Kölner Stadtanzeiger 03.08.2007 |
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Facetten eines sozialistischen PopstarsVon JESSICA DÜSTER Dean Reed wurde in den 70er Jahren von vielen als Defa-Star gefeiert, von manchen als talentfreie Witzfigur belächelt. "Der Rote Elvis" ist ein faszinierendes Filmporträt des Sängers.In der DDR war er der übergelaufene Vorzeigecowboy. Er wurde in den 70er Jahren von vielen als "roter Elvis" und Defa-Star gefeiert, von manchen als talentfreie Witzfigur belächelt. In seine Heimat konnte der gut aussehende Amerikaner, der ein wenig dem jungen Roger Moore ähnelte, nach Propagandareden jenseits des Eisernen Vorhangs nicht zurückkehren. In Chile sprach man über den Sänger und idealistischen Allende-Freund noch Jahre nach seinem Freitod 1986 wie über einen Gott. Dean Reed selbst reagierte in einer Talkshow allergisch auf Festschreibungen: "Ich weigere mich, nur der Friedenssänger zu sein. Der bin ich auch. Aber nicht nur." Wer war Dean Reed wirklich? Über diese Frage diskutierte der 1968 in Dresden geborene Regisseur Leopold Grün vor sechs Jahren mit dem westdeutschen Publizisten Stefan Ernsting. Ein Gespräch mit Folgen. Während Letzterer eine Biografie schrieb, machte sich Grün daran, ehemalige Weggefährten Reeds vor die Kamera zu bekommen und Archive zu durchforsten. Ergebnis der jahrelangen, gründlichen Recherche: das faszinierende filmische Porträt einer vielschichtigen Persönlichkeit, die in all ihrer Ambivalenz dargestellt wird. In einem locker chronologisch angelegten Rahmen zeichnet Grün den Weg des streitbaren Künstlers von seinem beginnenden Ruhm in Südamerika bis zum Niedergang eines von Entwurzelung und politischer Ernüchterung zerrissenen Menschen nach, ohne diesen auf ein Podest zu stellen. Zudem skizziert er, wie der Kalte Krieg an der kulturellen Front ausgetragen wurde. Aussagekräftige Ausschnitte aus Reeds Spielfilmen werden an klug ausgewählte Fernseh- und Radiodokumente sowie privates Material montiert; dazwischen erhellen äußerst gelungene Interviewsequenzen mit Prominenten sowie den Frauen in Reeds Leben das Bild. Und der großartige Soundtrack schreibt die Stücke des sozialistischen Popstars auf ebenso zeitgemäße wie berührende Weise fort. |
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ksta.de | ||||
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www.DeanReed.de
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