mdr Barbarossa 14.08.2007

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"Der Rote Elvis" - Über den Schauspieler Dean Reed

Dean Reed war Schauspieler und Sänger, Weltverbesserer und Frauenschwarm. Der US-Amerikaner lebte in Südamerika und Europa, bereiste mit seiner Gitarre die ganze Welt, war mit Che Guevara und Salvador Allende befreundet. BARBAROSSA stellt den Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" vor, in dem Leopold Grün den Schauspieler porträtiert.

Anfang der 1970er Jahre zieht Dean Reed in die DDR, um eine Lehrerin aus Döbeln zu heiraten. Hier bleibt er ein Exot, eine Wanderer zwischen den Welten in den Zeiten des Kalten Krieges. Leopold Grüns Portrait des faszinierenden Quertreibers Dean Reed läuft seit Anfang August in den Kinos. BARBAROSSA stellt den Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" vor und erinnert zugleich an eine Ausnahmeerscheinung der DDR-Popkultur.

Das Leben des Dean Reed

Dieser Amerikaner, dem die ganze Welt offensteht, hat sich entschieden, in der DDR zu leben, weil er sie für das bessere System hält... So oder so ähnlich werden es die DDR-Medien dargestellt haben, als Dean Reed 1972 in das sozialistische Land übersiedelte. Mit dem US-amerikanischen Sänger und Schauspieler ließ sich Staat machen - er füllte die Konzert- und Kinosäle und kritisierte gleichzeitig öffentlich das System seines Heimatlandes. Nicht nur Schauspielerkollege Armin Mueller-Stahl fragt sich damals: "Was will der hier in der DDR, in diesem kleinen Land, wen will der erreichen?"

Geboren in den USA

Dean Reed wird 1938 in Denver, Colorado, geboren und wächst auf einer Hühnerfarm auf. Mit zwölf Jahren beginnt er, Gitarre zu spielen. Nach der Highschool arbeitet Reed als "singender Cowboy" auf Touristen-Ranchs und tingelt nachts als Musiker durch die Clubs. Die Plattenfirma Capital Records bietet dem 20-jährigen Reed 1958 einen Plattenvertrag an, ein Jahr später wird seine erste Single "The Search" veröffentlicht, mit sehr mäßigem Erfolg. Zumindest in der Heimat.

Ein Star in Südamerika

Der eigentliche Durchbruch gelingt Dean Reed in Südamerika. In den argentinischen Musikcharts schießen seine ersten Singles sofort auf die vorderen Plätze. Bei einer Tour durch Südamerika 1961 wird Reed in Buenos Aires von zehntausenden, vornehmlich weiblichen Fans empfangen. Seine Ankunft in Santiago de Chile wird live im Radio übertragen. Reed füllt Fußballstadien mit Rock' n' Roll, Hüftschwung und Gitarrenballaden. Die Tournee wird ein Triumphzug. Noch im selben Jahr siedelt Reed nach Argentinien über. Er besingt drei Platten und tritt als Schauspieler in Film und Fernsehen auf. 1965 startet das argentinische Fernsehen sogar eine wöchentliche Dean-Reed-Show.

"Reed hat das Publikum mitgerissen. Tausende Frauen waren außer sich! Er konnte kaum die Straße betreten, die Polizei musste ihm einen Weg durch die Menge bahnen, weil die chilenischen Frauen nicht zu bremsen waren."
Coucho Fernandez
Chilenischer Musikproduzent

Lieder für Frieden und Gerechtigkeit

Die soziale Ungerechtigkeit, massive Armut und Unterdrückung der Menschen in Südamerika berühren Dean Reed. Er wird zu einem linksgerichteten, politischen Menschen, zu einem Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit. Seine Aktionen machen ihn noch populärer, verbünden ihn mit Che Guevara und Salvator Allende. Für den Staat aber wird er gefährlich. 1966 wird Reed wegen "prokommunistischer Aktivitäten" aus Argentinien ausgewiesen.

"Es war hier in Südamerika in Chile, wo ich zum ersten Mal die großen Ungerechtigkeiten sah, wo eine Minderheit alle Privilegien besitzt und alle Reichtümer in den Händen hält."
Dean Reed

Ein Cowboy im Roten Osten

Dean Reed war der erste Rocksänger und US-Amerikaner auf sowjetischen Bühnen. Bei einer Tour 1966 gibt er Konzerte in Moskau und Leningrad, begeistert die sowjetischen Teenager mit seinem Optimismus und westlichem Rock' n' Roll. Seine Platten verkaufen sich hier millionenfach. Er ist, wie schon in Südamerika, bekannter als Elvis Presley. Neben seinen, oft politischen, Konzerten in Südamerika, Europa und der Sowjetunion, spielt Reed Ende der 1960er in Filmen aus Italien, Spanien und Westdeutschland.

Der beliebteste US-Amerikaner der DDR

November 1971, Dokumentarfilmfestival im Leipziger Kino "Capitol". Mit klagender Stimme singt Dean Reed "Jericho" und reißt das DDR-Publikum mit. Vor allem eine, Wiebke Dorndeck, kann dem Charme des Sunnyboys nicht wiederstehen. Sie spricht ihn an, gemeinsam "flüchten" sie in Wiebkes Trabi von der Veranstaltung. Die Lehrerin aus Döbeln und der singende Friedenskämpfer aus den USA - die beiden verlieben sich und heiraten. 1972 zieht Reed in die DDR. Er nimmt Platten auf, spielt in DEFA-Produktionen. Gleichzeitig engagiert sich der bekennende Marxist für seine Ideale einer besseren und gerechteren Welt.

Der Abstieg eines Kämpfers

Als sein Freund Salvador Allende 1973 während des Militärputsches in Chile stirbt, wird Reed, der bis dahin für den friedlichen Kampf eintrat, radikaler. 1977 befürwortet er den bewaffneten Widerstand und verbündet sich mit der PLO und Jassir Arafat im Libanon. In den 1970ern erfährt er bei seinen teils spektakulären Aktionen noch weltweite Unterstützung, seine Konzerte und Filme füllen nach wie vor die Säle. Doch in den 1980ern beginnt der Stern des Dean Reed langsam zu verblassen. Sein Publikum ist älter geworden, seine Lieder aber sind die gleichen geblieben. In der DDR gerät er mit seiner Karriere zunehmend in eine Sackgasse. Auch privat kriselt es 1986 mit seiner mittlerweile dritten Frau, der Schauspielerin Renate Blume. Reed plant seine Rückkehr in die USA, nach Denver. Doch nach einem Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehsender CBS, in dem er sich nach wie vor zum Sozialismus bekennt, erntet er unzählige Hassbriefe aus der Heimat. Auch sein letztes Filmprojekt "Wounded Knee" über den Aufstand der Sioux-Indianer droht zu scheitern. Nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau verschwindet Dean Reed am Abend des 12. Juni 1986. Dean Reed war ein Entertainer und Weltverbesserer, der an so vielen Plätzen der Erde wohnte und arbeitete, aber nirgendwo zuhause schien. Mit 45 Jahren setzte er seinem rastlosen Leben voller Ideale ein Ende. Im Juni 1986 wurde der "einsame Cowboy" im Zeuthener See bei Berlin tot aufgefunden.

mdr.de/barbarossa

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Letzte Änderung: 2011-11-25