Neues Deutschland 06.08.2007 |
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Regisseur Leopold Grün über den "Roten Elvis" Dean ReedGefeiert, geführt und benutztDer Dokumentarfilmer Leopold Grün, Jahrgang 1968, ein Dresdner (Foto: Neue Visionen Filmverleih) hat sich in seinem Film "Der Rote Elvis" (siehe ND vom 3. August) der faszinierenden und ambivalenten Persönlichkeit von Dean Reed angenähert. Leopold Grün, der Film trägt den selben Titel wie das Buch von Stefan Ernsting. Haben Sie sich davon inspirieren lassen? Die Anregung stammt von ihm. Sein Talent ist das Schreiben, meins liegt beim Film. Daher haben wir uns getrennt. Das Buch ordnet Dean Reed als popkulturelles Phänomen ein, während ich im Film durch die Erzählungen der Menschen, die ihn gekannt haben, näher an seine Persönlichkeit herankommen konnte. Wie groß war die Bereitschaft mit Ihnen zu reden? Einige haben abgesagt, und auch bei denen, die jetzt im Film zu sehen sind, stieß ich keine offenen Türen ein. Seine Ex-Frau Wiebke ist zum Beispiel ein sehr offener Mensch. Es war toll, wie schnell sie für alles Erklärungen hatte. Das machte mich skeptisch. Ich suchte nach authentischen Aussagen, die erst ein zweites fünfstündiges Gespräch brachten. Und Renate Blume-Reed? Ich habe mehrmals brieflich und telefonisch versucht, sie ins Boot zu holen. Manchmal schien ich fast am Ziel zu sein, doch dann hat sie mit Hinweis auf ihren Vertrag mit Tom Hanks, dem sie die exklusiven Rechte an der Verfilmung der Geschichte verkauft hat, abgeblockt. Neu waren für mich die Erzählungen von Armin Mueller-Stahl zum Verhalten von Reed während der Biermann-Ausbürgerung 1976. Ich wusste von den Kontakten nur vom Hörensagen. Nachdem briefliche Kontaktversuche zu Armin Mueller-Stahl im Sande verlaufen waren, rief ich ihn zufällig an seinem Geburtstag an. Wir kamen schnell ins Gespräch. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das Schicksal von Dean Reed bewegt. Als Zeugen für politische Instrumentalisierung haben Sie Egon Krenz gewählt? Er war zunächst skeptisch, weil er zu oft von den Medien vorgeführt wurde - um ihn als Ewiggestrigen zu charakterisieren. Er ist aber so ehrlich zu bestätigen: Die Regierung der DDR hat Dean Reed geführt und benutzt. Was schließlich mit zur verhängnisvollen Krise in Dean Reeds Leben führte. Er hat verstanden, in welcher Sackgasse er steckt. Auf Grund seines politischen Engagements konnte er nicht zurück in seine Heimat, aber den Sozialismus in der DDR, in dem er privilegiert lebte, konnte er so auch nicht akzeptieren. In einer Talkshow von 1984 wehrt er sich gegen seine Reduzierung auf den Friedenskämpfer und Rockstar. Andererseits hatte Dean Reed selber Angst vor Veränderungen,was der Regisseur Günter Reisch an einem Filmprojekt beschreibt, das dann nie gedreht wurde. Welches Bild nehmen Sie von ihm mit? Er war ein ehrlicher, wahrhaftiger und authentischer Mensch, dessen politisches Engagement aus dem Herzen kam. Der so naiv war, sich ausnutzen zu lassen, auch weil er sehr versessen auf Anerkennung und Bestätigung war. Und er muss ein sehr herzlicher und offener Mensch gewesen sein, eng mit seinen Fans verbunden. An Spekulationen über die Ursachen seines Todes beteiligen Sie sich nicht? Innerhalb der Recherche sind mir all die Gerüchte über Beteiligungen von Stasi, KGB oder CIA begegnet. Im Rahmen der Recherche musste ich mich mit den Spekulationen auseinandersetzen und habe den Vermutungen nachgespürt. Der Film will diese nicht mit weiteren Spekulationen bedienen. Wenn ich den Film auf diese Frage zugespitzt hätte, wäre er völlig anders geworden. Fragen: Katharina Dockhorn |
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www.DeanReed.de
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