geschadet haben. Diese Mitläufer, finde ich, kann man nun endlich aus dem Käfig entlassen. Schrecklich finde ich, wenn Leute aus dem Westen immer so klug tun - Leute, von denen keiner sagen kann, ob sie in einer vergleichbaren Situation besser gewesen wären. Hinterher sind immer alle schlauer. Und das alles hatten wir ja schon mal. Dieselben Schreihälse, die hinterher besonders mutig auftreten. Also mit dem Finger auf andere zeigen darf man wirklich nur, wenn man selber so gemein behandelt wurde wie viele in der DDR. Alle anderen wissen nicht, wie es ist, in einem System zu leben, das die Köpfe deformiert. Viele Leute wussten ja gar nicht mehr: Wer ist Freund und wer ist Feind? Mit wem sind sie mehr befreundet - mit dem Staat oder mit dem Freund, den sie vielleicht verraten? In meinen Stasi-Akten habe ich einen gefunden, der hat nur Gutes über mich erzählt. Also den müssen sie hinterher wohl rausgeschmissen haben. So viel Gutes habe ich selten über mich gelesen.

Aber es stand sicher auch was Schlechtes über Sie in den Akten ...

Komisch ist es schon: Von dem einen wurde ich in den Himmel gelobt, und von einem anderen, der mich überhaupt nicht kannte, wurde ich als der furchtbarste Kerl aller Zeiten hingestellt. Der hat auf 20 Seiten nur Jauche über mich geschüttet. Also das Spiegelbild, das ich in den Akten von mir selbst sah, hat mich schon bedrückt. Ich dachte: Mensch, bin ich wirklich so? Habe ich auch nur die geringste Ähnlichkeit mit der Figur, die da in den Akten beschrieben wird? Ich dachte: Bloß schnell zuklappen, die Akten, ich will das alles gar nicht lesen.

Gab es auch herbe Enttäuschungen, als Sie die Akten gelesen haben?

Ja, ein sehr guter Freund hat mich verraten. Das hätte auch sehr unangenehm ausgehen können. Markus Wolf soll gesagt haben: Christa Wolf oder Armin Mueller-Stahl sollte man wegsperren, egal ob die Beweise ausreichen oder nicht. Das Widersprüchliche an den Leuten, die mich verraten haben, ist, dass sie die Sympathischsten waren. Bis zum heutigen Tage halte ich diesen Mann für einen sympathischen Menschen.

Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Nein, den müsste er schon wiederherstellen. So weit geht meine Liebe nun auch wieder nicht. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn er käme. Ich würde mit ihm reden.

In letzter Zeit sind Sie häufig an Ihrem Wohnsitz an der Ostsee anzutreffen. Wann drehen Sie Ihren nächsten Film?

Im Moment habe ich drei Filmangebote auf dem Tisch. Aber ich merke, dass ich viel mehr zögere als früher. Mich reizt es gar nicht mehr, unentwegt zu spielen. Das hat auch damit zu tun, dass ich mit der Malerei, dem Schreiben, der Musik auf Entdeckungsfahrt bin. In der Schauspielerei habe ich so viel gemacht. Ich hoffe immer, dass mein Agent mich gar nicht anruft. Auch wenn ich in Los Angeles bin, will ich eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Ich will mich auch mal mit dem herrlichen Land befassen. Ich will den Sonnenschein genießen, möchte auch mal machen können, was ich will. Es sei denn, es ist ein ganz besonderer Filmstoff, an dem ich gerne beteiligt sein möchte.

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Letzte Änderung: 2017-07-05