Club Passage Programmkino Nov./Dez. 2004

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DEFA-Literaturverfilmungen

Im Jahre 1788 erblickte in Ratibor Joseph Freiherr von Eichendorff das Licht der Welt, der sich im weiteren Verlauf als Leutnant des Lützowschen Freikorps, als preußischer Staatsbeamter, vor allem anderen aber als bedeutendster volkstümlicher Lyriker der deutschen Romantik einen Namen machen sollte. Zu seinem Werk gehört auch eine Novelle mit dem Titel "Aus dem Leben eines Taugenichts", welche die Geschichte eines armen Müllerburschen erzählt, der auf der Suche nach seinem Glück die Lande durchstreift. Für den Film adaptiert wurde die Novelle 1972 von DEFA-Regisseur Celino Bleiweiß, in der Hauptrolle sah man - ungewöhnlich, aber wahr - einen US-Amerikaner: Dean Reed. Der 1938 in Denver/Colorado geborene Rock'n'Roll- und Country-Sänger war in den 60ern einer der angesagtesten Stars Nord- und Südamerikas. Er begann sich bald politisch zu engagieren: Er protestierte gegen Atomtests und den Vietnamkrieg, auch setzte er sich in Chile für die Unidad Popular ein. Die Mittel für seine Aktionen finanzierte der "Rote Elvis" mit dem Erlös seiner Platten und mit Abenteuerfilmen, an denen er in Italien mitwirkte.

Und als Dean Reed 1972 seinen Wohnsitz ausgerechnet in der DDR nahm, sorgte das bei Partei- und Staatsführung und deren Kulturpolitikern für ein mittleres Erdbeben. So schlecht konnte die DDR ja doch nicht sein, wenn einer der US-Superstars ausgerechnet hier und sonst nirgends zu leben wünschte. Der Sänger und Schauspieler wurde alsbald zu aller Nutz und Frommen in sämtlichen Bereichen der sozialistischen Unterhaltungskunst eingesetzt - natürlich auch beim Film. Hoch gelobt sein Part in der Jack-London-Verfilmung "Kit & Co.", in welcher sich die erste Garnitur der DDR-Schauspieler ein amüsantes Stelldichein gab; für "Aus dem Leben eines Taugenichts" war Reed indessen wohl nicht die glücklichste Besetzung. 1978 inszenierte er für das Fernsehen "El Cantor", eine Hommage an den in Chile ermordeten Liedermacher Victor Jara, dessen Hauptrolle er zugleich übernahm.

Der Rebell, der in der DDR mangels Gegner keiner mehr sein konnte, kam 1986 - kurz vor Beginn der Dreharbeiten zu einem geplanten Film über den Indianeraufstand bei Wounded Knee - unter mysteriösen Umständen ums Leben. Ob ein von und mit Hollywood-Star Tom Hanks geplanter Film über das Leben Reeds weitere Erkenntnisse bringen wird, bleibt abzuwarten. Da Hanks, der sich inzwischen mit Egon Krenz sowie mit Renate Blume, der Witwe Dean Reeds, getroffen hat, inzwischen erklärte, er wolle jedes Klischee über Reed und die DDR vermeiden, darf man höchst gespannt sein, wie die DDR à la Hanks denn aussehen wird - und ob sie noch als solche zu erkennen sein wird...


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Letzte Änderung: 2007-02-06