Tagesspiegel/Potsdamer Neueste Nachrichten 27.07.2004

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"Sei nicht böse, es gibt keinen anderen Weg"

Wie der Abschiedsbrief des in die DDR gegangenen US-Sängers Dean Reed in die Öffentlichkeit kam - und was seine Frauen heute tun

"Im Grunde ist das alles ein Ehe- und Eifersuchtsdrama", sagt uns der Mann, der da irgendwo auf Usedom am Telefon sitzt und sich wundert, welche Wellen der Abschiedsbrief eines Mannes schlägt, der sich vor 18 Jahren im Zeuthener See das Leben nahm, nachdem er sich vorher schon die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Es geht um Dean Reed, jenen amerikanischen Sänger und Schauspieler, der 1972 in die DDR kam und zur Verblüffung vieler Leute blieb - die Liebe hatte ihn gepackt, aber das war es wohl nicht allein. "Er verkörperte eine Mischung aus Abenteurertum und revolutionärer Romantik, er war Friedenskämpfer und sozialer Rebell und besaß ein ausgeprägtes Showtalent, großen Gerechtigkeitssinn und war hilfsbereit ohne Ende", schreibt Eberhard Fensch über seinen Freund Dean. Fensch, der Mann am Telefon in seiner Wahlheimat Usedom, war einst im SED-Zentralkomitee für Radio und Fernsehen zuständig. In seinem Buch "So und nur noch besser" beschreibt er, "wie Honecker das Fernsehen wollte", und da lesen wir ein aufschlussreiches Kapitel über den Sonnyboy aus USA, der in der DDR den Frauen die Köpfe verdrehte, irgendwie etwas von der Ausstrahlung des jungen Kennedy besaß und ein bisschen Glanz der großen weiten Welt ins dröge Einerlei des Alltags brachte - mit seinen Liedern, aber auch als Hauptdarsteller in mehreren Filmen. Freund Fensch bemerkt beim Star nach dem Verriss der Western-Parodie "Sing, Cowboy, sing" eine große Verbitterung: "Er fühlte sich ungerecht behandelt und wollte nie wieder einen Film drehen". Reed steckt in einer Midlife-Krise, er sehnt sich nach dem Himmel von Kalifornien - schließlich schreibt er am 12.6.1986 einen 15 Seiten langen Abschiedsbrief an seinen "Freund und Genossen Eberhard Fensch", den die Polizei in Reeds Auto entdeckt. Der Schauspieler nimmt starke Beruhigungsmittel ("Radedorm") und geht im Zeuthener See in den Tod.

Die Kriminalisten zweifeln zunächst am Selbstmord. Reed ist ein guter Schwimmer. Deshalb, so Fensch, entscheidet Erich Honecker, dass es in der ersten Meldung heisst, Reed sei bei einem Unfall ums Leben gekommen. Erst nach der Untersuchung durch den Papst der DDR-Gerichtsmedizin, Otto Prokop, ist von Selbstmord die Rede. Als Honecker den Abschiedsbrief gelesen hat, bestimmt er, dass das Papier für immer bei den Akten bleibt, "niemand soll davon erfahren, auch nicht Deans Frau, um ihr die Enttäuschung zu ersparen".

Aber schon 1990 veröffentlicht "Das Blatt", eine von jenen Nach-Wende-Publikationen, die ebenso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren, den Brief. Der eigentliche Empfänger Eberhard Fensch sagt uns heute, dass das Schreiben aus dem Panzerschrank des Innenministeriums heraus verkauft wurde: "Ich denke, es gibt mindestens zehn Leute, die eine Ablichtung haben - es ist im Grunde eine Sauerei". Jetzt druckte, wie berichtet, "Bild" das Dokument, das der Zeitung "als Kopie zugespielt wurde", und bezeichnet als Sensation, was seit 18 Jahren bekannt war - Reeds Selbstmord. Der Brief ist ein Aufschrei. Und offenbart eine große Ehe-Tragödie: Dean Reed war in der DDR geblieben, weil er sich in eine hübsche junge Frau namens Wiebke verliebt hatte. 1973 heirateten sie, bekamen drei Jahre später eine Tochter. Aber dann lernte der vom Teenager bis zur First Lady Margot Honecker umschwärmte Ami die Schauspielerin Renate Blume kennen. Seit das Mädchen mit den geheimnisvollen Augen und dem sinnlichen Mund 1964 mithalf, Christa Wolfs Buch "Der geteilte Himmel" zum Kinoerfolg zu machen, war die Schauspielerin ein Star in Film und Fernsehen. Sie ist fünf Jahre mit dem Erfolgsregisseur Frank Beyer ("Spur der Steine", "Jakob der Lügner") verheiratet, lebt dann zwei Jahre mit Gojko Mitic, dem sportlichen Helden zahlreicher DDR-Indianer-Filme zusammen - und heiratet schließlich 1981, ganz in weiße Plauener Spitze gehüllt, Dean Reed. Fünf Jahre später schreibt der in seinem letzten Brief: "Ich habe sie gebeten, mich in Ruhe zu lassen, aber sie hat immer weiter angeschrien, dass ich war nur ein schlechter amerikanischer showman. Sie quält mich und foltert mich seit Jahren, weil sie ist krank. Eifersüchtig auf alle die Leute, die ich liebe oder die mich lieben. Aber besonders meine ehemalige Frau Wiebke und meine Tochter... Sie und Wiebke sollen meine Feinde sein. ich weigere mich jemand zu hassen, die ich einmal als Ehefrau gehabt habe. Ich liebe Renate. Trotz ihrer Krankheit, aber ich kann keinen Weg finden aus von meinen Problem... Sei nicht böse. Es gibt keinen anderen Weg. Ich wollte bis der Tod uns scheidet mit Renate leben - aber sie hat mich umgebracht - Tag für Tag - und heute mir zu sagen, dass ich zu feige bin, mich umzubringen. Weil sie wird weiter so machen ... Meine Grüße auch an Erich - Ich bin nicht mit alles einverstanden, aber Sozialismus ist noch nicht erwachsen. Es ist die einzigste Lösung für die Hauptprobleme für die Menschheit der Welt."

Renate Blume sagt dazu, dies sei eine persönliche Tragödie für sie - mehr erfährt vielleicht Dean Reeds Landsmann Tom Hanks, der das Leben, Suchen und Sterben des edlen DDR-Cowboys verfilmt und dafür Renate Blume verpflichtet hat. Ein politischer Gefühls-Krimi. Renate Blume steht gerade auf der Bühne des Berliner Kriminaltheaters - "Mord für Mord" heißt das Stück, in dem sich Frauen an Männern rächen. Und Wiebke Reed, Chefin einer erfolgreichen Schauspieler-Agentur, tritt in einem Dokumentarfilm über ihren früheren Mann auf. Stolz sagt sie: "Vieles, was ich bin, hab ich von ihm gelernt - ehrlich, wahrhaftig und stark zu sein."

Von Lothar Heinke

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