zitty 16/2007

zurück/back

14 Tage Kino

"Hilflos und zerrissen"

Leopold Grün hat mit "Der Rote Elvis" eine Dokumentation über die DDR-Legende Dean Reed gedreht

Interview: Katharina Dockhorn

Am 17. Juni 1986 wurde die Leiche des Sängers und Schauspielers Dean Reed in der Nähe seines Grundstücks in Berlin-Rauchfangswerder aus dem Wasser gezogen. Geboren in Denver, Colorado, wurde Reed mit seiner Musik 1961 in Chile zum Rock'n'Roll-Star. Sein politisches Engagement führte ihn in die DDR, wo er eine zweite Heimat fand. Die ihm aber enge Grenzen setzte. Leopold Grün, geboren 1968 in Dresden, hat sich der ambivalenten Persönlichkeit von Dean Reed in seinem Film "Der Rote Elvis" angenähert.

Der Film trägt denselben Titel wie das Buch von Stefan Ernsting. Haben Sie sich davon inspirieren lassen?

Es war ganz simpel: Stefan, der Wessi, fragte mich, den Ossi, bei einem Bier, wer denn dieser Ostcowboy gewesen sei. Auf seine Anregung hin begannen wir zu recherchieren. Irgendwann wurde klar, dass wir unterschiedliche Ansätze verfolgen. Das Buch ordnet Dean Reed als popkulturelles Phänomen ein, während ich im Film durch die Erzählungen der Menschen, die ihn gekannt haben, näher an seine Persönlichkeit herankommen konnte.

Wie groß war die Bereitschaft, mit Ihnen zu reden?

Es war nicht immer einfach, an die Protagonisten zu gelangen, und einige haben auch abgelehnt. Bei denen, die jetzt im Film sind, rannte ich auch nicht immer offene Türen ein. Doch je näher man sich in den Gesprächen kam, desto persönlicher wurden die Erinnerungen. Seine Ex-Frau Wiebke ist zum Beispiel ein sehr offener Mensch. Es war beeindruckend, wie lebendig sie erzählen konnte. Seine langjährige "Geliebte" dagegen war auf den ersten Blick ganz anders. Es hat eine Weile gedauert, bis sie sich für das Projekt öffnete. Sie kann jetzt auch lachen über diese Zeit, aber man merkt, wie sehr ihr diese Ereignisse auf der Seele sitzen.

Und Renate Blume-Reed, Dean Reeds Witwe, die im Film nur in Archivaufnahmen vorkommt?

Ich habe mehrmals brieflich und telefonisch versucht, sie ins Boot zu holen. Manchmal schien ich fast am Ziel zu sein, doch dann hat sie mit Hinweis auf ihren Vertrag mit Tom Hanks abgeblockt, dem sie die Exklusivrechte an der Vefilmung der Geschichte verkauft hat.

Überraschend waren die Erzählungen von Armin Mueller-Stahl zum Verhalten von Dean Reed während der Biermann-Ausbürgerung 1976...

Ich wusste von den Kontakten nur vom Hörensagen. In diesem Fall hatte ich Glück. Nachdem briefliche Kontaktversuche zu Armin Mueller-Stahl im Sande verlaufen waren, rief ich ihn zufällig an seinem Geburtstag an. Wir kamen schnell ins Plaudern. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das Schicksal von Dean Reed bewegt.

Als Zeuge für Reeds Instrumentalisierung in der DDR haben Sie dann Egon Krenz gewählt?

Er war zunächst skeptisch, weil er zu oft von den Medien vorgeführt wurde, die ihn meist als Ewiggestrigen charakterisieren. Er ist aber so ehrlich, offen zu bestätigen: Die Regierung der DDR hat Dean Reed geführt und benutzt. Er formuliert es so, dass es ein gegenseitiges Geben und Nehmen war.

Führte das zur Krise in Dean Reeds Leben?

Reed hat erkannt, in welcher Sackgasse er steckt, was zu erheblichen Zweifeln führte. Aufgrund seines politischen Engagements konnte er nicht zurück in seine Heimat. Den Sozialismus in der DDR, in dem er so privilegiert lebte, konnte er so nicht mehr akzeptieren. So hat er in den 70ern erklärt, dass Reisebeschränkungen nicht so schwerwiegend seien, wenn die Grundbedürfnisse Ernährung und Kleidung befriedigt sind. Als er, der immer reisen konnte, dann mit dem Schicksal eines Menschen konfrontiert wurde, der für den Wunsch nach Hamburg zu reisen im Gefängins landete, fühlte er sich hilflos und zerrissen.

Welches Bild nehmen Sie von ihm mit?

Ich konnte hinter die Fassade blicken und die weiche Schicht freilegen. Er war ein ehrlicher und authentischer Mensch, dessen politisches Engagement von Herzen kam. Doch er war eben auch naiv genug, um sich ausnutzen zu lassen, auch weil er sehr versessen war auf Anerkennung und Bestätigung. Aber er war ein sehr herzlicher und offener Mensch, der mit seinen Fans eng verbunden war.

We would formally like to point out that the articles, reports and contributions are presented independently of their truth content. They do not reflect the opinions of the Dean Reed Website team (see detailed declaration).

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir alle Artikel unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt präsentieren. Sie spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Dean-Reed-Websiteteams wider (siehe auch die einleitende Erklärung).

Recalcamos expresamente que presentamos los artículos independientemente de su veracidad. No en todos los casos reflejan la opinión del equipo de esta página WEB (léanse las líneas aclaratorias principales).

zurück/back

www.DeanReed.de
Fehler, Hinweise etc. bitte an Webmaster@DeanReed.de
Letzte Änderung: 2007-08-27