Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean |
||
Lexikon der prominenten SelbstmörderLEXIKON Imprint Verlag, 2000. ISBN: 3-89602-265-2
DEAN REED
|
||
Der ständige NotausgangÜber den SelbstmordWas trieb Jürgen W. Möllemann an, am Ende seiner Tage? Der mutmaßliche Freitod des Politikers verweist darauf, dass der Lebenstrieb der Menschen, dieses seltsame Räderwerk, viel komplizierter ist als angenommen. Wenn Prominente Hand an sich legen, rückt der "stets vorhandene Notausgang" (Tucholsky) ins Licht - meist, um das Leben der betreffenden Persönlichkeit zu der traurigen Erzählung werden zu lassen, zu der sie erst im Rückblick gerinnt. "Das Lexikon der prominenten Selbstmörder" (Schwarzkopf & Schwarzkopf) zeichnet über 300 Lebensläufe, die mit Selbstmord endeten unter anderen von Kleopatra, Adalbert Stifter, Riunosuke Akutagawa, Isokrates, die deutsche Sängerin Renate Kern, Dean Reed, Rudolf Diesel und Vincent van Gogh. So heterogen die Schar auch sein mag: Ruhm ist ihr Amalgam. Zwar enthebt die alphabetische Ordnung die Autoren des Selbstmord-Lexikons von der Pflicht, Verbindungslinien zu ziehen, was den Stimulus der Selbstmörder angeht. Jedoch, die hier vertretenen Kurzbiografien lassen Folgerungen zu. Zum einen beängstigt die Geschwindigkeit, mit der sich Weggefährten und Freunde von Prominenten trennen, tritt erst einmal ein Unglück ein - der verwirrende Fall Barschel etwa zeigt das genau. Gerade Prominente halten oft heruntergekühlten Atmosphären, dem bitteren Druck des Lebens nicht stand. Einige empfinden auch große Scham. Ein Geheimnis, von außen betrachtet eine Winzigkeit oder gar ein Abenteuer, macht es vielen unmöglich, ihr Leben weiter zu ertragen. Chet Baker schämte sich für seine Drogensucht, die ihn posthum zur Legende werden ließ. Der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim, im Alter ein hellwacher Geist, hasste es, auf Hilfe von Pflegepersonal angewiesen zu sein. Vor allem beim politischen Personal, bei Petra Kelly und Gert Bastian, etwa, drängt sich der Eindruck auf, es fehle ein wichtiges Detail: Oft will sich kein rechtes Bild ergeben, selten ist der Grund für die Selbsttötung offenkundig wie bei Admiral Jeremy Michael Boorda, der sich 1996 vor einem Pressetermin mit der Pistole seines Schwieersohnes in die Brust schoss. Der ranghöchste amerikanische Marineoffizier hatte sich unrechtmäßig zwei Tapferkeitsmedaillen ans Revers geheftet und war daraufhin zum Gespött der Öffentlichkeit geworden. Über den Protagonisten des Films "Ist das Leben nicht schön" von Frank Capra steht nichts im Lexikon. In dem mit James Steward besetzten Film wird ein verzweifelter Mann von seinem Schutzengel gerettet. Der führt ihn durch sein Leben, zeigt, wie arm die Welt ohne ihn gewesen wäre. Man kann nur wünschen, dieser Engel hätte sich Jürgen W. Möllemann angenommen wie den 300 berühmten und den ungezählten nicht prominenten Selbstmördern dieser Welt. Ingo Romeo Mocek welt.de, 15. Juni 2003 |
||
www.DeanReed.de
|