Freie Presse 12.07.2017

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Ein Hauch von Hollywood in den Wäldern des oberen Vogtlands

Im August feiert Mühlleithen das 200-jährige Ortsjubiläum. Das kleine Dorf an der Passhöhe ist mit großen Namen verbunden. "Freie Presse" stellt in loser Folge einige davon vor. Heute: Schauspieler Dean Reed (1938-1986).

Von Thorald Meisel

Mühlleithen. Tom Hanks wird wohl doch nicht ins Vogtland kommen. 2003 hatte der Hollywood-Star mit seiner Idee, einen Film über Dean Reed drehen zu wollen, für Aufsehen gesorgt. Der "rote Elvis", wie der ab 1972 in der DDR lebende US-Amerikaner Dean Reed zeitweilig genannt wurde, hat auch im Vogtland seine Spuren hinterlassen. Aber das Filmprojekt von Hanks scheint gestorben zu sein.

In Mühlleithen, in den Finnhütten des legendären Buschhaus-Hotels, wo viele Schauspieler und Musiker aus der DDR abstiegen, hatte auch Dean Reed mit seiner damaligen Frau, der Schauspielerin Renate Blume, Urlaub gemacht. Das dürfte 1985 gewesen sein. Er war seinerzeit auch beim Skifasching am Lift dabei. Im Archiv des MDR-Fernsehens findet man Augenzeugenberichte von damaligen Kindern, die für die Eltern ein Autogrammfoto des Stars holen sollten.

Ein besonderes Autogrammfoto von Dean Reed besaß Joachim Glaß, Klingenthals 2007 verstorbener Sportchronist. Er hatte Fotos gemacht, als Dean Reed 1980 in Klingenthal auftrat, darunter eines, das Reed gemeinsam mit dem Fliegerkosmonauten Sigmund Jähn zeigte.

Glaß traf Dean Reed fünf Jahre später zufällig im Mühlleithener Gemeindeamt. Er nutzte die Chance, sprach ihn an - und ließ sich dann tags darauf seine Aufnahmen von 1980 signieren.

Dean Reed hat Spuren im Vogtland hinterlassen. Die Ski-Ausbildung über die Hochschule für Film und Fernsehen der DDR in Potsdam-Babelsberg fand damals in Klingenthal statt. Auf deren Initiative war 1969 der Lift in der Jägerstraße errichtet worden. "Sogar Gojko Mitic und Dean Reed sind hier gefahren", weiß Marco Wunderlich, der seit 2011 den Lift betreibt.

Dean Reed erkundete das obere Vogtland auch hoch zu Ross, beispielsweise 1980 in Erlbach. "Er saß anders im Sattel als die Reiter hierzulande. Die Zügel betont locker und hoch in der linken Hand, das Pferd mit Gewicht reitend und bei Wendungen in die neue Richtung werfend...", schrieb Frank Büttner in der "Freie-Presse"-Reportage "Der Mann aus Colorado zu Pferde in Erlbach - Ein Auftritt, der in keinem Programm der Musiktage stand".

Dean Reed gab 1980 während der Vogtländischen Musiktage mit dem Berlin-Sextett Konzerte in Markneukirchen, Klingenthal und Tannenbergsthal. Zwischendurch lockte es ihn in die Natur. Mit der Frage "Sag mal, habt ihr ein Pferd?" hatte er die Markneukirchener Organisatoren um Gerd Stöhr zwar überrascht, aber nicht aus der Fassung gebracht. Im Erlbacher Reitstall fand sich ein passender Vierbeiner für den Mann aus Denver/Colorado, der von sich sagte, dass er erst reiten und dann laufen konnte.

"Wie in meiner Heimat, dort sind nur etwas höhere Berge, aber der Wald und das frische Holz riechen genauso", meinte Dean Reed mit Blick auf die Kegelberge. Als er von seinem Ausritt zurückkehrte, musste er im Reitstall etliche Autogramme geben. Er holte die Gitarre, um mit den zahlreich erschienen Kindern zu singen.

Vom Vogtland aus flog Dean Reed im Mai 1980 nach Rumänien zu Dreharbeiten für seinen Film "Sing, Cowboy, sing", in dem neben der ostdeutschen Blueslegende Stefan Diestelmann auch der tschechische Sänger Václav Neckář mitwirkte, den Reed in seiner Heimat vor dem Berufsverbot bewahrt haben soll. Reed freute sich, wie Frank Büttner später oft erzählte, wie ein Kind auf die Filmarbeit: "Weißt du, was das bedeutet? Ich werde zwei Monate im Sattel sitzen."

Der Film wurde aber ein Flop. "Missglückter Versuch einer Western-Parodie", heißt es im Filmlexikon. Für Dean Reed eine sehr persönliche Enttäuschung.

Sollte Tom Hanks seine Filmidee wieder aufgreifen - die Finnhütten, in denen Dean Reed übernachtete, sind weg, und das einstige Buschhaus bietet als Ruine eher die Kulisse für einen Gruselstreifen.

www.deanreed.de

Bisher erschien in dieser Serie: Schriftsteller Erich Loest (28. Juni), der Mühlleithen mit "Urlaub mit sechzehn" literarisch ein kleines Denkmal setzte, und Skisportler Hans Leonhardt (5. Juli), der erste WM-Teilnehmer aus Mühlleithen.


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Letzte Änderung: 2017-07-12