Sächsisches Tageblatt 1972

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10 Fragen an Dean Reed

Im Schatten der Bäume des hinter Schloss Rammenau gelegenen Parks gewährte uns der amerikanische Schauspieler und Sänger, der von der Mehrzahl unseres Fernsehpublikums spätestens seit dem letzten "Kessel Buntes" verehrte, gern gesehene und gehörte Dean Reed ein Interview. Sein jungenhaftes, herzliches Lachen gewinnt ihm die Herzen im Sturm. Seine stete Freundlichkeit und unermüdliche Aufmerksamkeit, selbst den Kindern gegenüber, die ihn während des Gesprächs fortwährend um Autogramme baten, lassen die Sympathie für ihn zu echter Verbundenheit werden.

1.

ST: Herr Reed, bitte nennen Sie uns kurz ein paar Stationen Ihres bisherigen Lebens.

Dean Reed: Ich bin im Westen der Vereinigten Staaten, in Colorado, geboren worden und aufgewachsen als Cowboy. Zwei Jahre lang habe ich an der Universität von Colorado Meteorologie studiert, um dann wiederum zwei Jahre nach Hollywood zu gehen und Schauspielunterricht zu nehmen. Dann kam meine Schallplatte "Sommerromance" heraus und wurde zum größten Hit von Lateinamerika. In Südamerika habe ich vier Jahre gelebt. Ich musste feststellen, welche Ungerechtigkeit dort herrscht und habe mir geschworen, als Künstler diese Welt verändern zu helfen. Die letzten fünf, sechs Jahre habe ich in fast allen Ländern Europas gelebt. In zwölf Filmen habe ich die Hauptrolle gespielt und auf drei Konzertreisen z.B. die Sowjetunion kennengelernt. In der Zwischenzeit bin ich auch mehrmals wieder in Lateinamerika gewesen. Ich werde immer dahin zurückkehren, um den unterdrückten Menschen beim Kampf für ihre Befreiung zu helfen.

2.

ST: Sie sind Mitglied des Weltfriedensrates. Wann wurden Sie es und welchen politischen Organisationen gehören Sie in Ihrer Heimat an?

Dean Reed: 1965 wurde ich vom Weltfriedenskongress nach Helsinki eingeladen. Ich habe dort die argentinischen Künstler vertreten. 1971 wurde ich in die Kulturkommission des Weltfriedensrates berufen. Ich bin kein Mitglied irgendeiner politischen Organisation, aber ich arbeite für viele progessive Gruppen in der ganzen Welt.

3.

ST: Wie, meinen Sie, könnte der Krieg der USA in Vietnam endlich beendet werden?

Dean Reed: Der einzig mögliche Weg ist, dass die amerikanische Regierung ihre unrechtmäßige, unmoralische Aggression beendet. Den wichtigsten Punkt dabei dürfen wir nicht außer acht lassen: Die Aggression der Amerikaner hat zugenommen, obwohl jetzt weniger Soldaten in Vietnam sind. Der Krieg ist noch unmenschlicher geworden. Nicht nur jeder Künstler,   j e d e r  M e n s c h   muss seine Stimme dagegen erheben. Meine persönliche Meinung ist, dass McGovern, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, sollte er die Wahlen gewinnen, die Beendigung des Krieges sehr beschleunigen würde. Aber natürlich dient auch er dem kapitalistischen System. Es ist etwa wie die Wahl zwischen Pepsi-Cola und Coca-Cola, aber wir müssen immer den fortschrittlicheren Kandidaten wählen.

4.

ST: Auf wessen Einladung besuchten Sie zum ersten Mal die DDR? Werden Sie wiederkommen?

Dean Reed: 1971 war ich Gast der Dokumentar- und Kurzfilmwoche in Leipzig. Ich hatte einen Film aus Chile mitgebracht und natürlich den Weltfriedensrat vertreten. Ganz bestimmt werde ich während der Weltfestspiele wieder in der DDR sein. Auch möchte ich meinen "Bruder", den Regisseur Celino Bleiweiß, wiedersehen. Das Zusammensein mit ihm geht weit über die Filmarbeit hinaus.

5.

ST: Warum wirken Sie an dem Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" mit?

Dean Reed: Einer der wichtigsten Gründe ist, dass ich einmal an die menschlichen Qualitäten des Regisseurs glaube und zum anderen überzeugt bin, dass unser Film der menschlichen Würde dient.

6.

ST: Was halten Sie von unseren Menschen?

Dean Reed: Dazu muss ich sagen, dass mir etwas Absonderliches passiert ist: Ich habe bisher in vielen Ländern gearbeitet. Und da ich ein Mensch von Prinzipien bin, habe ich viele Freunde, jedoch auch viele Feinde. Aber noch niemals habe ich ein solches Team gefunden, bei dem jeder Mensch, egal, womit er tätig ist, gleich viel wert ist wie bei der DEFA.

7.

ST: Hatten Sie ein besonderes, vielleicht ein lustiges Erlebnis bei uns?

Dean Reed: Beim Reiten habe ich mir komischerweise viele blaue Flecken geholt. Bei uns zu Hause reitet man aufrecht im Sattel sitzend. Hier im Film muss ich bäuchlings auf dem Pferderücken liegen. Ich muss so tun, als könne ich nicht reiten und mich irgendwie auf dem Pferd halten - das ist die Schwierigkeit.

8.

ST: Im Fernsehen sprachen Sie davon, dass Sie Ihre Mutter ebenfalls in der DDR erwarten. Begleitet sie Sie oft auf Ihren Reisen?

Dean Reed: Bisher war meine Mutter nur einmal mit, in der Sowjetunion. Zur Zeit nimmt sie an einem Friedensseminar in Helsinki teil und wird von da aus mich und Ihr Land besuchen.

9.

ST: Schreiben Sie Ihre Lieder selbst, und was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Dean Reed: Ja, ich schreibe selbst den Text und die Musik für viele meiner Platten.

Nach diesem Film werde ich in der Sowjetunion Konzerte geben und anschließend drei Monate in die USA und danach nach Chile gehen. Wenn in Argentinien die Wahlen positiv verlaufen, bleibe ich einige Zeit dort. Und dann ist ein weiterer Film in Italien geplant.

10.

ST: Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wofür interessieren Sie sich?

Dean Reed: Ich habe wenig Freizeit. Meine Arbeitszeit, ja, mein ganzes Leben benutze ich, meine Weltanschauung in die Tat umzusetzen. Das Leben hat nur dann einen Wert, wenn man es für den Kampf gegen Unterdrückung nutzt und für den Weltfrieden eintritt.

ST: Vielen Dank, Herr Reed. Wir freuen uns, auch im Namen unserer Leser, über dieses Interview.

Das Gespräch führte Genia B...

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Letzte Änderung: 2007-03-30