Potzdam.de 07.02.2007

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Nur die Besten sterben jung

Panorama-Dokumente

Von Astrid Mathis

Der rote Elvis

Dean Reed - wer war das gleich noch mal? Ach ja, dunkel erinnere ich mich an meine DDR-Vergangenheit. Da gab es diesen Amerikaner, der die DDR so toll fand, dass er hierherzog, um im Kessel Buntes aufzutreten und unseren Glauben an den Sozialismus zu stärken. Der Regisseur der Dokumentation Leopold Grün sagt keinem was. Nicht mal Knut Elstermann kennt ihn. Nur eines weiß der ganz sicher: den Film über Tamara Danz wird er sich nicht ansehen. Der soll schlecht sein.

Doch zunächst flimmert Dean Reed über die Leinwand. Rock'n'Roll, in der Hand die Gitarre, auf den Bänken FDJler. Reed ist Friedenskämpfer. Wenig später reitet er im Wilden Westen, und gleich darauf hält er eine Kalaschnikow im Arm. Er gehörte zu denen, die dachten, mit Terrorismus würde man etwas erreichen und das sei sogar mit dem Gedanken des Sozialismus vereinbar, erzählt seine erste Frau Wiebke Reed. Seine zweite Frau Renate Blume-Reed erzählt nichts. Aber wo auch immer der Regisseur die langjährige Geliebte des Sängers und Schauspielers ausfindig gemacht hat, Hut ab! Sie weiß wohl am ehesten, wie hin- und hergerissen Reed sich fühlte zwischen seiner Amerikanerseele und der sinkenden Hoffnung, die DDR müsste den Traum vom wahren Sozialismus leben, nicht bloß träumen. Er ertrank in einem Berliner See nach einem Streit mit seiner Frau. Seinen Ruhm hatte er beim DDR-Publikum schon eingebüßt, da verstand er längst die Welt nicht mehr. Im Auto soll ein 10-seitiger Abschiedsbrief gelegen haben, den die STASI in Beschlag nahm. Er ist nie wieder aufgetaucht. Sein Tod bleibt ein Rätsel. Gute Recherche. Leopold Grün wird man sich merken müssen.

Dean Reed ist einem näher gekommen. Ganz nah hatte eine Zuschauerin mit ihm zu tun. Es war ein paar Wochen, bevor er starb. Er sah sich in Babelsberg alle seine Filme an, Tag für Tag. Und jede Stunde telefonierte er mit seiner Frau Renate Blume-Reed, sagte "Ich liebe dich" und legte auf. Die Frau, die das hörte, wollte es ihm gleich tun und rief ihren Mann an, um ihm ebenfalls eine Liebeserklärung per Telefon zu machen. Doch der erwiderte: "Biste verrückt geworden?" Heute kann sie darüber lachen.

Tamara

Der Titel stimmt nicht. So viel steht fest. Und alles Unken hatte seine Berechtigung. Das ist kein Film über Tamara Danz, der auch nur annähernd etwas von ihr als Künstlerin aufflackern lässt. Jedenfalls nicht, was man von einer Dokumentation erwartet, die "Tamara" heißt. Sie gilt schließlich als die ostdeutsche Janis Joplin, sie hat DDR-Rockgeschichte geschrieben. Uwe (Haßbecker) und Ritchie (Barton) - die zwei Männer aus ihrer Band sind auch die Männer in ihrem Leben von Silly. Sie stehen zu sehr im Mittelpunkt, selbst wenn ihre Geschichte interessiert und ihre Gefühle mit Tamara zu tun haben. Ja, wie sie aus dem nichttauglichen Haarfestiger und Trockenshampoo eine Mischung zaubert, die einmalige Frisuren schafft, ist eine nette Anekdote, reicht aber nicht, um dem Zuschauer einen Eindruck von Tamara Danz zu vermitteln. Ebenso wenig die Nahaufnahmen der Sängerin und Videoaufzeichnungen der Konzerte.

In der Seelower Straße wohnte sie. Hier kam Ritchie dem turtelnden Paar auf die Spur. Danach findet er sich irgendwann mit der neuen Situation ab. Am Ende geht alles sehr schnell. Sie verliert den Kampf gegen den Krebs. - Der Aufbau der Dokumentation wirkt zerfahren, um nicht zu sagen: unglücklich. Wenigstens wissen wir jetzt, warum Silly gerade mit Anna Loos auf Tour geht, obwohl zu Silly doch eigentlich nur Tamara Danz gehören kann. Sie hat es sich gewünscht. Sie hat gesagt: "Jungs, ihr müsst mit Silly weitermachen."

Wohlbemerkt: Der Name des Regisseurs ist vielen bekannt (Peter Kahane), doch da sieht man es wieder: Ein namhafter Regisseur muss nicht für einen guten Film stehen. Aus dem Material ließe sich mit einem anderen Aufbau allerdings noch eine wirklich gute Dokumentation machen. Vielleicht sollte das Leopold Grün übernehmen.

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Letzte Änderung: 2007-02-13