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Discography/Diskografie/Discografia

Dean Reed aktuell

LP-Cover

Rezension

DDR Amiga 8 55 533/1977

Cover
Cover
Lable 1
Lable 2

Dean Reed aktuell

ist der Titel einer neuen AMIGA-Langspielplatte (Nr. 855 533), die dieser Tage in den Handel gekommen ist. Es handelt sich dabei um eine Übernahme von Supraphon/ČSSR.

Berliner Zeitung 27./28.08.1977

Mit "Dean Reed aktuell" kam 1977 eine neue LP in die Läden, die ein Jahr zuvor bereits bei Supraphon in der Tschechoslowakei erschienen war. Das Cover zierte eine schwarze Eiche mit dem Gesicht Dean Reeds in der Baumkrone. Die Platte versammelte alte und neue Hits, die mit großem Aufwand eingespielt worden waren. In einer Rezension der DDR-Musikzeitschrift "Melodie und Rhythmus" (Nr. 11, 1977) beschäftigte man sich ausführlicher mit den Titeln der Platte, die man als "von einer stark individuellen Haltung geprägt" einordnete: "In ihrer überschaubaren Liedhaftigkeit geben sie der zart-lyrischen wie kraftvoll akzentuierten Stimmführung des Sängers breiten Raum. Selbst die Arrangements (neben Vladimír Popelka sind noch Ladislav Staidl, Otakar Petrina und Bohuslav Ondrácek zu verzeichnen) ordnen sich dem unter; gerade aber durch die sparsame Anwendung instrumentaler Soli und Effekte wird die jedem Titel eigene Ausstrahlung noch unterstrichen."

Dean Reed beherrschte nur fünf Griffe auf der Gitarre, womit er den Punks immerhin zwei voraus hatte, aber sein schlichter Sound wurde durch die bombastische Produktion immer wieder an die Wand gedrückt. Oft genug hätte man ihm statt eines riesigen Orchesters einen Produzenten gewünscht, der ihn allein mit Mikrophon und Gitarre in ein Studio gesperrt hätte. Bei "Melodie und Rhythmus" sah man die Sache anders. Man wollte Dean Reed nicht einfach als "Protestsänger abstempeln", und dieser stimmte dem Journalisten zu: "Ich sage immer, dass ich kein Protestsänger bin, denn ich singe in meinen Liedern von der Liebe zu den Arbeitern, zu den unterdrückten Indianern und von der Liebe zu den Kindern. Ich singe meine Lieder für den Frieden der Welt." Solche Äußerungen fand auch der Journalist von "Melodie und Rhythmus" sonderbar: "Dass sich Dean Reed zu solchen oder ähnlichen Worten über sein Wirken immer wieder veranlasst sieht, mag verschiedene Ursachen haben: Die Abkehr von der amerikanischen Popmusik, deren manipulierte Scheinwelt er früh genug durchschaute, zum einen, das bewusste Hinwenden zu einer gerechten Sache, für die es sich lohnt zu leben und zu arbeiten, zum anderen. Leidenschaftliches Engagement und die Einheit zwischen Wort und Tat, wie sie seine Persönlichkeit heute charakterisieren, können mitunter zu Vorurteilen führen, das Bild einer umfangreichen künstlerischen Wirksamkeit nivellieren, ihn schließlich darin zu einem reinen Protestsänger Der rote Elvis abstempeln." Mit "For Bobbie" von John Denver und neuen Songs wie "Hey Babe", "You", "Little Juana" und "Hey Little One" bediente sich Reed auf dieser Platte spanischer Gitarrenklänge und beschwor unbändige Wehmut. Auch mit "Compañeros" und "If You Go Away" von Jacques Brel und Rod McKuen setzte sich der Trend fort. Hätte Dean Reed sich der Wurzeln eines Victor Jara besonnen und die Entwicklung des amerikanischen Folksongs besser verarbeitet, wären seine Songs zeitloser und interessanter geraten.

Stefan Ernsting, "Der rote Elvis" (ebook) Fuego 2014

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Letzte Änderung: 2018-09-04