Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean
Libros y películas sobre Dean/Книги н фильмы о Дине

zurück/back
Urania Universum, Band 19, 1975

Urania Universum, Band 19

Wissenschaft, Technik, Kultur, Sport, Unterhaltung

Urania-Verlag Leipzig/Jena/Berlin, 1. Auflage 1973

S. 51-60


Ingeborg Stiehler sprach mit

Dean Reed

Millionen Menschen kennen den sympathischen Sänger und Schauspieler, den Vertreter des progressiven Amerika durch Konzerte, Rundfunk- und Fernsehsendungen, durch Filme und Begegnungen. Charakteristisch für sein Wesen sind Wärme, Natürlichkeit, ein gesundes Selbstbewusstsein, dabei Bescheidenheit, vor allem Parteilichkeit für die Sache des Fortschritts, des Weltfriedens.

Dean Reed wurde 1938 in Denver/Colorado als einer von drei Söhnen eines Mathematikprofessors geboren. Nach dem Abitur studierte er Meteorologie und nutzte seine Gesangsbegabung, um sich das Studium zu verdienen. Einem originellen Zufall verdankte er den künstlerischen Start: Bei einer Autofahrt nach Hollywood nahm er einen Unbekannten mit, der ihm den Kontakt zur Schallplattenfirma "Capitol" vermittelte. Er sang dort vor und erhielt einen Siebenjahresvertrag. Nach Erfolgen mit vielseitigen Schallplattenproduktionen folgten Konzertreisen in Südamerika. Jahrelang war er dort "Rock'n'Roll-Star Nr. 1". Die Gesellschaft "Warner Brothers" verpflichtetet ihn schließlich für den Film.

1965 bekam Dean Reed Kontakt zur Weltfriedensbewegung und blieb seither ein aktiver Mitstreiter für die Sache des Humanismus im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und für den Frieden. Immer wieder stellte er sich durch seine Kunst, durch das Wort an die Seite der durch den Imperialismus Ausgebeuteten und Unterdrückten. Als Mitglied der Weltfriedensrat-Delegation zur 14. Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche 1971 kam er erstmals in unsere Republik.

Ingeborg Stiehler: Wie kam es, dass Sie als prominenter Rock'n'Roll-Star in Südamerika zum progressiven Künstler wurden?

Dean Reed: Der Weg war nicht alltäglich, denn ich stamme aus einem bürgerlichen Elternhaus, aus einer Umwelt, die dafür keine Voraussetzungen bot. Und es war ein langer Prozess, der sich Schritt für Schritt vollzog.

Er begann 1962, als ich zu Konzerttourneen durch die "Capitol"-Schallplattengesellschaft nach Südamerika kam. Dort erlebte ich zum ersten Male die krassen Gegensätze zwischen arm und reich, zwischen Besitzenden und Ausgebeuteten. Mein Schauspiellehrer Paton Price, der mich übrigens in der Stanislawski-Methode ausbildete, hat mein Denken entscheidend beeinflusst. Für seine fortschrittliche Gesinnung hatte er auch zwei Jahre hinter Gittern gesessen. Ich lernte, nicht nur meine künstlerische Arbeit und den Erfolg zu sehen, sondern auch die Menschen und die Probleme, die mich umgaben. Mehr und mehr begriff ich die Ursachen der sozialen Ungerechtigkeiten: das kapitalistische System und dazu die Macht des USA-Imperialismus, die jene Staaten unfrei machten.

Insgesamt sang ich vier Jahre in den Ländern Südamerikas. Um diese Menschen besser zu verstehen, lernte ich Spanisch. Mehr und mehr stellte ich mich dann bewusst an die Seite derer, die um soziale Gerechtigkeit, um ihre Unabhängigkeit kämpften. Ich tat dies mit dem Lied als Waffe, mit dem Wort und durch viele Aktionen.

Ingeborg Stiehler: Lassen sich aus dieser Zeit Erlebnisse herausgreifen, die Ihr Denken und Handeln besonders beeinflussten?

Dean Reed: Neben den Eindrücken von Not und Armut der Menschen gehörte ein Ereignis entscheidend dazu: Ich sang 1962 in Santiago de Chile, als dort die Fußball-Weltmeisterschaften ausgetragen wurden. Dabei lernte ich die sowjetischen Mannschaft kennen und darunter auch den hervorragenden Torwart Lew Jaschin. Es war das erste Mal, dass mir Menschen aus der Sowjetunion begegneten. Und aus Sympathie wurde Freundschaft! So saß ich an der Seite des Trainers während eines ihrer Spiele. Für die Öffentlichkeit, für die Presse war das sensationell: "Dean Reed - Freund der Kommunisten" hießen Schlagzeilen mit Fotos. Die amerikanische Botschaft schaltete sich ein, auch die internationale Polizei. Ich sollte den Kontakt mit den sowjetischen Freunden abbrechen. Man beeinflusste den Rundfunk, für den ich sang. Er sollte im gleichen Sinne Druck auf mich ausüben. Schließlich sprach der Botschafter selbst mit mir und verbot mir, dass ich die sowjetische Mannschaft zum Konzert einlud. Ich ging auf diese Dinge nicht ein. Aber mir öffneten sich die Augen über den Begriff "Freiheit", von dem man in den USA ständig spricht.

Ingeborg Stiehler: Und die Schlussfolgerungen führten zum Handeln?

Dean Reed: Das entspricht meiner Überzeugung. Ich glaube, dass ein Mensch, ein Künstler in jeder Weise auch für seine Ideale eintreten muss. Er soll seine Popularität ohne egoistische Gründe nutzen. Wo immer ich gebraucht wurde, stellte ich mich dann an die Seite der Unterdrückten, an die Seite der fortschrittlichen Kräfte in den Ländern Südamerikas und unterstützte ihre Demonstrationen, ihre Aktionen.

1962 unternahm ich selbst eine große Pressekampagne gegen die amerikanischen Atomtests und warnte die Öffentlichkeit vor dieser Gefahr. Überall, auch später in Italien, in den sozialistischen Ländern, trat ich gegen das Nixon-Regime auf, gegen den ungerechten, grausamen Vernichtungskrieg in Vietnam.

Ingeborg Stiehler: Und Sie taten dies nicht nur mit der Kunst allein, sondern auch mit materiellen Unterstützungen - Erträgen aus Konzerten, von Schallplattenaufnahmen, von Funk- und Fernsehsendungen.

Dean Reed: Und das ist wenig genug! - Betonen möchte ich jedoch, dass ich nicht antiamerikanisch denke und fühle. Ich liebe mein Land und glaube daran, dass man sich eines Tages auf die großen geschichtlichen Traditionen von Unabhängigkeit und Gerechtigkeit besinnt, die von den Regierungen seit Jahren verraten werden. Mit meiner ganzen Kraft werde ich mich dafür einsetzen, dass es keine Völker mehr geben wird, die durch die USA und ihre herrschende Klasse ausgebeutet und unterdrückt werden, und dass in der Welt Frieden herrscht.

Ingeborg Stiehler: Was war der Anlass, dass Sie 1965 zum Weltfriedenskongress nach Helsinki delegiert wurden?

Dean Reed: Zu dieser Zeit wohnte ich in Argentinien, und meine fortschrittliche Einstellung war bekannt. Es war eine große Ehre, im Auftrag der argentinischen Künstler als einer von 2.000 Delegierten aus 122 Ländern der Welt diesen Kongress zu erleben. Kaum zu beschreiben sind die Eindrücke, die er hinterließ. Zum ersten Male traf ich dort zum Beispiel Vietnamesen. Ihre Haltung erschütterte mich tief. Welche große Kraft hatten diese zierlichen, kleinen Menschen! Es war die Kraft des Geistes, der Überzeugung, das Bewusstsein eines gerechten Kampfes, der diesen Widerstand bewirkte.

Und noch etwas berührte mich stark und wurde für meine Entwicklung weiterhin entscheidend. In der "Kommission für Freundschaft und Verständigung der Menschen", in der ich mitarbeitete, begegneten mit hervorragende sowjetische Persönlichkeiten, u.a. die Kosmonautin Valentina Tereschkowa, die Schriftsteller Ilja Ehrenburg und Boris Polewai, vor allem Katerina Schewelowa, Schriftstellerin und Journalistin, der ich für meinen Weg viel zu danken habe. Ich wurde in das Land Lenins eingeladen zu Begegnungen, dann auch regelmäßig zu Konzerttourneen. Hier fand ich zu meiner heutigen politischen Erkenntnis, zum Marxismus-Leninismus, und erkannte bewusst die Kraft der sowjetischen Friedenspolitik. Als ich zum 100. Geburtstag Lenins Gast des sowjetischen Friedenskomitees war, widmete ich den Freunden mein Lied "We are the revolutionaries" (Wir sind die Revolutionäre).

Seit der Teilnahme am Weltfriedenskongress verstärkte ich meine Aktivität für die Weltfriedensbewegung, nahm an Meetings und Konferenzen teil, zum Beispiel in Stockholm, in Genf. Besonders ehrenvoll war es dann, dass ich 1972 in die Kulturkommission des Weltfriedensrates als Vertreter des progressiven Amerikas berufen wurde. 25 bekannte Persönlichkeiten aus allen Kontinenten arbeiten dort zusammen, zum Beispiel sind Boris Polewoi aus der UdSSR, Hans-Peter Minetti aus der DDR und der mexikanische Maler Siquieros dabei.

Ingeborg Stiehler: Warum wurden Sie 1965 dann aus Argentinien ausgewiesen?

Dean Reed: Es war die Folge meiner Teilnahme am Weltfriedenskongress, bei dem ich für das Fernsehen ein Interview mit Valentina Tereschkowa machte. Dieses ging in meiner regelmäßigen Wochensendung in Argentinien über den Bildschirm. Der Erfolg? Mein Haus wurde beschossen. Politische Gegner bedrohten Fernseh- und Rundfunksender, mich nicht mehr zu beschäftigen. Ich musste das Land verlassen und zog nach Spanien und später nach Rom. Viermal versuchte ich in den folgenden Jahren, nach Argentinien zurückzukehren. Stets wurde ich auf dem Flugplatz von der Polizei empfangen und zurückgeschickt. 1971 gelang es dann mit Hilfe Gleichgesinnter auf abenteuerlichen Wegen. Ich kam nicht "illegal", da ich den Pass eines USA-Bürgers besaß. Wie erwartet, zeigte die Militärregierung ihr wahres Gesicht. Bei einer Pressekonferenz wurde ich verhaftet. Gegen diese Verhaftung kam es zu großen Protestaktionen. Es war wichtig für mich, dass Menschen dabei aktiv und politisch "wach" wurden, die vorher abseits standen. Damit erfüllte sich der Sinn meines Handelns. Nach 20 Tagen wurde ich entlassen.

Ingeborg Stiehler: Sie betonen oft, dass Südamerika Ihre "zweite Heimat" sei. Dort unterstützten Sie u.a. den Kampf der progressiven Kräfte in Chile vor dem Wahlsieg Dr. Allendes?

Dean Reed: Dieser Wahlkampf 1970 war sehr hart. Um an die Öffentlichkeit wirksam zu appellieren, wusch ich vor der amerikanischen Botschaft in Santiago das Sternenbanner der USA. Vorher verlas ich eine Proklamation und begründete dies. Ich wies darauf hin, dass die Fahne meines Landes, das ich liebe, schmutzig sei vom Blut Vietnams wie auch durch die Opfer des Rassenhasses in den Staaten, durch das Blut der verfolgten Indianer in den USA. Presse, Funk und Fernsehen unterstützten die Aktion, bei der ich einige Tage verhaftet wurde. Neue Menschen wurden für die Unidad Popular gewonnen! Der Wahlsieg Dr. Allendes bestätigte dies.

Ingeborg Stiehler: Sie schrieben und vertonten eine Fülle eigener Lieder. Entstanden diese zu besonderen Anlässen?

Dean Reed: Das war unterschiedlich. Viele schrieb ich aus dem unmittelbaren Erlebnis, aus dem innerem "Sich-Mitteilen-Müssen", andere für bestimmte Anlässe. Ihr Inhalt - nicht so stark die Form - hat sich, bedingt durch die eigene Entwicklung, verändert. Einst waren viele Schlager dabei, so die "Sommerromanze", der "Hit Nr. 1" von 1962 - Lieder von Liebe, romantisch, "jung" empfunden. Heute geht es mir mehr um Allgemeingültiges, um parteiliche Aussagen, um Inhalte, die aufrütteln zum Kampf für den Fortschritt, für den Frieden. Und ich versuche, in der Form massenwirksam zu sein, um junge Menschen zu erreichen -, um diese geht es mir vor allem. Ein Beispiel dafür ist auch das Lied, das ich für die X. Weltfestspiele schrieb und komponierte. Es hat moderne, harte Rhythmen und eine kämpferische Aussage. Übrigens schätze ich z.B. die Singebewegung, die ähnlich massenwirksam arbeitet. Oft wurde ich gefragt, wie ich texte oder komponiere. Nun, manche Gedanken "überfallen" mich geradezu - auch nachts. Dann muss ich sie festhalten, und nachher arbeite ich weiter daran.

Ingeborg Stiehler: Man spürt an der Interpretation, wie Sie mit innerer Anteilnahme, mit Leidenschaft ganz dahinter stehen. Singen Sie auch Lieder, die Ihnen nicht entsprechen?

Dean Reed: In meinem Leben sang ich nur, was ich selbst vertrete. Meine Leider sind - im überhöhten Sinne - Lieder der Liebe, der Liebe zum Kind, zur Frau, zur Natur, zum Guten, Lieder für das Menschliche - sie sind zugleich Protest gegen das Unmenschliche.

Ingeborg Stiehler: Warum wählen Sie bei Konzerten und auch auf Schallplatten so unterschiedliche Genres, vom Schlager über die Folklore bis zum Song, zum engagierten Lied?

Dean Reed: Entspricht dies nicht der Realität des Lebens, der Vielfalt des Erlebens? Alles sehe ich - wie jeder Mensch - dabei: Liebe und Hass, Glück und Leid, Romantik und Wirklichkeit, Leben und Sterben. Lässt sich das voneinander trennen?

Ingeborg Stiehler: In manchen Ländern, z.B. in Italien, arbeiteten Sie vorwiegend als Filmschauspieler. Wie sahen diese Aufgaben aus?

Dean Reed: Meine Schauspielarbeit begann schon 1964. Damals machte ich einen Film in Mexiko: "Guadalajara"; es ist eine Handlung aus dem Studentenleben. Bei den Filmfestspielen in Acapulco wurde er zweimal preisgekrönt. Man übertrug mir Titelrollen in 12 italienischen Filmen. Manche entstanden in Koproduktion mit anderen europäischen Ländern und den USA. Vieles waren Abenteuerfilme, darunter auch Western. Ich habe aber nie eine Rolle gespielt, die meinen Anschauungen entgegengesetzt war.

Ingeborg Stiehler: Dabei bewiesen Sie außerordentliche sportliche Fähigkeiten. Überhaupt ließen Sie sich, wie wir wissen, nie doubeln. So spielt Sport stets eine Rolle in Ihrem Leben?

Dean Reed: Mit Pferden bin ich aufgewachsen und liebe sie. In der Kindheit gewann ich manche Rodeos (Cowboy-Spiele) und war u.a. dann Rettungsschwimmer bei Sommereinsätzen auf Ferien-Ranchs. Dort verdiente ich vor allem Geld durch meinen Gesang zur Gitarre. Und mit 17 Jahren machte ich aufgrund einer originellen Wette einen Marathonlauf von 175 km in 1.800 m Höhe. Natürlich wird durch mein häufiges Reisen die Sportbetätigung schwieriger. Doch absolviere ich täglich ein strenges Morgentraining, um fit zu bleiben, wie ich überhaupt einen genauen Tagesablauf einzuhalten versuche.

Ingeborg Stiehler: Noch ein Wort zu Filmen. Zur Internationalen Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen 1971 in Leipzig kamen Sie nicht nur als Delegierter des Weltfriedensrates, sondern auch mit einem eigenen Film.

Dean Reed: Im Auftrage der Gewerkschaften schrieb ich das Drehbuch und trat in Reportagen darin auf. Es ging um den Wahlsieg Dr. Allendes, um Tatsachen und Probleme aus den Anfängen der neuen Ordnung in Chile. Das gab mir willkommene Möglichkeiten zu Begegnungen mit Arbeitern der Kupferminen, in den Häfen, mit Bauern, mit Jugendlichen. Sie alle kamen im Film zu Wort, der die politische Arbeit der Unidad Popular unterstützte.

Ingeborg Stiehler: Wie sehen Sie die erste Arbeit bei der DEFA, die Titelrolle in dem Spielfilm "Aus dem Leben eines Taugenichts", den Wera und Claus Küchenmeister nach der Eichendorff-Novelle schrieben?

Dean Reed: Es war wohl bisher meine anspruchsvollste Aufgabe. Dem Taugenichts mit seiner Unbefangenheit, seiner Naivität, der Freude am Abenteuer und der Liebe zur Natur fühle ich mich stark verbunden. Als ich zwanzig Jahre alt war, empfand ich ähnlich und war ein solcher Naturbursche. So musste ich meine Gefühlswelt um diese Jahre "zurückdrehen". Schwierig war die Arbeit vor allem durch die unterschiedlichen Sprachen der Darsteller. Meine Partner sprachen Deutsch, Polnisch, auch Rumänisch. So lernte ich aus meinem englisch übersetzten Textbuch ihre Dialoge alle mit, um richtig zu reagieren. Vor allem musste ich in kurzer Zeit zehn deutsche Lieder lernen und das Geigenspiel.

Der größte Gewinn: die Arbeit mit einem so einfühlsamen Regisseur wie Celino Bleiweiß, das Erlebnis einer echten Gemeinschaftsarbeit, in der ehrlich, helfend, kritisch ausgewertet und schöpferisch gearbeitet wurde. Welch ein Unterschied zu den harten, unerbittlichen Methoden kapitalistischer Filmproduzenten! Ich habe sie zur Genüge erlebt. Nur ein Beispiel: Bei einer Filmarbeit in Italien wurden die Arbeiter lange Zeit nicht bezahlt, sondern hingehalten. Erst als ich mich mit ihnen solidarisch erklärte und als Hauptdarsteller die Arbeit unterbrach, bekamen die Männer ihr Recht. Und Ähnliches ist nicht selten.

Ingeborg Stiehler: Und wie war es mit der Arbeit für Funk, Schallplatte und Fernsehen?

Dean Reed: Mit der Schallplatte begann meine Sängerlaufbahn. Und immer gab es Möglichkeiten, mein künstlerisches und politisches Anliegen über alle diese Medien Millionen Menschen nahe zu bringen. Bei Konzerten, auch bei Fernsehaufnahmen, sehe und suche ich stets den Partner Publikum, ja, ich empfinde oft die Bühne als "Trennwand" - darum gehe ich ins Publikum, nicht etwa, um eine "Show" abzuziehen!

Seit 1962 entstanden Millionen Schallplatten - Single- und Langspielplatten, so in den USA, in Mexiko, Argentinien, Chile, Venezuela, Spanien, in der Sowjetunion, dort mit über 4 Millionen Auflage. Neben 10 Singleplatten produzierte "Melodia" dort schon 3 Langspielplatten, die letzte wurde von "Amiga" übernommen. Auch in anderen sozialistischen Ländern gab es Produktionen. Eine Schallplatte ist mir besonders wertvoll. Im Auftrage der Kulturkommission des Weltfriedensrates stellte ich Lieder des Friedens mit 24 Interpreten aller Kontinente zusammen. Der Erlös dient der Arbeit des Weltfriedensrates. Es war ein gesellschaftlicher Auftrag.

Ingeborg Stiehler: Bei jeder Gelegenheit spüren wir Ihre starke Beziehung zu Kindern. Hat das besondere Gründe?

Dean Reed: Ich liebe sie und sang oft für Kinder z.B. in Krankenhäusern und in Waisenhäusern, vor allem in Südamerika. Tief berührte mich die Reaktion neurotischer Kinder. Man kann mit Gesang, mit Musik Hemmungen lösen, Verkrampfungen harmonisieren. Ich habe aber auch erlebt, wie schädlich Musik auf Verhaltensweisen einwirken kann. Und darum ist es wichtig, sich stets um Gutes gerade auch im Rahmen der massenwirksamen heiteren Muse und für die Jugend zu bemühen!

Meine Beziehung zu Kindern hat noch einen anderen Grund: Ich habe eine kleine Tochter, die 1968 geboren wurde. Ich bin glücklich über jede Minute - und das ist leider selten -, die ich mich um sie kümmern kann. Wir verstehen uns prächtig.

Ingeborg Stiehler: In unsrem Gespräch kam vieles von Ihren Lebensanschauungen zum Ausdruck. Wollen Sie dem zum Abschluss noch etwas hinzufügen?

Dean Reed: Nur noch eines, was zu meinen Prinzipien gehört: Man soll sich stets der Wahrheit verpflichtet fühlen und muss sie jeden Tag neu im eigenen Alltag suchen. Jeder Mensch muss sich bemühen, seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten, seine sozialen und politischen Überzeugungen zu entwickeln. Vernachlässigt er etwas davon, wird er nie zur ganzen Persönlichkeit werden! Und man soll keine Angst vor Fehlern haben, meine ich, und deshalb passiv bleiben.

Es geht darum, zu handeln! Wer Fehler ehrlich erkennt, lernt daraus und gewinnt für sich. Ich glaube, dass es nicht gut ist, auf einer bequemen "Autostraße" durchs Leben zu gehen, sondern durch die "kleinen Gässchen", in denen es auch Kummer, Leid und Tränen gibt. Gerade ein Künstler muss sie kennen, um das Menschliche in der Tiefe auszuschöpfen und Erkenntnisse weiterzugeben. Mein Dasein hat nur Inhalt und Wert, wenn ich es für Menschliches, für Frieden und Fortschritt einsetzen kann. Und danach lebe ich.

zurück/back

www.DeanReed.de
Fehler, Hinweise etc. bitte an Webmaster@DeanReed.de
Letzte Änderung: 2017-06-28