Junge Welt 02.08.2007 |
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Cowboy gegen den Imperialismus"Der Rote Elvis", ein Dokfilm über Dean ReedVon Ina Bösecke Der Mann wurde geliebt. Und wie! Von den Chilenen, weil er die Flagge der Vereinigten Staaten vor dem US-Konsulat in Santiago wusch, um sie vom "Schmutz des Imperialismus" zu befreien. Von den Leuten in Osteuropa, weil er Glamour in ihren realsozialistischen Alltag brachte. "You are the best looking man of the world." Mit diesem Satz lockte eine gewisse Wiebke aus der DDR den US-amerikanischen Sänger und Schauspieler Dean Reed 1972 in ihr Land, in dem er bis zu seinem Tod blieb, auch wenn er diese Frau und das gemeinsame Kind bald aus dem Haus schmiss. In Leopold Grüns Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" geht es ums Ganze. Unter anderen wirken mit: Egon Krenz, Armin Mueller-Stahl, Isabell Allende, eine Exehefrau, eine Exgeliebte und ein russischer Groupie. Dass Reed 1972 in die DDR übersiedelte, hat mit seinen Überzeugungen zu tun. Dass er zuvor in den USA berühmt war, gehört zu den Legenden, die nur in der DDR entstehen konnten. Sein größter Erfolg auf dem US-Markt war eine einwöchige Notierung auf Platz 96 der Billboard-Charts. Dafür hatten seine Platten in Südamerika die Hitparaden erobert. Zigtausende waren in den 60ern auf seinen Konzerten in Argentinien und Chile. Hier wurde Reed zum Kommunisten. Von da an sang er für Freiheit und Frieden. Nach dem Putsch gegen Salvador Allende ging er sogar an die Front. Im Film sieht man, wie er Yassir Arafat küsst, eine Art Kriegs-Syrtaki mit PLO-Anhängern tanzt. Bei den Amis war er da lange unten durch. Ein Radiomoderator regt sich im Film noch Jahre nach Reeds Tod über den "Verräter" auf. "Wie kann er sich als Kommunisten bezeichnen?" fragt er. "Ich habe ihn doch einmal in einer Limousine sitzen sehen." Zum Piepen. Wie Reed privat war? Nicht der Rede wert. Ein depressiver Macho, der durchdrehte, wenn seine Lieblingsjacke in der Reinigung war und er sie anziehen wollte. Als in den 80er Jahren sein Erfolg in der DDR zu verblassen begann und es der letzten Ehefrau dämmerte, dass nicht mehr viel los war mit ihm, ertrank er im Zeuthener See. 1991 wurden Reeds sterbliche Überreste auf Wunsch der Familie nach Boulder, Colorado überführt. Ein russischer Groupie ist extra dahin gezogen und pflegt jetzt das Grab des Friedenskämpfers. Der Rote Elvis, D 2006, Regie: Leopold Grün, 90 min, Kinostart: heute |
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www.DeanReed.de
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