Filmspiegel 17/1974 |
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"Alaska"-Report, Teil 1: In der Hohen TatraBericht von den Außenaufnahmen zu dem neuen Abenteuerfilm der DEFA "Kit & Co."Herbst 1896. An der vorher nur hin und wieder von Robbenfängern und Expeditionen berührten Südküste von Alaska haben sich Dampferlinien etabliert. Eine Woche reist man von San Francisco nach Juneau am Lynnkanal. Von da ist es ein Katzensprung zum Ausgangspunkt des großen Rennens: Dyea, eine Siedlung nicht einmal, mehr Umschlagplatz, wo man alles erstehen kann, was einem für das große Abenteuer notwendig erscheint. An der Reeling irgendeines Steamers muss der zwanzigjährige John Griffith London gestanden und das Panorama des jäh vom Meer aufsteigenden Hochgebirgszuges der St. Elias Alpen bewundert haben. Dem Sog des großen Goldruns auf das Klondikegebiet in Britisch-Columbia hatte auch er nicht widerstehen können, hoffend auf Reichtum und Abenteuer. Wir standen zwar nicht an der Reeling eines Dampfers auf dem Golf von Alaska, sondern saßen in der Kabine einer TU 134, wir bewunderten nicht die St. Elias Alpen, sondern das bizarre Relief der winterlichen Hohen Tatra. Eines war aber auch uns sicher: das Abenteuer eines Abenteuerfilmes. Ein Blick in den Dekorationsauszug des Drehbuches war vielversprechend, zum einen in Hinsicht auf optische Delikatessen, zum anderen aber auf unvorhergesehene Situationen wie z.B. auf Widrigkeiten des Wetters. Dyea-Tal: Unbewaldete, verschneite Hochebene, steiler vergletscherter Schneehang. Am Ufer des Gletschersees. Im Boot... war da zu lesen. Die Hohe Tatra sollte uns filmisches Äquivalent für das Alaska der Alaskaerzählungen von Jack London werden. in 1.660 m Höhe liegt der Velické Pleso - am Ende des Tales, das von der Granátová Iávka und dem riesigen Massiv mit der Gerlachspitze begrenzt wird. Das Hochplateau über dem See hatten Regisseur Konrad Petzold und Kameramann Hans Heinrich für wichtige Szenen des Films ausgewählt. Im Herbst allerdings. Da nämlich führt ein zwar beschwerlicher, aber gangbarer Weg nach oben. Im Februar war nach Neuschnee schon der Weg zum See ein Problem. Nachdem ihn die tschechischen Kollegen schneegepflügt und wir per Jeep die stellenweise 2,50 m hohen Schneemassen zu beiden Seiten der Straße passiert hatten, mussten wir uns vorerst in Geduld fassen. Jenes Plateau ist zu dieser Jahreszeit nur über einen Steilhang zu erreichen, den wir bald allzugut kennenlernen sollten. Zuerst stiegen erfahrene Bergführer auf. Mit Eispickeln hackten sie Stufen in den verharschten Schnee und spannten Sicherheitsseile. Trotzdem wurde der Aufstieg an dieser fast senkrechten Wand eine Mut- und vor allem eine Kraftprobe. Denn irgendetwas musste jeder hochschleppen, ohne Ausnahme! Da kann ein 4-kg-Akku zur Zentnerlast werden! Und jeder Fehltritt hätte unweigerlich eine alles andere als vergnügliche Rutschpartie auf dem Harschschnee bedeutet. In den Steigpausen stimmte Dean Reed, unser Hauptakteur, mit einem schweren Kamerastativ auf den Schultern, ein Lied an. Sicher ein wenig Zweckoptimismus... Wenn Kit (Dean Reed) und Shorty (Rolf Hoppe) nach Überquerung des gefürchteten Chilkootpasses am Rande dieses Gletscherhanges auftauche, haben sie das umgekehrte Problem. Wie hinunterkommen? Ins Lager am Bennetsee, dem vorletzten Etappenziel, das man schnell hinter sich bringen muss, bevor die Flüsse, die ins Klondikegebiet führen, zufrieren. Natürlich schaffen siem es. Wie, wird nicht vorweggenommen. Auf keinen Fall ahnt Kit, dass er sich bald ganz unverhofft jenem schönen, dunklen Augenpaar gegenübersehen wird, das Joy Gastell (Renate Blume) gehört. "Kit & Co." erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die sich unter außergewöhnlichen Umständen bewähren muss. Diese Umstände hatten wir immer wieder zu produzieren. Der Dunajec (Grenzfluss zwischen der ČSSR und Polen) wird im Sommer von den Einheimischen mit merkwürdigen, schmalen Booten befahren, von denen mehrere mittels Querverbindungen verbunden sind. Die Touristen bekommen vom Boot aus die schönsten Eindrücke von diesem Wildwasser, das sich seinen Lauf durch das Gebirge geschnitten hat. In Alaska waren zu "unserer Zeit" nur grob zusammengehauene Kähne zu haben, und manchem wurden die Stromschnellen von Whitehorse zum Verhängnis. Mit Geschick und Glück schafften es die Freunde Kit und Shorty, wenn wir auch für Dean und Rolf auswechselbare warme Sachen bereit hatten. Im Eifer des Spiels sind sie auch tatsächlich nur mit knapper Not dem eisigen Bad entgangen. Dirk Jungnickel, Regieassistent |
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www.DeanReed.de
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