Beliebte Töne zum SingewettstreitSei mutig zu dir selbst... |
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FRÖSI 4/1978 (Jugendzeitschrift) Frösi: Dean, man sagt dir beim Laufen eine Marathonausdauer nach. So hast du in früheren Jahren einmal eine Wette gegen ein besessenes Maultier gewonnen. Könntest du diesen Spaß wiederholen und uns verraten, wie du ein Pferd zum singen bringen würdest? Dean Reed: Ich habe schon vieles gemacht, unter anderem auch diesen Marathonlauf über 110 Meilen. Das sind etwa 180 Kilometer. Mit 21 Jahren lief ich diese Strecke gegen einen gewissen William Smith. Der Unterschied zwischen mir und meinem Gegner bestand nur darin, daß Smith auf einem Maultier ritt und ich neben ihm meine Füße gebrauchte. Auf den letzten Metern war das Maultier vorn, doch ich schaffte es noch, dem Grautier die Fersen zu zeigen. Drei Minuten vor ihm war ich im Ziel. Ich habe nicht mehr gehört, wie es seinem Reiter die Ohren voll gesungen hat . Frösi: Die Wette hast du überzeugend gewonnen, doch bei deinen Auftritten singst du doch gar nicht richtig mit. Schummelst du hier nicht ein bißchen, wo wir doch wissen, daß in deinen Filmen alles ohne Netz und doppelten Boden abläuft? Das kannst du an jedem einzelnen Fleck beweisen. Dean Reed: Weißt du, es ist schade, daß du meine blauen Flecken auf meiner Stimme nicht sehen kannst. Ich singe mit dem Payback, nur etwas leiser. Dabei habe ich mich schon oft geärgert, daß ich gegen mich selbst singen muß. Das kostet manchmal ebensoviel Anstrengung, wie sicher auf ein galoppierendes Pferd zu springen. Schließlich möchte man ja nicht aus der Rolle fallen. Frösi: Nimmt es dir überhaupt jemand übel, wenn du einmal nicht den richtigen Ton triffst? Dean Reed: Bei Außenaufnahmen zu meinem Chile-Film "El Cantor", der meinem von der chilenischen Militärjunta ermordeten Freund und Sänger Viktor Jara gewidmet ist, habe ich die Kinder vor den Junta-Schergen in Sicherheit zu bringen. Dazu benutzen wir ein Auto. Es ist eine dramatische Szene, die mit Rücksicht auf die Kinder doch mit sehr viel Behutsamkeit gedreht wurde. Ich hatte mir diese unmenschliche Jagd anders vorgestellt und je verwegener ich fuhr, desto begeisteter reagierten die Kinder. Der Produktionsleiter raufte sich die Haare und schwieg. Frösi: Das heißt, du gehst in jedem Fall aufs Ganze. Fühlst du dich in solchen Situationen besonders mutig ? Dean Reed: Nichts verachte ich mehr, als feige zu sein. Angst hat jeder einmal. Doch in dem Moment, wo er sich diesem Gefühl stellt und es überwindet, wächst er über sich selbst hinaus. Eine meiner letzten Reisen führte mich in den Libanon. Hier ist ein Name um die ganze Welt gegangen - Tall Zaatar, jenes leidgeprüfte Dorf im Süden des Landes, das einem barbarischen Luftüberfall der Israelis zum Opfer fiel. Zwölfjährige Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO waren es, die unter Einsatz ihres Lebens dieses Dorf verteidigten. Diesen Kindern fühle ich mich wegen ihrer mutigen Haltung so verbunden, daß ich beschlossen habe, über sie einen Film zu machen. Frösi: Alle deine Lieder sind Ausdruck einer konsequenten politischen Haltung. Es fällt auf, daß du in vielen Liedern die Liebe besingst. Welche Liebe meinst du? Dean Reed: Ich singe von der Liebe zu den Kindern, zu meiner Tochter Natascha, von der Liebe zu den Millionen Menschen, die nichts lernen können, die Hunger haben und keinen Arzt aufsuchen können, wenn sie krank sind. Ich besinge die Menschen, die unentwegt dafür kämpfen, daß die Wahrheit über die Verbrechen des Imperialismus ans Tageslicht kommt. Das ist eine der Formen meiner Solidarität. Frösi: Du hast einen Hund, Dean, der auf den schönen Namen "Scharik" hört. Bist du mit ihm schon einmal über die Tonleiter gelaufen? Dean Reed: Wenn du mich so fragst, muß ich überlegen, ob ich überhaupt schon einmal auf einer gestanden habe. Frösi: Welche Frage wurde dir überhaupt noch nie gestellt? Dean Reed: Wie alt bist du, Dean? Frösi: Wir antworten für dich: 39 Jahre. Dean Reed: Ich danke dir für diese Auskunft. |
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(Das Gespräch führte Ralf Kegel) |
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www.DeanReed.de
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