melodie & rhythmus 4/2008 |
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DVD: Dean Reed als Roter ElvisVom amerikanischen Sänger zum Superstar des OstensMit diesem Mann konnte man "Staat machen" in der DDR. Er hatte einen hohen Unterhaltungswert und füllte die Säle, wenn er auftrat. Und, vor allem: Er kritisierte im Rampenlicht stehend offen und mit erhobener Faust die amerikanische Politik. An Dean Reed konnte man sich reiben, er animierte zum Mitdenken und Positionen beziehen - und er sah zudem verdammt gut aus. Nicht zuletzt wegen seines mysteriösen Abtretens von der Bühne des Lebens 1986 ranken sich nach wie vor Geschichten um ihn - mitunter nicht ganz frei von naivem Idealismus. Die brandneue DVD "Der Rote Elvis" räumt ohne Wichtigtuerei mit Klischees auf. Der Dokumentarfilm kommt ohne sich in einer bestimmten Richtung zu verlieren aus, dafür sorgen die Statements vieler Wegbegleiter Reeds mit völlig unterschiedlichen Beziehungen zu dessen Person. Da versteht z.B. Armin Mueller-Stahl bis heute nicht, warum Reed sich ausgerechnet die DDR ausgesucht hat, wo er doch in Amerika hätte ein ganz Großer werden können. Regisseur Celino Bleiweiß kennt Reed als einen, der lebenshungrig war und gleichzeitig Angst vorm Leben hatte. Wiebke Reed, Deans zweite Ehefrau, weiß aber auch um die Facette des in der Ehe keineswegs so sozialen Menschen, wie ihn die Öffentlichkeit wahrgenommen hat. Dean Reeds Präsenz ist greifbar, nicht nur in den unzähligen Einspielern aus Shows, Filmen, privaten Aufnahmen. Zum Politthriller wird der Film durch das soziale Gewissen Dean Reeds und die Art und Weise seines Umganges damit. So wusch er am 31. August 1970 in Santiago de Chile unter großer Anteilnahme des unterdrückten Volkes die Flagge der Vereinigten Staaten vom Blut und den Tränen derer frei, die in Vietnam, Südamerika, Afrika und Asien unter amerikanischer Einmischung, unter Krieg und Bombardement zu leiden hatten. 1973 hatte Reed beim Militärputsch in Chile erleben müssen, wie enge Freunde umgebracht wurden - vom Pazifisten wurde er fortan zum Friedenskämpfer in Uniform und mit der Waffe. Für ihn schloss das eine das andere nicht mehr aus, zu verhasst war ihm diese Politik geworden, die Minderheiten alle Privilegien gewährt und ein ganzes Volk leiden lässt. Ein absolut glaubwürdiges Werk über eine Ikone des Pops und der Revolution. Tom Hanks muss sich beim geplanten Kinospektakel warm anziehen, will er diese Spannung toppen.
Text: Karin Paul
Leopold Grün
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www.DeanReed.de
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