Weser Kurier Bremen 21.10.2004

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Der rote Elvis aus der DDR

Stefan Ernstings Buch ¨ber das erstaunliche Leben des amerikanischen Sängers Dean Reed

Von unserem Mitarbeiter Martin Bialluch

Berlin/Bremen. Manchmal stößt man in der Fremde auf die besten Geschichten. Es war ein Job als Online-Redakteur, der Stefan Ernsting 1999, in den Boomzeiten der New Economy, von Bremen nach Berlin-Kreuzberg lockte. Hier stieß Ernsting im Sommer 2001 in einer Kneipe im Prenzlauer Berg zufällig auf die Geschichte von Dean Reed, des sozialistischen Cowboys aus Colorado. Der Amerikaner lebte 14 Jahre in der DDR und wurde zum ersten Rockstar Osteuropas. Er bereiste mit seiner Gitarre 32 Länder, drehte zahlreiche Westernfilme und zählte Revolutionäre wie Salvatore Allende, Jassir Arafat und Fidel Castro zu seinen Freunden. Ernsting war schneller als Tom Hanks, der gegenwärtig an einem Spielfilm über Reed schillerndes Leben arbeitet.

Stefan Ernsting, der 34-jährige Sohn des Bremer Karikaturisten Volker Ernsting, ist nicht nur seit 15 Jahren als Herausgeber des Comicmagazin Panel, sondern auch als Tourmanager und Autor tätig. Dieser Tage erscheint nun mit "Der rote Elvis - Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR" (Gustav-Kiepenheuer-Verlag) sein erstes Buch.

Mit dieser Biographie stellt Stefan Ernsting sein Gespür für ungewöhnliche Themen unter Beweis. Denn trotz seiner faszinierenden Lebensgeschichte ist Dean Reed in Westeuropa nahezu unbekannt. In seinem Buch zeichnet Ernsting akribisch den Lebensweg des am 22. September 1938 auf einer Farm bei Denver, Colorado, geborenen Musikers nach. Reed absolvierte zunächst eine Cowboy-Ausbildung auf einer Touristen-Ranch und tingelte bis Ende der fünfziger Jahre als Country-und-Rock-'n'-Roll-Musiker durch die Region.

Auf dem US-Markt bleibt ihm der große Durchbruch versagt, aber in Südamerika verdrängt er sogar Elvis von der Spitze der Charts. Durch seine ausgedehnten Südamerika-Tourneen verändert sich der naive Junge vom Lande. Er ist von der Armut und dem amerikanischen Großmachtsgebahren dort schockiert. Politisches Engagement für die Armen und Unterdrückten wird für ihn fortan zu einer Herzensangelegenheit. Es folgten viele ereignisreiche Jahre in Südamerika, in denen er sich mit seinen politischen Äußerungen bei der Bevölkerung ebenso beliebt wie bei den Herrschenden unbeliebt macht. 1972 lässt sich Reed schließlich in der DDR nieder, der Liebe wegen.

Er avancierte nicht nur zum Teenieschwarm, auch die Propaganda war von dem etwas verrückten Amerikaner begeistert. Er genoss viele Privilegien, geradezu Narrenfreiheit und zeigte vielleicht gerade deshalb wenig Bewusstsein für die alltäglichen Probleme in der DDR. Er selbst ließ sich allerdings keine Vorschriften machen. Reed spielte auch verbotene Lieder, und obwohl er bekennender Sozialist war, wurde er nie Parteimitglied. Das Ministerium für Staatssicherheit bescheinigte ihm einen eigensinnigen Charakter, denn er behielt sich vor, selber zu bestimmen, worüber er berichten wollte. Seit August 1977 gab Reed der Stasi Auskunft über seine Kontakte zur amerikanischen Botschaft in Berlin.

In den achtziger Jahren begann Reeds Erfolg in der DDR zu verblassen. Er fühlte sich künstlerisch nicht ernst genommen. Seine Ex-Frau setzte ihm zu. Am 17. Juni 1986 wird Reed im Zeuthener See südlich von Berlin tot aufgefunden. Ein tragischer Unglücksfall sagen die Behörden. Sein damals unter Verschluss gehaltener Abschiedsbrief deutet jedoch auf Selbstmord hin.

Dennoch bleiben Ernsting zufolge Ungereimtheiten: Reed hätte wenige Tage nach seinem Tod mit den Dreharbeiten seines wichtigsten Projektes, dem Film "Blutiges Herz", beginnen sollte. Auch dauerte es fünf lange Tage, bis seine Leiche in dem viel besuchten Ausflugsgebiet gefunden wurde.

Auch wenn die Arbeiten an dem Buch abgeschlossen sind, hat Stefan Ernsting genug zu tun. Er ist an einem Dokumentarfilm über Reeds Leben von Leopold Grün, der voraussichtlich Ende 2005 in die Kinos kommt, beteiligt. Außerdem ist er dabei, "The Stranded", sein erstes, bisher unveröffentliches Buch über das Deutschland der Nachwendezeit, zu überarbeiten und sitzt auch schon an neuen Themen - welche das sind, will der Autor noch nicht verraten.

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Letzte Änderung: 2007-05-24