Wochenkurier 03.11.2017

zurück/back

COTTBUSER GESCHICHTEN - Vor 45 Jahren

Dean Reed besucht die 16. POS in der Drebkauer Straße

Die WochenKurier-Kolumne von Dr. Peter Lewandrowski

Über den glanzvollen Start des Sängers Dean Reed in der sozialistischen Welt schrieb der Spiegel: "In Moskau erkannte man das propagandistische Potenzial des Rock'n'Roll-Bolschewisten. Ein gut aussehender Cowboy mit Schmeichelstimme, dabei ideologisch gefestigt und im antiimperialistischen Kampf bewährt - davon gab es nicht allzu viele. Also wurde Reed auf Tournee durch das Sowjetreich eingeladen... Er gab 39 Konzerte in acht Städten; Zehntausende füllten ganze Sportarenen, um dem Cowboy aus dem Herzland des Klassenfeindes zu lauschen. Als Reed in Moskau zu Fuß den Majakowskiring entlanglief, kam es zum Verkehrsstau." Das Ende hingegen war bitter. In seinem Abschiedsbrief schrieb Reed: "Meine Grüße auch an Erich – Ich bin nicht mit alles einverstanden, aber Sozialismus ist noch nicht erwachsen. Es ist die einzigste Lösung für die Hauptprobleme für die Menschheit der Welt." Am 13. Juni 1986 fand man den Sänger und Schauspieler tot und mit aufgeschnittenen Pulsadern im flachen Wasser des Zeuthener Sees. Da die Aktuelle Kamera von einem tragischen Unglücksfall berichtete, entstanden sofort verschiedene Gerüchte, einschließlich des von der Ermordung des Schauspielers durch den KGB. Die Ermittlungen bestätigten später eindeutig den Suizid. Bis zur Veröffentlichung des Abschiedsbriefes nach der Wende wurde, auch mit Rücksicht auf die Familie, an der Unfallversion festgehalten.

Der Tausendsassa aus den USA war über Argentinien, die Sowjetunion und Italien in die DDR gekommen. Zuvor galt er als Teenageridol, drehte Filme und beteiligte sich an linken Aktionen für den Weltfrieden. Reed kam dabei in Kontakt mit Che Guevara, Walentina Tereschkowa und Jassir Arafat. Nach einem Besuch der Leipziger Dokumentarfilmwoche verlegte Dean Reed 1972 seinen Lebensmittelpunkt in die DDR. Dort heiratete er zuerst die Lehrerin Wiebke D. und später die Schauspielerin Renate Blume. Die DDR feierte ihn als "Weltstar und Vertreter des anderen Amerika" und bot ihm zunächst vielfältige Betätigungsmöglichkeiten bei Film und Fernsehen. In diese frühe Periode fällt der Besuch von Dean Reed vor 45 Jahren in Cottbus.

Das ND berichtete: "Dieser Tage empfingen die Schüler der Klasse 2b der Cottbuser Helmut-Tschacher-Oberschule den nordamerikanischen Schauspieler und Protestsänger Dean Reed. Die Pioniere überreichten ihm eine liebevoll gestaltete Gruppenchronik und boten ein kleines Kulturprogramm. Dafür revanchierte sich der Gast mit dem Vortrag von Kampfliedern und Chansons. Ein Forum, bei dem der Sänger unzählige Fragen der Pioniere und FDJler beantwortete, wurde zu einem Höhepunkt der Vorbereitung der X. Weltfestspiele an dieser Cottbuser Schule." Mit dabei war damals der Cottbuser Fotograf Gerd Rattei. Er erinnert sich: "Den Anstoß gab Schuldirektor Karl-Heinz Holzheimer. Er bat den amerikanischen Sänger, die Patenschaft über eine Schulklasse zu übernehmen. Dean Reed kam diesem Wunsch gern nach und besuchte die Klasse 2b. Anstelle einer Rede sang er bei einem spontanen Meeting in der überfüllten Turnhalle seine Lieder und tanzte mit der Putzfrau. Wie überall flogen ihm die Herzen zu." Und die LR zitierte den Künstler so: "Ich bekomme täglich viele Einladungen. Auf einen so netten Brief der Kinder, die von ihrem Leben in der Schule und ihren kleinen Erlebnissen und Erfolgen berichteten, musste ich einfach reagieren." Gerd Rattei traf den Amerikaner bei einem der ersten "Kessel Buntes", der aus der Stadthalle übertragen wurde, wieder. Die Übergabe der Fotos vom Treffen mit den Cottbuser Kindern war der Beginn einer Freundschaft zwischen den Ratteis und Dean Reed, der besonders zur Freude der Töchter später des öfteren in der Otto-Thiele-Straße zu Gast war.

Die Siebziger waren dann auch die wichtigsten und erfolgreichsten Jahre im Leben des Charmeurs. Große Tourneen in den sozialistischen Ländern, aktive Teilnahme an Protestaktionen und Friedensbemühungen sowie Filmrollen und Schallplattenaufnahmen machten ihn zum gefragten Mann. Der weibliche Teil der DDR-Bevölkerung bis zur Volksbildungsministerin und First Lady war hingerissen vom Charisma des Mannes, der sich natürlich gern anhimmeln ließ.

Im folgenden Jahrzehnt wurde es stiller um den Sänger. Die Filme "Sing, Cowboy, sing!"“ und "Aus dem Leben eines Taugenichts" erwiesen sich als nicht sonderlich erfolgreich. Aus den Tourneen wurden gelegentliche Auftritte. Das Ende des sensiblen Draufgängers fand dann am Zeuthener See statt.

Der Freund Gerd Rattei behielt Dean Reed in guter Erinnerung: "Er war ein sympathischer Mensch, der versuchte, sich stets für das Gute, für Frieden und Verständigung einzusetzen. Die Schüler der Klasse 2b sind heute Mitte Fünfzig. Sie denken sicherlich gern an den Tag."

We would formally like to point out that the articles, reports and contributions are presented independently of their truth content. They do not reflect the opinions of the Dean Reed Website team (see detailed declaration).

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir alle Artikel unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt präsentieren. Sie spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Dean-Reed-Websiteteams wider (siehe auch die einleitende Erklärung).

Recalcamos expresamente que presentamos los artículos independientemente de su veracidad. No en todos los casos reflejan la opinión del equipo de esta página WEB (léanse las líneas aclaratorias principales).

zurück/back

www.DeanReed.de
Fehler, Hinweise etc. bitte an Webmaster@DeanReed.de
Letzte Änderung: 2017-11-15