Leipziger Volkszeitung 31.07.2007

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Dean Reed - Der bekannte Unbekannte

Filmcrew des "Roten Elvis" stellt sich nach Preview in Leipzig den Zuschauerfragen

Sie kommen spät - wie es sich für Ehrengäste des Abends fast schon gehört. Das Team des "Roten Elvis" betritt am Montag kurz vor 20 Uhr den kleinen Kinosaal der nato in Leipzig. Fast überrascht sehen sie sich um. Regisseur Leopold Grün verschränkt zufrieden die Arme. Der Saal ist voller Menschen - und es kommen stetig mehr. Ratlos blicken sie in die dicht besetzten Reihen. Für die Letzten muss es ein Stuhl im Durchgang tun.

Der Film schließt still - mit einem Foto des toten Reed. Es weicht erst mit dem letzten Titel des Abspanns - in spontanen Applaus für das Team um Grün: Dirk Uhlig (Montage), Olivier Fröhlich und Jan Weber (Musik). Moderatorin Carolin Ziemann und das Filmteam betreten die Bühne - eine kleine Erhöhung vor der Leinwand. Die ersten Fragen stellt Ziemann selbst. Dann melden sich die ersten Zuschauer zu Wort, allerdings kaum kritisch hinsichtlich des Films. Es sind eher Fragen zu Dean Reed selbst, die bleiben, weil sie der Film bewusst offen lässt. Eben keine chronologische Biographie, sondern ein Stück Zeitgeschichte, erklärt Grün. "Es ging uns hauptsächlich um politische Prozesse und persönliche Tragik der Geschichte. Der Schlüsselpunkt für mich ist der Perspektivwechsel für den Dean Reed steht. Tausende von Dokumentationen erzählen von Menschen, die in den Westen wollten, aber wir kennen wenige, die den umgekehrten Weg gewählt haben".

"Der Rote Elvis" gibt dem Namen eine Geschichte, eine Persönlichkeit. Er erzählt von dem Menschen Reed, nicht von dem Sänger, das betont Leopold Grün. Der bekannte unbekannte DDR-Amerikaner in Erinnerungen derer, die ihn vielleicht besser kannten, als er sich selbst: Isabelle Allende Bussi, Armin Mueller-Stahl, Wiebke Reed - um nur einige zu nennen - und allen voran Maren Zeidler, die unbequem aber ehrlich von ihrer Zeit mit ihm erzählt.

Ein fader Beigeschmack für "Groupies" von damals, von denen an diesem Montagabend einige im Saal sind. "Mir hat der politische Aspekt sehr gefallen, der im Film zum Tragen kam", merkte eine ältere Frau im Publikum an - das Gute immer vorweg. Und dann holt sie aus, als ob sie sich nahtlos in die, die ihn kannten - oder zu kennen schienen einreihen könnte. Nicht gefallen habe ihr "diese Frau Zeidler, die dauernd dazwischen geredet" habe. Störfaktor Zeidler? Nichts Neues für den Regisseur: "Das ist ja genau die Aufgabe so einer Figur und auch das Spannende. Weil sie Dean Reed von einer anderen Seite kannte. Deshalb ist sie im Film, auch wenn sie unbequem ist."

Unbequem - dieses Wort trifft den Tenor, den die meisten Zuschauer an dem Abend wohl eher in Dean Reed selbst gefunden haben. "War der Mann wirklich so flach?", will ein Mann Mitte 20 von Leopold Grün wissen. Es sind Fragen, die auch 20 Jahre nach seinem Tod bleiben. Der Film fordert geradezu auf, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen und verleiht dem DDR-Vorzeigeamerikaner gleichzeitig Nuancen, die sein - zumindest öffentliches - Dasein zu Lebzeiten kaum prägten.

Christiane Lösch

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Letzte Änderung: 2007-08-14