Märkische Oderzeitung 10.10.2007

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Ein "Elvis zum Anfassen"

Von Luise Nöllemeyer

Bernau Er war einer von vielen Rock'n'Roll-Sängern der 60er Jahre, wurde zum Teenidol in ganz Lateinamerika - und wählte dann ein Leben in der DDR, um gegen die Ungerechtigkeit und für den Frieden zu kämpfen: Dean Reed. Vom Sänger, Schauspieler, Friedenskämpfer und Aushängeschild der DDR berichtet der Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" von Leopold Grün. Der Regisseur war jetzt zu einer Diskussionsrunde mit Kinobesuchern nach Bernau gekommen.

Der Film war bereits auf der Berlinale dieses Jahres hoch gelobt worden, und auch bei der Premiere im August war die Resonanz gut. Besonders in den ersten Wochen waren die Kinos ausverkauft, berichtet Grün in der Gesprächsrunde nach der Vorführung stolz. Das zeigt, wie aktuell viele der damaligen Probleme noch sind: Palästina, Südamerika, das Wettrüsten.

"Der Rote Elvis" erzählt das Leben Reeds vom Umzug in die DDR bis zu seinem Selbstmord 1986 hauptsächlich durch die Berichte seiner Freunde: Künstlerkollegen, chilenische Produzenten, seine Frauen und seine bisher unbekannten Geliebten. Der Film zeigt auch die Widersprüchlichkeit des Sängers: Er war Pazifist - und zeigte sich mit der Kalaschnikow im Libanon; er kritisierte den "amerikanischen Imperialismus" - und blieb doch im Herzen immer Amerikaner. Fans waren fasziniert von seinem freundlichen Auftreten - seine Frauen kannten ihn als egozentrische und anstrengende Persönlichkeit.

Der große Freiheitskämpfer erkannte erst spät die Zustände in der DDR, und wie sehr er von der staatlichen Propaganda benutzt wurde. An dieser Erkenntnis und am fehlenden Erfolg in den 80er Jahren ging Dean Reed zugrunde. Zwanzig Jahre nach seinem Tod zeigt "Der Rote Elvis" eine differenzierte Sicht auf den idealistischen Kämpfer, und lässt dem Zuschauer Raum für einen eigenen Blick auf den umstrittenen Künstler.

"Der Rote Elvis" läuft täglich um 18.45 Uhr im Filmpalast Bernau. Als Literatur empfiehlt sich das unabhängig entstandene Buch "Der rote Elvis" von Stefan Ernsting bei Kiepenheuer.

Mittwoch, 10. Oktober 2007 (07:25)

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