Sächsische Zeitung 09.01.2008

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Ein Film aus heißer Luft

Von Oliver Reinhard

Weder Döbeln noch Leipzig noch Berlin: Der Drehbeginn für Tom Hanks' Dean-Reed-Film ist höchstwahrscheinlich nur ein Gerücht.

Einem dünnwandigen bunten Ballon geht wohl endgültig die Luft aus: Laut diverser Zeitungsmeldungen sollte der seit Jahren geplante Dreh für Tom Hanks' Spielfilm über den Politbarden Dean Reed am heutigen Dienstag in Berlin, Döbeln und Leipzig beginnen. Doch diese windigen Informationen, die eh nur den Charakter nebulöser Ausdünstungen der Gerüchteküche hatten, scheinen sich nun vollends als heißer Dampf zu entpuppen.

Weder in Döbeln noch in Leipzig noch in Berlin ist irgendetwas Offizielles über die angeblichen Filmaufnahmen bekannt, es liegen dort keine Anträge auf Drehgenehmigungen vor. Auch die Filmstudios in Babelsberg dementieren jegliche Zusammenarbeit mit Tom Hanks. Dieser drehe dort heute "definitiv nicht", wie eine Sprecherin sagte. Das Medienboard Berlin-Brandenburg, ohne dessen Kooperation kaum ein Film in der Region zustande kommt, weiß ebenfalls nichts Neues in Sachen Reed.

Nichts Neues vom "roten Elvis"

Als Indiz für einen möglichen Drehbeginn hatten diverse Gerüchteköche die geplante Anwesenheit von Hanks in Berlin gewertet. Der Schauspieler und Produzent wollte dort vorgestern an der Premiere von "I Am Legend" teilnehmen, dem neuen Film mit Will Smith. Doch Hanks hatte die Visite kurzfristig abgesagt und war Deutschland ferngeblieben. Es wäre auch nur eine sehr schmale Spur gewesen. Dass eine große und sehr umfangreiche Hollywood-Produktion aber völlig geheim vor sich gehen könnte, dafür gibt es bislang noch kein einziges Beispiel. Es ist ohnehin fraglich, ob das Dean-Reed-Projekt jemals realisiert wird.

Die Idee zu dem Film mit dem angeblichen Arbeitstitel "Comrade Rockstar" hatte Tom Hanks bereits 2001. Er schloss mit Reed-Witwe Renate Blume und deren Sohn Alexander Reed einen Exklusivvertrag für die Lebensgeschichte des politisch engagierten US-Sängers, der 1973 in die DDR übersiedelte, dort mehrere Filme drehte und sich 1986 das Leben nahm. Hanks wollte dabei selber in die Rolle des "roten Elvis" schlüpfen. Bislang wurde aber kein einziger Meter gedreht, von weiteren Recherchen ist ebenfalls nichts bekannt, und die Verträge mit Blume und Alexander Reed laufen in wenigen Monaten aus.

Gleichwohl endete deren Frist bereits im vergangenen Frühsommer und wurde in letzter Minute von Hanks' Produktionsfirma um ein weiteres Jahr verlängert; offenbar ist das Interesse Hollywoods noch nicht völlig erloschen. Doch dass Filme geplant und vorbereitet werden, aber nie zustande kommen, gehört zu den Alltäglichkeiten im großen Filmgeschäft. Ebenso wie das Aufblasen bunter Ballons aus heißer Luft durch die Medien.

Buchtipp: F.-B. Habel und Th. Grossman, Dean Reed - Die wahre Geschichte. Verlag Neues Leben, 320 Seiten, 19,90 Euro

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Letzte Änderung: 2008-05-09