Das Magazin 09/2003

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Die Ausnahme von der Regel

Ralf Schenk wundert sich über Tom Hanks & Hollywood und einen vermeintlichen Helden der DDR

Am 22. September wäre der Schauspieler und Sänger Dean Reed 65 geworden. Gelernte DDR-Bürger dürften sich gut an ihn erinnern. Und Westdeutsche werden ihn spätestens dann kennenlernen, wenn Tom Hanks seine Lebensgeschichte zu einem Hollywood-Film verarbeitet hat.

Tatsächlich ist Dean Reeds Leben fürs Kino bestens geeignet. Er war die Ausnahme von der Regel, der schillernde Exot in der grauen Menschengemeinschaft. Als er Anfang der siebziger Jahre aus den USA erst nach Leipzig und dann nach Ost-Berlin übersiedelte, galt das als unerhört. Reed, blauäugig bis zum Exzess, wurde sogleich als Politstar vereinnahmt. Er sang, durchaus ehrenwert, gegen den Krieg in Vietnam und den Putsch in Chile. Die X. Weltfestspiele der Jugend, nach Ost-Berlin geholt, gerieten auch zu seinem Triumph. Die DEFA bedachte ihn mit Hauptrollen; selbst in entfernten Gegenden der Sowjetunion kannte ihn jedes Kind. Doch als seine Art, sich zu geben, beim Publikum nur noch auf mäßige Gegenliebe stieß, beendete er sein Leben mit einem Paukenschlag: Im Juni 1986 wählte er den Zeuthener See als letzte Ruhestatt.

Das alles will Tom Hanks jetzt in "Comrade Rockstar" erzählen und so den verlorenen Sohn wenigstens postum heim nach Amerika holen. Hanks, unvergessen aus "Forrest Gump" oder "Road to Perdition", fungiert dabei freilich nur als Produzent, hat keine Ambitionen auf die Hauptrolle. Man darf also gespannt sein, wer Dean Reed verkörpern wird: Leonardo DiCaprio ist zu klein, Robert Redford zu alt. Und Tom Cruise in der DDR? Eigentlich unvorstellbar... Noch komplizierter dürfte es werden, die Rolle von Egon Krenz zu besetzen. Es sei denn, der einstige FDJ-Vorsitzende und Reed-Freund spielt sich selbst. Immerhin traf er schon zum Mittagessen mit Hanks zusammen, plauderte aus dem Nähkästchen und aß dabei Seeteufel.

Wer nicht warten will, bis "Comrade Rockstar" endlich das Licht der Leinwand erblickt, hat diesen Monat im Berliner Filmkunsthaus Babylon Gelegenheit, sich ausführlich mit Dean Reed zu befassen. Das Kino gräbt unter anderem die Eichendorff-Adaption "Aus dem Leben eines Taugenichts" aus, in dem der Barde aus Colorado in gebrochenem Deutsch "Die Gedanken sind frei" singen durfte. In "Blutsbrüder" suchte Reed dem aus Serbien stammenden DEFA-Indianer Gojko Mitic beizubringen, was ein "echter Amerikaner" ist. Und in "Sing, Cowboy, sing", einer eher jämmerlichen Parodie, trällerte er sich gemeinsam mit dem Tschechen Vaclav Neckar durch den Wilden Westen.

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