BUNTE Nr. 2, 04.01.1979 |
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Reed: Spaß verdorbenAbkochenPolitische Moritatensänger wie etwa Wolf Biermann rufen den Eindruck hervor, als ob unsere jungen Leute nichts lieber hörten als Protestsongs - tatsächlich hört sogar die Jugend des Ostblocks nichts lieber als Elvis Presley und, seitdem der tot ist, einen gewissen Dean Reed aus Amerika. Der sieht aus wie jeder Nashville-Barde, und zwischen Leningrad und Bukarest werden die jungen Leute ganz hysterisch, wenn er im örtlichen Kulturpalast auftritt. Zwanzig Millionen Schallplatten werden von Dean Reed in der kommunistischen Welt verkauft - doch in den USA kennt ihn keiner. Der 40jährige aus Colorado ist vor 20 Jahren ausgeflippt, auf Wanderschaft gegangen und in Chile zum erstenmal aufgefallen, als er die amerikanische Flagge vor der US-Botschaft verbrannte. Seitdem wird er von den Kommunisten gefeiert wie Wolf Biermann von den Kapitalisten. Amerika nahm kürzlich zum erstenmal Notiz von ihm, als die gesamte Sowjetpresse in wütenden Schlagzeilen seine Freilassung forderte: Dean Reed war im finsteren Minnesota wegen unbefugen Betretens von Privatbesitz verhaftet worden. Sowjetkorrespondenten wurden in Marsch gesetzt, um über diesen Fall von grausamer Unterdrückungsjustiz zu berichten. Doch bevor sie ihren Dissidenten abkochen konnten, hatten die Hinterwäldler in Minnesota ihnen den Spaß verdorben und Dean Reed gegen Zahlung von fünf Dollar freigelassen. |
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www.DeanReed.de
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