Fluter.de 02.08.2007

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Der Rote Elvis

Ein Ami in der DDR

Andreas Busche | Kinostart: 2.8.2007

Der US-Amerikaner Dean Reed ist ein Unikum der Popkultur, eine heute weitgehend vergessene Cowboy- und Protestsänger-Ikone. Das hat einen einfachen Grund: Seine größten Erfolge feierte Dean in der ehemaligen DDR, in die er 1972 auch zog. Leopold Grüns Dokumentation "Der Rote Elvis" verfolgt den seltsamen Weg des "American Rebel" bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1986.

Deans Leben ist nicht nur als Biografie faszinierend, es liefert auch einige schöne Eindrücke aus dem Leben im real existierenden Sozialismus und die Zeit des Kalten Krieges. Der 1938 in Colorado geborene Dean hatte in den USA zunächst als Country- und Folk-Sänger nur mäßigen Erfolg, ganz im Gegensatz zu Südamerika, wo seine erste Single "One Summer Romance" in die Charts schoss. Auf seiner Tour durch Argentinien und Chile realisierte er erstmals das privilegierte Leben, das er eigentlich führte, und begann sich daraufhin stärker für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Dean wird zum Popstar des Sozialismus, posiert mit Waffen, schüttelt Hände mit Yassir Arafat, freundet sich mit Isabel Allende an. In der DDR angekommen, wird er als politischer Flüchtling und Revoluzzer empfangen, dem Einfluss des bösen Klassenfeindes entkommen. Dean ist ein Teenie-Star, dreht in den 1970er-Jahren für die DEFA eine Reihe von Western und ist das Vorzeige-Objekt der SED, die sich mit dem komischen Ami gerne schmückt. Aber er leidet unter Depressionen und das repressive Klima der DDR-Gesellschaft ist seinen Gemütsschwankungen nicht gerade zuträglich.

"Der Rote Elvis" zeichnet ein komplexes, auch widersprüchliches Porträt Dean Reeds, in dem öffentliche Figur und Privatperson auseinander driften. Seine zweite Frau Wiebke, wegen der er in die DDR einwanderte, bezeichnet den Gerechtigkeitskämpfer heute als Egoisten. Günter Reisch, Regisseur von Deans letzem Filmprojekt "Bloody Heart", beschreibt ihn als unsicheren Charakter, der an seinem Sunnyboy-Image hing und auch, als sich seine DDR-Karriere bereits dem Ende neigte, keine Experimente einging. Dagegen steht der Kämpfer Dean, der im amerikanischen Fernsehen öffentlich Reagans "Star Wars"-Programm kritisierte und in gefüllten Fußballstadien den Kampf für sozialen Frieden propagierte. Dean kommt in "Der Rote Elvis" als stark zerrissene Person rüber: Sein Herz hing bis zu seinem Tod an den USA, konnte sich mit der dortigen Gesellschaftsform aber nicht arrangieren. Aber auch in der DDR traf er auf Unverständnis, weil die SED ihn auf die Figur des singenden Polit-Clowns festnagelte. Sein Selbstmord ist die traurige Schlussnote unter einem Leben, das von ständigen Widersprüchen zerrissen wurde.

Andreas Busche

Der Rote Elvis, Dokumentarfilm, Deutschland 2007, Buch und Regie: Leopold Grün, mit Chucho Fernandez, Isabel Allende, Peter Boyles, Armin Mueller-Stahl, Celino Bleiweiß, Egon Krenz, Wiebke Reed, Günter Reisch, Maren Zeidler, Kinostart: 2. August 2007 bei Neue Visionen

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Letzte Änderung: 2008-06-03