Superillu 09/2007, 22.02.2007 |
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"Dean hat sich benutzen lassen"MYTHOS DEAN REED · Eine neue Dokumentation über ihn kommt im August in unsere Kinos. SUPERillu sprach mit dem RegisseurHerr Grün, Ihr Dean-Reed-Film trägt denselben Titel wie das Buch von Stefan Ernsting "Der rote Elvis"... Die Anregung kommt von ihm. Er ist aus dem Westen Deutschlands und wollte von mir als Ostdeutschem wissen, was ich wiederum von Dean Reed weiß. Er stieß bei mir zunächst auf eine gewisse Skepsis. Ich hatte nur noch blasse Bilder aus dem "Kessel Buntes" vor Augen, und die Vorurteile aus den 80ern kamen mir wieder ins Bewusstsein. Die wurden dann im Lauf der Recherche widerlegt, in die Stefan und ich gemeinsam gestartet sind. Sein Talent ist das Schreiben, und meins liegt beim Film. Daher haben wir uns getrennt und auch verschiedene Ansätze gewählt. Das Buch ordnet Dean Reed als popkulturelles Phänomen ein, während ich im Film durch die Erzählungen der Menschen, die ihn gekannt haben, näher an seine Persönlichkeit herankommen konnte. Wie groß war denn die Bereitschaft, mit Ihnen zu reden? Einige haben abgesagt. Bei denen, die jetzt im Film zu sehen sind, stieß ich offene Türen ein. Je näher man sich dabei kam, desto persönlicher wurden die Erinnerungen und umso besser konnten sie reflektieren. Seine Ex-Frau Wiebke ist zum Beispiel ein sehr offener Mensch. Es war toll, wie schnell sie alles erklärt hat. Das machte mich skeptisch. Ich suchte nach authentischen Aussagen, die erst ein zweites, fünfstündiges Gespräch herausbrachten. Seine langjährige Geliebte ist auf den ersten Blick ganz anders. Ich musste erst durch eine dicke Schicht dringen. Sie kann jetzt auch lachen über diese Zeit, aber man merkt, wie sehr ihr diese Ereignisse auf der Seele sitzen. "Renate Blume hat alles abgeblockt"Und Renate Blume-Reed? Ich habe mehrmals brieflich und telefonisch versucht, sie ins Boot zu holen. Manchmal schien ich fast am Ziel zu sein, doch dann hat sie mit Hinweis auf ihren Vertrag mit Tom Hanks, dem sie die Exklusivrechte an der Verfilmung der Geschichte verkauft hat, abgeblockt. Ich denke, das ist für sie ein Schutzmantel, um nicht ständig bedrängt zu werden. Ich habe sie eingeladen, sich den Rohschnitt anzusehen. Aber sie hat sich nicht gemeldet. Neu waren für mich die Erzählungen von Armin Mueller-Stahl zum Verhalten von Dean Reed während der Biermann-Ausbürgerung 1976. Ich wusste von den Kontakten nur vom Hörensagen. In diesem Fall hatte ich Glück. Nachdem briefliche Kontaktversuche zu Armin Mueller-Stahl im Sande verlaufen waren, rief ich ihn zufällig an seinem Geburtstag an. Wir kamen schnell ins Plaudern. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das Schicksal von Dean Reed bewegt und dass er auch fasziniert ist von dessen Lebensweg. Der ja eng mit der damaligen Politik verbunden war. Als Zeuge für Reeds Instrumentalisierung haben Sie Egon Krenz gewählt? Krenz war zunächst skeptisch. Weil er zu oft von den Medien vorgeführt wurde, die nur eine kurze Sequenz von langen Gedankengängen nach ihrem Gutdünken verwenden, um ihn als Ewiggestrigen zu charakterisieren. Er ist aber so ehrlich, offen zu bestätigen, was wir alle wissen: Die Regierung der DDR hat Dean Reed geführt und benutzt. Er formuliert es so, dass es ein gegenseitiges Geben und Nehmen war. Was schließlich mit zur Krise in Dean Reeds Leben führte... Er hat verstanden, in welcher Sackgasse er steckt. Was zu erheblichen Zweifel geführt hat. Auf Grund seines politischen Engagements konnte er nicht zurück in seine Heimat. Den Sozialismus in der DDR, in dem er so privilegiert lebte, konnte er so nicht akzeptieren. Er hat zum Beispiel in den 70er Jahren erklärt, dass Reisebeschränkungen nicht so schwerwiegend seien, wenn die Grundbedürfnisse Ernährung und Kleidung befriedigt sind. Als er, der immer reisen konnte, dann mit dem Schicksal von Menschen konfrontiert wurde, die für den Wunsch, nach Hamburg zu reisen, im Gefängnis landeten, fühlte er sich hilflos und zerrissen. In einem kurzen Ausschnitt aus einer Talkshow von 1984 wehrt er sich auch auf seine Reduzierung auf den Friedenskämpfer und Rockstar. Diese Rolle verbraucht sich, aber die Regierung der DDR wollte ihn weiter da reinpressen. "Er war seinen Fans eng verbunden"Welches Bild nehmen Sie jetzt von Dean Reed mit? Ich konnte hinter die Fassade gucken und die weiche Schicht freilegen. Er war ein ehrlicher, wahrhaftiger und authentischer Mensch, dessen politisches Engagement aus dem Herzen kam. Der so naiv war, sich ausnutzen zu lassen, auch weil er sehr versessen auf Anerkennung und Bestätigung war. Und er muss ein sehr herzlicher und offener Mensch gewesen sein, der mit seinen Fans eng verbunden war. An Spekulationen über die Ursachen seines Todes beteiligen Sie sich nicht? Innerhalb der Recherche sind mir all die Gerüchte über Beteiligungen von Stasi, KGB oder CIA begegnet. Im Rahmen der Recherche musste ich mich damit auseinandersetzen und habe den Vermutungen nachgespürt. Der Film will diese nicht mit weiteren Spekulationen bedienen. Wenn ich ihn auf diese Frage zugespitzt hätte, wäre er völlig anders geworden. So kann sich jeder von ihm überraschen lassen... Interview: Katarina Dockhorn |
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www.DeanReed.de
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