Leipziger Volkszeitung 17.02.2007 |
||||
Zerrissener Kämpfer: Dean ReedLeopold Grün ist bester Laune. Der 1968 in Dresden geborene Regisseur steht im Rodina am Tresen, im neuen Club von Russen-DJ Wladimir Kaminer. Es ist die offizielle Berlinale-Party für seinen Dokumentarfilm über Dean Reed, "Der rote Elvis". Das Publikum war begeistert, dabei auch Maren Zeidler, eine unbekannte Geliebte Reeds. Erst 1993 hat Leopold Grün seine Liebe zum Film entdeckt. Nach Fach-Abitur am Institut für Lehrerbildung in Nossen, Arbeit an einer Dresdner Grundschule, Sozialpädagogik-Studium in München dreht er sein Erstlingswerk über Stadtteilentwicklung in München-Schwabing und Dresden-Neustadt. Durch Zufall, in einem Biergarten-Gespräch, stößt er auf Reed, das Thema lässt ihn nicht mehr los, "Der rote Elvis" nimmt Gestalt an. Das gleichnamige Buch von Stefan Ernsting erscheint bereits 2004, doch die unklare Finanzierung zieht das Filmprojekt in die Länge. Auch die Suche nach verschollenen Originalaufnahmen kostet Zeit. Der Großteil von Reeds Familie steht wegen der Exklusivverträge mit Tom Hanks ("Comrade Rockstar") nicht zur Verfügung. Auch Gojko Mitic wollte zu seinem Kollegen kein Wort sagen. "Der rote Elvis" hat nicht den Anspruch einer vollständigen Biographie, sondern geht auf Spurensuche nach Motiven und Menschen. Im Vordergrund stehen Reeds politisches Engagement, seine widersprüchliche Persönlichkeit. Aus Gesprächen mit Zeitzeugen, Konzerten und privaten Aufnahmen entsteht ein atmosphärisch dichtes Porträt des wohl berühmtesten sozialistischen Cowboys. Während Reed in einer US-Radiosendung als Vaterlandsverräter angefeindet wird, schätzen die Südamerikaner, etwa Isabel Allende, den politisch Engagierten, weil er die Politik seiner Regierung so entschlossen kritisierte. Die Zeitzeugen aus der DDR äußern sich wesentlich nachdenklicher. Armin Mueller-Stahl, Egon Krenz, Wiebke Reed, Maria Moese, Celino Bleiweiß oder Günter Reisch zeichnen ein vielschichtiges Bild des rastlosen Kämpfers, für den Politik eine Herzenssache war; eines strahlenden Entertainers, der an Depressionen litt. Wer eine Heldengeschichte oder Verschwörungstheorien erwartet, wird enttäuscht. Der Film schließt mit dem Bild der am Seeufer liegenden Leiche des nur 47 Jahre alt gewordenen Dean Reed, ein Foto aus den Stasi-Akten. Martin Bialluch "Der rote Elvis": ab August im Kino |
||||
|
||||
www.DeanReed.de
|