The director/Der Regisseur/El director de cine/Режиссер |
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Tell Zaatar |
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Ende 1977 traf Dean Reed bei seinem Besuch im Libanon auch Yasser Arafat wieder. Er versprach ihm, einen Film über den Kampf der Palästinenser zu drehen. Das Drehbuch hatte den Titel "Tell Zaatar". Die Dreharbeiten sollten 1978 stattfinden. Doch wurde der Film, auf Weisung des ZK der SED, von der DEFA abgelehnt. "Eine meiner letzten Reisen führte mich in den Libanon. Hier ist ein Name um die ganze Welt gegangen - Tall Zaatar, jenes leidgeprüfte Dorf im Süden des Landes, das einem barbarischen Luftüberfall der Israelis zum Opfer fiel. Zwölfjährige Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO waren es, die unter Einsatz ihres Lebens dieses Dorf verteidigten. Diesen Kindern fühle ich mich wegen ihrer mutigen Haltung so verbunden, daß ich beschlossen habe, über sie einen Film zu machen." Dean Reed im Interview mit der Jugendzeitschrift FRÖSI 1978 Im Frührjahr 1978 übergab der Schauspieler und Sänger Dean Reed ein Filmszenarium an die Defa. Sein Thema: die Liquidierung eines palästinensischen Flüchtlingslagers im Südlibanon, eine Leidensgeschichte mit viel Blut und noch mehr Sentiment. Kurz zuvor war er selbst am Ort des Geschehens gewesen, hatte vor den Feddajin "We Shall Overcome" gesungen und sich "Aj Abu Shalom" nennen lassen: unser Bruder, Vater des Friedens. Nun schwebte ihm ein Kinopamphlet vor, unter Mitverantwortung der PLO. Gleichzeitig mit der Post an die Defa hatte er ein Exemplar des Szenariums auch an Yasser Arafat geschickt. Der Defa-Generaldirektor Hans Dieter Mäde konsultierte schleunigst zwei Mitglieder des Politbüros, Kurt Hager und Hermann Axen: "Gerade auf diesem Feld möchten wir keine Fehler machen." Weil niemandem das Projekt so recht geheuer war, verschwand es alsbald in den Akten. Ralf Schenk in der Berliner Zeitung am 22.09.2003 |
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Arafat, der gewiss wenig Sympathie für die USA empfindet, betrachtete Dean als seinen Freund und Verbündeten. Einen Verbündeten, dessen Möglichkeiten er überschätzte. Er bat Dean, einen Film über den Kampf der Palästinenser zu machen und sicherte seine politische und finanzielle Unterstützung für ein solches Projekt zu. Dean versprach ihm den Film. In die DDR zurückgekehrt, verfasste er neben einem Bericht für die Illustrierte "NBI" in kürzester Frist ein Drehbuch mit dem Titel "Tell Zaatar" - der Name eines der palästinensischen Flüchtlingslager. Nach einem Gespräch mit dem Chefideologen im Politbüro der SED, Kurt Hager, übergab er das Buch dem DEFA-Direktor Hans Dieter Mäde und schickte Arafat eine Kopie. Nach seinen Vorstellungen sollte der Film von einem italienischen Produzenten mit einer internationalen Besetzung, dem Drehstab und den technischen Mitteln der DEFA noch im Herbst 1978 realisiert werden. "Doch die komplizierte Situation im Libanon hat es unmöglich gemacht, dass der Film wie vorgesehen an den Originalschauplätzen gedreht werden konnte", heißt es dazu lapidar in Reeds DDR-Biografie. Daran hatte Reed in Wahrheit nie gedacht. Die Bauchschmerzen der DEFA-Verantwortlichen waren eher grundsätzlicher Natur, wie aus einem Brief Mädes an Kurt Hager vom Juni 1978 deutlich hervorgeht:
"Ausgehend von seinem Besuch bei der PLO am Ende des vergangenen Jahres hat
Dean Reed die Geschichte der Liquidierung des Flüchtlingslagers Tell
Zaatar darzustellen versucht.
Hermann Axen, ZK-Sekretär für internationale Beziehungen, dürfte sich wie alle anderen Beteiligten dieser "vertraulichen" Angelegenheit gegen Reeds Projekt ausgesprochen haben. Die Qualität des Drehbuchs wird dabei die geringste Rolle gespielt haben. Auf dem glatten internationalen Parkett einen Fehler zu machen, wog hundertmal schwerer als ein schlechter Film mehr im Repertoire. Dem DEFA-Generaldirektor, der Reed bereits während der Internationalen Filmfestspiele in Karlovy Vary über die Schwierigkeiten des Projektes informiert hatte, blieb die Formulierung der endgültigen Ablehnung überlassen: "Ich habe versprochen zu schreiben, wenn sich neue Gesichtspunkte ergeben. Inzwischen haben sich Sorgen, über die ich in Karlovy Vary gesprochen habe, verstärkt und ich bin zu der Meinung gekommen, dass wir den Film nicht machen sollten. Die Gründe sind in einem Brief nicht zu beschreiben. Wir werden nach Deiner Rückkehr ausführlich darüber sprechen. Aber ich wollte, dass Du weißt, wie die Dinge liegen. Bei dieser Begegnung nach Deiner Rückkehr werden wir auch über andere Projekte, die Du im Auge hast, konstruktiv weiter beraten." Reed mag sich von diesem Versprechen einer konstruktiven Beratung etwas erhofft haben; in Wahrheit handelte es sich um eine kaum kaschierte Absage. Tatsächlich drehte er erst drei Jahre später wieder einen Film bei der DEFA. Jan Eik in Besondere Vorkommnisse |
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www.DeanReed.de
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