Junge Welt 22.09.2008

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Soap-Star und roter Rebell

Der Sänger, Schauspieler und Regisseur Dean Reed wäre heute 70 Jahre alt geworden

F.-B. Habel

Dean Reed hätte bei seinem großen Talent eine bequeme Karriere im amerikanischen Showbiz machen können. Er konnte mitreißend singen, leidlich tanzen, hatte als Schauspieler Ausstrahlungskraft und genügend Talent, sich auch die Berufe des Regisseurs und Drehbuchautors anzueignen. Nur eines stand ihm im Wege: seine politische Haltung. Er war ein roter Rebell.

In einem kleinen Ort in Colorado wird Reed 1938 geboren. Der Vater war erzkonservativ, die Mutter eher linksliberal. Schon mit 20 erhält Reed seinen ersten Plattenvertrag. Er besucht die Warner-Schauspielschule in Hollywood, wo sein politisches Engagement erwacht. Sein Lehrer Paton Price (den er viele Jahre später zur DEFA holte) war Pazifist, hatte einst den Wehrdienst verweigert und musste deshalb ins Gefängnis. Er war in engem Kontakt zu den verfolgten linken "Hollywood Ten", zehn Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren, die um 1950 wegen "unamerikanischer Umtriebe" zu Gefängnisstrafen verurteilt worden waren. Zum Ärger seines Vaters übernimmt Dean die politischen Ansichten von Price und wird ebenfalls Pazifist.

Seine Platten verkaufen sich gut - in den USA erreicht Dean Reed Achtungserfolge in den Hitparaden, aber in Lateinamerika wird er schnell zum unumschränkten Star. "Our Summer Romance" ist ein Nr.1-Titel, mit dem er sogar Elvis entthront. Speziell in Mexiko und Argentinien wird Dean Reed auch beim jungen Publikum ein gefeierter Schauspieler in Unterhaltungsfilmen. In Argentinien erobert er als Soap-Star die Titelseiten und erhält schließlich eine eigene Fernsehshow.

Seine Tourneen führen ihn auch in die Industriegebiete, wo er den Ausgebeuteten und Unterdrückten begegnet. Dean gibt in Argentinien - wie auch in anderen Ländern Südamerikas - eintrittsfreie Konzerte in Armenvierteln, Fabriken, Gefängnissen und für Gewerkschafter und erhält deshalb den Spitznamen "Mr. Simpatico". Er beginnt abenteuerliche Aktionen, verbrüdert sich mit den Indios am Amazonas oder schaltet Anzeigen gegen Atomtests - sowohl der USA wie der Sowjetunion.

Durch seine Gewerkschaftskontakte bekommt Dean Reed Verbindung zum argentinischen Friedensrat, nimmt 1965 an der Weltfriedensratstagung in Helsinki teil, und hier wiederum ergibt es sich, dass er als zweiter US-Amerikaner (nach Pete Seeger) zu einer Tournee durch die Sowjetunion eingeladen wird. Diese Aktivitäten mitten im Kalten Krieg bringen die argentinische Geheimpolizei auf den Plan. Es kommt zu Festnahmen, Verhören, Drohungen, Anschlägen, so dass Dean und seine Frau Patricia sich entschließen, für einige Zeit nach Europa zu gehen. Reed kann Fuß in italienischen Action-Komödien fassen und setzt von Italien aus seine politische Arbeit fort. Als in Argentinien ein Generalstreik blutig niedergeschlagen wird, gibt er in Buenos Aires eine Pressekonferenz, in deren Anschluss er für drei Wochen in einer Einzelzelle eingekerkert wird. Bald darauf unterstützt er Salvador Allende in seinem Wahlkampf für die Unidad Popular in Chile. Legendär wird seine Aktion, bei der er aus Protest gegen den Vietnamkrieg vor dem US-Konsulat in Santiago die amerikanische Fahne wäscht. Er ist stolz auf seine Idee, die Fahne nicht zu verbrennen, wie es viele machen, sondern sie zu säubern. Denn Dean Reed bleibt ein amerikanischer Patriot, der bis an sein Lebensende die Hoffnung nicht aufgibt, in seinem Heimatland seine Idealen zu leben.

Als Dean in Italien die Aufenthaltsbewilligung entzogen wird, kommt ihm gelegen, dass in Moskau Kurt Hälker vom Friedensrat der DDR an ihn herangetreten war und ihm einen Besuch in der DDR vorschlug. Im November 1971 kommt Dean Reed zum ersten Mal in die DDR, wo ihm nicht nur von den Offiziellen, sondern besonders vom Publikum ein überwältigender Empfang bereitet wird. Der Fernsehfunk bringt ein Porträt des Künstlers, die DEFA gibt ihm die Hauptrolle in "Aus dem Leben eines Taugenichts". Dean gefällt es hier, und er verliebt sich in eine schöne Frau - Wiebke.

Nun startet Dean von der DDR aus seine erfolgreichen Tourneen (vorrangig in den sozialistischen Staaten) und auch neue politische Aktionen. Er unterstützt die Palästinenser in ihrem Befreiungskampf und eine seiner wichtigsten Aktionen führt ihn 1983 nach Chile, wo er die im Untergrund kämpfenden Genossen gegen Pinochets Militärdiktatur unterstützt. Nur seine Prominenz bewahrte ihn vor erneuter Einkerkerung. Er wurde festgenommen und abgeschoben.

In der DDR drehte Dean Reed Filme, trat in vielen Fernsehshows auf, und war sich nicht zu schade, auch vor kleinem Publikum zu singen und seine Erfahrungen mitzuteilen. Woher die Depressionen und Selbstzweifel kamen, die Dean schon gelegentlich in der Jugend zu schaffen machten, ist schwer zu analysieren. Auch wenn es schwer fällt, sich den mitreißenden Helden schwach vorzustellen - dem für viele noch mysteriösen Tod im Zeuthener See im Sommer 1986 waren mehrere Suizidversuche vorausgegangen. Wir müssen uns damit abfinden, dass Dean Reed mit seinem aufregenden Leben nicht immer zurechtkam.

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Letzte Änderung: 2008-10-10