Junge Welt 19.12.2014

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"KLK an PTX"

Nachruf auf den DEFA-Szenaristen und Schriftsteller Claus Küchenmeister

Von Frank Burkhard

In den 50er bis 80er Jahren gab es ein Dutzend besonders erfolgreicher Szenaristen der DEFA; Claus Küchenmeister und seine Frau Wera zählten dazu. Eine Schlüsselrolle im gemeinsamen Schaffen nahm der aufwendige, 1970 im 70-mm-Format gedrehte Antinazifilm "KLK an PTX – Die Rote Kapelle" ein. Claus Küchenmeister arbeitete damit ein Stück eigener Vergangenheit auf, denn sein Vater, der kommunistische Journalist Walter Küchenmeister, war Mitglied eben dieser Widerstandsgruppe, der die Gestapo den Namen "Rote Kapelle" gab. Der Vater wurde 1942 entdeckt und 1943 hingerichtet. Der zwölfjährige Sohn Claus war gefährdet, wurde aber von der Ärztin Elfriede Paul kurz vor deren Verhaftung in die Schweiz gebracht, wo er ein Internat besuchen konnte.

Das Ehepaar Küchenmeister schrieb das Drehbuch nach gründlichem Aktenstudium. Mit dem Film wurde sowohl Walter Küchenmeister als auch Elfriede Paul (gespielt von Harry Pietzsch und Karin Lesch) ein Denkmal gesetzt.

Die Aufklärung Jugendlicher über die jüngste deutsche Geschichte war für Wera und Claus Küchenmeister von zentraler Bedeutung. Immer wieder griffen sie entsprechende, möglichst spannende Stoffe auf. Ihr frühester Erfolg war Heiner Carows Jugendfilm "Sie nannten ihn Amigo" mit Ernst-Georg Schwill (1958/59), in dem ein Junge im faschistischen Berlin einem entflohenen politischen Häftling hilft. Hier übernahm Claus Küchenmeister eine kleine Rolle. Auch in Carows Film "Die Russen kommen", der 1968 nicht erscheinen durfte und erst 1987 seine Premiere erlebte, stellte der Szenarist sein darstellerisches Können unter Beweis.

Die Küchenmeisters schrieben den Thälmann-Film "Aus meiner Kindheit" (1970) und den Erich-Weinert-Film "Zwischen Nacht und Tag" (1975). Dass sie beim Buch für "Der Lude" (1984) Anleihen bei der Biographie des von den Faschisten zum Märtyrer glorifizierten Horst Wessel nahmen, war ein Tabubruch.

Erfolgreich waren die beiden auch in anderen Genres, beispielsweise dem Kinderfilm, wobei die von Wolfgang Hübner für das Fernsehen umgesetzten Bücher "Trampen nach Norden" (1977) und "Gevatter Tod" (1980) ganz unterschiedliche Ansätze hatten. In ersterem ging es um die Gegenwart, letzteres war eine mit ethischen Fragen angereicherte Grimm-Adaption. Die Ergebnisse beeindruckten auf je eigene Weise.

Mit zwei Literaturadaptionen hatte Claus Küchenmeister internationale Erfolge: "Die Abenteuer des Werner Holt" nach Dieter Noll (1964) mit Klaus-Peter Thiele und "Aus dem Leben eines Taugenichts" nach Eichendorff (1973) mit Dean Reed. Bis in die 90er Jahre schrieb er mit seiner Frau viele Bücher, vor allem für Kinder, und immer wieder stand der damals heranwachsende Sohn Daniel im Mittelpunkt der Handlung. Am 13. Dezember ist Claus Küchenmeister nun ein gutes Jahr nach seiner Frau im Alter von 84 Jahren verstorben.

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Letzte Änderung: 2014-12-22