Rezension
Stefan Ernsting:
Der rote Elvis - Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR
Es gibt nur wenige Gründe für eine Buchbesprechung im PANEL. Ein Grund ist natürlich,
wenn der Inhalt irgendwas mit dem Medium Comic zu tun hat. Der zweite Grund kommt sehr viel seltener vor,
ist dafür aber umso erfreulicher: Ein Mitglied der PANEL-Crew hat ein Buch geschrieben. In diesem Fall
ist es der Kollege Stefan Ernsting, auch als StErn bekannt, der für's PANEL seit Jahren arbeitet.
Seine bissig-analytischen Texte sind immer erfrischend und haben dem Heft oft den letzten Schliff gegeben.
Nun ist also der Band
"Der rote Elvis"
beim Kiepenheuer Verlag erschienen, in dem sich StErn mit dem
kuriosen Leben des Amerikaners Dean Reed beschäftigt.
Dean Reed wurde 1938 in
Denver
(Colorado) geboren. Der gut aussehende Amerikaner verdiente sein Geld mit
Singen und der
Schauspielerei.
Er war zwar kein echter Kommunist, aber allemal ein sozialer
Rebell.
Seit Ende der 60er wurde er mehrmals wegen anti-amerikanischer Äußerungen gegen den
Vietnamkrieg verhaftet. Reed war eine politische Aktion immer wichtiger als eine neue Platte. 1972
lässt er sich in der DDR nieder, die ihn natürlich gerne aus propagandatechnischen Gründen
aufnimmt, und avanciert dort recht schnell zum Star - wie auch in der Sowjetunion und den restlichen
Ostblockstaaten, galt er doch als Urbild des "American way of life", als der gute Amerikaner. Zumindest
konnte er im Ostblock einen Hauch von Glamour und weiter Welt vermitteln. Es folgen Engagements in
diversen
DEFA-Produktionen und
TV-Shows
und natürlich zahlreiche Auftritte auf politischen Festivals in ganz Osteuropa. Für den Ami
war Reed natürlich längst zu einem Deserteur geworden. Reed war befreundet mit
Salvador Allende,
Victor Jara,
Yul Brynner,
Manfred Krug,
Egon Krenz oder
Anita Ekberg.
Er setzte sich für die 3. Welt ein und hasste alle Art von Ungerechtigkeit. 1981 heiratet er die
Schauspielerin Renate Blume.
1986 ertrinkt Reed im Zeuthener See bei Berlin. Ob Unfall oder Selbstmord, konnte nie richtig geklärt
werden. Auf jeden Fall liegt dort einiges im Argen und wer will, kann sich hier eine wilde Geschichte mit
Stasi, KGB und CIA zusammen basteln.
Stefan Ernsting versucht, Reeds widersprüchliches Leben zwischen ostdeutscher Popkultur und Propaganda
nachzuzeichnen, ohne ihn als Legende auferstehen zu lassen. Verschwörungstheorien, Vorurteilen und Mythen
wird hier kein Raum gegeben. Sein Buch über den "roten Elvis" ist interessant, informativ und spannend
zu lesen. Somit bietet Ernsting die erste ernstzunehmende Biografie über den umtriebigen Amerikaner an.
Abgerundet wird der durchweg positive Eindruck übrigens durch eine äußerst umfassende Disko-
und Filmographie und natürlich zahlreiche Photos.
AK
Stefan Ernsting:
Der rote Elvis - Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR
gebunden, 314 Seiten, € 22,50,
Gustav Kiepenheuer Verlag, ISBN 3-378-01073-8
Dieser Beitrag erschien als erstes in PANEL Nr. 25.
Mehr über das Buch und Stefan Ernsting: www.popmoderne.de
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