Leipzigs Neue 17 '07, 24.08.2007

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FF dabei. DER FILM- UND FERNSEH-LINK

Es war einmal...

Der Hörfunkkultur-Kanal des MDR hat eine wunderbare Idee, indem er zur Zeit seine Hörer nach dem für sie schönsten ersten Satz eines Romans fragt. Ich bin noch beim Grübeln, finde aber das von Peter Sodann favorisierte "Es war einmal..." als eine sehr schöne Variante. Obwohl, so beginnen ja Märchen meist! Na ja, das wissen Sie als Märchenleser natürlich selbst. Dieses "Es war einmal..." brachte mich jetzt auf andere "Märchen". Derzeit überkommen uns zu Hauf in Film und Fernsehen Geschichten, die durchaus mit: "Es war einmal" beginnen könnten. Eine beschäftigt sich mit Dean Reed, dem "Roten Elvis", wie ihn ein Film von Leopold Grün tituliert.

"Die DDR hielt den dauerlächelnden Selbstdarsteller für einen internationalen Superstar ..." schrieb jetzt eine Rezensentin. Man kann über solche Sätze hinweggehen, aber sie sind ärgerlich, weil sie in dieser Schlichtheit nicht stimmen. Wer ist übrigens mit "die DDR" gemeint? Also, ein Staat stellt sich nicht nach Schallplatten an. Ich weiß es aus eigenem Erleben. Amiga-Platten mit Dean Reed oder die von "Melodia" aus der UdSSR exportierte Variante gingen in den Geschäften stets ü b e r die Ladentische und lagen wochenlang in den Schaufenstern. U n t e r dem Ladentisch lag allerdings der echte Elvis – auch auf AMIGA-Rille gepresst. Und mit dem Begriff "Superstar" hat seinerzeit keiner "unseren Dean" angehimmelt.

Lesen wir's doch noch einmal nach. Beispielsweise in der Zeitschrift "Film und Fernsehen" Nr. 8/81, herausgegeben vom Verband der Film- und Fernsehschaffenden. In die Kinos kam damals der Film "Sing, Cowboy, sing". Regie, Szenarium, Hauptdarsteller, Dean Reed in persona.

Ich zitiere: "Er spielt, was er sich selbst geschrieben hat: Parodistische Einschübsel, für die er absolut nicht der Typ ist. (...) Wieviel unbedarfte Grobschlächtigkeit im Figurenaufbau, in der Konstruktion der Situationen. (...) Der Vorwurf, viele Köche verderben den Brei entfällt in diesem Fall." Soweit das Urteil über einen "Superstar der DDR" in einer renommierten Zeitschrift. Es ist wohl eher so, Dean Reed wird heute vermarktet und etikettiert, damit sich ein schwacher Film, der ab 6(!) Jahren zugelassen ist und die neugepressten CD's "Roter Elvis" verkaufen. Wer weiß heute noch, dass Reed einen wirklich sensiblen Fernsehfilm über seinen chilenischen Freund Victor Jara produzierte, dass er auf der Leipziger Dok-Filmwoche alles andere als ein "Dauerlächler" war.

Skepsis ist angesagt, wenn Jahre später Menschen und Verhältnisse typisiert und in Marketingschemata gepresst werden. Trotzdem: Es war einmal ... bleibt ein toller erster (unvollständiger) Anfang. Oder?

MICHAEL ZOCK

Leipzigs Neue 17 '07, 24.08.2007 pdf, Seite 10

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Letzte Änderung: 2009-04-03