Märkische Allgemeine Zeitung 13.06.1991 |
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Freundlicher Rebell aus ColoradoEine Erinnerung an Dean ReedWir waren gute Freunde, und ich werde ihn in freundschaftlich-schmerzlicher Erinnerung behalten. Er starb im Juni vor 5 Jahren. Als er vor 20 Jahren mit einem 16-mm-Film über Chiles Elend zum Dokfilmfestival nach Leipzig kam, war er in der westlichen Welt bereits bekannt. Als Rock-Sänger verwies er 10 Jahre zuvor in den amerikanischen Charts Elvis Presley und Frank Sinatra auf die Plätze. Mit der Gitarre und seinen Liedern begleitete er andererseits Pablo Neruda beim Weltfriedenskongress in Helsinki und Salvador Allende durch den Wahlkampf in Chile. Der Italo-Western-Star verliebte sich eines Tages in ein blondes Mädchen aus Sachsen. So blieb er hier. Filmregisseur Celino Bleiweiß suchte lange fär sein Eichendorff-Projekt einen "Taugenichts", fand ihn schließlich im "Taugedoch" Dean. So kam er nach Babelsberg. Ich konnte ihn für Petzolds "Kit und Co" interessieren. Von Fachkritikern gescholten, wurde der Film "Sing, Cowboy, sing" an der Kinokasse zum "Millionär" - Dean selbst entgegen allen anderen Behauptungen nicht. Sein Credo beschrieb er einmal so: "Ich glaube, dass Kunst, Sport, Wissenschaft international sind und dass alle Menschen das Recht haben müssen, etwas über die Kultur der anderen in Hinzufügung zur eigenen zu erfahren." Diese Botschaft hat er in Erinnerung an seinen ermordeten Freund Victor Jara mit dem Film "El Cantor" verwirklichen können. Donnerstag, 12. Juni 1986: Aus dem "Neuen-Ost-Atelier" kam mir in bester Laune Dean mit Frau Renate entgegen. "Pass auf Dich auf und drücke mir die Daumen. Nächste Woche geht's los!" Sein Produktionsleiter Gerrit List hörte ihn am Abend noch einmal am Telefon: "Ich sehe mir da am Wasser in meiner Nähe ein Motiv an, das kann uns viele Kosten sparen, und dann komme ich zu Dir, die letzten Maskenproben für morgen zu besprechen." Was danach geschah, könnte nur er selbst beantworten. Alles andere ist Spekulation und Legende. Renate Blume-Reed und Deans Mutter haben am Potsdamer Schlaatz vor einer nach ihm benannten Schule einen Friedensbaum gepflanzt. Der Name wird demnächst entfernt, der Baum hoffentlich Wurzeln schlagen. H. Thiel |
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www.DeanReed.de
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