Die Rheinpfalz 21.02.2007

zurück/back

Roter Rock und Sozialisten-Pop

Filme im Berlinale-Panorama

Von unserer Mitarbeiterin Doris M. Trauth-Marx

"Silly" ließ es krachen. Ab 1980 mischte die Rockband lautstark und mit unangepasstem Liedgut die DDR auf. Sie war unbequem, querständig, jung und wild. Und Tamara Danz war ihre Frontfrau, eine Sängerin, sie sich mit jedem Song zu verausgaben schien, ein widerspenstiges Bündel Temperament. "Alles wird besser, aber nichts wird gut", sang sie 1989 und engagierte sich politisch, was in ihrem Fall auch bedeutete, dass die Band nach der Wiedervereinigung auf ihrer Ost-Identität beharrte.

Der kritisch-melancholischen Liedermacherin mit der entfesselnden Stimme, die 1996 mit nur 43 Jahren einem Krebsleiden erlag, hat Regisseur Peter Kahane seinen Film "Tamara" gewidmet, der zusammen mit weiteren Musikerporträts in der "Dokumente"-Abteilung des Berlinale-Panoramas zu sehen war. Hier kommen ausführlich Band-Mitglieder, Freunde und der Ehemann der Ausnahme-Musikerin zu Wort. Aber ihre Statements, auch schon mal Tränen-umflort, verstellen eher die Sicht auf die Hauptfigur: das offen dargebotene (Innen-)Leben der Männer scheint wichtiger zu sein als Werdegang und Psyche ihrer Partnerin, um die es doch eigentlich gehen sollte. So bleiben in diesem Film von Tamara Danz nicht viel mehr als Gesicht und Stimme - doch die prägen sich nachdrücklich ein.

Weitaus tiefer schürft da Leopold Grün, der in seiner 90-minütigen Dokumentation "Der rote Elvis" dem Leben eines Mannes nachspürt, der, obwohl Amerikaner, in der DDR ein Star war, in Westdeutschland aber weitgehend unbekannt geblieben ist: Dean Reed. Der gut aussehende Typ mit der Gitarre und der Elvise-Pose, der weit besser ritt als er sang und als Western-Darsteller eine gute Figur machte, begegnete während einer Tournee im Chile der Vor-Allende-Zeit erstmals bitterster Armut und politischer Unterdrückung - und vom Sozialismus versprach er sich einen Weg aus der Misere. Fortan sang er revolutionäres Liedgut, suchte und fand in der DDR eine neue Heimat und ließ sich im Libanon mit Maschinengewehr statt Gitarre ablichten. In der Grauzone zwischen Showbiz und naiven Idealismus fand er seine Bewunderer vorwiegend im Ostblock, lebte privilegiert in der DDR-Provinz, blieb aber, die Vorzüge der Mauer preisend, US-Bürger mit voller Reisefreiheit.

Egon Krenz, der in dem mit Dokumentarmaterial gespickten Porträt ebenso zu Wort kommt wie die Allende-Tochter Isabel, ein kritischer DJ aus Reeds Heimatstadt Denver, ein chilenischer Bergarbeiter oder auch der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, weist genüsslich darauf hin, dass die DDR-Führung dem Polit-Schüler schon gelegentlich sagen musste, wo es langgehen sollte, aber alles in allem genoss der bekennende Sozialist Reed - zweimal deutsch verheiratet und Vater eines Kindes - so etwas wie Narrenfreiheit im real existierenden Sozialismus. Als sein Ruhm zu verblassen begann, kam er auf ungeklärte Weise ums Leben - in einem See bei Ost-Berlin fand man seine Leiche.

We would formally like to point out that the articles, reports and contributions are presented independently of their truth content. They do not reflect the opinions of the Dean Reed Website team (see detailed declaration).

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir alle Artikel unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt präsentieren. Sie spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Dean-Reed-Websiteteams wider (siehe auch die einleitende Erklärung).

Recalcamos expresamente que presentamos los artículos independientemente de su veracidad. No en todos los casos reflejan la opinión del equipo de esta página WEB (léanse las líneas aclaratorias principales).

zurück/back

www.DeanReed.de
Fehler, Hinweise etc. bitte an Webmaster@DeanReed.de
Letzte Änderung: 2007-04-10