melodie und rhythmus 07/1981 |
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Dean ReedEndlich wieder darf er einmal Cowboy sein. Zwar hat der in Colorados Hauptstadt Denver geborene Lehrerssohn nie als echter "Kuhjunge" - wie die sehr zutreffende, weil entromantisierende Übersetzung des Wortes Cowboy lautet - gearbeitet, doch alles, was zu diesem Beruf gehört, ist für ihn ein Stück bewahrenswerte US-amerikanische Tradition. In dem bergigen Bundesstaad der Vereinigten Staaten, diesem Bilderbuchland des klassischen Wilden Westens, ist es für einen Schuljungen auch heute noch Ehrensache, reiten und mit Pferden umgehen zu können. Und so hatte sich auch Dean Reed schon als Elfjähriger mit allerlei Freizeitjobs das Geld für ein eigenes Pferd verdient. Nach einem Jahr Rasenmähen, Schneeschippen und anderen einträglichen Dienstleistungen wie dem Verkauf von Weihnachtsbäumen hatte er die 150 Dollar zusammen und ritt bald wie der Teufel. Das nutzte er in den Sommerferien, ebenso betuchten wie dickbäuchigen Touristen aus den Steinwüsten von New York und Chicago das Reiten beizubringen. Doch auf den eigens dafür eingerichteten Ranchs brillierte der junge Mann nicht nur als Reitlehrer, sondern wahrte die Cowboytraditionen auch auf andere Weise. Wenn abends die Lagerfeuer aufflackerten, sang er zur Gitarre die alten Lieder der Viehhirten. Damals allerdings war das für ihn alles nur ein Hobby, das um so attraktiver war, als es dem angehenden Meteorologiestudenten Gelegenheit gab, sein nicht eben üppiges Taschengeld aufzubessern. Sein Lebensweg hat Dean Reed durch viele Länder geführt, und der war aufregend genug. Schon als sein Name noch an der Spitze südamerikanischer Hitparaden stand, geriet er wegen Kritik an der Vietnampolitik seines Heimatlandes und seines Engagements für die antiimperialistische Solidarität in Konflikt zu den Bossen. Bald war der Name Reed auch auf den schwarzen Listen des kapitalistischen Show-Business zu finden. In diesen Jahren, in denen der engagierte US-Amerikaner zum politisch bewussten Menschen und zum weltweit bekannten Sänger der Solidarität wurde, war wenig Zeit, seinen Jugendträumen nachzuhängen. Es spricht für die DEFA, die Filmgesellschaft seiner sozialistischen Wahlheimat, dass er nun endlich auch im Film das sein kann, was er auf der Bühne schon so oft gewesen ist: ein singender und zu komödiantischen Späßen aufgelegter Künstler. Die erste Westernkomödie der DDR macht's möglich: "Sing, Cowboy, sing". "Susan" übrigens heißt ein unterdes schon populär gewordenes und auf einer AMIGA-Single veröffentlichtes Lied aus Dean Reeds neuem Film, das, wie er selbst sagt, sein erster ausgesprochener Schlager seit Jahren ist. Dieses Lied wird mit Sicherheit auch zu den Glanzlichtern der Show zählen, die unter dem Titel "Sing, Dean, sing" in der letzten Augustwoche dieses Jahres über die Bühne des Palastes der Republik geht. In diesem unterhaltsamen Spektakel mit viel Rock und Pop werden auch Phil Everly aus den USA, Dagmar Frederic, Elke Gierth sowie Josef Laufer und seine Gruppe mitwirken. Volkstümliche Musik aus seinem Heimatland wird Dean Reed schließlich auch auf einer neuen LP präsentieren, die er im kommenden September in den Prager Supraphon-Studios produziert und auf der ausschließlich Titel der Country- und Western-Musik zu hören sein werden.
Hans-Dieter Bräuer
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www.DeanReed.de
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