Märkische Allgemeine 14.02.2007

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Leben zwischen Glamour und Depression

Der Dokumentarfilm "Der rote Elvis" über den Sänger Dean Reed läuft heute auf der Berlinale

ANGELIKA MIHAN

BERLIN Er war so smart, so sexy und er roch immer gut. Dean Reed konnte singen, tanzen, reiten, perfekt Schreibmaschine schreiben, er konnte sein Publikum begeistern und reihenweise Frauen betören. Der Dokumentarfilm "Der rote Elvis" über den Aufstieg und Fall des US-amerikanischen Sängers und Schauspielers entwirft das Mosaik eines Lebens zwischen Erfolg und Tragik, politischem Engagement und grenzenloser Naivität. In der westlichen Welt nahm fast niemand von ihm Notiz, obwohl Dean Reed einst ein gefeierter Star in Südamerika und den sogenannten Ostblockstaaten war.

Der Film ist spannend und vor allem gerecht, denn das Leben Dean Reeds ist nicht so einfach in Schubladen zu stecken. Er berichtet nicht besserwisserisch über ihn und wirft ihm auch keine Scharlatanerie vor, wie es in der Vergangenheit nicht selten geschah. Reed spielte immerhin in 20 Filmen mit - zugegeben eher Streifen mit wenig Anspruch - produzierte 17 LPs und gab Konzerte in 32 Ländern. Er protestierte gegen die Militär-Junta in Chile, gegen den Vietnamkrieg und setzte sich "für den Weltfrieden" ein, was er gerne betonte. Er war befreundet mit Salvador Allende, Daniel Ortega und Palästinenserführer Yasser Arafat. Neben seinem Engagement gegen Ungerechtigkeit liebte er die einfache Unterhaltung, die Show. 1986 starb er unter bis heute mysteriösen Umständen. Ein Tod - er ertrank im Zeuthener See - der bis in die Gegenwart Anlass für Spekulationen gibt, obwohl Reed einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, obwohl er zunehmend unter Depressionen litt, obwohl er schon lange nicht mehr wusste, wohin er eigentlich gehörte.

Der Film hat nicht den Anspruch, eine Biografie sein zu wollen. In dem Film kommen Zeitzeugen zu Wort wie Armin Mueller-Stahl, der nie verstand, warum Reed sich im "Käfig DDR" eingerichtet hat. Reed hätte dank seiner Stimme auch in den USA Karriere machen können. Filmausschnitte, Konzerte, Dokumente und vor allem privates Filmmaterial, das noch nie gezeigt wurde (aus dem Archiv des Regisseurs Günter Reisch), geben einen Einblick in sein widersprüchliches Leben.

Der 90-minütige Dokumentarfilm konzentriert sich auf ganz bestimmt Abschnitte im Leben von Dean Reed: Seine ersten Erfolge als Sänger in Chile, verbunden mit seinem politischen Engagement für die "linke Befreiungsfront" in Südamerika und den Aktionen gegen den Vietnamkrieg.

Die Wahrnehmung seiner Karriere in seiner US-Heimat Colorado, wo er bis heute als Verräter gilt, bis hin zu seinem Leben in der DDR, wo er als Vorzeigeamerikaner mit großem Erfolg startete und durch eine Vielzahl von privaten und politischen Konflikten immer mehr in eine Sackgasse geriet, machen diesen Film von Leopold Grün, der auf der Berlinale läuft, zu einem sehenswerten Zeugnis eines bewegten Lebens.

Reed, der kurz vor seinem Tod eine Grabstätte kaufte, die seine letzte Frau, die Schauspielerin Renate Blume, pflegen sollte, hatte neben seinem Glamour, seiner Jungenhaftigkeit, seiner Oberflächlichkeit auch immer spirituelle Vorahnungen. Dass Renate Blume Unkrautex auf die Grabstätte schüttete, mag verständlich sein. Da lebte er schließlich noch. Wiebke Reed, die Frau, wegen der Reed sich einst entschloss, in der DDR zu leben, erzählt sehr persönlich von ihren Gefühlen, diesen Mann wie keinen anderen geliebt zu haben und von ihrer Verbitterung darüber, dass er letztlich mehr an seiner Karriere interessiert war als an ihr. Regisseur Celino Bleiweiß, der ihn für seine erste Filmrolle "Aus dem Leben eines Taugenichts" 1973 besetzte, sieht ihn als tragischen Helden, der "träumerisch-romantisch" nicht immer bedachte, worauf er sich politisch einließ.

Kino International, Berlin, 17 Uhr, Colosseum, morgen 15.30 Uhr.

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